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ist meist nur ein grammatikalischer Notbehelf in Fällen, wo psychologisches Subjekt und psychologisches Prädikat aufeinander folgen (Du Lügner! Du bist ein Lügner). Wirkliche Umschreibungen aus dieser Sphäre lassen das Substantiv meist zum Adjektiv werden (Er ist mein Freund; er ist mir feind) s. u. Die Verbindungen mit einem Adjektiv dagegen ermöglichen es, Eigenschaften jeder Art auf Personen oder Vorstellungen für eine bestimmte Zeitstufe und Modalität zu übertragen. Dadurch werden jedoch nicht bloss Zustände zum Ausdruck gebracht, sondern auch Vorgänge, je nach dem Bedeutungsgehalte des Adjektivs.

Auch ich verstehe wohl, so jung ich bin
Der Heftigkeit die Dauer vorzuziehn.
Tasso (2, 3) 1227.

Ein Tag der Gunst ist wie ein Tag der Ernte:
Man muss geschäftig sein sobald sie reift.

(4, 4) 2610.

Ihre besonderen Bedeutungen haben diese Umschreibungen im Formensystem des Verbums gewonnen, wo einzelne Aktionsarten und Zeitstufen nach Verdrängung älterer Ausdrucksmittel ganz durch sie gekennzeichnet werden. Das Verbum substantivum steht hier nicht allein, wie sich im Zusammenhang später zeigen wird, aber es stellt den grössten Teil des Ersatzes und es lässt gerade das zuständliche Moment als wesentliches Merkmal hervortreten.

Innerhalb des Praesens hilft es, die Aktionsart, mit der eine Bewegung gebunden wird, von anderen abzuheben:

Wie reizend ist's in seinem schönen Geiste
Sich selber zu bespiegeln! Tasso (3, 3) 1928.

dass ich mehr

Als je mich doppelt fühle, mit mir selbst

Aufs neu in streitender Verwirrung bin.

766.

Fruchtbarer wird die Verbindung mit dem Partizip des Praeteritums, die eine grosse Lücke in dem verkümmerten System der Flexionsformen des Verbums ausfüllt. An und für sich den Punkt festhaltend, an dem eine in der Vergangenheit begonnene Bewegung für den Augenblick stille steht, begünstigt sie nach zwei Seiten eine Weiterentwickelung. Je lebendiger der Zusammenhang mit dem allgemeinen Formensystem gefühlt wird, um so mehr tritt das Moment der Bewegung hervor, wenn diese auch ihren Abschluss gefunden hat. Je mehr sich auf Grund der jeweiligen Wortverbindung ein Bedeutungswandel am Partizip durchsetzt, um so mehr macht sich das zuständliche Moment als wesentlicher Zug geltend 1):

Wer angelangt am Ziel ist, wird gekrönt,
Und oft entbehrt ein Würd'ger eine Krone.
Tasso (2, 3) 1298.

Dass ich erwachsen bin, das fühl ich nun.

(2, 3) 1378.

Mit besonderer Deutlichkeit tritt dieser Gegensatz bei dem Partizipium der transitiven Verba hervor, das ja passive. Bedeutung annimmt. Wo das Moment der Bewegung in Geltung bleibt, pflegt sich das Hilfsverb werden im Partizip beizugesellen); wo das zuständliche Moment überwiegt,

1) In der Umschreibung mit haben, die ihrer Grundbedeutung nach das zuständliche Moment voll heraushebt (inde avo noch thanne sachun sînu bit geanervun sinen gesunduruth ne havoda. Trierer Capitulare vgl. M. S. D. 13, 230), ist doch die temporale Funktion der vorstechende Zug geworden; Beispiele mit dem Schwergewicht auf dem Stillstand der Bewegung sind selten: vgl. z. B. den Gegensatz in der Wendung: Sie hat die Augen geschlossen, wo gelegentlich noch das Praesens mit der sinnlichen Grundbedeutung lebendig wird, während in den meisten Fällen, namentlich auch in der übertragenen Bedeutung, das Perfekt vorliegt, s. u.

2) Darüber und über die Abneigung der norddeutschen Umgang- und Schriftsprache gegen diese Einfügung des Hilfsverbs vgl. das 2. Kapitel (Tempusformen).

wird das Partizip in seiner Bedeutung vom Verbum isoliert:

Dann soll das Vaterland, es soll die Welt

Erstaunen, welch ein Werk vollendet worden 1).
Tasso (1, 2) 290.

Du weisst, geendet hab' ich mein Gedicht:

Es fehlt noch viel, dass es vollendet wäre.

(4, 4) 2590.

Mit dem Bedeutungswandel des zweiten Beispiels ist wie so oft eine völlige Ueberführung des Partizips in die Kategorie der Adjektiva verbunden:

Möcht' ich doch nicht gern

Den Bruder nicht, Antonio nicht sprechen,

Eh' ich gefasster bin. Tasso (3, 1) 1655.

Ein ähnlicher Bedeutungswandel, wie er hier das Partizip des Praeteritums vom Verbalsystem lostrennt, ergreift auch andere Formen der Vergangenheit, die er isoliert. Bekannt sind die sogenannten Praeteritopraesentia: kann, mag, weiss, soll, muss, darf, die alle das Ergebnis einer in der Vergangenheit begonnenen Bewegung festhalten und zum Ausgangspunkt einer neuen Verbalbedeutung machen. Sie bringen demgemäss einen Zustand zum Ausdruck. Nach dieser Seite liesse sich diese Gruppe noch erweitern, wenn man die Verben alle hinzunehmen wollte, die in etymologischem Zusammenhange mit faktitiven Verbis stehend, das Ergebnis der Thätigkeit verkörpern, vgl. z. B.:

Und stellen wir denn Welt und Nachwelt vor,
So ziemt 2) es nicht, nur müssig zu empfangen.
Tasso (1, 3) 458.

1) Der poetische Stil ist solchen Umschreibungen abgeneigt, sofern sie ihm bedeutungsleere Formen, die der Klangfülle entbehren, aufnötigen. Daher auch die Ellipse der Kopula: vollendet worden statt vollendet worden ist.

2) Vgl. zähmen und zahm, vgl. Kluge, etymol. Wb.

3. Ergänzungsbedürftigkeit und Selbstgenügsamkeit
der Verba.

a) Allgemeiner Ueberblick.

Wenn wir die Verba, die uns die Beispiele dieses Abschnittes darboten, darauf prüfen, ob sie einen Bedeutungsgehalt aus sich heraus abschliessend zum Ausdruck bringen, so gehen sie weit auseinander. Die einen versagen sich dieser Aufgabe überhaupt, sie bedürfen weiterer Bestimmungen und Ergänzungen; die anderen sind fähig, auf sich selbst sich zu beschränken, nehmen aber gelegentlich Ergänzungen an, oft mit durchgreifender Veränderung ihrer Bedeutung; andere verhalten sich gegen weitere Ergänzungen überhaupt ablehnend 1).

a) Fähig, den Bedeutungsgehalt aus eigenen Mitteln zu decken, sind Verba, wie leben, beharren, ruhen, schlafen, stehen, sitzen, liegen, bleiben, fallen, stampfen, stürzen, knien, schwanken, sinken, beben, kommen, singen, fiedeln, schreien, toben, staunen, zögern, schweigen, wachsen, grünen, blinken, glänzen, tönen, krachen, wirbeln u. a. Unter diesen Verben sind in Bezug auf die Zähigkeit, mit der sie ihre Bedeutung in den Wechselfällen des Satzzusammenhanges festhalten, mannigfache Abstufungen zu beobachten: grünen, krachen, stampfen, knien, toben, staunen, zögern, behauen u. a. bleiben sich so ziemlich in allen Verbindungen gleich; selbst der Kreis der Subjekte, die etwa in Betracht kommen, ist ziemlich beschränkt und ist nicht geeignet, die Bedeutung des Verbums wesentlich zu beeinflussen. Anders z. B. bei schreien: ein Kind schreit, ein Redner schreit, der Herr schreit den Diener an. Auf die Tierwelt wird

1) Behaghel, Syntax des Heliand § 128 stellt für den Heliand eine grosse Anzahl von Verbis zusammen, die stets absolut“ erscheinen.

schreien mannigfaltig angewendet, man lässt die Krähen, Eulen, Gänse, Möven schreien, in der älteren Sprache wird der helle Gesang der Vögel als schreien aufgefasst. Noch weiter geht das älteste deutsche Wörterbuch von Dasypodius: schreien wie ein junges kind, vagire; schreien wie ein kuh, mugire; schreien wie ein ross oder pferd, hinnire; schreien wie ein esel, rudere; schreien wie ein schwein, grunire; schreien wie ein fuchs, gannire; schreien wie ein kranch, gruere; schreien wie eine henne, glocire, vel gloci tare; schreien wie ein ganss, glocitare; schreien wie ein rab, crocire; schreien oder klapperen wie ein kräye, cornicari. Die beigefügten lateinischen Parallelen weisen bei jedem einzelnen Subjekt auf ein anderes Verbum. So weit geht aber der Einfluss des jeweiligen Subjektes nur unter bestimmten Gesichtspunkten. Im Grunde ist es doch in allen Verbindungen eine und dieselbe Verbalbedeutung, die durch das zutretende Subjekt nur modifiziert wird. Bald ist es die Modifikation, die unsere Aufmerksamkeit anzieht, bald umgekehrt das sich gleich bleibende Moment, und gerade der Umstand, dass ein und dasselbe Verbum in Verbindung mit so verschiedenen Subjekten gestellt wird, zeigt uns, dass für die Grundauffassung der gemeinsame Zug überwog. Dasselbe gilt von Gegensätzen bei sinken (der Kahn sinkt, der Nebel sinkt), schwanken (der Boden schwankt, sein Gang schwankt), blinken (der Helm blinkt, der Wein blinkt im Glase) u. a. Die Einbildungskraft ist hier unermüdlich in der Erweiterung des zu einem Verbum gehörigen Kreises von Subjekten, man vgl. z. B. zu schweigen 1): Die Vöglein schweigen im Walde (Goethe); Die Stimme meiner Harfe schweigt (Herder); es schweigt der Wind (Goethe); Wälder, Felder schweigen still (Wunderhorn); die Orgel, das Spiel schweigt; der Hammer schweigt (G. Keller) u. a.

1) Vgl. D. W. B. 9, 2429 ff.

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