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Luther bietet anschauliche Beispiele dafür, vgl. in der Schrift vom ehelichen Leben (Wittenberg 1522): das die ehe hindere.. aber nicht tzureissen kan vmb des weibs willen, das kein Schuld dran hatt u. a.; vgl. meine Untersuchungen über den Satzbau Luthers, S. 61. Wenn die Zurückstellung einer solchen Bestimmung nicht angeht, durchbricht Luther nur mit ganz dünnleibigen Nebensätzen den ersten Nebensatz, während er schwerer belastete Relativsätze z. B. einfach vom Bezugworte trennt; vgl.: Sanct Paul spricht 1. Cor. XIV: „szo iemant etwas bessers offenbar wirt, ob ehr schon sitzt und dem andern zuhoret im gottis wort, so sol der erst, der do redt, stil schweigen und weichen". Was were disz gebot nutz, szo allein dem zu glewben were, der do redt odder oben ansitzt, Werke 6, 411, 22 ff.

c) Die Endstellung des Verbums im Hauptsatze.

Wie mehrmals hervorgehoben worden, muss diese Stellung in der älteren Sprache vielfach noch als Rest der alten freien Wortstellung aufgefasst werden, vor allem in denjenigen Beispielen aus der althochdeutschen Uebersetzerprosa, wo sie von der lateinischen Vorlage abweicht (vgl. z. B. bei Rannow S. 116). Dass die dem Bewusstsein des Redenden zunächst liegenden Vorstellungen hier auch zuerst Ausdruck gewinnen, zeigen Beispiele wie: hwanda see ih quhimu endi in dhir mitteru ardon, et habitabo in medio tui, Isidor 12, 1 Hench; iisnine grindila firbrihhu endi dhiu chiborgonun hort dhir gibu, vectes ferreos confringam et dabo tibi thesauros absconditos, 6, 2. In beiden Fällen fehlt das Personalpronomen; es zeigt sich auch hier, wie sehr das Eindringen dieses Pronomens auf die Ausbildung bestimmter Wortstellungsschemata drückte. Im ersten Falle, wo die Gruppe fest geschlossen war, mochte das Pronomen an das Verbum sich anschliessen, dann ge

winnen wir die sogenannte Inversion in dhir mitteru ardon ih; im zweiten Falle war schon das Objektpronomen eingeschoben, weil solche dünne Formen in der letzten Stelle des Satzes dem schärfer ausgeprägten rhythmischen Gefühl der älteren Zeit widerstrebten. Hier lag es näher, dass das Subjektpronomen an das andere Pronomen sich anschloss, und wir gewinnen eine Form, wie sie sich in Fona hreve aer Lucifere ih dhih chibar, genui te, Isidor 23, 17 Hench u. a. findet.

Gegen diese und ähnliche Formen war nun aber das Gefühl für die neu ausgebildeten Stellungsschemata wirksam, ein Gefühl, das nur in einem Falle durch ein rhythmisches Moment, die Neigung zum Parallelismus, unterbunden wird, in den Vergleichssätzen mit je, die noch im Mittelhochdeutschen die Endstellung auch im Hauptsatze

aufweisen:

so ich ie mére zühte hân,

só ich ie minre werdekeit bejage.

Walther 91, 3 u. a.; vgl. Mhd. Wb. 1, 744a 1).

Diese Stellung zieht sich über Luther (vgl.: je mehr jr wird, je mehr sie wider mich sündigen) hinaus in unsere Periode herein 2); vgl. Erdmann S. 194; vgl.: je mehr er mich aber troestete und liebkoste, je mehr ich schrie, Simplizissimus 21, 2 Kögel. Desto zahlreicher so eine Grablegung gehandhabt wird, je umfänglicher die Offertorien fliessen, G. Hauptmann, Weber S. 51.

Zu allen Zeiten aber, von Otfrid bis auf unsere neuesten

1) Der Parallelismus wird in diesen Sätzen vor allem durch Nominalformen getragen, die eines Verbums vielfach gar nicht bedürfen. Um so natürlicher war es, dass das Verbum hier anderen Einflüssen unterworfen war, als sonst.

2) Die regelmässige Stellung findet sich dagegen schon bei Krafft (Reisen S. 63): Je mer man hatt funden, ie stärker hatt er darauff getrungen.

Poeten ist es der Reimzwang, der in der Sprache der Dichtung auch das Wortstellungsgefühl übertäubt. Charakteristisch ist dieses Moment namentlich bei den Dialektdichtern, besonders wenn sie in einer Mundart dichten, die ihnen nicht angeboren ist, deren feinere Unterschiede ihnen daher nicht geläufig sind. Allgemein verbreitet ist aber dieser Mangel an Wortstellungsgefühl in Bezug auf die Unterschiede von Haupt- und Nebensatz. Erdmann (S. 194) hat dafür aus der klassischen Litteratur Beispiele beigebracht1), Braune (S. 45) aus der mittelhochdeutschen, wo er sie auch im Volksepos belegt.

Dass es nicht das rhythmische Gefühl ist, das in der Dichtung gegen die Schablone ankämpft, zeigt Klopstock, der in seiner reimlosen Poesie, wie Braune darthut, keine Belege für die Schlussstellung bietet. Dagegen vgl. aus einer neueren Dichtung, die nicht zu den schlechtesten gehört:

Leicht ist er nicht, der steile Weg bergan,

Der sich, durch grüne Wildnis eingeengt,

Im Kreise schlängelt. Man nicht abseh'n kann.
Wo er wohl endigt.

Dervorgil (Leipzig, W. Friedrich 1889) Vers 76.

2. Die Stellungsformen des Hauptsatzes.

Wir haben die mannigfachen Möglichkeiten für den Hauptsatz schon oben betrachtet und haben erkannt, dass neben dem rhythmischen Prinzip (der Stellung des Verbums an charakteristischen Punkten des Satzes: Anfang, Ende, Mitte) auch die Stellung zum Subjekte vom Sprachgefühl

1) Vgl. auch:

Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt.

Schiller (Handschuh) 11, 227.

um die

erfasst wird. Beide Momente wirken zusammen, natürliche durch die Reihenfolge im Bewusstsein geMannigfaltigkeit der Stellung auf bestimmte Typen einzuschränken.

gebene

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a) Das Verbum unmittelbar hinter dem Subjekte

bildet heute die normale Stellung des Hauptsatzes. Geschichtlich betrachtet, sind in ihr zwei Aussageformen zusammengeflossen, die beide zu den verbreitetsten gehören: Der Vater kam nach Hause und sprach (gewöhnliche Mittelstellung) und kam zurück und sprach, welch letztere Form durch Einbürgerung der Personalpronomina verschoben wurde: Er kam zurück und sprach (gedeckte Anfangsstellung). Auf unser heutiges Sprachgefühl wirken beide Formen gleichartig, und ebenso sind sie von der ältesten deutschen Grammatik erfasst worden; vgl.: Nominativus precedit verbum personale finitum simili numero et persona ut. Ich will, Du schreibst, Er saget. Mein Bruder hat mir geschrieben, Clajus 145, 22 Weidling. Vom Standpunkt der Logik aus hat dann Adelung §§ 787-92 diese Wortfolge als den Normaltypus aufgestellt, weil er, wie andere, ausser acht liess, dass die Sprache nicht als Mittel zu ruhiger Aussage ins Leben trat, sondern im Affekt geboren wurde. Auch heutzutage werden in der Sprache des täglichen Lebens die lebhafteren Accente überwiegen, und ausserdem regelt sich auch für die leidenschaftslose Aussage die Stellung von Verbum und Subjekt nicht einfach immer nach dem gleichen Normalschema; sondern, abgesehen von dem Wechsel der Formen, den die Stilistik herbeiführt, hängt die Wortfolge auch davon ab, ob die Fäden, an denen sich die Rede weiterspinnt, vom Verbum ausgehen oder vom Subjekt oder von anderen Bestimmungen.

b) Die Stellung des Verbums vor dem Subjekte.

a) Die reine Anfangsstellung.

Unter die dem lebhafteren Accent entspringende An- X fangsstellung des Verbs gehört in gewissem Sinne auch der Imperativ, den Erdmann (S. 185) unter die Mittel- × stellung zieht, obwohl das Subjektwort, wenn es zu der Verbalform ergänzt wird, nicht vorhergeht. Das Subjekt steht vielmehr, wenn ergänzt, dem Verb nach; wo es voransteht, wird es durch die Interpunktion von ihm geschieden. Noch deutlicher wird das bei der Imperativumschreibung der dritten Person.

Für den Jussiv ist die Anfangsstellung des Verbs heutzutage mehr auf Formeln beschränkt (vgl.: Hol ihn × der Teufel), obwohl auch hier das subjektvertretende es eingedrungen ist (es lebe der König = vivat rex), während der Optativ immer noch mit Vorliebe den Satz eröffnet: könnt ich doch auf Bergeshöhen. Auf diese Scheidung von Optativ und Jussiv läuft nämlich hinaus, was Erdmann S. 187 Absatz 2 bemerkt, dass der Konjunktiv des Praesens bisweilen, der des Praeteritums in der Regel vorangestellt werde. Der Grund dieser verschiedenen Wortstellung liegt darin, dass der Jussiv einfache Verbalform, der Optativ 27 umschriebene zeigt, und dass die umschriebene Verbalform, wie wir auch unten sehen werden, mit ihrem dünnen Verbum finitum im Laufe der Entwickelung allein noch an der Spitze des Satzes sich hält. Es lässt sich nämlich schon bei Luther im Gegensatz zu früheren Tendenzen unserer Sprache die Neigung beobachten, die Sätze mit leichteren Formen zu beginnen und die gewichtigeren erst an zweiter oder letzter Stelle zu bringen.

Für die Frage form ist die Anfangsstellung von jeher als charakteristisch erkannt worden, wenigstens für

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