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doch auf der anderen Seite Gewicht darauf, auch die wirkliche ägyptische Kunst darin vertreten zu sehen. Daher hat man in Pompeji, in Benevent, in Rom und gewiß überall, wo man Ísistempel baute, sich irgendwelche alten Opfersteine, Sphinxe, Statuen und andere Skulpturen aus dem unerschöpflichen Bestande der ägyptischen Tempel und Gräber verschafft und sie zur Freude der Isis aufgestellt. Daß die alten Inschriften auf diesen Skulpturen von einer ganz anderen Bestimmung sprachen, verschlug dabei nichts, denn von der Gemeine vermochte ja doch niemand diese Hieroglyphen zu lesen. Denkmäler aller Zeiten des alten Ägyptens sind damals über das Meer gewandert; die ägyptischen Priester machten von dem Eigentume ihrer Götter zu Geld was ihnen entbehrlich schien, und werden dabei eben so wenig Skrupel empfunden haben, wie die italienischen Priester des achtzehnten Jahr

162. Die Isispriesterin Amaryllis; von ihrem Grabstein in Athen.

hunderts, die die Altäre ihrer Kirchen ins Ausland verkauften. Noch sieht man übrigens, welche Art von Skulpturen bei diesem Handel am höchsten geschätzt war: sie mußten möglichst aus schwarzem oder dunklem Steine sein, denn diese Farbe, die der der eigenen Statuen widersprach, schien am besten zu dem geheimnisvollen Wesen zu stimmen, das man der ägyptischen Religion zuschrieb.

Der tägliche Kultus wird auch in diesen Tempeln im wesentlichen aus einfachen Opfern und Räucherungen bestanden haben; den Frauen, die der Isis dienten, fiel es nach alter Sitte zu, das Sistrum vor der Göttin zu spielen und auch das Wassersprengen gehörte wohl zu ihren Obliegenheiten, denn sie lassen sich auf ihren Grabsteinen mit Wasserkrug und Sistrum darstellen.

Von den großen Festen des Isisglaubens erfreuten sich zwei eines besonderen Rufes. Das eine war die dreitägige Feier des November, bei der man den Tod des Osiris, das Suchen nach der Leiche und ihre Auffindung darstellte. Welchen Eindruck gerade diese Feier auf Fernerstehende machte, zeigen die Anspielungen in der Literatur. Auf sie geht es, wenn Ovid von dem nie genug gesuchten Osiris

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spricht, wenn Juvenal das Geschrei des Volkes erwähnt, wenn Osiris gefunden ist,2) und wenn Lucan die halbgöttlichen Hunde und die trauergebietenden Sistren 3) uns vorführt. Von ihr stammt auch die wunderliche Vorstellung, daß die Götter der Ägypter an Klageliedern ihre Freude haben, und nicht an heitern Tänzen wie die der Griechen.4) Offenbar spielte sich diese Feier vor allem Volke ab; ihre geheimsten Zeremonien mögen freilich dem engsten Kreise der >>Isiaci«< vorbehalten gewesen sein, jener wirklich Gläubigen, die eine fromme Brüderschaft bildeten und ihre »Schule« neben dem Tempel hatten.

Über das große Fest des März, bei dem Isis die Schifffahrt des Jahres eröffnete, haben wir einen anschaulichen Bericht aus dem zweiten Jahrhundert; er schildert das Fest, wie es sich in Kenchreae, dem östlichen Hafenort von Korinth, abspielte.5) Den Festzug eröffnet eine Gruppe von allerlei Verkleidungen, Soldat und Jäger, Fechter und Philosoph, ein Esel als Pegasus und eine Bärin als Dame und ein Affe als Ganymed. Hat das Volk an diesen burlesken Scherzen seine Freude gehabt, so erblickt es einen Zug von Frauen, die weiße Gewänder tragen und mit Frühlingsblumen bekränzt sind; sie streuen Blumen auf den Weg und beträufeln ihn mit Wohlgerüchen oder sie tragen auch Kämme und Spiegel und geberden sich, als schmückten sie die Locken der Göttin. Es folgen Männer und Frauen mit Lampen und Fackeln, es folgen die Musiker mit Syrinx und Flöte und ein Chor junger Sänger in weißen Kleidern, die ein Lied singen, das für die Feier gedichtet ist. An diese moderne Musik schließt sich dann die altheilige: zuerst die Flötenspieler des Serapis, die auf einer besonderen Flöte eine Weise spielen, die nur im Tempel üblich ist, dann die Eingeweihten, die das Sistrum spielen, Männer und Frauen jeden Alters, die Männer geschoren, die Frauen mit einem weißen Tuche um das Haar. Auf die sechs Vorsteher, die eine Lampe, einen Altar und andere heilige Dinge tragen, folgen dann die Götter selbst. Wie es sich gebührt, schreitet der hundsköpfige Anubis voran, schwarz mit goldenem Haupte, Caduceus und Palme sind seine Abzeichen. Ein Diener, der seligen Schrittes dahergeht, trägt ein stehendes Rind, das Bild der allgebärenden fruchtbaren Göttin; der Kasten, den ein zweiter trägt, umschließt die Geheimnisse der herrlichen Religion, und ein dritter hält am glücklichen Busen das ehrwürdige Bild der höchsten Gottheit; es

1) Ovid Metam. IX, 693. 2) Juvenal VIII, 29.

3) Lucan, Pharsal. VIII, 832. 4) Apulejus, de deo Socratis XIV. 5) Apulejus, Metamorph. XI, 8—17.

ist das Abbild eines großen Heiligtumes, ein kleiner goldener Krug, der mit wunderlichen ägyptischen Bildern geschmückt ist. Hinter ihnen, am Schlusse des ganzen Zuges, schreitet der Priester, das Sistrum und einen Kranz von Rosen in der Hand.

So ziehen sie ans Meer, wo ein zierliches Schiff, das mit ägyptischen Bildern bemalt ist, bereit steht. Der höchste Priester spricht mit keuschem Munde ein frommes Gebet, reinigt

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163. Feier im Tempel. (Wandbild aus dem Isistempel von Pompeji.)

das Schiff und weiht es der Göttin. Man richtet seinen Mast auf und sein Segel und alles Volk schüttet Wohlgerüche hinein. Dann kappt man die Taue, die es noch halten, und wenn es forttreibt, so folgt man ihm mit den Blicken, bis es entschwunden ist. Der Zug kehrt dann zum Tempel zurück und Priester und Geweihte treten in das Gemach der Göttin ein, während die Menge draußen harrt. Nach einer Weile aber tritt der Tempelschreiber hervor und verkündet Heil dem Kaiser, dem Senate, dem römischen Volke und Schiffern und Schiffen. Auf diese

Kunde jauchzt die Menge, sie schmücken sich mit Blumen, sie küssen einem Bilde der Göttin die Füße und dann zerstreuen sie sich.

Wenn diese Schilderung etwas überschwenglich klingt, so hat dies seinen guten Grund; Lucius, der Mann, der sie im Romane erzählt, ist einer der Glücklichen, die der Göttin besonders nahe stehen; er hat Aufnahme gefunden in den innersten Kreis ihrer Gläubigen. Längst schon hat Isis, der er für die Errettung aus langer Not Dank schuldet, ihn im Traume ermahnt, einer der ihren zu werden, aber Mithras, der greise Hohepriester zu Kenchreae, wagt nicht, ihn aufzunehmen, denn noch hat er selbst keinen Befehl dazu von der Göttin erhalten. Als der endlich erfolgt, führt er den glücklichen Neuling morgens in den Tempel. Dort nimmt er aus dem Allerheiligsten einige Bücher, die mit Tieren und wunderlichen Schnörkeln geschrieben sind; daraus liest er ihm vor, was alles für die Weihe nötig ist. Als Lucius das Nötige gekauft hat, wird er in Begleitung der Frommen zum Bade geführt und durch besprengen gereinigt. Nachmittags dann im Tempel, zu Füßen der Gottheit, wird ihm Geheimes gesagt, und es wird ihm aufgegeben, sich zehn Tage hindurch fleischlicher Nahrung und des Weines zu enthalten. Als diese Zeit abgelaufen ist, sammeln sich gegen Abend die Gläubigen; er legt ein schlichtes Linnenkleid an und der Priester führt ihn in das Allerheiligste. Was dort geschehen ist, kann er uns nur andeuten: in das Totenreich ist er gekommen und durch alle Elemente hin ist er zurückgekehrt; mitten in der Nacht hat er die Sonne leuchten gesehen und die oberen und unteren Götter hat er geschaut und angebetet. Als er dann morgens hervortritt, muß er auf ein Gestell treten, das in Mitten des Tempels vor dem Bilde der Isis aufgestellt ist; man kleidet ihn in bunte Kleider, die mit Tierbildern verziert sind, eine Fackel hält er in der Hand und sein Haupt ziert ein Kreuz von Palmblättern, die ihn wie Strahlen umgeben. Dann werden die Vorhänge zurückgezogen und das Volk schaut ihn, wie er dasteht, der Sonne gleich geschmückt.

Später erhält Lucius in Rom noch eine zweite Weihe, die wieder durch Träume angeordnet ist; nach zehntägigem Fasten führt ihn der Priester Asinius Marcellus im Isistempel des Campus Martius ein in die Heiligkeiten des großen Gottes und höchsten Vaters der Götter, des unbesiegten Osiris. Und noch ein drittes Mal mahnen ihn die Götter, denn gnädig denken sie ihm auch die dritte Weihe zu geben, während andere doch kaum die erste erhalten. Freiwillig dehnt er diesesmal das vorbereitende Fasten weit

länger aus als erforderlich ist und auch keine Ausgabe ist ihm zu hoch. Da zeigt sich ihm Osiris in seiner wahren Gestalt, und er nimmt ihn auf in das Kollegium seiner Pastophoren, der »Götterbildträger«, und gleich in deren Vorstand. Es ist ein altes Kollegium, das schon zu Sullas Zeit gestiftet ist, und Lucius ist glücklich, ihm anzugehören. Wohin er auch geht, trägt er stolz seinen kahlen Kopf zur Schau, der jedem anzeigt, daß er ein Priester der ägyptischen Götter ist.1)

Nur die wenigsten mögen die Isis mit so schwärmerischer Frömmigkeit verehrt haben wie dieser Eingeweihte, aber wenn die anderen ihr nur äußerlich dienten, so war dafür ihre Zahl eine um so größere. In dem weiten römischen Reiche wird es keine Provinz gegeben haben, wo man den ägyptischen Göttern nicht gedient hat, und Tertullian konnte sagen, die ganze Erde schwört jetzt beim Serapis.2) In allen Teilen von Kleinasien trifft man auf sie. Im heiligen Delos, wo doch anderen Göttern zu huldigen war, hat jemand die Isis-Astarte-Aphrodite und den Eros-Harpokrates-Apollo verehrt.3) In Athen treffen wir auf Grabsteine von Isisdienerinnen. In Nordafrika, in Spanien, in den Donauländern, in Frankreich und selbst in England begegnen wir Inschriften, die der Isis und dem Serapis huldigen. Auch in den Alpenländern und in Deutschland hatte sie ihre Stätte. Der Nonsberg bei Bozen war, wie eine christliche Quelle scheltend berichtet, 4) voll von der Raserei der Isis und dem Verschwinden des Serapis, und zu Pulst, im kärntnerischen Glantal, lag ein Heiligtum der norischen Isis.5) In Marienhausen im Rheingau stand ein Altar des Serapis, den ein römischer Offizier errichtet hatte,6) und kleine Bronzefiguren der ägyptischen

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164. Isisstatue aus Köln.

1) Apulejus, Metamorph. XI, 19 ff. 2) Tertullian, ad nat. 2, 8.
3) Bulletin de Corresp. hellén. VI, 1882 p. 473.
5) CIL. III 4806 ff.

4) Acta SS. XX Mai p. 44.

6) Brambach, C. I. Rhen. 1541.

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