wir in älteren Denkmälern Indikative des Praeteritums, die eine Willensäusserung mildern und abschwächen: Ina quamun wi sokean herod, weldun ina gerno bigeten. Heliand 4847 (im Monacensis weldin). Unde waz.. woltóst tú allero tugedo meistra fone himele hara in diz einôte minero ihseli, et quid venisti, Notker, Boethius 22; ähnlich 42. In diesen Beispielen ist das Subjekt der Verbalform zugleich der Träger der Willensmeinung, die durch die Umsetzung in das Praeteritum gemildert erschien. Während hier der Indikativ völlig ausreicht, mag der Konjunktiv in solchen Beispielen seinen Ausgang genommen haben, in denen beide Subjekte verschieden sind. Wenn Ulfilas z. B. übersetzt: Iu sadai sijup, ju gabigai raurpup, inu uns þiudanodeduþ; jah vainei þiudanodedeiþ (1. Kor. 4, 8: Ir seid schon Sat worden, Ir seid schon Reich worden, Ir herrschet on uns, Und wollte Gott ir herrschetet, Luther χωρὶς ἡμῶν ἐβασιλεύσατε καὶ ὀφελόν γε ἐβασιλεύσατε), 50 wird hier eine Verbalhandlung der Vergangenheit, die eben noch als Thatsache ausgesprochen war, unmittelbar darauf von einer Willensmeinung als Objekt angesprochen, und es ist hier die Umsetzung in vergangene Zeit, die den Gegensatz zur Wirklichkeit stärker hervortreten lässt. Insoweit kommen also auch die temporalen Funktionen des Konj. Praet. bei dem Entwickelungsprozesse zur Geltung, der diesen Modus zum bevorzugten Vertreter des hypothetischen Momentes im Optativ herausgebildet hat. Die Beispiele sind freilich selten, in denen die temporalen Funktionen sich sondern und nachweisen lassen. Als eine Häufung der Ausdrucksmittel, wie sie beim Verblassen der ursprünglichen Bedeutung viel beobachtet wird, ist das Eindringen des Konjunktivs in die ersterwähnte Gruppe anzusehen, in der das Subjekt der Willensmeinung mit demjenigen der Verbalform identisch ist. Wir finden dieses schon in der Heliandvariante 1) (weldin), die eigentliche Ausbreitung ist aber zuerst bei Notker zu beobachten: Ih wolti iz aber gerno fone dir offenór bechennen, sed ex te apertius cognoscere malim, Notker, Boethius 123a; ähnlich 42b u. a.; vgl. auch: Ih wolti nú gerno iro selbero worto mit tir waz chósón, vellem autem, 50a. (a) Abstufungen der Bedeutung. Wie verschiedenartig das hypothetische Moment an diesem Optativ zur Geltung kommt, hat sich schon in dem oben gegebenen Ueberblick gezeigt, bald tritt es ganz hinter der Wunschformel zurück, bald steigert es sich zur einfachen Aufhebung der Realität, am häufigsten sind die mannigfachen Abstufungen, die in der Mitte liegen. Am reinsten zeigt sich der Optativ in Verwendungen wie: zerhouwen von der hant .. Ich sten in grôzen sorgen' sprach aber Hagene. ,den schilt den mir vrou Gotlind gab ze tragene, den habent mir die Hiunen Daz des got von himele ruochen wolde daz ich schilt so guoten noch tragen solde só den du hast vor hende, vil edel Rüedeger: só bedorfte ich in dem sturme deheiner halsperge mér. Nibelungen 2132, 1. O wollte Gott! dass er vielleicht ein Glück machte! das thäte dem armen Buben gut, G. Keller (Romeo und Julia) 4, 128. 1) Der Optativ des Praet. findet sich zuerst im Heliand in regerem Gebrauch; vgl. Pratje (Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforsch. XI, S. 6); vgl. auch Erdmann, Syntax Otfrids I § 41 ff. doch nim du in hin, Hagene hey soldest du in füeren ,sô engerte ich hinnen mêre unt trag in an der hant. in der Burgonden lant! Nibelungenlied 2133, 4. niht ze tragene, niwan jenes schildes dort an jener want: 1636, 4. das er nur helffen wil denen die ihr jamer fülen und gerne herausz werenn, Luther (Predigten 1523) 12, 534. wente wil sick sülvest lavet, de hedde doch gerne eere, Jüngere Glosse zum Reinke de Vos 17 Brandes. Der Knecht hat erstochen den edeln Herrn, Und meinsch, er chonn so, wiener well? Er gieng wohl gern muesz schellewerche dört. der sufer Gsell Hebel, Der Mann im Mond. "Da steht Ihr," sagte er, „wisst nicht wo hinaus und hättet Euch gern, G. Keller (Romeo und Julia) 4, 151. A Glasl Wein hätt i gern, Anzengruber, Fleck auf der Ehr 1, 3 u. a. Eng berührt sich mit dieser Verwendung der mildernde Konjunktiv in Bitten und Meinungsäusserungen: Ich wolte windschen, dasz ich dich nur stets daheime behalten solte, Schoch 19. Vater ich habe ich hätte Vater ich habe eine grosze Bitte an dich, Halbe, Ein Emporkömmling S. 991). Ich möchte den Antrag stellen, dass über die Grenze Deutschlands gar nichts bestimmt würde, Stenogr. Berichte des Vorparlaments S. 17; ich würde daher den Antrag stellen, sofort zur Tages ja 1) Vgl.: so wäre meine sehnlichste Bitte an Euer Exzellenz, Schiller (an Dalberg), Briefe S. 58 Jonas. Wunderlich, Der deutsche Satzbau. 2. Aufl. 21 ordnung überzugehen, Frankf. Nationalvers. 103. Er starrte sie an. Da möchte ich aber doch wirklich bitten," Unterhaltungsbeilage der Tägl. Rundschau (1895, Nr. 29). Derft ich Ihne frage, mit wem ich die Ehre, Niebergall, Datterich S. 15; vgl. Umgangsprache S. 214 ff.1). In der unmittelbaren Wendung gegen den Angeredeten erwächst hieraus eine Konkurrenz mit dem Imperativ, indem der Optativ deutlich als die höflichere und geschmeidigere Form erscheint: Jayrus.. da er ihn sahe, fiel er ihm zu fussen, unnd batt ihn seer, unnd sprach, mein tochter ist inn den letzten zugen, du wolltest komen, unnd deine hand auff sie legen das sie gesund werde, Luther, Markus 5, 23 (kum und leg dein hant auf si, Cod. Tepl; ebenso Beheim u. a.). O allmechtiger du woltest sehen auff diesen deinen diener, Luther 12, 1432). Der reine Optativ kann das Ziel der Wunschthätigkeit auch in der Vergangenheit suchen, für diesen Fall treten die temporalen Funktionen am Konj. Praet. hervor. Sie werden aber selten mehr durch den einfachen Modus gedeckt; vgl.: Ward tho mennisgen we, thaz er nan uz thoh ni spe, (Adam den Apfel beim Sündenfall) iz widorort nirwanta inti unsih so firsancta. Inti er er iz firslunti, theiz widorort irwunti, joh thaz er es firleipti iz avur thara kleipti In then boum, thar si iz nam. Otfrid 2, 6, 29. 1) Hier liegt die Berührung mit dem Potentialis nahe, indem auch die Meinungsäusserung sich gern in diese Form des Wunsches und der Bitte einkleidet: hette aber doch gemeint, du habst Mentz ausz einer andern ursach gulden genent, suspicatus sum, Hutten, Vadiscus 150 Böcking u. a. (vgl. S. 363). 2) Vgl. hierzu Umschreibungen wie: Herr Gott, Himmlischer Vatter, were es dein gnediger will, mir so viel gnade zu erzeigen, dasz ich sie noch heut antreffen möchte, Amadis 353 (1, 36) Keller. Schon die mittelhochdeutsche Dichtung bedarf hier der periphrastischen Tempusformen: Dô dáhte manic recke hey waer mir sam geschehen, daz ich ir gienge nebene, als ich in hán gesehen. Nibelungen 295, 1 u. a. Ebenso vgl. So spricht goth das liedlein het ich lang gern gehort", Luther (Vaterunser) 9, 131. Ach, dass ihr damals mir Gehör geschenkt, Als ich so dringend euer Auge suchte! Es wäre nie so weit gekommen. Schiller (Maria Stuart 3, 4), 12, 497. Wär ich doch blos nicht gekommen! Hätt ich nie was von Rosenau gesehen, Halbe, Jugend S. 65. Das hypothetische Moment andererseits wird an diesem Optativ verschieden herausgearbeitet, je nachdem die Wunschthätigkeit ihr Ziel in der Zukunft sucht oder wie in den letzten Beispielen, in der Vergangenheit. Im ersten Falle bleibt die Möglichkeit einer Verwirklichung offen, während es im zweiten Falle gerade die Negierung derselben ist, die dem Modus das Gepräge gibt. Zum ersten Fall vgl.: Uuolti got habetin wir deheina. Nu neist tes nicht, utinam esset ulla, Notker, Boethius 32a. er sprach zuo Oliviere: owe heregeselle liebe, wie gerne pliese ich min horn. ir waret ritter unde diep Rolandslied 5997. ir kundet dienen unde heln: wan kunde ouch ich nu minne steln! ówé wan het ich iwer kunst und anderhalp die waren gunst. Wolfram, Parzival 8, 24. |