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daß er auf die bösen Gespenster acht habe, 1) oder er verklagt die Schlange bei Re wegen ihrer Missetaten, denn sie hat die Erde gebissen, sie hat den Keb gebissen,2) oder er zählt auch der Krankheit auf, wie ein jedes Glied des Menschen unter dem Schutze eines Gottes stehe. Oft spricht er auch, als sei er selbst der Gott: Laufe aus, Gift, komm, fliesse zu Boden! Horus bespricht dich, er vernichtet dich, er speit dich. Du steigst nicht auf und fällst herab, du bist matt und bist nicht stark, du bist elend und kämpfst nicht, du bist blind und siehst nicht, dein Kopf hängt herab und du erhebst nicht dein Antlitz,.. durch das, was Horus sagt, der Zaubermächtige.3) Oder: Du hast nicht die Oberhand über mich, ich bin Amon. Ich bin Onuris, der gute Kämpfer. Ich bin der Große, der Herr der Kraft.4)

Ob in solchen Sprüchen der Magier diesen Gott nennt oder jenen, das hat meist seinen Grund in den Göttersagen; ein Gott, der selbst einmal über Schlangen triumphiert hat, wird auch den besten Schutz gegen diese gewähren, und eine Göttin, die selbst einen Säugling großgezogen hat, wird auch die beste Hilfe für sterbliche Mütter sein. Und da es ratsam ist, sich direkt auf dieses Vorbild zu berufen, so bildet sich nun eine Art der Zaubersprüche heraus, die uns ein Ereignis aus der Göttergeschichte vorträgt, um daraus dann ihre Nutzanwendung zu ziehen. So handelt es sich bei einem Spruche, der Skorpionenstiche heilt, um die heilige Katze, d. h. die Göttin Bast (S. 15): O Re! komme zu deiner Tochter, die ein Skorpion gebissen hat auf einem einsamen Wege! Ihr Geschrei dringt bis zum Himmel Gift drang in ihre Glieder und durchläuft ihr Fleisch und sie wendet ihren Mund gegen es, d. h. sie sucht die schmerzende Stelle zu lecken. Re aber antwortet ihr: Fürchte dich nicht, fürchte dich nicht, meine herrliche Tochter; siehe, ich stehe hinter dir, Ich bin es, ich fälle das Gift, das in allen Gliedern dieser Katze ist. 5)

Am liebsten zieht man aber natürlich diejenigen Götter heran, die überhaupt das göttliche Vorbild für alles menschliche Leben bilden, den Osiris und die Seinen. Die Krokodile weichen erschreckt zurück, wenn man daran erinnert, wie einst die Leiche des Osiris im Wasser gelegen hat und von den Göttern geschützt worden ist: Osiris liegt im Wasser, und das Horusauge ist bei ihm, der große Käfer breitet sich über ihn Der im Wasser liegt, kommt heil hervor; wer sich dem im Wasser naht, der naht dem Horusauge. Zurück, ihr Wassertiere! .... erhebt euer Gesicht nicht, ihr Wasser

1) ib. S. 40 ff. 2) Pyr. Kap. 25=
Pap. mag. Harris 8, 5. 5) Metternichst. Z. 9 ff.

W 314. 3) Metternichstele 3 ff.

...

O ihr Wasser

tiere, wenn Osiris bei euch vorbeikommt . . bewohner, euer Mund wird von Re verschlossen, eure Kehle wird von Sechmet verstopft, eure Zunge wird von Thoth abgeschnitten, eure Augen werden von dem Zaubergotte geblendet. Das sind diese vier Götter, die den Osiris schützen, das sind die, die den, der im Wasser liegt, schützen, alle Menschen und alle Tiere, die im Wasser liegen. Heute!) Gegen die Skorpionstiche hilft es, wenn man an die arme Mutter denkt, die sich mit ihrem Kindchen in den Sümpfen des Delta verstecken mußte. Ich, Isis, gebar den Horus, den Sohn des Osiris, im Deltasumpfe und freute mich sehr darüber, . . . . ich versteckte ihn und verbarg ihn aus Furcht. . . Einmal aber da fand ich ihn, den schönen goldnen Horus, das vaterlose Kind, wie er die Erde benetzte mit dem Wasser seiner Augen und dem Naß seiner Lippen, sein Leib war müde, sein Herz pochte. . . Ich schrie und klagte: »Mein Vater ist in der Unterwelt und meine Mutter im Totenreich, mein älterer Bruder liegt im Sarge. Ich will irgend jemand von den Menschen rufen, ob sich ihr Herz mir zuwende". Ich rief die Sumpfbewohner und sie wandten mir gleich ihr Herz zu; die Leute kamen zu mir aus ihren Häusern und eilten auf meinen Ruf zu mir. Sie klagten über die Größe meines Unglücks, aber keiner von diesen vermochte mir zu helfen. Eine Frau kam zu mir, die die erfahrenste ihrer Stadt war die sagte mir, Set könne es nicht getan haben, denn Set kommt nicht in diesen Gau, er irrt nicht durch Chemmis. Vielleicht hat ihn ein Skorpion gestochen.. Da legte Isis ihre Nase an seinen Mund und merkte den Geruch davon . . . . sie erkannte das Leiden des göttlichen Erben und fand, daß er vergiftet war. Da nahm sie ihn schnell in ihre Arme. » Horus ist gebissen, o Re; dein Sohn ist gebissen, Horus ist gebissen, der Erbe deines Erben«< Da kam Nephthys weinend und ihre Klage durchtönte die Sümpfe. Selkis schrie: » Was gibt es? was gibt es? was ist

....

denn dem Horus, dem Sohn der Isis? Bete zum Himmel, so wird die Mannschaft des Re Halt machen und das Sonnenschiff geht nicht bei Horus vorbei.«<

Da stieß Isis ihren Ruf aus zum Himmel und ihren Schrei zur Barke der Ewigkeit. Da stand die Sonne still und bewegte sich nicht von ihrem Platze. Thoth kam, versehen mit seinem Zauber, mit einem großen Befehle vom Re und sagte: » Was gibt es? was gibt es? Isis, du herrliche Göttin mit dem kundigen Munde. Es ist doch dem Sohn Horus nichts Böses geschehn? . . . Ich komme her aus dem Schiffe der Sonne von ihrem gestrigen Platze und Finsternis ist entstanden und das Licht verjagt, bis Horus für seine Mutter Isis geheilt ist und

1) Metternichst. 38 ff.

ebenso jeder (andere) Leidende . . Der Schutz des Horus ist der, der in seiner Sonne ist, der beide Länder mit seinen strahlenden Augen erhellt und ebenso ist er der Schutz des Leidenden. Der Schutz des Horus ist der Alte im unteren Himmel, der Befehle gibt allem, was da ist und nicht ist, und ebenso ist er der

94. »Der in seiner Sonne ist«<. (Aus dem

Schutz des Leidenden.

Tempel von Esne.)

...

Das Sonnenschiff steht still und die Sonne fährt nicht von ihrer gestrigen Stelle fort, bis daß Horus für seine Mutter geheilt ist und bis der Leidende ebenso für seine Mutter geheilt ist.«1) Ein andermal hatte Horus unter einem Brande zu leiden, der vielleicht die Hütte verzehrte, in der er lag. Das sagte man der Isis: » Dein Sohn Horus brennt auf dem Lande.« Ist Wasser da? ist in meinem Munde

» Es ist kein Wasser da.«

1) Metternichst. 168 ff.

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Wasser

und ein Nil ist zwischen meinen Beinen und ich komme, um das Feuer zu löschen. Diesen naiven Spruch gegen Brandwunden hat übrigens eine spätere Zeit geglaubt, etwas zarter gestalten zu müssen und läßt die Isis nur sagen: Wasser ist in meinem Munde und meine Lippen haben eine Flut.1)

Und wieder ein anderes Mal hütete Horus sein Vieh auf dem Felde und es wollte nicht weiter gehen, denn es waren wilde Tiere da. Da machten ihm Isis und Nephthys Amulette: verschlossen wird der Mund der Löwen und Hyänen und aller langschwänzigen Tiere, die sich von Fleisch nähren und Blut trinken, um sie zu bannen und ihnen die Ohren zu rauben, ihnen Dunkel zu geben und ihnen nicht Licht zu geben, ihnen Blindheit zu geben und ihnen nicht Sehen zu geben, in jeder Gegend in dieser Nacht. Stehe, du böser Wolf.... zieh nach Süden, Norden, Westen, Osten; das ganze Feld ist dein und du wirst nicht von ihm abgehalten. Wende dein Gesicht nicht auf mich, wende dein Gesicht auf das Wild der Wüste. Wende dein Gesicht nicht auf meinen Weg, wende dein Gesicht auf einen andern.2) Bei diesem letzteren Spruche kann man sich übrigens des Verdachtes nicht erwehren, daß der Zauberer sich dieses Hirtenleben des Horus, auf das sonst nirgends angespielt wird, erst selbst ersonnen habe; Horus war nun einmal der Götterknabe vor anderen, da konnte man ihm alles zuschreiben, was die irdischen Knaben in Ägypten tun mußten. Auch sonst mag es um die Echtheit der in diesen Sprüchen mitgeteilten Sagen nicht immer zum besten stehen.

Während in allem, was wir bisher angeführt haben, die Hilfe der Götter als ein Geschenk erscheint, das sie gewähren, wenn der Zauberer sie in den richtigen Worten dazu auffordert, zeigen andere eine merkwürdige Übertreibung des natürlichen Verhältnisses: der Magier bedroht die Himmlischen, damit sie ihm seinen Willen tun. Derartige Drohungen finden sich schon in der alten Totenliteratur: O, ihr Götter vom Horizont! heißt es in einem Spruche, der uns in den Pyramidentexten erhalten ist, so wahr ihr wollt, daß Atum (euer Herr) lebt, daß ihr euch mit Öl salbt, daß ihr Kleider anzieht, daß ihr eure Speisen empfangt, so nehmt seine Hand und setzt ihn in das Speisenfeld.3) Oder noch drastischer heißt es ebenda: Wenn ihr aber nicht die Fähre zu ihm fahrt, . . . . . so wird er die Locken auf euren Köpfen ausreißen wie Knospen an den Seeufern. 4) Die Welt wird der Zauberer umdrehen, wenn er nicht gerechtfertigt herausgehen soll: so steigt Re nicht zum Himmel empor, sondern der Nil

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steigt zum Himmel empor und lebt von der Wahrheit und Re steigt zum Wasser hinab und lebt von den Fischen.1) Wie diese Drohungen hier ausgeführt werden sollen, wird nicht gesagt; in anderen Fällen beruft sich der Magier darauf, daß er das höchste Geheimnis des Gottes kenne, seinen Namen, in dem seine Macht beruht. So schon in der eben angeführten Stelle aus den Pyramidentexten, wo er droht, diesen Namen den Menschen zu sagen und ebenso in späteren Zaubern. Denn diese Namen der Götter haben eine furchtbare Macht; wenn man den einen am Ufer des Flusses ausspricht, so verlöscht der Fluß, und wenn man ihn auf dem Lande ausspricht, so wird es Funken sprühen.

Wenn daher

ein Krokodil den Magier angreift, der diesen Namen kennt, so wird er kraft seiner die Erde in die Flut fallen lassen und der Süden wird zum Norden werden und die Erde sich umwenden.2)

Woher wissen nun aber die Zauberer diese geheimen Namen, auf deren Kenntnis sie sich stützen? Die Frage muß oft aufgeworfen sein, denn ein Zauberspruch des neuen Reichs unternimmt es, sie ausführlich zu beantworten; er erzählt uns, wie der geheime Name des Re einst verraten worden ist. Einst, als Re noch auf Erden herrschte über Götter und Menschen zusammen, da war Isis die klügste aller Weiber, klüger als Menschen, Götter und Verklärte. Es gab nichts im Himmel und auf Erden, was sie nicht gewußt hätte, nur den wahren Namen des Re, der so viele Namen hat, wußte sie nicht; sie gedachte aber auch den zu erfahren. Und der Gott war alt geworden, sein Mund zitterte und sein Speichel fiel zu Boden. Den knetete Isis mit der Hand zusammen mit der Erde, die daran war und machte einen herrlichen Wurm daraus. Den legte sie auf den Weg, auf dem der große Gott ging, wenn er seine beiden Länder zu besuchen wünschte. Als nun Re, gefolgt von den Göttern, sich wie alle Tage erging, da stach ihn der Wurm.

Seine

Die Stimme seiner Majestät drang bis zum Himmel. Götter sagten: »Was gibt es?« und die (andern) Götter sagten: » Was ist denn?« Aber er konnte nicht antworten. Seine Lippen bebten und alle seine Glieder zitterten und das Gift ergriff seinen Leib, wie der Nil das Land ergreift.

Als er sich etwas beruhigt hatte, rief er sein Gefolge: » Kommt ihr, die ihr aus meinem Leibe entstanden seid, ihr Götter, die ihr aus mir hervorgegangen seid, damit ich euch mitteile, was mir geschehen ist. Etwas Krankhaftes hat mich verletzt; ich fühle es, aber meine Augen sehen es nicht. . . . Ich habe nie ein Leid gleich ihm gekostet, Ich bin der Fürst,

1) Totenb. 6, 5. 2) Pap. mag. Harr. 7, 1ff.

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