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tun hatten, zuerst vielleicht damals, als die Könige der fünften Dynastie den Re vor allen anderen Gottheiten gefeiert hatten; der Gott von Elephantine, der alte Wassergott Sobk und der Gott Amon von Theben wurden so zu den Sonnengöttern Chnum-Re, Sobk-Re und Amon-Re. Wenige dieser Doppelgestalten werden freilich volkstümlich gewesen sein, einer aber von ihnen und zwar der geringsten von allen war ein anderes Los beschieden und für ein Jahrtausend wurde das Zwitterwesen Amon-Re der höchste aller ägyptischen Götter.

Die Stadt Theben in Oberägypten war in alter Zeit ein so unbedeutender Flecken gewesen, daß die alten religiösen Schriften ihrer und ihrer Götter überhaupt nicht gedenken; auch die alten Fürsten der Gegend hatten nicht ihren Gott Amon verehrt, sondern den Gott Month des benachbarten Hermonthis. Erst als im mittleren Reiche zwei Familien auf den Thron kamen, die aus Theben selbst stammten sie tragen Namen wie der Amonische und Amon an der Spitze wurde auch für Amon etwas getan. Zwar er wurde nicht der Gott der Residenz, denn die wurde nach Mittelägypten in die Gegend des Faijum gelegt, aber man baute ihm doch einen größeren Tempel. Amon wurde ein angesehener Provinzialgott und auch seine Gemahlin Mut, oder wie man sie auch nennt, die Amonin (Amaunet) stieg mit ihm empor und wurde, wie schon bemerkt, mit in die große Mischgestalt der Bastet und Sechmet hineingezogen. Aber die große Zeit für die Götter von Theben brach doch erst mit dem Beginne des neuen Reiches an.

Während der Wirren, die der zwölften Dynaste folgten, und während der Fremdherrschaft der Hyksos war Theben die Residenz eines Fürstengeschlechtes, das dem Amon-Re, wie man ihn seit dieser Zeit nennt, diente. Und als nun diesem Geschlechte die Vertreibung der Hyksos geglückt war, als es ganz Ägypten erwarb und dennoch Theben als Residenzstadt beibehielt, da konnte es nicht fehlen, daß Amon-Re der Götterkönig, gleichsam der offizielle Gott des Königtums wurde. Und das Schicksal wollte weiter, daß diesen Königen der achtzehnten Dynastie, die den Amon so erhoben hatten, eine Macht zuteil wurde, wie sie bis dahin in Ägypten unerhört gewesen war. Vom Euphrat an bis hin in den Sudan zinste ihnen alles Land und über dieses ganze ungeheure Gebiet verbreitete sich der Ruhm ihres Gottes. Aus dem Reichtum aber, der nach Ägypten strömte, errichteten diese Pharaonen und die der folgenden Geschlechter dem Amon-Re die Riesentempel von Theben, zum Dank für die Siege, zu denen er sie geführt hatte, und sie erbauten ihm weiter in den anderen. Städten ihres Reiches

neue Heiligtümer, damit man überall dem Gotte ihrer Herrschaft dienen könne. Und so wurde er wirklich den Ägyptern für lange Zeit ihr höchster Gott, trotzdem er doch eigentlich nur eine künstliche Schöpfung war und nur wenig hatte, was nicht von anderen Göttern entlehnt war.

Wer einen Hymnus des neuen Reiches liest, in dem dieser Gott mit den vielen Namen ohne Zahl,1) gefeiert wird, der sieht bald, daß außer seinem Namen und außer der Erwähnung Karnaks nicht viel darin ist, was sich gerade auf Amon bezieht. Eigentlich sind es nur einige Wortspiele mit seinem Namen wie Oberhaupt der Menschen, dessen Namen seinen Kindern verborgen (amon) ist, und die Erwähnung seiner hohen Federn. 2) Was sonst von ihm gesagt wird, gebührt ausschließlich zwei anderen Göttern, deren Namen ihm auch beigelegt werden, dem Min und dem Re. Wenn es von ihm heißt, daß die Götter seinen Geruch lieben, wenn er aus Punt (dem Weihrauchlande) kommt und daß er reich an Wohlgeruch ist,

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55. Amon-Re reicht dem Könige das Sichelschwert und übergibt ihm fremde Völker.

wenn er aus dem Lande (Aus dem Tempel von Medinet Habu).

der Matoi herabsteigt,

oder wenn er der Horus des Ostens heißt, dem die Wüste Silber und Gold schafft und Lapislazuli ihm zu Liebe, allerlei Weihrauch im Lande der Matoi und frische Myrrhen für seine Nase, so sind das alles Dinge, die man sonst seinem Nach barn, dem Min von Koptos, dem Schützer der Wüstenreisen nachrühmt. Freilich sind ja Min und Amon, wie wir das

1) Amonshymnus in Kairo 9, 3.

2) Alles Folgende, soweit nicht anders bemerkt, nach dem Kairiner Amonshymnus.

oben (S. 21) gesehen haben, vielleicht ursprünglich identisch gewesen, aber die Rolle des Protektors der Wüste kann Amon nicht wohl je mit Min geteilt haben, da seine Stadt Theben nicht an der großen Wüstenstraße lag.

Noch ungleich mehr tritt die Gleichsetzung mit Re hervor. Der Gott wird schlechtweg auch Re oder Chepre oder Atum genannt, er heißt der Stier zu Heliopolis oder der Glanzreiche im Hause des Benben (S. 29); er befährt den Himmel in Frieden und ist der Herr der Abend- und der Morgenbarke (S. 11). Auch er bekämpft den Apophis und wie bei dem Re ist es sein Auge, das die Feinde fällt. Seine Mannschaft jauchzt, wenn sie sehen, wie der Feind gefällt ist, wie seine Glieder mit dem Messer zerfleischt sind, wie das Feuer ihn gefressen hat und wie seine Seele noch mehr gestraft wird als sein Leib. Diese Schlange, ihrem Kommen wird gewehrt. Die Götter jauchzen, die Mannschaft des Re ist zufrieden; die Feinde des Atum sind gefällt, Karnak ist zufrieden, Heliopolis jauchzt. Und auch die mythologische Rolle des Sonnengottes übernimmt Amon-Re und man rühmt ihm nach, daß er zwischen Horus und Set gerichtet habe in der großen Halle, als das Oberhaupt der großen Götterneunheit. Und als Sonnengott gilt er nun auch wie dieser als der Schöpfer, Erhalter und Ernährer aller Wesen, der dies alles gemacht hat, der Einzige, mit vielen Händen. Er befahl und die Götter entstanden, er ist der Vater der Götter, der, der die Menschen machte und die Tiere schuf. Die Menschen kamen aus seinen Augen und die Götter aus seinem Mund (vgl. S. 30 und 28). Er ist der, der das Kraut macht für die Herden und den Fruchtbaum für die Menschen; der schafft, wovon die Fische im Strome leben und die Vögel unter dem Himmel; der dem im Ei den Atem gibt und den Sohn des Wurmes ernährt; er macht, wovon die Mücken leben und ebenso die Würmer und Flöhe; der macht, was die Mäuse in ihren Löchern brauchen und der die Vögel auf allen Bäumen ernährt. Der Nil kommt um seinetwegen, er der Süße, Vielgeliebte, und wenn er kommt, so leben die Menschen. Und dieses Oberhaupt aller Götter ist doch von freundlichem Herzen, wenn man zu ihm ruft. Er errettet den Furchtsamen vor dem Frechen. Daher liebt und verehrt ihn auch alles, so hoch der Himmel und so weit die Erde ist, so tief das Meer ist. Die Götter neigen sich vor deiner Majestät und erheben ihren Schöpfer, sie jauchzen, wenn sich ihr Erzeuger naht; »Preis dir«, sagt jedes Wild, » Lob dir,« sagt jede Wüste. Deine Schönheit erobert die Herzen. Die Liebe zu dir lähmt die Arme und deine schöne Gestalt (?) macht die Hände sinken; das Herz vergipt, weil man nach dir schaut. Und in dieser Rolle des allen wohltuenden Sonnengottes, der lebenden Lampe, die aus dem Himmelsozean auf

geht,1) ist Amon wirklich populär geworden. Der Beamte betet zu ihm um Beförderung; 2) der Unterdrückte vertraut auf ihn, denn

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Sonnengott, von dem Amon dies alles übernommen hat, darum doch noch nicht aus den Augen seines Volkes. Ruhig nennt man ihn nach wie vor neben dem Amon als einen besonderen Gott und stellt beide neben einander dar. In dem Ge

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56. Denkstein, dem Amon-Re für die Erhörung eines Gebetes geweiht von einem Manne namens Neb-mehit. (Berlin 7354.)

bete, mit dem man die Briefe anfängt, empfiehlt man den Adressaten immer in erster Linie dem Re Har-achte und nur nebenbei dem Amon; ebenso schwört man gern bei ihm und vollends in den Märchen bleibt Re Har-achte nach wie vor der Lenker der Welt und der Menschen.

Daß die anderen Götter Ägyptens in dieser Periode der Übermacht des Amon-Re für den Staat und das Volk etwas zurücktraten, war natürlich, wenn auch noch immer genug für ihren Kultus geschah. Und es konnte nicht ausbleiben,

1) Paheri 9, I. 2) An. 4, 10, 5. 3) Bol. 1092, 2, 3. 4) Tur. 16, 3.

daß die Priester und Verehrer der alten Götter darüber grollten; waren nicht Ptah von Memphis und Atum von Heliopolis schon die höchsten Götter gewesen, als noch niemand von dem Gotte Amon des Fleckens Theben etwas gewußt hatte? Und nun sollte dieser allen anderen Gottheiten voranstehen? Daß eine solche Mißstimmung bestanden hat, kann man von vornherein annehmen, und schwerlich würde es der großen Umwälzung, der wir uns nun zuwenden, gelungen sein, wenigstens zeitweise den Amon zu stürzen, wenn es nicht schon eine große Partei gegeben hätte, die ihm feindlich gewesen wäre. Diese Umwälzung ist die sogenannte religiöse Reform Amenophis' IV., die merkwürdigste Episode, die uns die Geschichte des alten Ägyptens zeigt. Leider sind wir für ihre Kenntnis auf das wenige angewiesen, was wir aus den Denkmälern dieser Zeit erschließen und erraten können, und daß von diesen Denkmälern nicht zu viel auf die Nachwelt gekommen ist, dafür hat die Rache der Amonspriester gesorgt. Immerhin darf man ohne zu großes Wagnis den innersten Grund dieser Vorgänge in den eigentümlichen Verhältnissen suchen, die in dieser Epoche über Ägypten gekommen waren.

Auf die Kriege gegen Vorderasien war im fünfzehnten Jahrhundert eine Zeit gefolgt, in der Ägypten seine weite Macht ungehindert ausübte und eine Stellung in der damaligen Kulturwelt einnahm, wie es sie nie zuvor besessen hatte. Das konnte nicht ohne Wirkung auf das Volk bleiben und in kurzer Zeit änderte sich jetzt mehr in seinen Sitten und Anschauungen als vordem in Jahrhunderten. Der Gesichtskreis des Volkes hatte sich erweitert und damit mußte auch die Zersetzung des alten starren und engherzigen Ägyptertumes beginnen. Seit Kanaanäer und Syrer zu dem großen Reiche gehörten, seit ihre Fürstensöhne am Hofe lebten und seit der ständige Verkehr ihre Sitten und ihre Sprachen den Ägyptern vertraut gemacht hatte, konnte man sie nicht mehr in der herkömmlichen Weise als elende Barbaren verachten. Und ebenso mußte sich auch die Stellung des Königtums allmählich verschieben: der Pharao konnte nicht mehr ausschließlich der Herr der beiden Ägypten sein, der Nachfolger des Horus; er wurde ein irdischer Herrscher wie seine Nachbarn, die Könige von Mitani und Babylonien. Auffällig tritt uns Auffällig tritt uns dies bei Amenophis III. entgegen, auf dessen lange Friedensregierung dann die große Umwälzung gefolgt ist. Wenn er auch in den Tempeln noch der Halbgott bleibt, wie es es das Herkommen erfordert, so kehrt er dafür auf den großen Skarabäen, die er zur Feier der denkwürdigen Ereignisse seiner Regierung hat anfertigen lassen, gerade die menschliche

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