ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

(3) Im Bedingungsgefüge findet die Kongruenz Eingang, die einen Parallelismus der Modi anstrebt. Anschauliche Beispiele für die allmähliche Durchführung bietet die Bibelübersetzung: ich derkant in, und ob ich sag, daz ich sein nit enwaizz, ich wurde euch geleich ein lugner, Cod. Tepl., Johannis 8, 55; ebenso Beheim (si dixero.. ero); vgl. Ulfilas: jah jabai geþjau patei ni kumnjau ina, sijau galeiks izvis liugnja (κἂν εἴπω . . ἔσομαι); vgl. Luther: Und so ich würde sagen, Ich kenne sein nicht, so würde ich ein Lügener; ebenso 1. Kor. 13, 3 u. a. Den Konj. Praes. neben Konj. Praet. erträgt die heutige Sprache kaum mehr, ihr ist schon der Wechsel zwischen einfachem Praeteritum und periphrastischer Umschreibung ungewöhnlich: Ach sie hättens nicht thun sollen, wenn sie ausgesöhnt bleiben wollten, Jean Paul, Unsichtbare Loge 2, 15. Vielleicht liegt hier der poetische Indikativ des Praeteritums vor, den wir z. B. bei Goethe finden:

und hätt er nicht eilig Einer Höhle sich wieder erinnert, so war es geschehen. Reineke Fuchs, 10. Gesang.

Einem Wechsel der Modi stünde nichts im Wege, wenn einer Prämisse, die das hypothetische Moment nicht herausarbeitet, ein Potentialis im Hauptsatze gegenübertritt. Infolge der Kongruenzbestrebungen bilden aber Sätze wie der vorstehende oder wie die folgenden eine Ausnahme: Wenn es nicht die Promessen Ihrer Gestalt sind, was in der Welt könnte Sie abhalten, Schiller (Kabale 4, 7) 3, 461. Welches lahme Herz schlüge nicht mit Deinem in sympathetischer Harmonie zusammen, wenn es Dein Auge erglänzen sieht, Jean Paul, Unsichtbare Loge 2, 16.

Wen doch fasste nicht Wunder, erfährt er Alberichs Werk. R. Wagner, Rheingold.

Wunderlich, Der deutsche Satzbau. 2. Aufl.

24

Anders liegt die Sache, wenn die Prämisse das hypothetische Moment hervortreten lässt, dann muss die Folgerung aus derselben Sphäre hervorgehen: Doch vgl.

Wenn nun verbotten wurd solch Gelt,

Zugleich auch dann der Wucher fällt (Reimzwang).
Bayerns Mundarten 1, 183.

Uebersehe man doch nicht, .. dass wir es nicht mit einer Kirche zu thun haben. Wäre diess der Fall, dann möge, was in Belgien besteht, bei uns in Gottes Namen eingeführt werden, Frankfurter Nationalvers. S. 1683.

3. Kapitel.

Die Verbalnomina.

Der Infinitiv und die beiden Formen des Partizips haben unser Interesse schon in den vorhergehenden Abschnitten mehrfach in Anspruch genommen. Wir haben bei der Abgrenzung von Verbum und Nomen gesehen, dass der Infinitiv eine Form ist, in der das Verbum die Beziehungen auf den Einzelfall, wie sie in den Flexionsformen ausgeprägt sind, abstreift, um die in Bewegung gesetzte Bedeutung zu verallgemeinern. Dem gegenüber erweisen sich die Partizipialformen als ein Mittel, um die Bewegung, die in der einzelnen Verbalform zum Ausdruck kommt, aufzuhalten, wobei das Participium Praesentis in die Mitte der Bewegung trifft, während dasjenige des Praeteritums den Endpunkt heraushebt. Die Abgrenzung des Infinitivs von den Flexionsformen des Verbums ist also eine andere als diejenige des Partizips, im einen Falle wird die sinnliche Anschauung des einzelnen Vorganges aufgehoben, während die Vorstellung einer Bewegung bleibt, im anderen Falle wird die Bewegung unterbunden, während die sinnliche Anschauung

den Einzelfall festhält. Was ist bei dieser Verschiedenheit der gemeinsame Zug, der uns berechtigt, Infinitiv und Partizip unter einem Namen zusammenzufassen?

Es handelt sich nicht bloss um negative Merkmale, wie wir sie bei einem Rückblick auf die vorhergehenden Abschnitte gewinnen, die uns zeigten, dass die Bestimmungen der Person, des Numerus, des Genus, des Tempus, des Modus weder für den Infinitiv noch für das Partizip von Hause aus zutreffen. Es giebt auch positive Kennzeichen, die schon durch den Terminus Verbalnomen angedeutet sind. Das Verbum gewinnt im Infinitiv und im Partizip ein Mittel, um sich von den Beschränkungen, die seiner Wortklasse anhaften, zu befreien und gewisse syntaktische Funktionen des Nomens zu übernehmen. Der Infinitiv nähert sich dabei dem Substantiv, das Partizip dem Adjektiv. Die völlige Ueberführung in die Wortklasse des Nomens, wie sie beim Infinitiv und Partizip unter dem Einfluss des Bedeutungswandels vielfach stattfindet, gehört mehr in das Gebiet der Wortforschung als in dasjenige der Syntax. Ihr liegt es vielmehr ob, gerade jene Mittelstellung zu untersuchen, in der das Verbum gewisse Merkmale seiner Wortklasse gegen die des Nomens austauscht, während es andere wieder festhält. Von den Wirkungen, die diese Mittelstellung auf das Satzgefüge ausübt, hat schon die Betrachtung der periphrastischen Tempusformen (vgl. S. 163 ff.) eine Probe gegeben, im Zusammenhang der folgenden Darstellung soll untersucht werden, bis zu welchem Grade unsere Sprache diese Mittelstellung überhaupt ausgenützt hat.

1. Der Infinitiv.

Den einzelnen Vorgang in einer Form festzuhalten, in der wohl das Moment der Bewegung Ausdruck findet, von der jedoch die individuellen Beschränkungen des Einzel

falles ausgeschlossen sind, das haben wir als wesentliche Aufgabe des Infinitivs kennen gelernt. Diese Aufgabe entspricht aber auch seiner innersten Natur, denn das Nomen actionis, dem er sich in dieser Funktion nähert, wird von der geschichtlichen Sprachbetrachtung als Ausgangspunkt für die Infinitiv form erkannt 1), von dem sich der Infinitiv selbst freilich innerhalb des Verbalsystems vielfach entfernt hat. Für unsere Betrachtung, die die Verhältnisse des deutschen Sprachlebens zu untersuchen hat, ist es geboten, den Infinitiv innerhalb der Sphäre des Verbums aufzusuchen, in der ihn unsere ältesten Denkmäler völlig eingebürgert zeigen. Es ergeben sich zwei Hauptfragen: inwieweit folgt der Infinitiv bei der Rektion den Bestimmungen, die ihm untergeordnet sind, den Gewohnheiten des Verbums, inwieweit denjenigen des Nomens? Andererseits, welche Funktionen übt er im Satzgefüge aus und inwiefern wird dadurch eine Rektion beeinflusst?

a) Der Infinitiv als Träger untergeordneter Bestimmungen. Verbum und Nomen weichen in der Möglichkeit, andere Bestimmungen sich anzugliedern, weit voneinander ab. Während die Partikeln mit Einschluss der Adverbien beim Substantiv keinen Anknüpfungspunkt finden, bedarf das Verbum für die Angliederung des Adjektivs, das dem Substantiv zum hauptsächlichen Begleiter dient, einer eigenen Form, des Adverbiums. Die Verbindungen mit einem Substantiv, die beim Verbum die ganze Mannigfaltigkeit der Kasusformen entrollen, nehmen neben dem Substantiv im Grunde nur den einen Kasus, den Genetiv, in Anspruch. Es ist demnach anscheinend sehr leicht, aus der Art der Verbindungen im einzelnen Falle zu erschliessen, ob der

1) Vgl. Paul, Prinzipien der Sprachgeschichte 2, 311.

Infinitiv mehr als Verbum oder mehr als Nomen gefühlt wird. In Wirklichkeit spielen jedoch andere Faktoren mit. Die Enge der Verbindung zwischen dem Infinitiv und seinen Bestimmungen ist ebensogut von Einfluss wie der Widerstand, den einzelne Bestimmungen der Umwandlung in die eine oder andere Form entgegensetzen. Das zeigt sich namentlich in den vielfachen Mischkonstruktionen, in denen die Nominalrektion neben der Verbalrektion erscheint. Denn die reine Rektion tritt von Anfang an nur in den ausgesprochenen Fällen auf, wo der Infinitiv entweder ganz in die Reihe der Substantiva übergetreten ist oder wo er andererseits den Charakter des Verbums zur Schau trägt.

a) Enge Verbindungen.

Hierher gehören einige Infinitivkonstruktionen, mit denen Ulfilas seine griechische Vorlage nachahmt, während Luther durch leichte Aenderungen ausweicht1): anabauþ im ei mannhun ni spillodedeina patei gasehvun, niba biþe sunus mans us dauþaim usstopi. Jah pata vaurd habaidedun du sis misso sokjandans: hva ist þata us daupaim usstandan, Markus 9, 10 (τὸ ἐκ νεκρῶν ἀναστῆναι; vgl. Luther: verbot jnen Thesus, das sie niemand sagen solten, was sie gesehen hatten, Bis des menschen Son aufferstünde von den Todten. Und sie behielten das wort bei` sich, Und befragten sich unternander, Was ist doch das aufferstehen von den Todten); ebenso Markus 10, 40 (zu sitzen aber zu meiner Rechten und zu meiner Linken stehet mir nicht zu, euch zu geben, Luther). Diesen auffallenden Wendungen der griechischen Bibel stehen nun auch aus unserem Sprachgut mannigfache Parallelen zur Seite, die sich vermehren lassen, je weiter wir in der zwanglosen

1) Die lateinische Bibel, der die älteren Uebersetzer hier folgen, zeigt statt des Infinitivs eine Verbalform.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »