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der Sohn eines Fürsten, der Gottessame, der zum Gotte wurde. Ich bin der Große, der Sohn eines Großen. Mein Vater und meine Mutter haben meinen Namen erdacht. Ich bin der Vielnamige und Vielgestaltige. Meine Gestalt ist in jedem Gotte. Man nennt mich Atum und Horus Heken. Mein Vater und meine Mutter haben mir meinen Namen gesagt; er ist in meinem Leibe verborgen seit meiner Geburt, damit nicht Zauberkraft gegeben werde einem, der gegen mich zaubern will. Als ich ausging, um zu besehen, was ich gemacht habe, und mich in den beiden Ländern erging, die ich geschaffen habe, da verletzte mich etwas, was ich nicht weiß. Es ist nicht Feuer und ist nicht Wasser, aber mein Herz ist in Glut, mein Leib zittert und alle meine Glieder frieren."

So klagte Re und ließ die Götterkinder rufen, die mit der trefflichen Rede und dem wissenden Munde, und alle kamen trauernd herbei. Und auch Isis kam mit ihrer Trefflichkeit, deren Mund voll Lebensatem ist, deren Spruch die Krankheit vertreibt und deren Rede den Luftlosen belebt. Sie sagte: » Was gibt es? was gibt es, göttlicher Vater? Siehe, hat dich ein Wurm verletzt, hat eines deiner Kinder sein Haupt gegen dich erhoben, so werde ich es durch einen trefflichen Zauber fällen.«

Der herrliche Gott öffnete seinen Mund: »Als ich auf dem Wege ging und mich erging in Ägypten und der Wüste, denn mein Herz wünschte zu sehen, was ich geschaffen habe, da ward ich verwundet von einem Wurm, den ich nicht sah. Es ist nicht Feuer, es ist nicht Wasser und doch bin ich kälter als Wasser und heißer als Feuer. Alle meine Glieder sind voll Schweiß« ..

Da sprach Isis zu Re: »Sage mir deinen Namen, mein göttlicher Vater; der Mann, dessen Name genannt wird, bleibt leben.« Der greise Gott antwortete: »Ich bin der, der Himmel und Erde machte, die Berge knotete und schuf, was darauf ist. Ich bin der, der das Wasser machte und die Himmelsflut schuf. Ich bin der, der den Himmel machte und seinen Horizont geheim machte; ich habe die Seelen der Götter in ihn gesetzt, Ich bin der, der die Augen öffnet und es wird hell, und wenn er die Augen schließt, so wird es finster; der, auf dessen Befehl das Wasser des Nils strömt, aber die Götter kennen seinen Namen nicht. Ich bin der, der die Stunden machte und die Tage schuf. Ich bin der, der das Jahr eröffnet und den Strom schafft. Ich bin Chepre am Morgen und Atum, der am Abend ist.«

Aber das Gift wich nicht und Isis sagte: »Dein Name ist nicht bei dem, was du mir gesagt hast. Sage es mir, so geht das Gift heraus; der Mann, dessen Name genannt wird, bleibt leben. Das Gift aber brannte mehr als Feuer, so daß der Gott nicht länger widerstehen konnte. Er sagte zu Isis:

»Mein Name soll aus meinem Leib in deinen Leib übergehen.<< Und, fügte er hinzu, du sollst ihn verbergen, aber deinem Sohne Horus magst du ihn mitteilen als einen kräftigen Zauber gegen jedes Gift.1)

Wie man sieht, behält übrigens auch hier der Zauberer schließlich den geheimen Namen für sich und teilt ihn uns nicht mit. Anders verfährt vielleicht ein uralter Spruch, der dem Toten die Benutzung der Himmelsleiter (S. 98) sichern soll: Komme Leiter (moket), komme poket, komme dein Name, den die Götter sagten; 2) hier mag gemeint sein, daß die Götter die Leiter nicht moket nennen, wie die Menschen, sondern poket. Und auch die seltsamen Worte, von denen besonders die Zaubersprüche der späteren Zeit wimmeln, sind zum großen Teil sicher als geheime Namen des Gottes gedacht. Anderes freilich in diesem Gallimathias soll als fremde Sprache gelten; so soll der Löwenzauber eder edesen edergeh edesen, vereinigt merem edesen, vereinigt emej edesen usw. gewiß phönizisch sein, denn er enthält weiterhin den Namen des Gottes Baal.3)

Damit die Zaubersprüche aber richtig wirken können, ist es nötig, noch allerlei bei ihrem Hersagen zu beobachten. So muß, wer über sich selbst einen besonders glückbringenden Spruch rezitieren will, sich erst neun Tage lang »>reinigen «<. Dann muß er sich mit zweierlei Ölen salben, er muß sich räuchern, indem er das Räuchergefäß hinter die Ohren hält, er muß sich den Mund mit Natron reinigen, er muß sich mit Überschwemmungswasser waschen, er muß Sandalen aus weißem Leder anziehen und zwei neue Schurze und schließlich muß er sich noch das Zeichen der Wahrheit mit grüner Tusche auf die Zunge malen. Dann tritt er, wenn ich recht verstehe, in einen Kreis, den er während der Dauer der Zeremonie nicht verlassen darf. Um einen anderen Spruch wirksam herzusagen, muß man ein ganzes Bild auf den Boden malen: eine Frauenfigur, eine Göttin, die auf ihr in ihrer Mitte sich befindet, eine Schlange, die auf dem Schwanz steht, einen Himmel u. a. m.4) Oder man malt sich ein Auge auf die Hand, das ein Bild des Gottes Onuris umschließt, offenbar mit Bezug auf den Teil des Spruches, in dem der Magier sich als den Gott Schu, das Bild des Re, das innen im Auge seines Vaters ist, bezeichnet.5) Und wieder bei einem Zauber,

1) Lefébure, Äg. Ztschr. 1883, 27 ff.
3) Pap. Mag. Harr. Rs. C.

2) Pyr. 261

P 201.

4) Beides nach der »Destruction das hommes« Z. 74; 80.
5) Mag. Harris 7, 1 ff.

den man auf dem Wasser gegen böse Tiere hersagt, und der den Sonnengott, der ja einst im Ei aus der Flut auftauchte (S. 29), als das Ei des Wassers bezeichnet, ist es nötig, daß der Mann, der vorn im Schiff steht, ein Ei aus Ton in der Hand hält; dann glauben die Wasserbewohner, den Gott selbst zu sehen, und wenn sie auftauchen, fallen sie erschreckt ins Wasser zurück.1)

95. Zauberfiguren auf eine Leinenbinde zu malen.
(Totb. 164.)

Gut ist es weiter, wenn man die Sprüche nicht einmal hersagt, sondern gleich viermal,2) wie man das seit alters her auch bei manchen Gebeten zu tun pflegt, und wenn man ihnen ein heute! anhängt, zum Zeichen, daß sie sofort wirken sollen. Oder. man füge auch noch die Worte: Schutz hinten, Schutz der kommt, Schutz!3) an sie an.

Daß es weiter nötig war, die Zaubersprüche in feierlichem Tone herzusagen, versteht sich von selbst, und wird auch schon dadurch belegt, daß sie in der Regel in Versen abgefaßt sind. Auch gesungen muß man sie haben, denn eine Handschrift, die Zaubersprüche des neuen Reiches enthält, bezeichnet diese als schöne, singbare Sprüche.4)

Mannigfach wie die Nöte des Lebens sind auch die Zwecke, bei denen man sich des Zaubers bedient. Er bannt Sturm und Gewitter.5) Er muß in der Wüste gegen die Löwen schützen, im Wasser gegen die Krokodile und überall gegen die unheimlichste Gefahr Ägyptens, gegen Schlangen und Skorpione; hat man doch selbst die Pyramiden der alten Könige reichlich mit Sprüchen gegen dies Gewürm versehen. Mit dem Zauber steht man ferner der Gebärenden bei, ihn spricht man, wenn man Heilmittel bereitet, und mit ihm bekämpft man alles Gift, alle Wunden und alle Krankheiten, sie selbst sowohl als die unheimlichen Wesen, die sie bringen: die Toten. Denn es ist ein alter Glaube des ägyptischen Volkes, daß böse Tote ihre Gräber verlassen und den Menschen nachstellen und die Götter sollen den Schatten

1) Ib. 6, 1off.

2) Z. f. M. u. K. S. 52; Mag. Harr. 7, 4 usw. 4) Mag. Harris I, 1.

3) Z. f. M. u. K. S. 33. 35.
5) Budge, Nesiamsu 121 ff.

des Toten und der Toten, die Böses gegen uns tun, einschließen.1) Da sieht die besorgte Mutter, wie im Dunkeln sich ein gespenstisches Weib ins Haus schleicht mit abgewandtem. Gesicht und wie es sich wie eine Wärterin mit ihrem Säugling zu schaffen machen will. Da sagt sie: Kamst du, dies Kind zu küssen? Ich lasse es dich nicht küssen. Kamst du, dies Kind zu beruhigen? Ich lasse es dich nicht beruhigen. Kamst du, es zu schädigen? Ich lasse es dich nicht schädigen. Kamst du, es fortzuholen? Ich lasse es dich nicht von mir fortholen. Und der Toten entgeht das, weswegen sie gekommen ist.2) Darum spricht die Mutter auch morgens und abends so über das Amulett, das sie ihrem Kindchen anhängt: Du gehst auf, o Re, du gehst auf. Wenn du diesen Toten gesehen hast, wie er zu NN. hingeht und die Tote, das Weib. nicht soll sie mein Kind in ihren Arm nehmen. Mich rettet Re, mein Herr. Ich gebe dich nicht her, ich gebe meine Last nicht dem Räuber und der Räuberin des Totenreiches.3)

Auch den Erwachsenen stellten der Tote und die Tote nach und wenn der Kranke auf dem Lager über sein Leiden grübelte, mag ihm oft der Gedanke gekommen sein, ob es nicht vielleicht dieser oder jener seiner eigenen verstorbenen Angehörigen sein könne, der aus irgend einem Grunde so an ihm Rache nähme. Da versucht man denn auf diesen bösen Verwandten durch freundliche Vorstellungen zu wirken und legt ihm einen Brief in das Grab, der ihn umstimmen soll. Solche Briefe kennen wir schon aus dem mittleren Reich, das merkwürdigste Beispiel aber ist ein langes Schreiben, das ein höherer Offizier aus dem Ende des neuen Reiches an den trefflichen Geist der Frau Eri drei Jahre nach deren Tode gerichtet hat. Was habe ich gegen dich unrechtes getan, sagt er, daß ich in der schlechten Lage bin, in der ich mich befinde? Was habe ich gegen dich getan.. daß du die Hand an mich legst, ohne daß ich doch Unrecht gegen dich getan hätte? Seit man mich dir zum Gatten gegeben hat bis auf den heutigen Tag was habe ich gegen dich getan, was ich hätte verbergen müssen?.... Wenn ich einst mit dir vor den Göttern des Westens reden werde mit den Worten meines Mundes, so wird man dich mit diesem Briefe richten, auf dem meine Worte und meine Botschaft stehen. Was habe ich gegen dich getan? Du bist meine Frau geworden, als ich jung war und ich bin mit dir zusammen gewesen. Ich habe alle Ämter bekleidet und bin mit dir zusammen gewesen und habe dich nicht verlassen und habe dein Herz nicht gekränkt. Und auch als der Pharao mich zu höheren Ämtern befördert hat, habe ich dich nicht verlassen und

1) Totb. ed. Nav. 92, 10. 2) Z. f. M. u. K. S. 12. 3) Ib. S. 43 ff.

habe alle Geschenke und Einkünfte mit dir geteilt. Als du aber krank warst an der Krankheit, die du hattest, da war ich beim Arzt und er machte deine Heilmittel und er tat das, was du ihm sagtest. Dann mußte ich acht Monate lang dem Pharao nach Süden folgen und mochte nicht essen und trinken, und als ich wieder nach Memphis kam, beweinte ich dich mit meinen Leuten. Diesen Brief hat der arme Witwer der Statuette einer anderen Frau angebunden, von der er wohl annehmen mochte, daß sie die Botschaft an seine Frau bestellen werde.1)

Des weiteren gibt es Zauberbücher, die Kraft und Stärke gegen die Feinde verleihen und Entsetzen verbreiten; wenn man nach ihren Angaben Götter- und Menschenfiguren aus Wachs verfertigt, und diese in die Wohnung des Gegners hineinschmuggelt, so lähmen sie dort die Hand der Menschen.2) Diese letzteren Angaben verdanken wir übrigens dem Protokolle eines Staatsprozesses und schon diese offizielle Angabe zeigt, wie völlig ernst man diese Dinge nahm. Auch zum Schutze des Königs wird allmorgendlich (wenn anders wir den Angaben eines späten Buches trauen dürfen) ein Zauber vorgenommen, der ihn gegen seine Feinde. schützt, und selbst von den Göttern nimmt man an, daß sie sich durch Zauber ihrer Widersacher erwehren; man weiß, daß Thoth über den Re das Zauberbuch von der Himmelskuh liest. 3) Ebenso können auch die Menschen dem Sonnengotte beistehen, wenn sie zu gewissen Zeiten die Sprüche von der Besiegung des Apophisdrachens hersagen.4) Auch in den Kultus haben sich diese Anschauungen eingedrängt und die Götterbilder der Tempel werden durch Zauber und treffliche Worte geschützt und alles Böse aus ihrem Leib vertrieben. 5) Wie sehr vollends der Zauber zum Schutze der Toten herhalten muß, haben wir schon in früheren Abschnitten zur Genüge besprochen. Die Dienerinnen, die Schiffe, die Küchen und Speicher, die Elfenbeinstäbe die gegen die Schlangen schützen, die Uschebtifiguren, die Herzskarabäen, die Kopfplatten alle diese Gebräuche und so manche andere gehören zur Zauberei oder grenzen doch an sie an. Auch die Totenliteratur nimmt ja, wie wir oben gesehen haben (S. 100), mit der Zeit immer mehr einen magischen Charakter an und ihre Sprüche gelten im neuen Reiche geradezu als Zaubersprüche, deren Hersagen dem Toten oder Lebenden Glück bringt.

1) Maspero, Études égyptol. I 145 ff.

2) Lee 1, 4; Rollin 1888, I.
3) Destruction des hommes 78.
5) Stele Ramses' IV., Mar. Ab. II,

4) Budge, Nesiamsu p. 146. 54-55, 25.

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