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1. Die Kennzeichnung des Subjektes in der Verbalform.

Luther übersetzt Matth. 26, 39: Mein Vater, Ists müglich, so gehe dieser Kelch von Mir, Doch nicht wie Ich wil, sondern wie Du wilt. Und er kam zu seinen Jüngern, und fand sie schlaffend, und sprach zu Petro. Könnet Ir denn nicht eine stunde mit mir wachen? Wachet und betet, Das jr nicht in anfechtung fallet. Der Geist ist willig, Aber das Fleisch ist schwach. Wir haben hier die Verbindungen Ich will, du willst, er kam, ist's möglich, könnt ihr; so gehe dieser Kelch, der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach. In allen steht der Verbalform ein Subjektpronomen oder ein Subjektnomen zur Seite. In Wachet und betet dagegen fehlt solches gänzlich, in und fand sie, und sprach ist das Subjekt elliptisch aus dem Zusammenhange (Und er kam zu seinen Jüngern) zu ergänzen. Wir haben also dreierlei Formen des Verhältnisses von Subjekt und Verbum: Mangel eines besonderen Ausdrucksmittels für das Subjekt, elliptische Ergänzung aus dem Zusammenhang, endlich Kennzeichnung mit nominalen oder pronominalen Mitteln.

Der Mangel eines besonderen Ausdrucksmittels im ersten Fall ist jedoch nur ein scheinbarer, die Kennzeichnung des Subjektes steckt in der Verbalform, denn wachet, betet legt den Verbalbegriff nicht bloss in Bezug auf die Zeitstufe und auf das Verhältnis zur Wirklichkeit, sondern auch in Bezug auf das Subjekt fest: der Zuruf ist an eine Mehrzahl von Angeredeten gerichtet. Es liegt nahe, das Gleiche auch bei der Einschränkung auf einen einzelnen anzunehmen: wache, bete. Hier jedoch zeigt uns die Formenlehre, dass die Imperative Singularis (2. Person) den Verbalstamm ohne eigentliche Flexion vorführen, was nicht auffallen kann, wenn man die Bedürfnislosigkeit der Heischeform in Bezug auf sprachliche Ausdrucksmittel in Betracht zieht.

Von diesem Imperativ der 2. Person Sing. abgesehen,

führen alle Flexionsformen schon in sich den Hinweis auf eine bestimmte Person mit, nur dass sich mit der Verkümmerung der Flexionssilben die ursprüngliche Deutlichkeit dieses Hinweises verwischt hat: gehe, gehst; nehme, nimmst, nimmt weisen auf bestimmte Subjekte; geht dagegen kann auf die 3. Person Singularis und auf die 2. Pluralis, wache auf die 1. Sing. und den Imperativ, wachen auf die 1. und 3. Pluralis sich beziehen. Es ergiebt sich also schon aus dieser formellen Verkümmerung, dass unsere neuere Sprache ein stärkeres Bedürfnis empfindet, das Subjekt noch neben der Flexionssilbe zu kennzeichnen. Aus diesem Bedürfnis allein ist jedoch unsere neuhochdeutsche Neigung, möglichst neben jeder Verbalform (den Imperativ ausgenommen) ein Subjekt hervorzuheben, nicht erwachsen.

Dagegen spricht schon eine Vergleichung mit den alten Sprachen, die der Verbalflexion die Möglichkeit gewahrt haben, den Wechsel des Subjektes mit deutlich unterschiedenen Formen zu begleiten. Der Grieche liebt trotzdem Pronominalsubjekte neben der Verbalform 1), und wenn der Römer dieser Entwickelung ablehnend gegenübersteht, so ist dies nur ein Zug, in dem sich die Gedrungenheit und die Beschränkung auf das Notwendigste offenbart, mit der die lateinische Sprache der Fülle und Beweglichkeit der griechischen gegenübersteht. Aber auch der lateinische Stil kennt solche Pronominalsubjekte in gewissen Fällen, und diese geben uns Fingerzeige auf die ersten Ausgangspunkte dieser Bewegung in der deutschen Sprache, in der die Entwickelung dann später durch die Verkümmerung der Flexionsformen neuen Anstoss erhielt.

1) Ulfilas verwendet das Personalpronomen wesentlich in denselben Fällen, in denen es auch der Grieche bevorzugt. Deutlich geht auch aus der gotischen Bibel hervor, dass es dort noch nicht die strittigen Flexionsformen sind, die das Pronomen zur Kennzeichnung heranziehen, denn gerade bei solchen, wie denjenigen des Passivs, fehlt es oft. Vgl. Grimm, Gramm. 42, 234.

In dem Satze: Doch nicht wie Ich wil, sondern wie Du wilt verlangt der Gegensatz, der den Verbalformen latent eigentlich bei jedem Wechsel des Subjektes zu Grunde liegt, nach kräftiger Herausarbeitung, und diesem Bedürfnis entspricht die Einsetzung des Pronomens.

Während dieses Moment bei allen Formen des Flexionssystemes wirksam sein kann, ist ein zweites mehr auf die dritte Person Sing. oder Plural. beschränkt. Hier wird auf Gegenstände oder abstrakte Vorstellungen Bezug genommen oder endlich auf Personen, die vom Redner wie vom Hörer unterschieden sind: das Fleisch ist schwach, der Geist ist willig, da kam Jesus. Wo nun auf solch ein Subjekt neu hinzutretende Sätze mit neuen Verbis zurückweisen, genügt dem sparsamen Charakter einer Sprache vielleicht schon das in der Verbalflexion enthaltene Ausdrucksmittel; eine lebhafte und zur sorglosen Häufung neigende Sprache dagegen wird nicht müde werden, die Beziehungen, die das eine Verb mit dem anderen verknüpfen, immer wieder hervorzuheben. So folgt auch von hier aus die Ausdehnung der Pronominalsubjekte beim Verbum einem Charakterzuge unserer Sprache. Denn dass die deutsche Sprache zur sorglosen Häufung der Ausdrucksmittel neigt und dass sie es liebt, innere Beziehungen, soweit sie auf dem Gesetz der Identität beruhen, kräftig herauszuarbeiten, das zeigt die ganze Geschichte unserer Pronomina.

a) Die Verbalform reicht zur Kennzeichnung des Subjektes aus.

a) Beispiele aus der neueren Sprache.

Es hat sich ergeben, dass das Verbum der besonderen Hervorhebung des Subjektes neben der Flexionsform ursprünglich nicht bedurfte, dass die Subjektpronomina vielmehr erst in späterer Entwickelung zum Verbum getreten sind. Man darf jedoch in den zahlreichen Fällen, in denen

die neuere Litteratur Verbalformen ohne Subjekt darbietet, nicht ohne weiteres einen Rest der alten Bedürfnislosigkeit der Verbalform erblicken. Bekannt ist aus der Sturm- und Drangzeit die Unterdrückung des Subjektpronomens, die bei Goethe an klassischen Stellen des Faust zu Tage tritt: Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medicin,

Und leider auch Theologic!

Durchaus studirt, mit heissem Bemühn. 354.

Bin weder Fräulein, weder schön,

Kann ungeleitet nach Hause gehn. 2607.

Erdmann a. a. O. S. 5 belegt das Gleiche auch aus anderen Denkmälern jener Zeit und unterscheidet für diese wie für Goethes mannigfache Beispiele zwischen einer Nachahmung alter Kürze und einem neueren Streben nach Volkstümlichkeit. Der Gegensatz lässt sich jedoch noch schärfer fassen, namentlich, wenn man Goethes Sprachgebrauch im Zusammenhange betrachtet, so z. B. im Faustfragment, wie es die Göchhausensche Handschrift darbietet (herausgeg. v. E. Schmidt). Hier sieht man deutlich, dass Goethe den Spuren der älteren Schriftsteller zunächst in der Ellipse folgt, die er mit derselben Freiheit und in dem gleichen Umfang verwendet, wie sie die Denkmäler des 16. und 17. Jahrhunderts noch aufweisen. In den Wendungen dagegen, wie sie die oben angezogenen Stellen darbieten (Faustfragment 1 ff. und 459), ist es die Mundart, der Goethe einzelne Züge ablauschte, wie es ja in den Bestrebungen der Sturm- und Drangzeit lag, die Sprache des täglichen Lebens in die Dichtung einzubürgern.

Wir stossen hier auf einen der Fälle, wo einzelne Stilformen der Sprache zur Erklärung herangezogen werden. müssen. Die mündliche Sprachform griff mit bestimmten. Erscheinungen des Lautwandels überhaupt und im besonderen

wieder mit Gepflogenheiten, die der Umgangsprache eigen sind, in die Wortverbindungen ein, die sich aus dem Zutritt des Subjektpronomens zum Verbum ergeben hatten. Unsere schon in der althochdeutschen Periode sich durchsetzenden Formen der 2. Person Sing. (vgl. nimmst, kommst, giebst gegen ältestes nimis, quimis, gibis) sind nach der Auffassung zahlreicher Erklärer selbst ein Ergebnis ähnlicher Entwickelung. Danach wäre das Pronomen du, tu in den zahlreichen Fällen der Enklise so mit dem Verbum verschmolzen, dass es den Lautkörper fast ganz, die Bedeutungskraft völlig eingebüsst hätte. Jedenfalls aber ist es deutlich, dass bei dieser neuen Form das enklitisch gesetzte Pronomen lautlich sich nicht halten kann, es fällt beim Sprechen einfach nicht ins Gehör. Nicht so offenkundig sind die Lautvorgänge, die bei anderen Flexionsformen mitspielen, doch darf man auch bei der 1. Sing. mit weitgehender Kontraktion rechnen (vgl. das sag'i Ihne), während in den verschiedenen Formen der 3. Person und im Plural aller Personen vorwiegend solche Laute zusammenstossen, die sich behaupten.

Am weitesten geht die Unterdrückung einzelner Lautkörper bei formelhafter Wiederholung bestimmter Redensarten, die in der Wiederholung ihre Bedeutungsenergie einbüssen. Wir sehen dies noch heute in Redensarten des täglichen Verkehrs, wo die Einbusse meistens die Eingangssenkung betrifft, vgl. Morgen aus guten Morgen; Mahlzeit aus gesegnete Mahlzeit; Ment aus Regiment u. a. Aus dieser Neigung lässt sich namentlich bei der 1. Person Sing. die Unterdrückung des vorgestellten Subjektpronomens erklären.

Aus alledem erwächst der mündlichen Sprache eine gewisse Unempfindlichkeit gegen die Funktionen, die das Pronomen neben der Verbalform erworben hat, und diese Unempfindlichkeit steigert sich, je weiter der Sprechende von der Schriftform absteht. Wird dann Sprache in Schrift

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