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Dieser Wertschätzung der Zauberei entspricht es denn auch, daß ihre Pflege nicht nur eine Sache des Einzelnen ist, sondern daß sie ihre berufenen Vertreter hat. Das sind die Cherhebpriester, die Schreiber des Gottesbuches, deren höchste Stellen im alten Reiche von den eigenen Söhnen des Königs bekleidet werden; wie sie ihre Kunst auch zu profanen Kunststücken zu verwenden wußten, wie der eine ein Krokodilfigürchen aus Wachs machte, das einen Ehebrecher im Wasser verschlang und wie der andere einen See aufklappte, um einer Dame ihren verlorenen Schmuck herauszuholen, das erzählt uns eine Märchensammlung des mittleren Reiches voll Behagen. Die Pflege der Zauberei ist weiter eine Aufgabe des Lebenshauses,1) der gelehrten Schule Ägyptens, und die Zauberbücher sind systematisch angelegte Werke, die auch in den Bibliotheken der Könige aufbewahrt werden; 2) sie gehören offenbar ebensogut zur Literatur, wie die medizinischen Schriften oder die Weisheitsbücher. Natürlich wollen sie alle uralt sein; das eine hat der Erdgott verfaßt, 3) das andere der Gott der Weisheit; 4) ein drittes will ein Priester der saitischen Zeit in einem Grabe der Mnevisstiere gefunden haben.5) In Wirklichkeit waren natürlich viele dieser Sprüche spätere Fabrikate und gerade im neuen Reiche hat man viele derselben verfaßt, die ihre junge Sprache und ihre späten religiösen Anschauungen ungeniert zur Schau tragen. Überhaupt

scheint das neue Reich eine Blütezeit dieser wilden Wissenschaft gewesen zu sein.

Eine Spezialität der späteren Magie ist die Herstellung von Figuren und kleinen Stelen, die man in den Häusern aufstellt oder am Halse trägt, als Schutz gegen böse Tiere aller Art. Bestimmte heilige Wesen stehen im Rufe, besonders gut gegen diese Gefahr zu helfen. Da ist der alte Gott Schu, der Sohn des Re, der den Himmel trägt und den man in Abydos den Onuris nennt; ihn denkt man sich jetzt als den schönen Kämpfer,6) den Erretter (Schedu) und stellt ihn als einen jungen Prinzen dar, der vom Wagen aus die Löwen tötet.7) Die gleiche Rolle übernehmen der wunderliche Halbgott Bes (S. 78), das krüppelhafte Kind, das wir Patäke nennen (S. 79) und vor allem das Horuskind selbst, dem ja kein böses Thier etwas hatte anhaben können. Oft mischt man auch des besseren Schutzes halber mehrere dieser Götter zusammen;8) man giebt dem kleinen

1) Mag. Harris 6, 10. hommes 58. 4) Griffith,

2) Pap. Amherst 1, 3. 3) Destruct. des Stories of the high priests p. 20.

5) Metternichst. 87. 6) Mag. Harris 8, 5. 7) Berlin, Ausf. Verz. 8) Vgl. für das Folgende unser Ausf. Verz. S. 299.

S. 205.

Horus den tierischen Kopf des Bes, man setzt aus Chnum, Re, Min und Horus oder gar aus Chepre, Chnum, Thoth,

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einem Falle wird ein solches Wesen, das kaum etwas von Amon enthält, als Amon Re bezeichnet; man möchte glauben,

Erman, Die ägypt. Religion.

II

daß die pantheistische Theologie des neuen Reiches, die alle Götter zusammenwirft, bei dieser Benennung mitspielt. Diese Figuren, die, wie gesagt, eine Schöpfung des neuen Reiches sind, gesellen sich zu den zahlreichen Amuletten hinzu, durch die man seit Alters her sich zu schützen suchte. Als ein guter Schutz galt schon eine Schnur, in die bestimmte Knoten geknüpft sind, z. B. je einer abends, einer morgens, bis es sieben Knoten sind.) Man kann auch weiter sieben Ringe aus Stein und sieben aus Gold auf sieben Leinenfäden ziehen und sieben Knoten darein machen. 2) Dazu kann man dann noch irgend ein besonderes Mittel fügen, etwa ein Beutelchen mit Mäuseknochen, 3) oder auch ein Siegel, auf dem eine Hand und ein Krokodil dargestellt sind,4) oder ein Blatt mit Götterfiguren oder sonst irgend ein glückbringendes Zeichen. Diese letzteren kennen wir heute besonders aus den Amuletten, die man, wie wir oben (S. 144) gesehen haben, den Mumien umhing und von denen unsere Sammlungen wimmeln. Welche Kräfte man diesen einzelnen Amuletten zuschrieb und welchen Grund ihre Wirksamkeit haben sollte, wissen wir kaum und schwerlich würden uns auch die späteren Ägypter selbst noch klaren Bescheid haben geben können. Sie würden uns nur gesagt haben, daß in dem allen hike stecke, jene übernatürliche Kraft, die die Götter besitzen, die in ihren geheimen Namen ruht und die auch bestimmten irdischen heiligen Dingen wie den zauberreichen Kronen des Königs innewohnen kann.5) Einen Anteil an dieser Kraft wird den Menschen eben durch die Amulette und die Zauberformeln vermittelt und auf ihr beruht die Kunst des Magiers.

100. Amulette.

(Berlin 11389, 13173.)

Auf den mancherlei Aberglauben anderer Art, der in Ägypten neben der Zauberei bestand, können wir an dieser Stelle nicht eingehen; nur sei ausdrücklich erwähnt, daß zwei Formen desselben, die im spätesten Ägypten grassierten, das Horoskop und die Alchimie, im neuen Reiche noch nirgends vorkommen. Alt ist dagegen die Tagewählerei, die Vorstellung, daß bestimmte Tage des Jahres glückliche oder unglückliche seien. So haben wir aus dem

1) Z. f. M. u. K., S. 41. 2) ib. S. 52. 4) Schäfer, Äg. Ztschr. XXXIX, 87.

3) ib. S. 30. 5) Brit. Mus. 574.

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mittleren Reiche den Kalender eines Monats, der 18 Tage als gut, 9 als schlecht und 3 als halbgut bezeichnet. 1) Aus dem neuen Reich aber haben wir ein umfangreiches Buch, das uns für einen großen Teil des Jahres die gleichen Angaben liefert und das sie oft auch zu begründen sucht; ein Tag ist glücklich oder unglücklich, je nachdem dieses oder jenes Ereignis der Göttergeschichte sich an ihm abgespielt hat. So lesen wir z. B. beim zwölften Tage des ersten Wintermonats, daß er sehr schlecht sei und daß man es vermeiden müsse, an diesem Tage eine Maus zu sehen, denn es ist der Tag, wo er Sechmet den Befehl gab, d. h. wohl wo Re die Menschen töten ließ (S. 33). Und der erste des vierten Wintermonats, der ganz gut ist, und an dem ein großes Fest im Himmel und auf Erden ist, verdankt diese Güte dem Umstande, daß die Feinde des Sobk

IOI. Zettel mit Zauberspruch und Zauberfiguren (Leiden).

an diesem Tage auf ihrem Wege gefallen sind. 2) Übrigens dürften diese Deutungen erst damals entstanden sein, als man den volkstümlichen Aberglauben an einzelne gute und böse Tage in ein System zu bringen suchte, als man auch aus der Tagewählerei eine Wissenschaft machte.

1) Kahunpapyrus pl. 25; Text p. 62.

2) Salf. IV, 14, 2; 21, 2.

Denn daß man sie als solche auffaßte, ist leicht zu ersehen; ist doch der Papyrus, der diese Schrift uns erhalten hat, das Schulbuch eines Knaben. Er hat das Buch, von dem er augenscheinlich wenig verstand, als Schreibeübung kopiert, aber gewiß würde man ihm nicht diese Vorlage gegeben haben, wenn man nicht auch ihren Inhalt für nützlich und ersprießlich gehalten hätte. So sieht man immer wieder, wie in dieser Zeit des neuen Reiches der Aberglaube gepflegt wurde und gedieh; es ist kein Wunder, daß dieses Unkraut zuletzt in Ägypten alles überwuchert hat.

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