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sie scheinbar frei und mit Bedacht zusammengefügt werden, den Zusammenhang selten verleugnen, aus dem sie im letzten Grunde gelöst sind.

2. Einfachste Formen des Satzes.

a) Die Interjektionen.

Die organische Einheit, die man demgemäss für den Satz im allgemeinen voraussetzen darf, hat ihre rudimentärste Form noch heute in den Interjektionen bewahrt, die man allerdings nur in denjenigen Stilformen der Sprache noch vorherrschend findet, die von den Bedürfnissen des mündlichen Verkehrs beeinflusst sind: in den Mundarten, in der Umgangsprache und in deren litterarischer Widerspiegelung. Luther lässt z. B. in seinen Predigten gerne auch die Zuhörer zu Worte kommen, er führt sie redend ein, wie sie das Gesagte beanstanden, und fast immer dient ihm hier die Interjektion Ei zur nächsten Wiedergabe des Eindruckes, den die Predigt auf den gemeinen Mann gemacht hat. Ihnen mocht man sagen: Ei, wen man also predigt und das volck das glaubte, wurde nimand zum sacrament gan! Wan das der mensch hordt, dencket er: Ei, das es nicht were!) u. a. Heinrich von Kleist giebt in seinem Amphitryon die Eingangsworte Molières Qui va là? Heu! in veränderter Stellung und mit Häufung der Interjektionen wieder: Heda! wer schleicht da? Holla! Und so liesse sich aus jedem Denkmal, das die Sprache des täglichen Lebens treu wiedergiebt, eine reiche Sammlung von Interjektionen gewinnen. Für die allgemeine Syntax ist es nicht angängig, diese Satzart eingehender zu betrachten, da sie in die Darstellung der Umgangsprache) und der Mundarten3) gehören, nur auf einige Abstufungen ihres Gebrauches muss.

1) Nach den Aufzeichnungen Polianders, vgl. Weimarer Ausgabe 9, 642, 643.

2) Vgl. meine Darstellung der Umgangsprache (1894) S. 25 ff. 3) Vgl. meinen Aufsatz über das Sprachleben in der Mundart, Wissenschaftl. Beihefte z. Zsch. d. a. d. Sprachvereins 12, 40 ff.

hier aufmerksam gemacht werden, die teilweise an einer und derselben Interjektion beobachtet werden können, teilweise jedoch die einzelnen Interjektionen gegeneinander abgrenzen.

Ein Ausruf kann z. B. blosser Reflexlaut sein, mit dem Ausruf kann ein Anruf verbunden sein, der Anruf kann den eigentlichen Zweck des Ausrufes bilden. Das Ei! bei Luther ist blosser Reflexlaut, ebenso wie ähnliche Interjektionen, die Goethe im Egmont nachzubilden versuchte:

Vansen: Wer will? Willst du's etwa hindern? Willst du einen Aufruhr erregen wenn sie ihn gefangen nehmen? Jetter: Ah!

Vansen: Wollt ihr eure Rippen für ihn wagen?
Soest: Eh!

Vansen (sie nachäffend): Ih! Oh! Uh! Verwundert euch durchs ganze Alphabet, 8, 249.

Das Heda! Holla! bei Kleist dagegen wird man als ausgesprochenen Anruf auffassen, der von vornherein eine Einwirkung auf den Angerufenen zum Zwecke hat. Denn das He!, das aus der zusammengesetzten ersten Interjektion abzulösen ist, steht dem Eh im allgemeinen Sprachgebrauche wie der Anruf dem Ausrufe gegenüber. In Holla gar liegt mit aller Wahrscheinlichkeit ein Imperativ vor, der unter dem Einfluss der starken Betonung voller ausklang 1). Aber trotzdem lässt sich die erste wie die zweite Gruppe auch von anderem Standpunkt aus beurteilen. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass Ei! Ah! Eh! inmitten eines Gespräches ausgestossen werden, dass sie gleich

1) Nach dieser Erklärung erinnert die Interjektion an die Zeiten, wo der Verkehr allerorten durch Flüsse und Bäche gehemmt wurde, und wo die Fährleute, die den Verkehr vermittelten, eine bedeutsame Rolle spielten; vgl.:

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,nu hol mich hie, verge, sprach der degen guot.

Nibelungen 1490, 2 Lachmann.

Vgl.: hola, hola ferg, hol, in de fide concub. bei Zarncke, Univers.

des Mittelalters; vgl. D. W. B. IV, 2, 1733. 1743.

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sam die Antwort auf die Bemerkungen einer bestimmten Person bilden, so ist man geneigt, auch ihnen die Nebenwirkung eines Anrufes zuzugestehen. Andererseits ist zu beachten, dass die erste Interjektion bei Kleist unter den Eindruck einer noch ganz unbestimmten Wahrnehmung fällt. Während bei Molière, der mit Qui va là? beginnt, der Eindruck schon verarbeitet erscheint er zerlegt sich in einen Vorgang und in ein Subjekt, eine Causa movens, die noch unbestimmt bleibt will Kleist dadurch, dass er eine Interjektion vorschiebt, doch wohl den Standpunkt kennzeichnen, wo der Eindruck noch unvermittelt wirkt. Heda ist also zunächst Ausruf, wenn auch seinem Ursprunge nach ein Anruf. Dass auch diese umgekehrte Entwickelung vom Anruf zum blossen Ausrufe in der Natur begründet und im Sprachleben weit verbreitet ist, lehrt jede eingehendere Beobachtung 1). Unter den „unechten" Interjektionen z. B. finden wir zahlreiche Anrufe, Willenskundgebungen und Formen zweckbewusster Mitteilung, die gewohnheitsmässig auch da sich einstellen, wo jemand nur auf einen sinnlichen Eindruck reagiert. Nirgends zeigt sich das so deutlich als auf dem Gebiete der Eigennamen, die unter anderem auch die mannigfachsten Verbalformen aufweisen. Neben der einfachen Aussage (vgl. die österreichischen Geschlechtsnamen Waisnix und Weiszgut) und der Wunschformel (Gotthelf, Waltsgott) finden wir vor allem den Imperativ als Grundlage der Namengebung, vgl. Familiennamen wie Leberecht, Thurecht, Lebsanft, v. Spalteholz, Reiszaus, Lachnit u. a.). Auch hier beruht die Entwickelung zum Eigennamen auf dem Uebergang vom Anruf zum blossen Ausruf und Reflexlaut.

1) Zu oha! stellt Bernhardt, Z. D. U. 7, 840 fest, dass es in den verschiedensten Formen des Anrufes mundartlich gebraucht werde. Im südlichen Holstein sei es andererseits als blosser Ausruf beliebt, wenn man sich nach schwerer Arbeit ermüdet hinsetze, um auszuruhen.

2) Vgl. Andresen, Die deutschen Imperativnamen. Nord und Süd 41, 337 ff.

b) Der innere Ausbau des Satzes.

Zwei Hauptformen treten sich also schon im Gebrauche. der Interjektion als äusserste Pole inmitten einer Reihe von Uebergängen und Abstufungen gegenüber: der Reflexlaut und die zweckbewusste Mitteilung. Jede dieser beiden Formen führt beim inneren Ausbau des Satzes zu einer anderen Entwickelung, die auf einer verschiedenen Ausgestaltung jener drei Momente beruht, die wir oben für den Satz gefordert haben.

a) Da wo der Charakter des Reflexlautes festgehalten wird, ist der eigentliche Spielraum für die Gegenüberstellung von Subjekt und Prädikat letzteres in dem engeren Sinne genommen, das dem Worte an und für sich zukommt, nicht in der weiteren Bedeutung, die die Grammatik später ausgebildet hat. In der Sphäre des Prädikates entwickeln sich die Ausdrucksmittel für den Reflexlaut selbst. Der erste unmittelbare Eindruck, den vor allem die Interjektion zum Ausdruck bringt, wird verarbeitet und mit Vorstellungen und Begriffen, die aus der Erfahrung gezogen sind, in Beziehung gebracht. Hier setzt die Ausgestaltung der Wortklasse der Nomina an, die oft zu ausgedehnten Verbindungen zusammentreten. Diese ganze Entwickelung spiegelt sich noch in den beiden Sätzen, mit denen Georg in Goethes Götz das Heiligenbild begrüsst: Ach! ein schöner Schimmel 1)! Das Subjekt zu diesem Prädikat bedarf an und für sich keines sprachlichen Ausdrucks. Es liegt in den ursprünglichsten einfachsten Verhältnissen meist als sinnlich wahrnehmbare Grösse vor den Augen des Sprechenden, in welchem Falle es noch heute der sprachlichen Kennzeichnung leicht entbehrt. Ein anschauliches Beispiel hierfür giebt Goethe im „Egmont" (8, 198): Dein heftiges Wesen verdirbt noch alles; du verräthst dich

1) Bei Goethe (vgl. 8, 18) ist die Interjektion als solche vom zweiten Satze nicht abgetrennt.

offenbar vor den Leuten. Wie neulich bei dem Vetter, wie du den Holzschnitt und die Beschreibung fandst und mit einem Schrei riefst: Graf Egmont! Das Bedürfnis nach sprachlicher Kennzeichnung des Subjektes zu diesem Prädikate macht sich erst da lebhafter geltend, wo die sinnliche Anschauung mangelt, und hier kommt neben einigen Faktoren, die später zu besprechen sind, vor allem die Thatsache zu Hilfe, dass in unserem Bewusstsein das psychologische Prädikat leicht wieder zum psychologischen Subjekte wird, das ein neues Prädikat auslöst. So könnten die Worte im Egmont", mit denen Klärchen in ihrer Beschreibung fortfährt: hernach musst' ich lachen über den holzgeschnitzten Egmont, der so gross war als der Thurm von Gravelingen gleich dabei und die englischen Schiffe an der Seite, in einer Reihe von Sätzen variiert werden, in denen allen Graf Egmont das Subjekt bildete. Deutlich lässt sich dies an einer anderen Stelle aus Egmont zeigen (8, 266):

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Egmont: Die Niederländer fürchten ein doppeltes Joch, und wer bürgt ihnen für ihre Freiheit?

Alba: Freiheit? Ein schönes Wort, wer's recht verstände.

So ist also in der Sphäre des Prädikats recht eigentlich der Ausgangspunkt zu suchen für die Bezeichnung auch des Subjektes. Und dass diese letztere Entwickelung eine sekundäre ist, zeigt sich auch darin, dass die Interjektion, die die Funktion eines Prädikates auch noch in entwickelten Sätzen auszuüben vermag 1), zur Funktion des Subjektes ungeeignet ist.

B) Die Sätze, in denen eine Einwirkung auf Hörer als Zweck vorwiegt, haben nicht so sehr den Gegensatz von Prädikat und Subjekt, als denjenigen von Verbum und Subjekt ausgebildet. Aus ihnen hat die Wortklasse des

1) Vgl. aus der Publizistik des Jahres 1848: acht und dreissig Nationen brr! (Venedey, Die Wage S. 29); vgl. Formeln wie pfui dich (D. W. B. 7, 1808) u. a.

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