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einen Reichtum deutscher Bezeichnungen auf. Dagegen um so mehr für die abstrakten Begriffe, in denen die lateinische Sprache gerne auch Begebenheiten und Vorgänge zusammenfasst. Die ältesten Uebersetzer, selbst der des Isidor und des Matthäusevangeliums, binden sich hier strenge an die Wortklassen, sie übersetzen das Verbum mit einem Verbum, das Substantiv mit einem Substantiv, aber man sieht deutlich sowohl an der Art der Wortbildung wie an der Stellung der einzelnen Bildungen innerhalb des Wortschatzes der älteren Sprache, ob die eingeführten Worte geläufige Münzen sind oder ob sie ad hoc geprägt wurden. Und an dem zweiten Falle ist vor allem das Substantiv beteiligt.

Noch deutlicher wird dies bei Notker, der freier mit den Wortklassen schaltet. Er vermag das lateinische Verbum nicht immer mit einem entsprechenden deutschen wiederzugeben. Er führt dann Umschreibungen ein, die uns mehrfach beschäftigen werden, Verbindungen bedeutungsleerer Verben mit einem Substantiv oder Adjektiv: unde nesolti ih nicht eben teila werden dinero arbeito, nec partirer tecum communicato labore sarcinam, quam sustulisti. Boethius (Hattemer 3) 23a; unde ward ih sinnig, sia zebechennenne; taz si láchanarra was, et recepi mentem. ad cognoscendam faciem mendicantis, ebenda 22. Die hauptsächlichen Aenderungen aber treffen auf das Bestreben, einem abstrakten Substantiv zu gunsten anschaulicherer Schilderung auszuweichen: quibus esset ascensus ab inferiori ad superius elementum, after dien man stigen mahti fone demo nideren púohstabe zu demo oberen. 17; quod si nec fugam Anaxagorae novisti, nec Socratis venenum, nec Zenonis tormenta, ube du nio negeiscotost, wio Anaxagoras Stoicus philosophus indran, noh wio Socrates kenotet ward trinchen cicutam, noh weliu wize Zeno philosophus leid 24a; suscepi certamen, tô hinder stûont ih tar umbe zestritenne 29a; Compulsus est in delationem nostri nominis, der wart anabraht, daz er mih

leidota 29; qui lactetur frequentia civium, non depulsione, ter sine burgliute gernor samenót, tanne vertribe 38; nullus metus est, ter nefurhtet tia ihseli nicht 39a; ut intellegam qui modus sit tuae curationis, taz ih wize, wio ih tih heilen sule 41a; vix . . . nosco sententiam tuae rogationis, ih nevernimo sár, wes tu frágést 42a; sed sospitatis auctori grates, aber gote dang, ter dia gesundeda gibet 43b; blandissimam familiaritatem cum his, unde wio manmantsamo si sih kesuáset ze dien 45b u. a.

Es ist hier nicht der Raum, um die deutsche Uebersetzerprosa nach dieser Richtung weiter zu durchmustern; meist würde sich an den Uebersetzern, die der lateinischen Sprache frei gegenüber stehen, die Umwandlung lateinischer Substantiva in deutsche Verba als vorstechender Zug ergeben, wie das für Hutten Szamatolski1) nachgewiesen hat. Bei Luther ist die Bevorzugung des Verbums auch in den lateinischen Stil übergedrungen.

c) Das Nomen in seiner Fähigkeit, Vorgänge zum Ausdruck zu bringen.

In den Belegstellen, die wir schon angeführt haben, treten Substantiva auf, wie Blick, Gesang, Klang, Rückweg, Vertrag, Rücktritt; Folge, Vorsorge, Auflage, Herausgabe; Einsicht, Ueberfahrt. Vorschrift; Neigung, Empfindung, Einrichtung, Verbindung, Zuwendung, Aufwendung, Vollziehung, Voraussetzung, Bereicherung; Fiedeln, Schreien, Ansehen, Erdbeben, Sinken u. a. Alle diese und andere ähnliche Substantiva lassen sich als Ausdrucksmittel für einen Vorgang verwenden, sie gehören zu der Klasse der Nomina actionis.

1) Hutten s. 29, vgl. ne sit scortandi iterum occasio uff das sye desto weniger zů unerlichem leben vorursacht werden, Vadiskus (Werke, herausgeg. v. Böcking 4) 199.

a) In Bezug auf die Bildungsweise sehen wir die mannigfachsten Mittel hier vertreten, mit denen unsere Sprache Nomina actionis entstehen lässt. Die ganze Gruppe von Blick bis Herausgabe weist nur Suffixe auf, wie sie überhaupt zur Substantivierung verwendet werden 1). Der Bedeutungsgehalt, der sich in den entsprechenden Verbalformen, z. B. von blicken, klingen, singen 2), scheinen, treten, tragen, folgen, versorgen, legen, geben auf die Einzelheiten einer bestimmten Begebenheit eingeengt zeigt, streift mit dem Uebertritt in die Wortklasse des Substantivs diese Einschränkungen ab und gewinnt eine Verallgemeinerung der Vorstellung. Für diese Funktion haben sich allmählich besondere Suffixe ausgebildet, die die neuere Sprache teilweise wieder abgestreift oder in den Mundarten abgelagert hat 3). Von den älteren Suffixen hat sich das „t" Suffix, wie wir es in Einsicht, Ueberfahrt, Vorschrift vorfinden 1), am lebendigsten erhalten. Daneben hat die neuere Sprache jüngere Bildungen sekundär entwickelt, wie das der zwanglosen Sprache so zusagende Neutrum auf „e“ mit der Vorsilbe ge (vgl. Das ist ein Gerutsche, Gebrumme, Gepoltre, Gedusele, Gedudele, Geschreite, Gewinsele und ein Gerumore durcheinander, dass man nicht weiss, wo man zuerst anfassen soll. Immermann Münchhausen 1, 343 u. a.)3) und das romanische ei 6), vgl. Bettelei, Heuchelei, Schiesserei, Lauferei u. a. Endlich haben Bildungsweisen, die schon der älteren Sprache geläufig waren, in neuerer Zeit ihren Geltungsbereich aus

1) Vgl. Wilmanns Deutsche Grammatik II § 140 ff., § 164. 2) Das Präfix ge hat in Gesang keine andere Funktion als die der Verstärkung, vgl. Sang. Zu Weg ist das entsprechende Verbum aus dem neueren Wortschatze nicht mehr rein zu gewinnen.

3) Vgl. z. B. mhd. erbermde neben erbarmen Wilmanns § 258, 2;

freite zu freien u. a. ebenda § 261, 262.

4) Wilmanns § 255, 2.

5) Wilmanns § 192.

6) Wilmanns § 287.

gedehnt, wie das Suffix ung und die Infinitiv form, welch letztere eigentlich der Kasus eines Nomens actionis ist, unserem neueren Sprachgefühl aber als eine Verbalform erscheint, mit der jedes Verbum den Eintritt in die Reihe der Substantiva erzwingt, während bei ung allerlei Hemmnisse des Sprachgebrauches entgegenstehen. Man sagt Thun, Thuerei, Gethue, aber Thuung ist nur im Kompositum Genugthuung üblich. Von Haben, Gehen, Stehen giebt es wie von vielen anderen Verben kein Substantiv auf ung 1). Für Schaffen war diese Bildung auch nicht gebräuchlich, neuerdings dringt aber Schaffung in den Sprachgebrauch ein: Auch dem hartnäckigen Gegner der Schaffung einer starken deutschen Kriegsflotte muss.. die Gefahr vor Augen treten, in der das Deutsche Reich täglich und stündlich schwebt ... weil es zur See nichts gilt (Kundgebung der Deutschen Kolonialgesellschaft vom Januar 1900). Es soll daher gleichzeitig die Frage der Schaffung weiterer Einrichtungen zum Schutze des Publikums gegen Unsauberkeit erledigt werden. (Der Reichskommissar in d. Reichstage v. 10. Januar 1900.)

3) Wichtiger als die Bildungsweise sind Gegensätze in der Bedeutung dieser Substantiva. Sie knüpfen nicht so sehr an die einzelnen Gruppen an, die sich auf Grund der Suffixe aufstellen lassen, als an die Verwendungen und Verbindungen, in denen die einen häufiger, die anderen seltener auftreten. Der Bedeutungswandel, der hieraus bedingt ist, geht sowohl vorwärts als rückwärts. Wir haben als wesentlichen Zug des Nomens actionis im Gegensatze zur Verbalform die Fähigkeit erkannt, eine Bewegung von den Beschränkungen, mit denen sie im Einzelfall angeschaut wird,

1) Auch die Hilfsverba z. B. sind auf die Infinitivform angewiesen, wo sie in die Sphäre des Substantivs eindringen:

Können, das ist grosse Sache,
Damit das Wollen etwas mache.

Goethe 3, 361.

loszulösen, sie zu verallgemeinern, die Anschauung zur Vorstellung umzuformen. Je mehr die Beziehungen auf den Einzelfall verblassen, desto stärker tritt das begriffliche Moment, der Charakter der Erfahrungsthatsache hervor, vgl.: Die Erde bebete und ward bewegt (Luther 2. Samuel. 22, 8). Das Beben der Erde wurde immer stärker. - Es war ein richtiges Erdbeben. - Dieser Strich Landes ist von Erdbeben ziemlich verschont. Dagegen wird einem solchen zum Begriff ausgetrockneten Substantiv etwas von der Frische und Lebendigkeit des Einzelfalles wieder zugeführt durch nähere Bestimmungen: am 1. November 1755 ereignete sich das Erdbeben von Lissabon. Vgl. oben S. 5 und unten S. 18.

Die Minderung der Bedeutungsenergie ist an keine bestimmte Bildungsweise gebunden, wird von keiner zurückgewiesen. Sie trifft ebensogut den Infinitiv als die Substantiva auf ung: Ansehen, Herkommen, Verderben, Leben, Ueberzeugung, Bildung, Wesen, Voraussetzung u. s. w. Entscheidend ist der häufigere oder seltenere Gebrauch überhaupt und im besonderen der Zusammenhang, in dem das Wort am meisten gebraucht erscheint. Als die Zeitungen im Januar 1900 die Kunde brachten, ein deutscher Dampfer sei von den Engländern beschlagnahmt, gekapert, aufgebracht worden, spannen sich die Erörterungen sofort an der Beschlagnahme, Kaperung, Aufbringung weiter. Während die „Beschlagnahme" als allgemeiner Geschäfts- und Verkehrsausdruck den weitesten Begriff darstellt, ziehen „Kaperung" und Aufbringung" als seemännische Termini den Kreis von vorneherein enger; als seltenere Bildungen halten sie überdies die Bedeutungsenergie des Nomens actionis länger fest. Wie verblasst erscheinen dem gegenüber die allgemeinen Kennzeichnungen, mit denen diese Begebenheit anderwärts zusammengefasst wurde: Möge daher der Mahnruf an das deutsche Volk, der in diesem Begebnis liegt, nicht unbeachtet verhallen! Aber der Vorgang ist nur ein

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