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2. Die Partizipien.

Wenn der Infinitiv durch seine Annäherung an das Substantiv dem begrifflichen Denken entgegenkommt, so fördert das Partizip mit seiner Annäherung an das Adjektiv die sinnliche Anschauung. Den individuellen Beschränkungen sind die Partizipialformen daher viel leichter zugänglich, so dass sich Genus und Tempus an ihnen im Laufe der Entwickelung ausgeprägt haben. Dadurch ist die Verbalrektion je nach der Form des Partizips geschieden (ein von Gott bestimmtes Schicksal; ein seine Geschicke selbst bestimmender Wille). Diese Verbalrektion tritt andererseits beim Partizip nirgends in Widerspruch mit den nominalen Funktionen desselben. Es lässt sich allerdings beobachten, dass die Belastung mit weiteren Bestimmungen gerade an dem adjektivisch gebrauchten Partizip erst im Laufe der Zeit sich entwickelt, dann aber erfährt sie keinen Widerstand. Denn beim Partizip liegt eine reinlichere Scheidung in Bezug auf die Wortklassen vor. Die Partizipien, die in die Wortklasse des Adjektivs übertreten, erleiden dort zugleich einen Bedeutungswandel, der einen Rückfall in die Wortklasse des Verbums fast ausschliesst; vgl.: eine glänzende Leistung; das gewagteste Kunststück; ein gottverlassenes Nest u. a.

Andere Partizipien dagegen begnügen sich mit den syntaktischen Funktionen des Adjektivs, dem sie die attributive und prädikative Verbindung mit Substantiven oder Pronominibus entnehmen, während sie in ihrer eigenen Rektion den Verbalcharakter fest bewahren (vgl.: ein mir bekannter Herr; der deutlich von mir erkannte Herr; so blieb er zeitlebens, beliebt bei allen; geliebt von allen).

Die engste Berührung mit dem Infinitiv weist das Partizip in den Verbindungen mit Verbis auf, in denen es

die Ergänzung zu dem in seiner Bedeutung nicht abgeschlossenen Verbalbegriff bildet.

Unsere Betrachtung wird sich dem Partizip in diesen beiden letzten Funktionen zuwenden, da die in der Wortklasse des Adjektivs erstarrten Partizipien der Wortforschung angehören. Dagegen wird sich zeigen, dass aus den zwei erwähnten Funktionen ein freier Gebrauch des Partizips sich entwickelt, der sich mit dem oben S. 384 ff. dargestellten Infinitiv berührt.

a) Das Partizip als Ergänzung einer Verbalform.

Die periphrastischen Tempusformen haben uns das Partizip nach dieser Seite bereits völlig nahe gebracht. Hier wären noch einige andere Verbindungen zu erwähnen, die unserer Sprache teilweise wieder entschwunden sind, so das Partizip des Praesens in Anlehnung an kommen, fahren, gehen, bleiben, thun, machen; vgl. Grimm S. 145. Auf das Verkümmern dieser Verbindungen mag die formelle Berührung zwischen Infinitiv und Partizip von Einfluss gewesen sein, denn wir finden hier jetzt meist den Infinitiv (vgl. S. 382 ff.). Nur nach finden ist auch heute noch das Partizip des Praesens möglich (er fand ihn aus vielen Wunden blutend), aber der Vergleich mit der Infinitivverbindung bei sehen (er sah ihn aus vielen Wunden bluten) zeigt deutlich den Gegensatz zwischen lockerer und enger Verbindung, das Partizip knüpft hier eine Apposition an das Personalpronomen, während der Infinitiv das Hauptverbum ergänzt.

Dem gegenüber hat sich das Partizip des Praeteritums in entsprechenden Verbindungen fester gehalten, wir sagen noch heute: er kommt gegangen, es geht verloren, er giebt sich verloren, gefangen, er hat etwas geschenkt bekommen. Dagegen sind diese Partizipien bei thun, lassen, machen, frommen u. a. ausgestorben; vgl. Grimm S. 146 ff.

b) Das Partizip mit den Funktionen des Adjektivs.

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Der attributive Gebrauch des Partizips ist in der älteren Sprache noch sehr gehemmt in der Entwickelung. Wohl spricht die zahlreiche Ueberführung von Partizipialformen in die Kategorie der Adjektiva für den Gebrauch an und für sich, aber die Abneigung gegen attributive Verwendung belasteter Partizipien spiegelt sich in manchen Einschränkungen wieder. Hierher gehört namentlich die Wortstellung, insofern solche Partizipialformen dem Substantiv vorwiegend nachgestellt werden. Die Nachstellung lockert aber die Verbindung und nähert das Attribut der Apposition; vgl.:

sin lip was tugende ein bernde ris.
der helt was küene unde wis,

der triwe ein reht beklibeniu fruht.

Wolfram, Parzival 26, 11. u. a.

hermin anker drûf genaet,

guldiniu seil dran gedraet.

14, 28 u. a.; vgl. Matthias, Z. D. U. 11, 684 ff.

Wenn auch vereinzelte Fügungen auftauchen wie: zu úz gelegtem dinge gewunnene schult (Sachsenspiegel I, 5, 1), so sind es doch mehr Uebersetzer aus dem Latein, denen die Ausbildung schwer belasteter Partizipien zur Last fällt 1) und die solche Ungetüme als Attribute vor das Substantiv stellen (vgl. Matthias S. 682 ff.); vgl.: gegen allen das künftenklich lesenden frowen, Wyle 95, 1 u. a.; unsere von den Franzosen kommende und zu den Franzosen ziehende

1) Bemerkenswert ist, wie viel besser Notker hier die Eigenart unserer Sprache zu treffen weiss als Uebersetzer der Humanistenzeit wie Wyle.

und die Franzosen liebende Teutschlinge, Moscherosch (Gesichte 2, 1) 155 Bobertag u. a. Einen Notbehelf bildete hier eine Aenderung in der Wortstellung, indem das Partizip die gewohnte attributive Stellung vor dem Substantiv beibehielt, während die abhängigen Bestimmungen hinter dieses traten; vgl. schon Notker, Boethius 185": Sie nemugen iro geweneten ougen dero finstri úf ze lichte erheven, oculos assuetos tenebris; vgl. den Titel der Flugschrift von 1523 (Neudrucke 62): ein schöner Dialogus von M. Luther und der geschickten Botschaft aus der Hölle.

Während Luther und andere Schriftsteller, soweit sie unter dem Einfluss der natürlichen Sprache stehen, die Partizipialkonstruktionen schwerer Art vermeiden oder in Form der Apposition nachfolgen lassen (vgl. S. 393), häufen sich diese in der neueren Prosa. Namentlich in der Abhandlung, wo es gilt, die Darstellung mit Reminiszenzen und Hinweisen auf Parallelen zu füllen, ohne ihren Gang aufzuhalten, da findet das Partizip reichliche Anwendung; vgl.: Die beiden letzteren stehen mit dem den frischen Schmerz über den unersetzlichen Verlust so ergreifend darstellenden Epilog von 1805 in unversöhnlichem Widerspruch, Düntzer, Z. D. Philol. 26, 105; aber dieser soll zu ihrer auf Erden ihnen verwehrten seligen Verbindung im Jenseits führen, wie Luise es später dem bei der Nennung des Grabes von Verzweiflung erfassten Vater andeutet, derselbe, Z. D. U. 7, 173. Eine der schlimmsten Zusammenstellungen findet sich bei R. Wagner (Entwürfe etc. aus nachgelassenen Papieren 1885: zu Tristan und Isolde): den, der Zeitsitte gemäss für den nur durch Politik vermählten Gatten durch die vorsorgliche Mutter bestimmten Liebestrank lässt sie durch ein erfindungsreiches Versehen dem jugendlichen Paare credenzen.

Wo das attributive Partizip mit Substantiven sich verbindet, die im freien Genetiv oder Dativ dem Satze sich

angliedern, entsteht ungezwungen eine Fügung, die dem lat. Ablativ absolutus entspricht; vgl. die Beispiele aus der althochdeutschen Uebersetzerlitteratur in meinen Beiträgen zum Notker'schen Boethius, S. 82. In unserem während des Krieges liegt noch der alte Genetiv währendes Krieges vor, dem Fügungen wie in währendem Kriege zur Seite stehen; vgl. Grimm S. 1085 ff.; vgl.: welche, wie ich deutlich verspüre, währenden Redens bereits in mir aufgestiegen ist, Immermann, Münchhausen 2, 288 (vgl. unten Teil II, Kapitel 1).

P)

Dem nachgestellten Partizip ist oben eine Lockerung der Verbindung nachgesagt worden, die der Apposition. nahe führt. Die Fügung selbst scheint ihrerseits dem lateinischen Stil nachgeahmt, stimmt jedoch besser zu den Neigungen unserer Sprache als die Voranstellung. Sie findet sich häufig schon bei Notker: Aber der finger dår ana gelegeter unde al umbe ritenter erspehôt er iz allez einzen, hic vero coherens orbi atque conjunctus. . comprehendit, Boethius 234 u. a. Andere ähnliche Beispiele belegt Matthias S. 685 aus dem deutschen Urkundenstil, ebenso aus späterer Zeit bei Schriftstellern, die diesen Formen volkstümliches Gepräge verleihen: Sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den gülden, silbern, steinern Bilden, durch menschliche Gedanken gemacht, Luther, Apostelgesch. 17, 29 (andere Fügung im Cod. Tepl.).

Die grösste Selbständigkeit erlangen diese Fügungen, wenn sie sich an ein Pronomen statt an ein Substantiv anlehnen, wie dies im Boethius 234 der lateinische Text thut, während der deutsche Uebersetzer ein Substantiv einführt. Doch an anderen Orten ahmt auch Notker diese Verbindung nach: Wir eigen aber obenán die zôcchónten só bôsa sacha zehie sichure wortene alles tes wuotiges

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