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eine ähnliche Rolle spielt wie Kannitverstan in der Erzählung Hebels. Beispiele aus Klinger, Kleist u. a. giebt das D. W. B. 4, 2, 2028. Dagegen scheint mir und weiss nicht, ob ich mich meher uber seim frevel oder meher seiner ungehöblichkeit versegnen soll Fischart Gargantua (Neudruck S. 184) in einen anderen Zusammenhang zu gehören.

Ausserhalb der Verbindung mit der Negation ist weiss mittelniederl. belegt: dat wet wale Floris 3367. Ebenso bei Hans Sachs: weiss auch wol, wer dich auf sie hetzt 1, 114b.

Aus der mittelhochdeutschen Zeit ist hier auch sagen in reicherer Verwendung anzuführen :

dá liez er niemen inne sin

wan sich unt sîn gesindelin:

unt sagiu wá von daz geschach.

er tet ez durch ir gemach.

Stricker, Pfaffe Amis 2069; ebenso 2187, 2213.

Die neueren Formeln, mit denen sagen so gerne sich einschiebt, ich sage, sag' ich, lassen das Pronomen anscheinend zur Geltung kommen, vgl. D. W. B. 8, 1652, 1653; Schmeller 22, 233; doch vgl. die Redensart zehn, sage zehn Jahre.

Das Pronomen bleibt endlich in manchen Formeln weg, die es erschweren, zwischen alter Kürze und sekundärer Unterdrückung die Grenzlinie zu ziehen: Dass man theils hin und wieder in den Winckeln erbärmlich schreien hörte, schätze wol1), es sei meiner Meuder und unserm Ursele nit besser gangen, als den andern, Simplicissimus (1, 5) 17 Kögel. Dass die reinesten münche die ergesten buben gewesen sind, Schweige das sie dazu das evangelium haben verloren. Luther (3 Predigten zu Eisleben 1546) 8, 298b (Jena) u. a. Sie waren also geschickt, das keine, geschweig einer,

1) Vgl. dazu die Beispiele bei Schmeller 22, 492. Vgl. glaubs gerne Grimm S. 252.

war, die nicht schreiben, geschweig lesen.. konnt. Fischart Gargantua (Neudruck s. 453) u. a., vgl. D. W. B. 4, 2, 3988. Es ist wahr, Amandus, und gestehe gerne, dass Schoch s. 61). Während diese und andere formelhafte Verbindungen der allgemeinen Sprache angehören, sind bitte und danke ihrer Natur nach wesentlich auf die Umgangsprache eingeschränkt, Beispiele giebt das D. W. B. 4, 2, 2027, vgl. auch meine Untersuchungen" S. 12.

) Der Briefstil.

weist noch heute für die 1. Person Sing. die Neigung auf, das Pronomen zu unterdrücken 2). Die Erklärung muss hier von den Sonderbedingungen des geschäftlichen Verkehrs ausgehen und einerseits die oben geschilderten Neigungen der mündlichen Sprachform, die leicht auch in die Schrift einflossen, berücksichtigen, andererseits im Auge haben, dass im engen Verkehr die Personen genau bestimmt und bekannt sind, dass also alles, was mit der Ergänzung des Subjektes aus dem Zusammenhang (vgl. S. 90) sich berührt, hier mit zu erwägen ist. Denn die älteren Briefe zeigen den Mangel eines Subjektpronomens sowohl bei der 1. als auch bei der 2. Person, und für die 3. Person lassen sie in weitgehender Weise elliptische Ergänzung aus dem Vorhergehenden eintreten. Man vgl. z. B. aus dem Briefwechsel zwischen Balthasar und Magdalena Paumgartner 3) aus dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts: Diese tag ein pferd für ihne, mein bruedern, kaufft hab: wann hinnauss bringe, hoff, sich sehen soll lassen. Ist in einem rechtenn geltt;

1) Im D. W. B. 4, 2, 4217 ist die Formel ich gestehs, das gesteh ich, die hier zu Grunde liegt, nur mit ein paar Beispielen belegt.

2) Vgl. Erdmann S. 6, wo als Terminus a quo der Anfang des 17. Jahrhunderts angegeben wird. Vgl. auch Wurtmann S. 129. 3) Herausgeg. von Steinhausen, Stuttgarter Litter. Verein 204.

gethraue mir noch ettwas darauff zu gewinnen. Allein desto kürtzere tagreisen machen werd müssen, das mir doch nitt wol zu statten komptt. Balthasar an Magdalena s. 25. möchtt leiden, bei mir werdest, rahtten könndtest, wie mitt ringern uncosten wol tractirn solltt, ebenda. Den brief vom Sebald Bucher hab ich iüngst einzuschlissen nichtt vergessenn gehabtt, solchen wol rom vettern nitt haben mögenn. Dann mir den tagen zuvor sagett, mir solchen zustellen woltt; den andern tag aber, als solchen brief schrieb, er nitt in der schreibstuben warde, könd ich denselben brief auch nitt finden, s. 1. In den Briefen der Magdalena Paumgartner findet sich das Pronomen häufiger, die Auslassung desselben ist für die 3. Person auf die einfachen Fälle der Ergänzung, für die 2. Person auf vereinzelte welst (wollest) s. 17 u. a., wirst s. 18 u. a. beschränkt. In der 1. Person dagegen sind es vor allem die formelhaften bitt s. 14, s. 16; danck s. 15; verhoff s. 14 u. a., namentlich die Formel: Weis dir hiemit, freindlicher, herzalerliebster breidigum, nit mer zu schreiben s. 31 (ähnlich S. 19, 49 u. a.), die am Schlusse des Briefes eine ähnliche Rolle spielt, wie zu Anfang der Imperativ: Wis mich darneben mit meinem pruder und schwestern ... in guter gesundheitt s. 13, ebenso s. 18, S. 30 u. a.

Die Ausdehnung dieser Art von Ellipse auf die 3. Personen bezeugt für den Geschäftsverkehr schon die Grammatik des Clajus, die (S. 146 Neudruck) „in conclusionibus et relationibus" das Pronomen ausfallen lässt: „Begere derhalben, wollest derhalben, ist derhalben meine Bitte, solt derhalben wissen".

Später beschränkt sich diese Erscheinung auf die 1. Person 1), die allerdings im Briefstil einerseits eine bevorzugte Rolle spielt, während sie andererseits aus zeremo

1) Beispiele siehe im D. W. B. 4, 2, 2028, 2029.

niellen Gründen 1) den Schreiber wiederum in Verlegenheit setzte.

Die Umwandlung der Anredeform (Verschiebung von der 2. in die 3. Person) mag auch das Ihrige dazu beigetragen haben, die 1. Person in dieser Freiheit der Ellipse zu isolieren. Jedenfalls merken die Grammatiker des 18. Jahrhunderts nur die 1. Person als Träger der einfachen Verbalform an, so die Petersburger Grammatik 2), Gottsched 3), die bayrische Grammatik) und endlich Adelung 5), der anführt: denenselben habe hiermit melden wollen 6). Aus Lessing belegt Erdmann S. 6 meinen Coffre erwarte mit grossem Verlangen (Hempel 20, 1, 15). Goethe schränkt sich in den Briefen an die Frau v. Stein auf Formeln ein wie Dancke für das Buch (Briefe 4, 352 Weimar u. a.). Später, von 1790 ab, scheint er die Auslassung stärker zu bevorzugen. Bei Schiller finden sich ebenfalls gelegentliche Belege: Den andern Posseltischen Calender habe noch nicht durchlesen können, aber die Charten und andern Zugaben scheinen mir sehr gut gewählt. Briefe 7, 178 Jonas.

Heute ist diese Auslassung des Subjektpronomens selbst im Geschäftsverkehr merklich zurückgetreten, freilich übt sie ihren Einfluss mittelbar insofern aus, als die spätere

1) Jean Paul (Vorschule der Aesthetik 1, 180) sagt: Aber woher kommt überhaupt dieser grammatische Selbstmord des Ich...? Wahrscheinlich daher, weil wir wie Perser und Türken viel zu höflich sind, um vor ansehnlichen Leuten ein Ich zu haben.

2) Teutsche Grammatica zum Gebrauch des St. Petersburgischen Gymnasii 1734 S. 378.

3) Kern der deutschen Sprachkunst Leipzig 1759 S. 212.

4) Anleitung zur deutschen Sprachkunst, München 1765, S. 533. 5) Umständliches Lehrgebäude der deutschen Sprache 2 (Leipzig 1782) S. 367.

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6) Im Auszug deutscher Sprachlehre", Berlin 1781 S. 192 tadelte Adelung die Sitte als modische Höflichkeit; er betont zugleich, dass sie beim invertierenden Verbum eintrete, eine Einschränkung, die nie gegolten hat.

Wunderlich, Der deutsche Satzbau. 2. Aufl.

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Einfügung wesentlich an der Inversion nach und beteiligt ist (s. u.). In den niederen Schichten des kaufmännischen Stils lebt jedoch auch die Auslassung noch fort und tritt namentlich im Anzeigeteil der Zeitungen zu Tage: Den geehrten Einwohnern von Heidelberg und Umgebung bringe mein neu gegründetes Geschäft in empfehlende Erinnerung; Holz-Wellen, eine grössere Partie habe noch zu verkaufen; Walzer lehre in 2, sämmtliche Rundtänze in 4 Stunden; Zur jetzigen Bedarfszeit empfehle meine Spirituslacke, und noch häufiger bei Anfangsstellung des Verbums: Teile hierdurch mit, dass ich bis 6. März einen Extra-Kursus für Kaufleute eröffnen werde; Suche auf 1. April ein solides Mädchen, welches selbständig kochen kann; Empfehle mich zur Besorgung von Umzügen u. a. Auch hier hat jedoch die Umwandlung des Inseratenstils, die sich im letzten Jahrzehnt in raschem Flusse vollzog, die merkbarsten Auswüchse beseitigt, weil die Verba überhaupt neuerdings dort zurücktreten, oder, wenn sie eingefügt werden, mit Bezug auf die unterzeichnete Firma der dritten Person zustreben.

b) Die Verbalform ergänzt ihr Subjekt aus dem
Zusammenhang.

Die Ellipse des Subjektpronomens berührt sich hier mit den vielfachen Formen, in denen im engen Zusammenhang der Erzählung oder der schriftlichen Darstellung einzelne Vorstellungen weiter wirken, auch ohne dass sie immer wieder sprachlich zum Ausdruck kämen 1). Personen, konkrete Dinge, abstrakte Vorstellungen, Verbalformen werden in dieser Weise mitgedacht, ohne ausgesprochen zu werden. Mündliche und schriftliche Darstellung gehen hier ihre verschiedenen Wege. Während die eine unbewusst

1) Vgl. Paul, Prinzipien 2, 264 ff.

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