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Erfahrung, und diese muß er nicht auffer Acht lassen, durch sie gelangt er zum feinen Gefühl der Unterscheidung, welches Paulus den Gläubigen zu Philippi empfiehlt, in diesen Worten: „Darum bete ich, daß eure Liebe je mehr und mehr zunehme » an Erkenntniß und an Urtheil *), daß ihr erken"nen möget die Unterschiede, und seyn möget lauter und unsträflich am Tage Christi, und erfüllet wer det mit Früchten der Gerechtigkeit, die da kommen ,, durch Jesum Christum, zur Ehre und zum Lobe Phil. 1,9-11., Gottes. “

35. Aber selbst dieser feine Tact, den die Erfahrung gewährt, wird oft fehlschlagen, wenn nicht wahre Einfalt des Herzens, welche nichts will als den Willen Gottes, in uns waltet.

36. Sehr schön sagt der weise und gottselige Thomas von Kempen: „Auf zween Flügeln wird » der Mensch von der Erd' erhoben, der Einfalt nem„lich und der Lauterkeit. Einfalt muß in der Ab"sicht seyn, Lauterkeit in der Zuneigung. Die Ein"falt hat Gott zum Ziel, die Lauterkeit ergreifet „Jhn, und kostet Ihn. . . Wofern du nichts an „ders als das Wohlgefallen Gottes und das Wohl „des Nächsten suchst, so wirst du der innern Frei„heit geniessen. Stünd' es richtig um dein Herz,

*)\,, Urtheil « das Wort der Urschrift: ÅlDnois drückt

jede Art der Wahrnehmung aus, der Sinne, des Ver frandes, der Empfindung. Hier spricht der Apostel von dem feinen Lact, der durch die Erfahrung entsteht, und durch sie auch vermehrt wird.

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"

» so würde jedes Geschöpf dir ein Spiegel des Le. De imitat. „bens, und ein Buch heiliger Lehre seyn.“

37. Einfalt, Demut, Liebe, lassen sich im wahren Christen nicht trennen, kaum sich sondern in der Vorstellung. Die Liebe ist Licht dem Haup te, heilige Glut dem Herzen. Wie der Lichtstrahl sich in sieben Farben bricht, so gehen alle Tugenden hervor aus Liebe, vereinigen sich wieder in Liebe.

38. Wo, durch Gottes Gnade, diese Lieb' in ihrer Vollkommenheit waltet, da wird, (wenn gleich der Mensch noch manche Schwächen behält, und manchen unwilkürlichen Fehltrit thut,) das Ebenbild Gottes wieder in ihm hergestellt, und sein gan zes Wesen wird Harmonie. Sein Leben ist ein Lobgefang. Der Friede Gottes, welcher höher als al„le Vernunft ist, bewahret sein Herz und seine Ge

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Chrifti 11, IIII, 1.

,, danken in Christo Jesu", und die Einfalt seines, whit. II, 7. durch kein andres Trachten gestörten Sinnes und Thuns, gibt ihm in der höchsten aller Bestrebungen

cine gediegne Kraft, wie sie in seinen niedern Bestrebungen kein Weltling haben kann. Selbst in zeitlichen Verhältnissen und Geschäfzen gibt diese Einheit der Kraft und des Willens dem wahren Christen oft eine Klarheit der Umsicht, einen Nachdruck im Wirken, und eine freye Grazie im Handeln, welchen die Welt, ohne sie zu begreifen, dennoch ihre Bewundrung nicht versagen kann.

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39. Die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nüz. lich, sie hat die Verheissung dieses und des zufünf

8.

1. Tim. IIII, „tigen Lebens.“ "'tigen Lebens." So schreibt der Apostel Paulus an seinen Jünger, den Bischof Timotheus. Daß dem so sey, würde allgemeiner einleuchten, wenn die Zahl der Vollkommenen nicht so klein wäre. Wenn wir mehr Beyspiele sähen von Heiligen, die mit dem grossen Apostel sagen könnten: „Ich lebe, „ doch nicht mehr ich, sondern Chriftus leber in mir; „was ich aber nun lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes, Der mich gelieber, Gal. II, 20. „ und Sich Selbst für mich dargegeben hat."

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40. Man wird vielleicht sagen: Aber Paulus war ein Apostel! Sagen wir lieber, der Apostel war auch ein Mensch! Stellen wir uns kein nahes Ziel! Sonst möchten wir das nahe weniger erreichen als ein fernes, das wir mit mehr Liebe zu erreichen suchten! „Elias war ein Mensch, gleichen SchwäJak. V, 17. „chen der Natur unterworfen wie wir“, sagt der Apostel Jakobus. Und welch ein Mann ward Elias!

1. Mos.

41. Sollen die groffen Beyspiele der Erbarmungen Gottes uns schrecken? Sollen sie nicht viel mehr uns ermuntern, uns entflammen? Die heilige Schrift zeigt uns Freude Gottes, die noch im StauXVIII, 27. be hienieden walleten, noch selbst „Staub und Asche " waren. Auch wir können zur Freundschaft Gottes, zur Vertraulichkeit mit Ihm gelangen, und vollkommen werden durch Ihn. Ja, Sein Sohn und der Sohn des Menschen, unser HErr und unser Gott, rufet auch uns zu: „Ihr sollt vollkommen seyn,

Matth.V, 48., wie euer Vater in den Himmeln vollkommen ist!"

XVI.

1. Die Vernunft lehret uns, daß wir das Gute lieben sollen, und daß wir das Beste am meisten lieben sollen; daß daher Gott, als das höchste Gut, aus dem alles was gut genannt zu werden verdient hervorgegangen, unsrer höchsten Liebe würdig, wir Ihm die höchste Liebe schuldig seyn.

2. Diese Wahrheit, die heiligste aller Wahr. heiten, würde allen Menschen einleuchten, und alle Herzen erwärmen, wenn nicht unsre verderbte Natar ihr widerstrebte. Unsre Sinnlichkeit wird be. fangen vom Sichtbaren, und die Liebe zum Sicht. baren, Zeitlichen, Vergänglichen, Läuschenden, erzeugt in uns, sobald wir über die Geschöpfe den Schöpfer vergessen, böse Lüßte, deren Befriedigung, oder Streben nach ihrer Befriedigung, uns je mehr und mehr von Gott entfernt, indem es nicht nur den Gedanken an Gott durch Zerstreuung erschwert, sondern uns diesen Gedanker, der die Seele unfrer Seele seyn sollte, als ruheftörend, als freudeßtörend verleidet.

3. Der Stolz steht der Sinnlichkeit bey, so verschieden auch die Natur beyder zu seyn scheint. Die Sinnlichkeit will ihren Lüsten nachgehen, unbekümmert um das heilige Gesez. Der Stolz will nach eignem Geseze leben, will sich nicht „ demüti » gen unter die gewaltige Hand Gottes“, unter welche wir uns demütigen sollen, „auf daß Er uns er» höhe zu rechter Zeit."

4. Aus der fruchtbaren Bulschaft des Stolzes mit der Sinnlichkeit entstehen der Unglaube und al

1. Petr. V,

f. XIII, 16

le Sünden, deren keine ist welche nicht die Züge des Vaters und der Mutter an sich trüge. Denn auch Sünden der Sinnlichkeit haben, als Ungebor fam, väterlichen Stolz, und ju Sünden des Stol zes würden wir uns nicht erkühnen, wenn nicht das Sichtbare, das Zeitliche uns durch seine Reize vers führte.

5. Beyde führen die groffe Mehrheit der Men schen zur Gøttesvergessenheit, einige reissen sie hin zur Gottesleugnung. Denn ein Knecht der Sünde wird oft allem Guten und Wahren so entfremdet, daß er lieber während des kurzen und unsichern Le bens seinen boffärtigen oder üppigen Wandel fort sehen, als seinen Lüßten entsagen und sich demüti gen will vor Gott!

6. In seinem Herzen spricht der Schalk: „cs ist kein Gott!" Indessen bleibt das natürliche Licht nicht immer so verdunkelt, daß es nicht manch mal dem Blick des Weltlings scheinen sollte; das Gewissen kann unterdrückt, es kann nicht ertödtet werden. Mißlungne Anschläge des Ehrgeizes, der Habsucht oder der Wollust verleiden manchmal dem Weltlinge seinen Zustand; das Alter schwächt die Fähigkeit zum Genusse, und deuter zugleich auf des sen schnelles Ende. Krankheiten und Tod der An gehörigen und Freunde erschüttern den Sünder, mehr noch eigne Krankheit. Dann wird er die Nich tigkeit der zeitlichen Bestrebungen gewahr, und be ginnt sich zu sehnen noch wahren und daurenden Gütern.

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