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Und bis zum Sinken überladen
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden

Blinken uns farbige Kleider an. 929 ff.

Und wenn es hier immerhin Vorgänge sind, die in die Anschauungswelt des Dichters mit ungeminderter Lebendigkeit eindringen, so ist es doch häufig nur die poetische Einbildungskraft, die dem ruhenden Bilde Leben und Bewegung gibt:

Auf der Welle blinken

Tausend schwebende Sterne,
Weiche Nebel trinken
Rings die thürmende Ferne;
Morgenwind umflügelt
Die beschattete Bucht,
Und im See bespiegelt

Sich die reifende Frucht.

Goethe (auf dem See) 1, 78.

Selbst Empfindungen, Seelenzustände werden so zu Vorgängen und Begebenheiten:

O nehmt ihn weg von meinem Haupte wieder,
Nehmt ihn hinweg! Er sengt mir meine Locken,
Und wie ein Strahl der Sonne, der zu heiss
Das Haupt mir träfe, brennt er mir die Kraft
Des Denkens aus der Stirne. Fieberhitze
Bewegt mein Blut.

Goethe (Tasso 488) 10, 125.

Grundverschieden, wie für die subjektive Stilistik die Fähigkeit der Einzelnen erscheint, Vorgänge oder Zustände zu erfassen, wird von der objektiven Stilistik die Veranlassung im einzelnen Falle, das Bedürfnis des jeweiligen Zusammenhanges angeschlagen werden. Für die Darstellung wird bald breite Nachahmung, bald knappe

Begriffsbestimmung das Ziel bilden. Die behagliche Schilderung wechselt mit der Zusammenfassung, die Erzählung mit der Aufzählung. Ein sprechendes Beispiel gibt Goethe, wenn er die historische Notiz: Am ersten November 1755 ereignete sich das Erdbeben von Lissabon durch die folgende anschauliche Schilderung belebt: Die Erde bebt und schwankt, das Meer braust auf, die Schiffe schlagen zusammen, die Häuser stürzen ein (Dicht. und Wahrh. 1.) 26, 41.

In der Schilderung persönlicher Erlebnisse, vor allem in Reiseberichten tritt nach dieser Seite der Gegensatz zwischen Verbum und Nomen besonders deutlich hervor, so in folgenden beiden Stellen aus Goethes Briefen an Frau v. Stein über die Schweizerreise von 1774: Eine Weile steigt der Weg über Matten, dann windet er sich rauh den Berg hinauf, die Sonne gieng uns über den Gletschern auf und wir sahen sie der Reihe nach gegen über liegen. Wir kamen auf da Steinbergs Alp, wo der Zingelgletscher an den Steinberg stösst, die Sonne brannte mit ter sehr heiss, Briefe 4, 84. Wenigs in einzelnen Worten von Bern, wenn ich zurück komme will ichs ausführen. Gegend, Stadt, wohlhabend, reinlich, alles benützt, geziert, allgemeines Wohl finden, • nirgend Elend, nirgend Pracht eines einzelnen hervorstechend, nur die Wercke des Staats an Wenigen Gebäuden kostbar pp. Mythologie der Schweizer. National Religion, Tell, die Berner Bären pp. Schallers Werk. War bei Aberli. Im Zeughaus. Naturalien Cabinet bei Springlein. Sinner, Tscharner Kilchberger. Prof. Wilhelmi. Vielerlei über Hallern ebenda 85. Die im zweiten Brief unter entschuldigendem Hinweise auf spätere Ausführung hervortretende Häufung von Nominibus beherrscht Goethes Korrespondenz mit Männern wie Merck u. a.; sie tritt hervor in Briefen anderer an Goethe (so vor allem bei Zacharias Werner in seinen Reiseberichten vom Jahr 1808, vgl. Schriften der Goethegesellschaft 14, 16 ff.) und bildet das hauptsächliche Merkmal des

Stils von Goethes Tagebüchern. In allen Fällen liegt das Bestreben zu Grunde, an den Erlebnissen das Wesentliche festzuhalten; beim Jugendstil wird dieses Bestreben geleitet von der Abneigung gegen bedeutungsleere Worte, beim Altersstil von der Absicht, die Erscheinungen des Tages in schematischer Gliederung der Erfahrung einzuverleiben.

Der Gegensatz zwischen Erzählung und Aufzählung, zwischen Schilderung und Bericht, wird uns auch deutlich, wenn man etwa einen der täglichen Marktberichte der grossstädtischen Zeitungen vergleicht mit einer Darstellung, die gelegentlich das Marktleben einer grossen Stadt beobachtet:

Amtlicher Bericht der städtischen Markthallendirektion über den Grosshandel in den Zentralmarkthallen. Berlin, 27. Dez. Marktlage. Fleisch: Bei sehr starker Zufuhr aber geringer Nachfrage sehr ruhiges Geschäft. Preise für Kalbfleisch Ia etwas anziehend, für Schweinefleisch wenig nachgebend, sonst unverändert. - Wild und Geflügel: Zufuhren in Rot-, Reh- und Damwild reichlich, Bestände nicht geräumt, in Gänsen und Hasen knapp. Geschäft im allgemeinen flau, Preise wenig verändert, für lebendes und geschla tetes Geflügel gedrückt. Fische: Zufuhren in lebenden Karpfen genügend, andere lebende Fische fehlen. Geschäft ruhig.

Damit vergleiche man A. Trinius, Hamburger Schlendertage (2,52) 1896: In einer halben Stunde sind Wagen und Schiffe entleert. Aufgethürmt in hohen Haufen stehen die Körbe und Kiepen am Markte. Die Händler drängen sich herum, prüfen, feilschen und schliessen endlich den Handel ab. Um 4 Uhr beginnt dann der eigentliche Markt. Eine Stunde später ist alles fertig. Uebrig gebliebene Restbestände gehen zu niedrigen Preisen fort, denn der Landmann will nicht mit Waare den Heimweg antreten u. s. w. Ist alles geleert, beginnen die Händler ihren Stand zu verlassen, dann tritt eine Kompagnie Strassenreiniger an, und ehe der Abend

niedersinkt, liegt der weite Platz wieder still und säuberlich da.

Wenig günstig ist für das Verbum auch der Stil der wissenschaftlichen Sprache, die naturgemäss die Begriffsbestimmung bevorzugt. Wenn man in Vorlesungen und Vorträgen beobachtet, was die Hörer nachschreiben, so wird man immer wieder auf Nomina stossen, die das Wissenswerte und Neue verkörpern, während die Verba mehr um der syntaktischen Funktion willen eingefügt werden.

Auf keinem Gebiete aber wird diese Einseitigkeit des gelehrten Stils einem so weiten Kreise sichtbar als auf dem der Rechtswissenschaft, an deren Sprache das Vorherrschen des Substantivums schon häufig getadelt worden ist (vgl. Günther, Sprache und Recht), man vgl. nur einen Paragraphen aus dem Bürgerlichen Gesetzbuche, z. B. §§ 526, 527:

Soweit in Folge eines Mangels im Rechte oder eines Mangels der verschenkten Sache der Werth der Zuwendung die Höhe der zur Vollziehung der Auflage erforderlichen Aufwendungen nicht erreicht, ist der Beschenkte berechtigt, die Vollziehung der Auflage zu verweigern, bis der durch den Mangel entstandene Fehlbetrag ausgeglichen wird... Unterbleibt die Vollziehung der Auflage, so kann der Schenker die Herausgabe des Geschenkes unter den für das Rücktrittsrecht bei gegenseitigen Verträgen bestimmten Voraussetzungen nach den Vorschriften über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung in soweit fordern, als das Geschenk zur Vollziehung der Auflage hätte verwendet werden müssen.

Damit ist nun freilich der äusserste Gegensatz zum Stil der poetischen Kunstform gegeben, deren Vorliebe für das Verbum oben mit einigen Belegen aus Goethe angedeutet wurde.

b) Unterschiede in der Veranlagung einzelner Sprachen und Sprachperioden.

Auf einen durchgreifenden Gegensatz zwischen der griechischen und der lateinischen Sprache macht Goethe in seiner Geschichte der Farbenlehre (I 2. Abteil. Werke 53, 124) aufmerksam, um den Satz zu begründen: welch eine andere wissenschaftliche Ansicht würde die Welt gewonnen haben, wenn die griechische Sprache lebendig geblieben wäre und sich anstatt der lateinischen verbreitet hätte. Er fährt fort: Das Griechische ist durchaus naiver, zu einem natürlichen, heiteren, geistreichen, aesthetischen Vortrag glücklicher Naturansichten viel geschickter. Die Art, durch Verba, besonders durch Infinitiven und Participien zu sprechen, macht jeden Ausdruck lässlich; es wird eigentlich durch das Wort nichts bestimmt, bepfählt und festgesetzt, es ist nur eine Andeutung, um den Gegenstand in der Einbildungskraft hervorzurufen. Die lateinische Sprache dagegen wird durch den Gebrauch der Substantiven entscheidend und befehlshaberisch. Der Begriff ist im Wort fertig aufgestellt, im Worte erstarrt, mit welchem nun als einem wirklichen Wesen verfahren wird.

Diese Erstarrung der Begriffe in der Kategorie des Substantivs, die Goethe als entscheidenden Zug der lateinischen Sprache gegenüber der griechischen hervorhebt, kommt noch deutlicher in den Beziehungen mit der deutschen Sprache zum Vorschein. Die Denkmäler unserer ältesten Litteratur sind fast alle Uebersetzungen aus lateinischen Vorlagen, und sie zeigen auf Schritt und Tritt, mit wie wenig Mitteln der deutsche Wortschatz dem lateinischen Substantiv gegenüberstand. Allerdings nicht für sinnlich wahrnehmbare Gegenstände; denn hier weist schon der Vocabularius Santi Galli 1)

3, 1 ff.

1) Vgl. Steinmeyer und Sievers Die althochdeutschen Glossen

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