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Frachtstücke adressiert: auszuladen im Hafen von Emmau oder auch nur aus Bompae, und so einem Schiffer zur Bestellung an den Totengräber von Emmau oder Bompae mitgegeben. Der setzt sie dann im Sande bei, WO schon Hunderte anderer Mumien ruhen, wohl geordnet und mit hölzernen Etiketten behängt. Es ist eine bunte Gesellschaft, die sich in einem solchen Massengrabe der römischen Zeit zusammenfindet, neben dem Priester Sansnos und der Matrona, der Gattin des Arztes Apollonios, liegt der Zimmermann Psenthaësis und liegt Epaphrys, der Sklave des Philosophen Julius Isidorus.1) Und noch etwas anderes fällt uns auf, wenn wir die Etiketten eines solchen Begräbnisplatzes durchsehen, die Verschiedenheit

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der kurzen

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155. Mumie im Schrank. (Berlin 17039.)

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156. Sarg der Kinder Sensaos und Tkauthi mit griechischer Aufschrift;

2. Jahrh. n. Chr. (Berlin 505.)

1) Krebs, Äg. Ztschr. XXXII, 36 ff.

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Worte, die hier und da den Namen begleiten. Da ist die ägyptische Formel es lebt deine Seele und da sind die griechischen traure nicht, niemand ist unsterblich oder zur ewigen Erinnerung. Aber was soll es heißen, wenn bei dem einen steht, er sei zur Ruhe gegangen? oder er sei in das Leuchtende fortgegangen?1)

Wir würden es nicht erraten, stände nicht neben einem andern Namen das Monogramm Christi und wüßten wir nicht aus andern Quellen, daß solche Worte von den Christen der ersten Jahrhunderte gebraucht wurden. Die Leute, die hier nach heidnischem Ritus mumisiert und unter Heiden bestattet sind, sind also schon Christen; die Gebräuche des Heidentumes sind von den Anhängern des neuen Glaubens zunächst noch beibehalten worden.

) Vgl. den angeführten Aufsatz von C. Schmidt.

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157. Späteste Mumienhülle. (Berlin 11659.)

Wann hier ein Wandel eingetreten ist, wissen wir nicht, jedenfalls hat sich die Mumisierung noch lange in Ägypten erhalten. Wer die hier abgebildete Mumienhülle betrachtet, wird geneigt sein, sie in das vierte Jahrhundert zu setzen, also in eine Zeit, in der die große Mehrzahl der Ägypter schon christlich war. Doch zeigen die vergoldeten Stuckbildchen, die sie schmücken, nichts Christliches, sondern nur allerlei Heidnisches, wie die Barke des Osiris, das Sonnenschiff und die drei Grazien, und so werden wir diese Toten doch noch für Heiden zu halten haben. Unwahrscheinlich ist es ja auch nicht, denn wenn auch das Volk im ganzen seit dem Ausgange des dritten Jahrhunderts christlich war, so blieb das Heidentum doch immer noch daneben bestehen. Unter den höheren Ständen und unter den Leuten von griechischer Bildung mochte es sogar noch lange überwiegen, aber auch die kleinen Leute des vierten und fünften Jahrhunderts dürfen wir uns nicht alle als Christen denken. Freilich ist uns nur sehr wenig Genaueres über ihren Glauben überliefert. In Alexandria ist der Serapistempel das höchste Heiligtum. In Memphis verehrt man vor allem den Asklepios, d. h. den zum Gott gewordenen alten Weisen Imhotep (S. 174);1) wie der hier fast an die Stelle des Ptah getreten ist, so hat in Abydos der kleine Bes den Osiris verdrängt und erteilt hochgeschätzte Orakel.2) In der Gegend von Achmim in Mittelägypten verehrt man einen Gott Petbe, den sein christlicher Bekämpfer dem Kronos gleich setzt und dem er alles Böse nachsagt, was ihm von diesem griechischen Gotte bekannt ist. Überhaupt scheint das griechische Element in dieser letzten Phase der ägyptischen Religion fast das Übergewicht erhalten zu haben; erwähnt doch derselbe Mönch des fünften Jahrhunderts in seiner Rede neben dem Petbe und neben dem Ptah noch die Rhea, deren Priester sich entmannen, den Apollo, den schmutzigen unzüchtigen Zitherspieler, den Zeus und seinen Sohn, den Ares, und zwar so, als seien diese die gewöhnlichen Götter seiner heidnischen Landsleute. Anderes, wogegen er eifert, ist freilich ägyptisch, so die Sitte, daß man am Stadtfeste oder am Hausfeste eine Lampe anzündet, und wohl auch, daß man der Sonne Gruß und dem Monde siege zuruft. 3)

Predigten dieser Art sind es gewesen, die dem Heidentume das Ende gebracht haben. Trotz aller offiziellen Verbote hatte es die Regierung faktisch noch lange geduldet, und seine Anhänger waren ruhige Leute, die zufrieden waren, wenn man sie ihren alten Göttern im stillen dienen

1) Amm. Marc. XXXII, 14, 7.
3) Leipoldt, Schenute S. 176.

2) ib. XVIII, 12, 3.

ließ. Aber die fanatischen Führer der Christen wiegelten den Pöbel durch ihre Reden auf und in wüsten Tumulten hat die vieltausendjährige Geschichte der Tempel ihr Ende gefunden. Bekannt sind die Greuelszenen, die das Ende der alten Religion in Alexandrien bezeichnen, mit ihren Straßenkämpfen und mit der Erstürmung des Serapistempels. Aber auch die Schilderungen, die uns aus der Provinz vorliegen, tragen den gleichen Charakter. Da rühmt sich Schenute, der große Heilige der Kopten, 1) wie er selbst den Tempel zu Atripe in der Nähe seines Klosters zerstört hat, und wie diese Tat anderen Leuten zum Vorbild gedient hat. In einem weiteren Falle baten ihn die Heiden flehentlich um die Schonung ihres Tempels, er aber verjagte sie und plünderte den Tempel bis aufs letzte aus und es war eine reiche Beute an Gefäßen, Götterbildern und Büchern, die er in sein Kloster brachte. Als dann die Priester sich ein Herz faßten und ihn wegen seines Raubzuges verklagten, da strömte am Tage der Verhandlung eine so gewaltige Menge von Christen in die Stadt, daß es unmöglich war, den Prozeß zu führen. Anderswo treffen wir auf jenen Zug, der sich überall findet, wo eine Minderheit der Mehrheit verhaßt ist: die Priester eines Gottes Kothos stehen bei den Christen in dem Rufe, daß sie ihnen Kinder stehlen und schlachten; mit ihrem Blute sollen sie den Altar besprengen und aus ihren Gedärmen Saiten für ihre Zithern machen. Der heilige Makarios von Tkou zerstört daraufhin ihren Tempel und verbrennt auf demselben Scheiterhaufen den Gott Kothos und seinen Hohenpriester, der Homeros hieß. An dem Tage ließen viele.sich taufen von den Heiden, einige aber flohen, und die Christen zogen in ihre Häuser.2)

So nahm das Heidentum ein trauriges Ende; die Angst um ihr Leben und ihre Habe führte seine letzten Getreuen

zum Abfall. Fortan standen die Tempel verödet, man

baute sie zu Kirchen um oder man ließ sie als Ruinen liegen. Dann kam es wohl vor, daß es in diesen verlassenen Räumen spukte; so hören wir von einem Tempel, in dem war ein böser Dämon, den man Bes nennt. Viele sahen ihn, wie er im Tempel herumsprang und dabei alle möglichen Gestalten annahm, und manchmal kam er auch heraus und schlug nach den Vorübergehenden, und die wurden davon blind oder lahm oder taub oder stumm. Aber der heilige Moses wußte ihn zu beschwören.3) So waren die Götter des alten Glaubens die Gespenster des neuen geworden, und selbst das Wort enter, das einst die Götter bezeichnet

1) Leipoldt, Schenute S. 178. ff. 2) Mém. de la Miss. Archéol. IV, 3) Zoega, Catal. Codd. Copt. p. 533.

112 ff.

hatte, verwandte die Sprache der Christen geradezu für die bösen Geister. Und doch, wenn sie auch so ihrem eigenen Volke fortan ein Abscheu waren, einen Zufluchtsort behielten sie immer noch in ihrem Ägypten, freilich einen traurigen, die Zauberei. Wie die Zauberer mit den Namen und Geschichten der alten Götter schalteten und wie sie später dazu noch die Künste der Juden und Griechen fügten, haben wir oben gesehen. Seit sie nun Christen waren, machten sie auch eifrigen Gebrauch von den Namen und Formeln des neuen Glaubens, aber sie ließen darum doch nicht ganz von den alten ab, die sich so lange gut bewährt hatten. Wenn ein Kind Leibweh hat, so denkt der Mann, der es besprechen will, noch immer an das Horuskindchen, das in seiner Verlassenheit so vieles Böse durchzumachen hatte. Er beginnt seinen Zauber mit einer langen Geschichte, wie der kleine Gott einen Vogel gefangen hatte und ihn roh aufaß, und wie ihm sein Leib danach schmerzte. Da sandte er den dritten Geist Agrippas, den einäugigen einhändigen, zu seiner Mutter Isis, die auf dem Berge von Heliopolis war und der meldete ihr sein Leid. Da sprach sie zu dem Geist: Wenn du mich auch nicht gefunden hast, und meinen Namen nicht gefunden hast, den wahren Namen, der da die Sonne zum Westen trägt und den Mond zum Osten trägt und die sechs Sühnsterne trägt, die unter der Sonne stehen, und so beschwörst du die dreihundert Gefäße, die den Nabel umgeben, also: jede Krankheit und jedes Leid und jeder Schmerz, der im Leibe von dem und dem ist, höre sogleich auf. Ich bin es, der redet, der Herr Jesus, der die Heilung verleiht. Mit dem letzten Satze, der gar nicht zu dem Vorhergehenden paßt, hat der christliche Magier sein Gewissen beschwichtigt. In einem anderen Zauber, der gegen Schlaflosigkeit helfen soll, werden Isis und Nephthys angeführt, diese beiden Schwestern, die betrübt sind und die traurig sind.1)

Die Leute des achten Jahrhunderts, die diese Zauber benutzten, gehören augenscheinlich den niedersten Schichten des Volkes an; gehört es doch auch zu ihren Künsten, Hunde zu bezaubern und Fesseln zu lösen, und wer kann unter ägyptischen Verhältnissen hieran ein Interesse haben, es sei denn einer, der mit der Polizei auf gespanntem Fuße steht?

So sind denn die Quacksalber und die Diebe die letzten, bei denen die alten Götter der Ägypter eine Zuflucht gefunden haben, dieselben Götter, für die einst die Tempel von Karnak und Memphis gebaut wurden, dieselben, die Jahrtausende hindurch ein großes Volk geleitet und begeistert haben.

1) Äg. Ztschr. XXXIII, 48 ff.

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