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or wor t.

Die Idee zu der vorliegenden, aus den Schriften der Reformatoren geschöpften, erbaulichen Auslegung der großen Propheten ist zunächst aus einem reinkirchlichen Bedürfniß hervorgegangen. Es steht in Württemberg den evangelischen Geistlichen frei, in den wöchentlichen kirchlichen Betstunden und Bibellectionen den vorkommenden biblischen Abschnitt entweder für die Erwachsenen in freiem Vortrag erbaulich zu betrachten, oder für die Schuljugend katechetisch zu erklären. Derjenige nun von uns, dem das Erstere oblag und der die Propheten des A. T. zum Vorlesen gewählt hatte, benügte zu seiner Vorbereitung öfters die Auslegungen der Reformatoren, und es wurde ihm dabei der Wunsch immer deutlicher, nach Ausscheidung dessen, was in diesen Auslegungen mehr der Zeit und dem reindogmatischen Interesse angehört, und darum weniger zur Erbauung geeignet ist, einen treuen Auszug des reicherbaulichen Inhalts zu desto bequemerer Benüßung für den angegebenen Zweck zu haben. Dieser Wunsch wurde um so lebhafter in ihm, je mehr er erkannte, wie die Reformatoren mehr, als die spätern Ausleger, unter den kirchlichen Kämpfen, in denen sie selber lebten, gerade den rechten geschärften und gesunden Blick gehabt haben, um die Sprache des heil. Geistes in den Geschichten und Weissagungen des A. T. geistlich für alle Zeiten zu deuten. Noch reger wurde der Wunsch in ihm, als auch in mehreren Artikeln der evangel. Kirchenzeitung eben solche Bivelstunden, wie er sie zu halten pflegte, von Norddeutschland her empfohlen und dieselben durcy höhere Aufforderung auch in Preußen in Gang gebracht wurden. Er unterredete sich daher auch über den Plan einer erbaulichen Auslegung der Propheten zunächst aus den Schriften der Reformatoren und zum Behuf kirchlicher Bibelstunden mit einem gleichgesinnten

Freund, der dadurch veranlaßt wurde, einen solchen Auszug aus den Schriften von Luther, Calvin und Oecolampadius über den Propheten Jesaja wirklich zu versuchen, wobei sich's zeigte, wie meist einer der Reformatoren den andern ergänze, und wie sich gar wohl eine solche Zusammenstellung ihrer practischen Gedanken veranstalten lasse, welche ähnlich wie die Rieger'schen Betrachtungen über das N. L. in einigem Zusammenhang sich lesen ließen. Dieß die innere Entstehungsgeschichte der vorliegenden Schrift.

Die äußere Veranlassung zur Herausgabe derselben aber gab das Bedürfniß der hiesigen Paulinenpflege oder Privatanstalt für arme vollsinnige und für taubstumme Kinder, deren Geschichte wir hier gerne etwas ausführlicher mittheilen, um dadurch unsere lieben Leser zur Mitfreude an dem Werke Gottes zu erwecken, zu dem sie durch Ankauf dieses Buches zugleich mitbehülflich find. Im Spätjahr 1822 entstand in hiesiger Stadt, zu deren Kirchspiel noch mehrere größere Filialien gehören, in einer stark bevölkerten und nur auf kleinere Gewerbe und Landbau beschränkten Gegend, ein Privatverein, der den Zweck hatte, mittelst freiwilliger Beiträge der Mitglieder 1 bis 2 sehr verwahrloste hiesige arme Kinder bei Privatleuten in Kost und christliche Erziehung unterzubringen. Die subscribirten Beiträge reichten aber so weit, daß mit dem Neujahr 1823 statt der beabsichtigten 12 Kinder 5 in ebensoviele Privatkosthäuser gegeben werden konnten. Da jedoch die neuen Pflegeltern der Sache bald müde wurden, indem die leiblichen Eltern und Verwandten der untergebrachten Kinder ihren verderblichen Einfluß auf dieselben auszuüben doch nicht aufhörten, so gerieth der Verein schon im ersten Vierteljahr in nicht geringe Verlegenheit. In dieser Zeit wurde der Verein, der bisher ganz im Stillen gewirkt hatte, von Stuttgart her aufgefordert, den Versuch zu machen, ob nicht mittelst einer erweiterten Collecte für noch mehr Kinder gesorgt, und die Kinder sodann gemeinschaftlich in einem gemietheten Locale von eis nem für sie bestellten verheiratheten Pflegvater erzogen werden könnten, in welchem Fall auch eine Unterstüßung von hoher Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins zugesagt wurde. Der Verein erkannte in dieser Aufforderung unter den damaligen Umständen einen göttlichen Fingerzeig, und veranstaltete in der Stadt und deren Fi

lialien eine neue Collecte, die so weit reichte, daß damit 11 Kinder im Ganzen besorgt werden konnten. Damit aber die Anstalt wenigstens mit 20 Kindern eröffnet werden könnte, versprachen die Königl. Waisenhäuser derselben 9 Landzöglinge mit Kostgeld anzuvertrauen. Nun wurde in der Hoffnung, wozu das Beispiel der' im Jahr 1820 eröffneten Anstalt in Beuggen erweckte, daß es bei dem ersten schwachen Anfang nicht bleiben werde, und nach Ueberwindung mancher Schwierigkeiten, ein geräumiges, sehr tauglich ausserhalb der Stadt gelegenes Haus zum Local der Anstalt gemiethet. Und da die Erfahrung bei den bereits in Privathäusern befindlichen Pfleglingen lehrte, wie schon das tägliche Hin- und Hergehen in die Schule Gelegenheit zu Verführung derselben darbot, so wurde der Plan gefaßt, einen jungen Schullehrer zum Pflegvater zu wählen, und einstweilen bis zu dessen Verheirathung eine taugliche Wittwe als Haushälterin zu bestellen. Auch gaben etliche Taubstumme und Blinde, die zur Aufnahme mitempfohlen wurden, den Beweggrund dazu, daß die Fürsorge für solche Gebrechliche gleich Anfangs in den Plan der Anstalt mit aufgenommen, und der zum Pflegvater gewählte Schullehrer veranlaßt wurde, zu dem Ende die damals noch ziemlich unvollkommene Taubstummen- und Blinden-Anstalt in Gmünd auf kurze Zeit zu besuchen. Am 7. Aug. 1823 wurde sodann die Anstalt, die zum Gedächtniß daran, daß unsre tiefverehrte Königin die Kosten der ersten Einrichtung übernahm, den Namen Paulinenpflege führen durfte, mit 11 vollfinnigen Kindern eröffnet, wozu bald auch die 9 Landwaisenzöglinge kamen, und mit dem Neujahr 1824 traten die ersten 2 Taubstumme mit einem Blinden ein. Dieß war der schwache Anfang dieser Anstalt, der darum hier etwas ausführlicher berichtet wird, damit in den zufällig scheinenden Umständen, die sich dabei vereinigten, und in der Hülfe, womit der gnädige, treue Gott dem schwachen Glauben entgegenkam, Sein Werk erkannt werden möge. Ob nun gleich von Anfang kein Fonds vorhanden war, und kein Stiftungsvermögen dem Unternehmen zu Statten kam, so konnte doch die Zahl der Pfleglinge bald bedeutend vermehrt werdon, da mit ihrer Zahl auch die Gaben der Liebe aus der Nähe und Ferne zunahmen, und da außer der jährlich erneuerten Unterstüßung von hoher Centralleitung des

Wohlthätigkeitsvereins auch von unserm tiefverehrten, jedes menschen
freundliche Unternehmen väterlich fördernden Könige der Anstal.
gleich Anfangs ein jährliches Gnadengeschenk an Geld und später
ein weiteres an Früchten bewilligt wurde. So wurde nun schon
im Jahr 1824`der Unterricht der Taubstummen und der Vollfinnigen
zwischen zwei Lehrern getheilt, und ein Arbeitsaufseher für die Knaben,
und eine Arbeitsaufseherin für die Mädchen angenommen. Statt
des einen Aufsehers wurden später zwei, ein Schuhmacher und ein
Schneider, welche zugleich die Schuster- und Schneiderarbeit für die
Anstalt zu besorgen haben, angestellt, und ebenso wurden statt einer
Aufseherin zwei nöthig, denen zugleich die Besorgung des Weiß-
zeugs und der Nähterei für sämmtliche Zöglinge übertragen wurde.
Auch mußte nach etlichen Jahren noch ein zweiter Taubstummen-
Lehrer angenommen werden, da besonders von Seiten der Taub-
stummen der Andrang immer größer wurde, während zu dem zuerst
aufgenommenen Blinden später nur noch einer kam, nach dessen
Austritt kein Blinder mehr der Anstalt übergeben wurde, weil
diese Gebrechlichen der sittlichen Verderbniß von Außen weit weniger
ausgesezt sind und auch viel leichter in öffentlichen Schulen unter-
richtet werden können. Indeß war das von der Stadt gemiethete
Haus im Jahr 1827 theils mit Geschenken, theils mit Anleihen,
die unverzinslich und mit geringern Zinsen aufgenommen wurden,
für die Anstalt angekauft worden, und im Jahr 1831 wurde daf-
selbe mittelst eines Anbaues und innerer Veränderung für die
Zwecke der Anstalt passend eingerichtet. Auch wurden, nachdem
schon früher von der Stadt ungefähr 3 Morgen urbar zu machen-
den Feldes eingeräumt worden waren, 4 Morgen Garten hinter
dem Haus und einige kleinere Güterstücke erworben, um zum Ge=
brauch der Küche und zu zweckmäßiger Beschäftigung der Zöglinge
einigen Landbau betreiben zu können. So bestand die Anstalt eine
längere Reihe von Jahren hindurch immer mit einer Anzahl von
im Durchschnitt 50 vollfinnigen und gegen 30 taubstummen Zögs
lingen, bei einer jährlichen Ausgabe und Einnahme von 5—6000 fl.
Weil aber um des großen Andrangs willen aus Mitleid immer so
viel Kinder aufgenommen wurden, als der beschränkte Raum des
Hauses und insbesondere der Schlafstätten nur fassen konnte, so zeigte

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f immer mehr, daß das enge Zusammenwohnen für die Gesund-
heit der Zöglinge, besonders der Taubstummen, die ohnehin mehr
zu Scropheln geneigt find, nachtheilig sey, und dadurch entstand
neue Berlegenheit. Die Zahl der Zöglinge zu vermindern und zu
: dem Ende einige Jahre lang gar keine neuen Kinder aufzunehmen,
war eine Unmöglichkeit; da auf die halbjährlichen Termine zur Auf-
nahme immer so viel taubstumme und vollsinnige Kinder angemel-
det wurden, daß, wenn man auch nur die dringendsten Fälle und
tie Wünsche und angelegentlichen Birten der Freunde, denen die
Anstalt am meisten verbunden war, berücksichtigen wollte, die Zahl
:immer wieder mußte ausgefüllt werden. Und doch war auch eine
́neue Erweiterung des Hauses nach dem bereits bewerkstelligten An-
bau und bei der Lage des Hauses durchaus unausführbar, abgesehen
davon, daß die Haushaltung schon jezt zu verwickelt war, und durch
neue Erweiterung noch verwickelter geworden wäre. Dieß war die
Ursache, daß der verwaltende Ausschuß, ermuthigt durch eine im
Spätjahr 1836 von auswärtigen Freunden veranstaltete Collecte für
die Erweiterung des Locals, im Jan. 1837 den Entschluß faßte,
ein gesund gelegenes Haus in der Nähe des alten, mit einem Gar-
ten von 2 Morgen anzukaufen, die Taubstummen von den voll-
finnigen Kindern zu trennen und für die erstern in dem neuerkauf-
ten Hause eine eigene Haushaltung einzurichten, wodurch noch der
weitere Vortheil erreicht wurde, nicht nur daß in beiden Abtheilun-
gen etwas mehr Kinder ohne weitere Gefahr des allzugedrängten
Beisammenwohnens konnten aufgenommen werden, sondern daß
nun auch der erste Lehrer der Taubstummen als ihr Pflegvater auf
eine festere Weise gestellt und dadurch der öftere Wechsel der Taub-
stummenlehrer, der bisher stattgefunden hatte, vermieden, und mehr
Stätigkeit in der Behandlung dieser Gebrechlichen gewonnen werden
konnte. Auch zum Ankauf dieses neuen Hauses und Gartens er-
hielt die Anstalt, wie früher zur Erweiterung des alten Hauses, ein
bedeutendes königliches Geschenk und eine ausserordentliche Unter-
stüßung von hoher Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins. Indeß
mußten, da das Haus sammt Garten 5500 fl. kostete und die bau-
liche Einrichtung und Ausstattung desselben noch weitere 1500 fl.
erforderte, doch auch 3700 fl. verzinslich und 780 fl. unverzinslich dazu

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