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Aus dieser Rückkehr zu dem alten Ägyptertume gewinnt auch die Religion neue Kraft und sie durchdringt das ganze Leben des Volkes in einer Weise wie nie zuvor, als sein einziger Inhalt; es bilden sich jene Ägypter heraus, die die allerfrömmsten von allen Menschen 1) sind und die das Staunen ihrer griechischen Zeitgenossen bilden. Ängstlich beobachten sie alle alten Gebräuche, die sie als reine Diener der alten Götter kennzeichnen und die sie von den Fremden scheiden, denn auf diese sehen sie jetzt mit Verachtung herab. Mit welchem Eifer alle Gottheiten jetzt vom Volke verehrt werden, zeigen die unzähligen bronzenen Götterbildchen und Tempelgeräte,

die von den kleinen Leuten dieser Zeit in die Tempel geweiht werden, und von denen unsere Sammlungen voll sind. Und gerade die seltsamen Seiten des ägyptischen Glaubens, wie die Verehrung der Tiere, entwickeln sich in dieser Stimmung des Volkes am üppigsten. Für alle heiligen Schlangen, Vögel, Widder und Katzen ist jetzt die große Zeit gekommen; sie werden die Lieblinge des Volkes und es ist ein verdienstvolles Werk für ihre Bestattung zu sorgen. Am populärsten ist der Apis, der Stier des Ptahtempels von Memphis; wenn der gestorben ist, tragen die Frommen Trauerkleider und nichts kommt in ihren Mund außer Wasser und Kräutern, volle siebzig Tage lang, bis seine Beisetzung erfolgt ist.2) Man wallfahrtet zu seinem Grabe, und setzt ihm einen Grabstein, auf dem der interessante Lebenslauf dieses Ochsen geschrieben steht: wann er geboren ist, wann man ihn in den Tempel des Ptah geführt hat, wann er aus dem Leben geschieden und was die Gesamtdauer seines Lebens gewesen ist. Auch welches Dorf die Ehre hatte, seine Heimat zu sein, und wie seine Mutter hieß, wird uns zuweilen ge meldet. Seine Bestattung erfolgt mit allem Luxus, denn der Staat selbst sorgt für sie. Als man Psammetich I. im Jahre 612 meldete: im Tempel deines Vaters Apis . . . hat das 2) Rec. de Trav. 21, 63; 22, 176.

103. Heilige Katze mit ihren Jungen. (Berlin 13122.)

1) Herodot II, 37.

Alter seine Särge ergriffen, so befahl seine Majestät seinen Tempel zu erneuern, damit er schöner werde als er früher gewesen war. Seine Majestät ließ ihm alles machen, was für einen Gott am Tage der Beerdigung zu machen ist und alle Beamten taten ihre Pflicht. Der Leib ward mit Öl balsamiert, mit Binden aus feinstem Leinen und den Kleidern jedes Gottes. Seine Särge waren aus Kedholz, Merholz und Cedernholz und

104. Heiliger Ichneumon. (Berlin 13783.)

den erlesensten aller Hölzer.) Und im Jahre 547 ging König Amasis, der leichtgesinnte Gönner der Griechen, noch über alles hinaus, was bisher für den Apis geleistet war, weil er den Apis mehr liebte als jeder König. Er machte ihm einen großen Sarg aus rotem Granit, da seine Majestät gefunden hatte, daß noch nie einer aus Stein gemacht war, von keinem König und zu keiner Zeit. Und er stattete ihn aus mit

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105. 106. Heilige Tiere. (Berlin 2570, 8846.)

Binden und Amuletten und allen Schmucksachen aus Gold und allerlei prächtigen Steinen; die waren schöner als alles, was früher je gemacht war.2) Es war das der erste jener Riesensärge, die wir heute noch in den Apisgräbern zu Sakkara bewundern, Kasten aus einem einzigen Granitblocke von vier Meter Länge und mehr als drei Meter Höhe.

Auch sonst wetteifern die saitischen Könige miteinander in der Fürsorge für die Götter und wieder beginnen ver

1) Rec. de Trav. 22, 166. 2) Rec. de Trav. 22, 20.

schwenderische Bauten und Stiftungen für die Heiligtümer, vor allem in der neuen Residenz Sais, deren Göttin Neith jetzt zu größtem Ansehen gelangt. Und ebenso stellen die Herrscher dieser Zeit auch alle Denkmäler der alten Frömmigkeit wieder her, von den Pyramiden und Tempeln an bis hin zu der alten Holztafel von der Arbeit der Vorfahren,

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beklagt. (Berlin 7494.) 107. Der tote Apis in einem Schiffe aufgebahrt, von Isis und Nephthys

die die Würmer zerfressen hatten und die man nun durch eine Tafel aus Basalt ersetzt.1) Priestertümer, die längst verschollen waren, werden wieder eingerichtet und wer in einer Inschrift der Spätzeit die endlosen Titulaturen der Priester liest, der sieht mit Staunen, was alles da wieder aufgelebt ist.

1) Äg. Ztschr. 39, Taf. 1—2.

Auch die alte religiöse Literatur, die in den Tempelbibliotheken geschlummert hatte, sucht man wieder hervor und verhilft damit allerlei Gedanken, die längst vergessen waren, wieder ans Licht. Und wenn auch das meiste von dieser neu entdeckten Weisheit nicht eigentlich in das Volk gedrungen sein wird, den Wirrwarr der offiziellen Religion hat es doch vergrößert und der war doch auch ohnedies schon groß genug. Indessen für die Theologie der Spätzeit war diese Vermehrung des religiösen Besitzes nur eine Freude, denn diese konnte nicht genug von all den heiligen Dingen haben. Wie schön ließ sich das alles sammeln und ordnen und das war doch gewiß die Hauptfreude dieser Gelehrten. Ich sage: gewiß, denn ihre eigenen Werke sind uns verloren und nur aus dem, was uns ihre Nachfolger, die Priester der griechischen Zeit hinterlassen haben, können wir uns noch ein Bild von dieser Wissenschaft des sterbenden Ägyptertumes machen. In diesen Büchern und Tempelinschriften der folgenden Jahrhunderte finden wir Listen, die die Namen und Beinamen aller Götter verzeichnen. Wir treffen an den Tempelwänden auf Verzeichnisse, die da nachweisen, wie in jedem Gaue alle heiligen Dinge geregelt sind. Unterägypten zerfällt trotz seiner so verschiedenen Gestalt genau in die gleiche Zahl Gaue wie Oberägypten und in allen diesen Gauen gibt es merkwürdiger Weise ganz das Gleiche: einen Gott und eine Reliquie des Osiris, einen Hohenpriester und eine Hohepriesterin, ein heiliges Schiff, einen heiligen Baum und eine heilige Schlange, ein überschwemmbares Land und einen Sumpf. Und das alles hat bestimmte alte Namen, die man kennen muß und weiter muß man das Datum seines großen Festes kennen und was in ihm verboten ist welch

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eine Freude, das alles zu ermitteln und zusammenzustellen und welch eine nützliche Wissenschaft!

Und wären es nur Dinge aus der wirklichen alten Religion und dem wirklichen alten Kultus, die man so sammelte und wieder belebte. Aber man nahm offenbar alles, was nur alt und seltsam war und frug nicht erst lange danach, wo es herstammte und ob es jemals ernstlich Geltung gehabt (Tempel von Dendera). hatte. Ausgeburten der Zauberer, wie

108. Chnum als Falke

die seltsamen Mischgestalten aus verschiedenen Göttern, erhielten so das Bürgerrecht in der Religion, 1) und auch

1) in el Charge: Hoskins, Visit to the great oasis, pl. VIII.

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der

willkürliche Spielereien`` wurden nicht verschmäht. Weil manche Götter oft als Vögel dargestellt werden Horus als Falke, die Nechbet als Geier, der Thoth als Ibis -, so kann man nun auch den großen Göttern aller Gaue einen Vogelleib verleihen. Dann ist Chnum ein Falke mit Widderkopf, Wepwawet ein Falke mit Schakalkopf, die Bast ein Falke mit Katzenkopf und so fort, und jeder dieser Köpfe hat überdies noch seine bestimmte Krone.

109. Der weise Imhotep; er liest in seinem Buche. (Berlin 7505.)

Diese Beispiele zeigen schon zur Genüge, wie beschaffen diese späte Theologie der Ägypter war. Alles Alte war ihr ehrwürdig und des Aufhebens wert, sie selbst wird nicht mehr viel Neues geschaffen haben.

Aus dieser Wertschätzung der alten Weisheit entspringt nun auch die Verehrung, die man in dieser Spätzeit denjenigen zollt, die deren Träger in der Vorzeit gewesen waren. Stets hatten sie als ehrwürdige Personen gegolten, jetzt werden einige von ihnen zu Halbgöttern, ja zu Göttern. zum Hofe des uralten

Da ist Imhotep, ein Mann, der Königs Zoser gehört hatte und der dem Volke als der berühmte Baumeister seines Herrn und als ein Verfasser alter Schriften im Gedächtnis geblieben war. Jetzt weiß man, daß er keines Menschen Sohn war, sondern ein Sohn des Ptah von Memphis, der ihn mit einer Frau Chroti-onch gezeugt hatte. Er wird der Schutzpatron aller derer, die sich, so wie er selbst, mit Gelehrsamkeit und geheimen Künsten befassen. Ehe der Schreiber seine Feder in das Wassernäpfchen taucht, sprengt er die ersten Tropfen daraus

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