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und ihm die frische Luft des Nordwindes zu geben1) Osiris und seinem Reiche sollte man nichts mehr hören. Aber wer im fünften Kapitel sieht, wie mannigfach das Gräber- und Totenwesen von alters her ausgebildet war und wie viele Befürchtungen und Hoffnungen sich an seine Gebräuche knüpften, der wird begreifen, was es für die Ägypter heißen wollte, auch diesen Dingen zu entsagen. Die Folge war, daß man doch von ihnen auch im neuen Glauben nicht absah und sie widersinnig genug in das neue Wesen mit hineinnahm. Es gibt keinen Osiris mehr und kein Totengericht, aber den großen Skarabäus, der bei diesem half (S. 143), legt man doch noch der Mumie bei und beschreibt ihn mit einem Gebete an den Aton.2) Die kleine Pyramide, die dem Toten verhalf, die Sonne zu schauen (S. 144), paßt in den neuen Glauben kaum noch hinein, aber es ist doch gut, auch sie dem Toten beizugeben, nur daß man auch hier das Bild und den Namen des Aton anbringt.3) Auch die Figuren, die beim Osiris für den Toten arbeiten (S. 140), mochte man nicht missen und selbst das Grab des Herrschers hat sie enthalten; auch auf ihnen steht unpassend genug eine Anrufung des Aton.

Und auch der König selbst konnte nicht über den Widerspruch hinwegkommen, daß seine eigene Stellung nun einmal auf der alten Religion beruhte, die ihn zum Halbgott gemacht hatte und zum einzigen Vertreter der Menschen. Von dieser Rolle kann auch der vierte Amenophis nicht lassen, er bleibt der leibliche Sohn des Gottes, und am Schlusse jenes großen Hymnus, der in dem Gott den Vater aller Menschen sieht, heißt es doch: kein anderer kennt dich, als dein Sohn, der König. Daß auch der große Tempel, den er dem Gotte errichtete, in der üblichen Weise den König als den einzigen Vertreter des Gottes gezeigt haben wird, können wir demnach als gewiß annehmen, wenn uns auch keines seiner Reliefs erhalten ist.

Dieses große Heiligtum lag übrigens nicht an einer der von alters her geheiligten Stätten, denn diese alle bargen ja Erinnerungen, mit denen sich die Lehre von dem einen Gotte, außer dem kein anderer ist, nicht vertragen konnte. So hat denn der König folgerichtig dem neuen Ägypten auch eine neue Hauptstadt gebaut, diejenige, deren Ruinenfelder wir heute Tell Amarna nennen. In dieser großartigen Schöpfung hat der vierte Amenophis noch mehr als ein Jahrzehnt gelebt, umgeben von den klugen Leuten, die seine Lehre gehört hatten. Welch glänzendes Leben sich in dieser Zeit hier abgespielt hat, zeigen uns noch die Gräber

1) L. DIII 107a. 2) Berlin 15099. 3) Berlin 14123.

der Stadt und sie zeigen uns noch eines, was für die Beurteilung der ganzen Episode zu charakteristisch ist, als daß wir es hier übergehen könnten. Wie der König sich in der Religion von aller toten Überlieferung lossagen wollte, so wollte er sie auch in der Kunst abschütteln, hier wie dort sollte die Tradition von Jahrtausenden durch eine eigene freie Schöpfung ersetzt werden. Auch hier will man die Welt mit eigenen Augen sehen und auch hier freut man sich an dem allgemein Menschlichen und betont dieses mehr als das Nationale. So zeigen diese Bilder uns

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59. Amenophis IV. mit Frau und Kindern. (Berlin 14145.)

König und Königin, wie sie einander zärtlich umfaßt halten, wie sie zusammen Wein trinken und Früchte essen. Und selten fehlen die Kinder des Königs, die kleinen Prinzessinnen; die älteste spricht schon mit der Mutter, die zweite zupft sie an der Krone, die kleinste wiegt der König in den Armen und küßt sie, wie das das schöne Relief unserer Sammlung zeigt. Aber so hübsch das alles gedacht ist, die neue Kunst trägt doch ebenso einen ungesunden Zug wie die neue Religion, und lebensfähig sind beide nicht gewesen.

Als der König starb, folgten ihm in kurzen Regierungen verschiedene Große seines Hofes, die es bald für geboten hielten, ihren Frieden mit Amon zu machen und nach Theben überzusiedeln. Und dann bestieg mit dem Fürsten Haremheb, der auch einst einer der Getreuen des Aton gewesen war, dasjenige Geschlecht den Thron, das mehr als jedes andere für den Amon von Theben getan hat. Der Triumph der alten Religion ward ein vollständiger und alle Denkmäler und Bauten des Ketzers fielen der Vernichtung anheim. Stolz rühmten die Anhänger des Amon ihren Gott: Weh dem, der dich antastet! Deine Stadt besteht, aber der dich antastete, ist gefällt. Pfui über den, der gegen dich frevelt in irgend einem Lande. Die Sonne dessen, der

dich nicht kannte, ist untergegangen, aber wer dich kennt, der leuchtet. Das Heiligtum dessen, der dich antastete, liegt im Dunkel, und die ganze Erde ist im Lichte.1) Und es war wirklich ein Dunkel, das sich über den schrecklichen Frevler von Tellamarna2) ausbreitete; jede Kunde von ihm schwand und erst in unseren Tagen ist es Lepsius beschieden gewesen, seinen Namen und sein Wirken nach mehr als dreitausendjähriger Vergessenheit wieder ans Licht zu ziehen.

So hatte Amon Re gesiegt und wie glänzend sein Sieg war, sieht man an den Riesenbauten, die ihm in den nächsten Jahrzehnten errichtet wurden, und an dem Reichtum, über den er gebot. Aber wer näher zusieht, bemerkt doch, daß die schwere Erschütterung nicht ohne Wirkung geblieben war. Der Staat hat mit dem Amon seinen Frieden gemacht und ihn wieder in seine Rechte eingesetzt, aber eifriger als vorher pflegt er nun auch die alten Götter der großen Städte, den Ptah von Memphis, den ReHar-achte von Heliopolis, den Osiris von Abydos u. a. m. Nie hat ein König so viele Heiligtümer neugebaut und ausgebaut wie Ramses II.; es wird kaum einen Tempel in Ägypten geben, für den er nicht gesorgt hätte, als wollte er damit ausgleichen, was er für Amon in Karnak und Luxor tat. Dazu kommt ein politisches Moment. In der zweiten Hälfte des neuen Reiches tritt Unterägypten wieder mehr in den Vordergrund, die Residenz wird in eine Deltastadt verlegt und Oberägypten sinkt allmählich wieder in die Nebenrolle zurück, die ihm von Natur gebührt. Und damit mindert sich dann mit der Zeit naturgemäß auch das Ansehen des Gottes von Theben.

In dieser zweiten Hälfte des neuen Reiches, in den Zeiten

1) Inscr. in the hierat. Char. pl. XXVI (nach Vergleichung des Originals).

2) So heißt er in einer späteren Urkunde, Äg. Ztschr. 39, 16.

der neunzehnten und zwanzigsten Dynastie (etwa 1350-1100 v. Chr.) tritt uns die ägyptische Kirche großartiger und glänzender entgegen als je zuvor und je nachher. Ihren Sitz hat sie in jenen Tempelpalästen, denen keine Zeit und kein Land ähnliches an die Seite zu stellen hat, in denen es von kostbaren Geräten glänzte und in denen die Opfer und Feste auf das großartigste begangen wurden. Und wie groß war das Vermögen, das die Haupttempel besaßen! Unter Ramses III. besaßen die Amonstempel von Theben 2393 qkm Acker und 81 322 Untertanen sowie 421 362 Stück Vieh; Heliopolis hatte 441 qkm Acker, 12 963 Untertanen und 45 544 Stück Vieh; die betreffenden Zahlen für Memphis, das weit zurückstand, waren noch 28 qkm, 3079 Köpfe und 10 047 Stück. Solche Vermögen und solche Tempel konnten natürlich nicht mehr in der einfachen Weise der alten Zeit verwaltet werden, wie sie bei den kleineren Tempeln gewiß noch weiter bestand. Sie erforderten vielmehr einen ganzen Verwaltungsapparat, in dem vornehme Leute als Vorsteher des Schatzes, der Äcker, Scheunen, Rinder oder Bauern fungierten, mit Schreibern und Soldaten, mit Baumeistern, Bildhauern und Malern und allerlei Unterbeamten. Es war eine große Macht, die in den Händen der leitenden Priester eines solchen Heiligtumes lag, und insbesondere die Hohenpriester des Amon waren Männer von fast königlichem Range.

Wie die Laufbahn eines solchen Kirchenfürsten sich abspielte, das erzählt uns einer derselben, Bekenchons, der Zeitgenosse Ramses' II., auf seiner Statue in München. Er war vermutlich ein Nachkomme eines Bekenchons, der unter Amenophis III. Hoherpriester des Amon gewesen war, und hatte schon als Säugling im Amonshause gelebt. Trotzdem er also wohl von vornherein für den geistlichen Stand bestimmt gewesen sein wird, erhielt er doch bis zu seinem fünfzehnten Jahre wie andere vornehme Knaben eine militärische Erziehung als Stalloberster des Königs. Dann trat er als Web (S. 58) in den Dienst des Amon ein und blieb vier Jahre auf dieser untersten Stufe seiner Priesterschaft. Weiter hatte er zwölf Jahre als Gottesvater zu dienen, fünfzehn Jahre als dritter Priester und zwölf Jahre als zweiter. Dann aber in seinem neunundfünfzigsten Jahre machte ihn der Gott wegen seiner staunenswerten Vortrefflichkeit zum ersten Priester des Amon und dieses Amt durfte er noch sechsundzwanzig Jahre lang bekleiden, als ein guter Vater der Untergebenen, der ihren Nachwuchs aufzog, dem Elenden die Hand reichte, den Geringen ernährte und Herrliches in seinem Tempel tat. Denn er war dem Könige der oberste Baumeister für Theben und schmückte es in seinem Auftrage mit allerlei

Bauten und Obelisken; er bepflanzte es mit Bäumen und sorgte auch sonst für die herrliche Ausstattung Karnaks.

Es kann nicht Wunder nehmen, daß sich unter den so gearteten Verhältnissen die Priester immer mehr als ein besonderer geistlicher Stand von den Laien absonderten, auch in Äußerlichkeiten. Alle Priester, wie verschieden auch ihr Ornat sein mag, enthalten sich der modernen Kleidung der Zeit. Während die Laien jetzt auch auf dem

Oberkörper ein Kleid tragen,

lassen die Priester es bei dem kurzen Schurze des alten oder bei dem längeren des mittleren Reiches bewenden, als wollten sie so ihre Herkunft aus der ehrwürdigen Vergangenheit kennzeichnen. Und ebenso vermeiden es alle Priester, das Haupt durch die kunstvollen Frisuren zu verzieren, die die Mode des neuen Reiches liebt; sie gehen kahlgeschoren, so daß der Barbier des Tempels zu seinen wesentlichen Unterbeamten zählt. Den Grund für diese Sitte wird man wohl da suchen müssen, wo die späteren Ägypter ihn suchten, in dem Streben nach größter Reinlichkeit. Denn Reinheit wird von den Dienern der Götter vor allem gefordert, und wenn an dem Eingang der inneren Tempelräume geschrieben steht: ein jeder, der hier eintritt, sei rein, so ist das nicht als Phrase aufzufassen. Auch bei der feierlichen Einführung des neuen Priesters im Tempel wird dieser ja in dem See gebadet, der bei den Tempeln zu liegen pflegt.

60. Priester des neuen Reiches, kahl, auf dem Rücken ein Pantherfell. (Berlin 7278.)

Eine Art geistlicher Tätigkeit ist freilich auch im neuen Reiche immer in den Händen der Laienschaft geblieben, die der Frauen. Fast jede Dame dieser Zeit wirkt an einem Tempel als Sängerin beim Kultus mit und musiziert mit dem Sistrum vor dem schönen Antlitz des Gottes. Solche Sängerinnen finden sich in jeder Stadt und an jedem Tempel, aber am häufigsten begegnen uns natürlich die des Amon, deren Schar zudem in eigentümlicher Weise organisiert ist.

Nach ägyptischen Begriffen ist ja, wie wir oben (S. 41) gesehen haben, der Kultus eines Gottes eigentlich nichts

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