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Auch sonst reden die Inschriften der Gräber oftmals die künftigen Besucher an. Da versichert uns der eine, daß er alles Anrecht auf die Achtung der Nachwelt habe, denn er sei ein guter Mann gewesen, der nie böses gegen jemand getan habe. Auch habe er dieses Grab aus neuem Material erbaut und keines Menschen Habe dazu genommen.1) Und alle Menschen, die in dieses Grab eintreten werden und sich besehen, was in ihm ist und seine Inschriften schützen . . die sollen Greise in ihrer Stadt werden und Ehrwürdige in ihrem Gau.2) Wehe aber jedem, der das Grab beschädigt: den wird der Tote vor Gericht fordern, denn kann er auch kein irdisches Gericht mehr anrufen, so kann er den Missetäter doch dem großen Gotte anzeigen, bei dem er im Tode weilt.3)

Und doch haben weder diese Verfluchungen noch die gut begründeten Stiftungen die ägyptischen Gräber vor dem Verhängnis bewahren können, dem sie naturgemäß verfallen mußten; auch das reichste Volk kann ja einen immerwährenden Totenkultus seiner Verstorbenen nicht auf die Dauer bestreiten. Was half es, daß der regierende Pharao den guten Willen hatte, seine Pietätspflicht gegen die Könige Vorfahren und alle die alten Königinnen und Prinzen treu zu erfüllen? Es mußte doch unausbleiblich einmal der Tag kommen, wo seine Räte ihm erklärten, es halte schon schwer, für das eigene Grab des Herrschers eine genügende Stiftung zu schaffen, und es sei unmöglich, die Angehörigen des Königs alle genügend zu bedenken. Es bleibe also nichts übrig, als die Stiftung irgend eines halb vergessenen Vorfahren einzuziehen und für die Bedürfnisse der Gegenwart zu verwenden. Und wenn König Sahure den Wunsch hege, seinen alten Palastbeamten Persen mit einer dauernden Spende zu erfreuen, so möchte es wohl das Richtigste sein, die Stiftung der alten Königin Neferhotpes heranzuziehen und die zwei Kuchen und das Öl, das diese täglich aus dem Ptahtempel für ihr Grab beziehe, auf diesen. verdienten Mann zu übertragen.4) Was aber in den großen Verhältnissen des Königstumes nicht ausbleiben konnte, das mußte um so mehr in den privaten Familien eintreten; auch die reichste mußte nach einigen Generationen genötigt sein, die Einkünfte der älteren Gräber für die Gräber ihrer eigenen Zeit zu benutzen. Die Totenpriester aber kümmerten sich nur um die neuen Gräber, für die sie bezahlt wurden; die alten schloß man zu und überließ sie sich selbst. Was aber dann eintreten mußte, das lehrt uns ein Beispiel aus dem modernen Ägypten. Im fünfzehnten Jahrhundert unserer

1) Berlin 15126. 2) Siut I 225 ff. 3) Berlin 15126 u. 0.
4) Berlin 11406 (= Mar. Mast. D. 45).

Zeitrechnung hatten sich die Mamlukensultane zu Kairo Grabanlagen geschaffen, die an Großartigkeit mit den Gräbern des alten Ägypten wetteiferten; es waren Moscheen, die mit Schulen und Räumen für Studierende versehen waren; reiche Stiftungen dienten zu ihrem Unterhalt und zu der Besoldung des großen Personals, das an ihnen beschäftigt war. Diese Stiftungen sind im Anfange des neunzehnten Jahrhunderts aufgehoben worden, und schon heute sind diese Grabmoscheen traurige verfallene Ruinen, aus denen alles herausgebrochen und gestohlen ist, was zu stehlen verlohnt. Die einen werden von einem Bettlergesindel bewohnt, den Nachkommen der dort einst ansässigen Moscheenbeamten, die anderen hat der Staat nutzbringend zu Magazinen verwertet. Wir haben keinen Grund anzunehmen, daß das im alten Ägypten anders gewesen wäre, auch dort wird es mit einem nicht mehr gepflegten Grabe rasch zu Ende gegangen sein. Wie man sie ausraubte, zeigen uns zahlreiche Gegenstände, die sich in späteren Gräbern gefunden haben; der Name des Toten, aus dessen Grab sie im Altertum entwendet waren, ist auf ihnen ausgekratzt und durch den des neuen Besitzers ersetzt; Särge, Statuen und all der andere Apparat der Gräber trägt diese Spuren doppelter Verwendung. Und noch deutlicher zeigen sie die Gräber selbst: fast alle sind sie schon im Altertume aufgebrochen und ausgeplündert worden. Auch daß die Inschriften eines Grabes übertüncht und durch die eines anderen Toten ersetzt worden sind, ist öfters zu bemerken, und noch häufiger treffen wir auf eine noch rohere Verwertung des alten Grabes: man hat es einfach abgetragen und seine Steine, so weit sie gut zu transportieren waren, als billiges Baumaterial benutzt. Dann hat der Wind ungestört den Wüstensand in diese Gräberruinen hineingetragen, immer höher und höher hat der Sand sich in ihnen aufgehäuft, bis schließlich eine neue Ebene hergestellt war, auf der dann ein späteres Geschlecht wieder seine Gräber erbaute. So liegen in Sakkara unweit der Pyramide König Tetis über den zerstörten Gräbern seiner Epoche solche aus dem neuen Reiche und über diesen wieder hat das griechische Ägypten seine Gräber erbaut und sie alle sind zertrümmert und ausgeraubt. Es ist ein trostloser Anblick und er mahnt einen an die pessimistischen Verse, in denen ein alter ägyptischer Dichter diese Fruchtlosigkeit aller Gräberbauten beklagt hat: die da bauten aus rotem Granit, die eine Halle (?) mauerten in einer Pyramide; die da Schönes leisteten in dieser schönen Arbeit.... ihre Opfersteine sind ebenso leer wie die der Müden, die auf dem Uferdamm sterben ohne einen Hinterbliebenen.1)

1) Gespräch eines Lebensmüden 60 ff.

Hin und wieder fühlt sich ein frommer Nachkomme dann wohl auch verpflichtet, solche alten verfallenen Gräber wiederherzustellen; so rühmt sich Entef, ein Fürst von Hermonthis, im mittleren Reich: ich habe die Opferkammer des Fürsten Nechti-oker verfallen gefunden, ihre Wände waren alt, alle ihre Statuen waren zerbrochen, es gab niemand, der ihrer gedachte. Da wurde sie neu erbaut, ihr Grundriß wurde erweitert, ihre Statuen wurden neu gemacht und ihre Tore wurden aus Stein gebaut, damit seine Stätte hervorrage vor der anderer herrlicher Fürsten.1) Was Entef so getan hatte, galt geradezu als religiöse Pflicht, aber wie wenige von denen, die sich rühmen, daß sie das zerstört Gefundene wiederhergestellt haben, mögen es ernstlich getan haben; es war eben unmöglich. Und zudem, was half die Herstellung des verfallenen Grabgebäudes, wenn die Räuber, wie so oft, in die Sargkammer selbst gedrungen waren und die Leiche herausgerissen und zerbrochen hatten? Und gerade dies war doch ihr gewöhnliches Ziel, denn hier fanden sie alle die Dinge, die sich leicht verwerten ließen. Was oben in der Grabkammer stand, die Opfersteine, Steinschalen, Untersätze u. a. war nur wenig im Verhältnis zu der Beute, die ihre Phantasie sie in der Sargkammer erwarten ließ und nie würde die Ruhe der Leichen gestört worden sein, wenn nicht deren Beigaben gelockt hätten. Wenn dennoch die Ägypter an dieser Sitte der Beigaben festgehalten haben, so ist das nicht nur aus der Liebe zum alten Herkommen zu erklären, sie maßen vielmehr allen diesen Gebräuchen der Bestattung eine große Wichtigkeit für das Heil der Verstorbenen bei, das Opfern und Beten allein genügte nicht. Diese Gebräuche haben sich später noch weiter ausgebildet, aber auch schon in der älteren Zeit sind sie mannigfaltig genug und sie sind zu charakteristisch, als daß wir sie hier übergehen könnten.

Bei der Behandlung der Leiche geht das Bestreben dahin, den Körper vollständig zu erhalten und ihm sein natürliches Aussehen zu bewahren: die Seele soll in ihm ihren gewohnten Aufenthalt finden und er soll wieder erwachen können. Daher behandelt man ihn mit Natron und Asphalt und wickelt alle Glieder in Leinen ein; über das Gesicht aber legt man eine Maske aus Leinen und Stuck, die ihm ein natürliches Aussehen geben soll. Dann legt man diese >> Mumie<< wie einen Schlafenden auf die linke Seite auf eine Kopfstütze und verschließt sie in dem Sarge, einem rechteckigen Kasten aus Stein oder Holz, dessen starke Wände sie vor der Zerstörung schützen. Wie es kommt, daß diese

1) Berlin 13272.

Sargwände dann doch den Toten nicht beschränken, wie er dennoch ungehindert ein- und ausgehen kann, um die Sonne zu schauen, das muß man nicht verstehen wollen; das gehört dem übernatürlichen Gebiete an. Indessen haben die Ägypter selbst hier einen Widerspruch gefühlt, denn auf vielen Särgen finden sich Vorkehrungen, die dieser Schwierigkeit abhelfen.

80. Mumie aus dem mittleren Reich. (Nach einer Zeichnung
Passalacquas.)

Am Kopfende, auf der Seite, der das Gesicht der Mumie zugewendet ist, malt man außen ein paar große Augen auf, dann sieht der Tote den Herrn des Horizontes, wie er über den Himmel fährt.1) Innen aber auf der Sargwand malt man zuweilen eine Tür auf, die erlaubt es dann dem Toten, seinen Sarg zu verlassen. Im übrigen ist die Gestalt des Sarges eine sehr einfache; er ist ein glatter Kasten mit

flachem Deckel, oder er hat auch (und so sollte der Sarg des Osiris. ausgesehen haben) vier höhere Eckpfosten und einen gewölbten Deckel. Im mittleren Reiche, wo man den Sarg gern bunt bemalt, pflegt man ihn innen mit allerlei Sprüchen aus der alten Totenliteratur zu beschreiben; doch bleiben die hauptsächlichen Aufschriften des Sarges immer die Zeilen auf der Außenwand, die den. Verstorbenen dem Schutze der Götter empfehlen, die die Toten schützen: dem Anubis, dem Osiris, dem Keb und der Nut, der Isis und Nephthys und vor allem den vier Horuskindern (vgl. S. 95). Diese vier Geister waren im Wasser entstanden in einer Lotosblume, und der Wassergott Sobk hatte sie auf Geheiß des Re mit einem

81. Die Horussöhne auf der Blume im See, an dem Osiris sitzt. (Nach Totenb. ed. Nav. I, 136).

1) Steindorff, Grabfunde aus den Königl. Museen zu Berlin II, 5.

Netz fangen müssen; die sie aber geschaffen hatte war Isis gewesen.) Und gewiß haben sie dem armen Osiris geholfen und ihn vor Hunger und Durst geschützt, denn diese Rolle ist es, die sie auch den Toten gegenüber erfüllen. Das hat nun zu einer seltsamen Sitte Veranlassung gegeben, die schon im alten Reiche beginnt, wenn sie auch erst später ihre allgemeine Verbreitung gefunden hat: man hindert die Eingeweide daran, dem Toten unangenehme Gefühle zu bereiten, indem man sie aus der Leiche herausnimmt und in besondere Kasten oder Krüge verpackt, die unter den Schutz jener Geister gestellt werden (S. 145).

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Daneben schützt man den Verstorbenen auf dieselbe Weise vor Hunger und Durst, die man schon in der Urzeit anwendete; man legt ihm etwas Brot und Fleisch und Getränk in natura in die Sargkammer und sorgt weiter für ihn, indem man ihm seine Wirtschaft in Nachbildungen mitgibt: die Scheune mit den Arbeitern, die immer neue Säcke in sie hineinschütten; das Mädchen, das ihm zwischen Steinen Korn mahlt; das andere, das daraus Brot backt und das dritte, das ihm Bier bereitet. Andere Mädchen wieder, die reich gekleidet sind oder auch gänzlich unbekleidet, sind ihm zu seiner persönlichen Bedienung bei

1) Totb. 113.

Erman, Die ägypt. Religion.

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