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b) Der Konjunktiv.

Formell ist der deutsche Konjunktiv ein Optativ, wie uns die vergleichende Sprachwissenschaft gelehrt hat. Wir verdanken dieser also die Möglichkeit, die Wurzeln unserer Konjunktivverwendungen am richtigen Orte aufzusuchen, in der Willenssphäre, während Adelung an die sekundär entwickelten Funktionen anknüpfend sie in der Reflexion, der Verstandesthätigkeit suchte. In der Willenssphäre lassen sich zielbewusste Regungen scheiden von solchen, die mehr nur einer Empfindung Ausdruck geben: Jussiv und Optativ, die sich mehr graduell als prinzipiell voneinander abheben, in der Folge aber im Konjunktiv des Praesens und dem des Praeteritums eine merkwürdige formelle Unterscheidung gewonnen haben. Der Ausgangspunkt zu dieser Entwickelung liegt allerdings teilweise auf temporalem Gebiet, denn in der That regt Gegenwart und Zukunft, die im Praesens vertreten sind, die Willensthätigkeit mehr zielbestimmend an als die Vergangenheit, an die sich viel eher Empfindungen knüpfen 1). So ist es gekommen, dass der Konjunktiv Praeteriti im einfachen. Hauptsatze gar keine präteritale Bedeutung mehr hat, für

1) Hieraus erklären sich auch einige Fälle des Praet. Ind., das Grimm 42, 203. 204 in Segens- und Wunschformeln nachzuweisen sucht. Meistens freilich ist das Praeteritum dadurch bedingt, dass es eine Thatsache der Vergangenheit ist, an die sich die weitere Betrachtung knüpft; vgl.:

der wirt sprach,hêrre, wol mich wart,

daz iuwer her komendiu vart

in min hûs ist gedigen'.

Wolfram, Willehalm 135, 21.

Aber die Formel verbindet sich auch mit hypothetischen Vorstellungen; vgl Kesah tih kot trût min disses wânes, chad si, ube dû daz tara zuo folle legest, o te alumne. . felicem te hac opinione siquidem inquit hoc adjeceris, Notker, Boethius 127a; vgl. Parzival 2, 20.

alle solche Zwecke vielmehr Hilfsverba heranziehen muss; wenn er deren gelegentlich im Nebensatze entbehren kann, so ist dies nur, weil das regierende Verbum dem ganzen Zusammenhang die Zeitanschauung aufprägt.

a) Der Konjunktiv Praesentis als Jussiv.

Wenn wir die Darstellung des Konjunktivs mit der Prägung eröffnen, in der die Willensmeinung am schroffsten hervortritt, so beruht dies nicht darauf, dass wir sie für die ursprünglichste halten, sondern allein auf dem Umstande, dass sie dem eben behandelten Imperativ am nächsten steht. Denn wie wir schon oben gesehen haben, ist der Jussiv für die dritte Person das, was der Imperativ für die zweite, freilich unter Abschwächung der Energie. Das zeigt sich schon an den Jussiven des Vaterunsers, die sich durch unsere ganze Litteratur hindurch belegen lassen, und für die der griechische Text die Annäherung an den Imperativ bezeugt: veihnai namo þein. Qimai þiudinassus þeins. Vairpai vilja þeins, sve in himinam jah ana airþai, Ullas, Matth. 6, 9 f. (ἁγιασθήτω, ἐλθάτω, γενηθήτω). Dazu vgl.: fater unser ther thar bist in himile, si giheilagot thin namo, queme thin rihhi, si thin willo, so her in himile ist, so si her in erdu, sanctificetur nomen tuum, fiat voluntas tua, sicut in caelo et in terra, Tatian 34, 6; genau dieselben Konjunktive im St. Galler, Freisinger, Weissenburger Vaterunser, bei Otfrid 2, 21, 27 ff. und in der späteren deutschen. Bibelübersetzung für diese Stelle (Matth. 6, 9 ff.).

Wie schon diese Beispiele zeigen, neigt der Jussiv je nach dem Zusammenhang bald mehr dem Imperativ, bald mehr dem Optativ zu, es ist daher nicht möglich, die Jussivgruppe scharf nach aussen abzugrenzen. Immerhin lassen sich zahlreiche Belege mit Sicherheit hierherziehen.

(1) Der Jussiv im Hauptsatze.

Ergiebig ist schon Otfrid (vgl. Erdmann 1, § 29), bei dem auch bereits der formelhafte Charakter einzelner Jussivformen hervortritt (thes giloube man mir, an Salomo 45; thaz mannilih giloube, 3, 9, 7). An mehreren Stellen hebt sich der Jussiv hier mit Deutlichkeit von Imperativen oder Optativen ab:

Ni due ouh Petrus nu thaz min, ni er sih fuage thara zi in;

gifrewet allen in thaz muat, want er fon tode hiutu irstuant;

In muat in iz ni lazen, ouh wiht inan ni riazen.

Otfrid 5, 4, 61 ff.

Nu niazen wir thio guati joh fridosamo ziti

sines selben werkon, thes sculun wir gote thankon. Thes mannilih nu gerno ginada sina fergo

fon got er muazi haben munt joh wesan lango gisunt Allo ziti guato so leb er io gimuato.

An Ludwig 31 ff.

Einige deutliche Belege lassen sich auch der Tatianübersetzung entnehmen: so liuhte iwar lioht fora mannon, thaz sie gischen iwaru guotu were, sic luceat lux vestra, 25, 3 (vgl.: also leucht eur liecht, Cod. Tepl., Matth. 5, 16; Also lasst ewer Liecht leuchten, Luther); Quadun alle: hahe man inan, crucifigatur, 199, 9 (Si sprachen alle: Er werd gekreuczigt, Cod. Tepl., Matth. 27, 22; Sie sprachen alle, Las in creutzigen, Luther). Gemildert scheint die Willensenergie in 162, 1: ni si gitruobit îuwer herza, non turbetur cor vestrum (Eur hertze wert nit betrubt, Cod. Tepl. 14, 1; Nicht werd betruebt euwer hertz, Augsburger Bibel v. 1487; Euer hertz erschrecke nicht, Luther).

Auch die mittelhochdeutsche Dichtung weist unter den zahlreichen Beispielen für einfachen Konjunktiv im Haupt

satze (vgl. z. B. Grimm 42, 240) auch manche Fälle des ausgesprochenen Jussivs auf:

Do sprach der herre Gérnôt

über sehs wochen si in daz

daz si komen widere.“

„man sol si ríten lán. kunt getân.

Nibelungenlied 256, 2.

Der gesellen bin ich einer, der ander soltu wesen.
der drite daz si Hagne.

339, 2 u. a.

nu sult ir alle gáhen und mine friunt enphahen.

ein islich min amptman, der mir deheines guotes gan, der enphahe miner swester kint: unt die mit in komen sint, den lát niht gebresten. Klage 1658).

Aber schon im Nibelungenliede hat die Umschreibung mit sollen 2), die den einfachen Jussiv allmählich ganz zurückzudrängen wusste, weit um sich gegriffen:

Des sol uns helfen Hagne und ouch Ortwin,
Dancwart und Sindolt die lieben recken din

1) Andere Jussive der 3. Sing. im Alexanderlied 14. 400. 2094. 4994. 6918 Kinzel; aus der Sprache des Minnesanges vgl. v. d. Hagen 1, 377 (Winsbekin); 1, 110b (W. v. Teufen); 1, 177 und 1, 181b (Reinmar v. Hagenau); 1, 26a (Graf v. Leiningen) (u. a. Für die 3. Plural vgl.:

mit kraft die heiden komen wârn:

nû wern sich vor tôdes vârn

mit manlicher tât gebârn.

U. v. d. Türlin, Willehalm 39, 30 Singer.

diu wip verkerent uns die site

unt hoerent gerne lose rede: nu haben daz si erwerben mite. (Walther v. Mezze) v. d. Hagen, Minnes. 1, 309b; ebenso 2, 81a. 2) In der älteren Sprache wird sie gelegentlich verwendet; vgl.: mit gêru scal man geba infâhen.

thes skal er gote thankon

Hildebrandslied 37.

thes thanke ouh sin githigini joh unsu smahu nidiri.

Otfrid an Ludwig 25.

ouch sol dá mit riten

Volker der küene man:

der sol den vanen füeren: baz ichs nieman engan. 161, 1 ff. Lachmann;

ebenso 65, 4; 78, 2; 103, 3; 105, 4; 109, 4; 113, 3 u. a.

Luther ist unter den neuhochdeutschen Schriftstellern derjenige, der die Jussivformen in lebendigstem und reichstem Gebrauche zeigt. Ein grosser Teil derselben fällt allerdings auf die Bibelübersetzung, wo eine gewisse Tradition nicht zu verkennen ist: Und Gott sprach, Es werde Liecht, Und es ward Liecht, 1. Mos. 1, 3'); Und Gott sprach, Es sammle sich das Wasser unter dem Himel... Und es geschah also, 1, 9; Und Gott sprach, Es lasse die Erde auffgehen Gras und Kraut, 1, 11; Und Gott sprach, Es werden Liechter an der Feste des Himels und scheiden tag und nacht, und geben, Zeichen, Zeiten, Tage und Jare, und seien Liechter an der Feste des Himels, 1, 14 2); ebenso Psalm 48, 12; Jeremias 9, 4; 9, 23 u. a. Doch auch im eigenen freien Stil Luthers fehlen die Jussive nicht, vgl.: Was darff er viel anderszwo hinn gedenckenn: Er hab acht auff sich selb: unnd sehe czu das er dem gollt nit nach laüff unnd setze sein czuvorsiht nit auffs gellt. Szondernn lasz das gollt ihm nach lauffenn unnd lasz ihm der keinesz lieben (Handschrift des Sermons von den guten Werken) 9, 296.

Nach Luther bevorzugt Lessing den einfachen Jussiv, aber schon bei ihm zeigt sich eine gewisse stilistische

1) Vgl.: got der sprach, Es werde daz liecht... Und got der sprach, Es werde das firmament, Nürnberger Bibel von 1483; ebenso Eggesteyn,

2) Für die 3. Plur. schwankt die Nürnberger Bibel zwischen einfachem Jussiv und der Umschreibung mit sollen; vgl.: got sprach aber, Es sullen gesamelt werden die wasser, 1, 9; und werdet gemanigfeltiget und erfüllet die wasser des meers. und die vögel werden gemanigfaltiget auff der erde, 1, 22. Bei Eggesteyn stehen nur einfache Formen, aber des Indikativs.

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