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wie ehemals an der Waterloobrücke und auf den Karrefours von London. Es waren dieselben geheimnisvollen Pantomimen, dieselben Ausbrüche der leidenschaftlichsten Sprünge, dasselbe bacchantische Zurückwerfen des Hauptes, manchmal auch dasselbe Hinbeugen nach der Erde, als wolle sie horchen, was man unten spräche, dann auch das Zittern, das Erbleichen, das Erstarren, und wieder aufs Neue das Horchen mit nach dem Boden gebeugtem Ohr. Auch rieb sie wieder ihre Hände, als ob sie sich wüsche. Endlich schien sie auch wieder ihren tiefen, schmerzlichen, bittenden Blick auf mich zu werfen. . . aber nur in den Zügen ihres todtblassen Antlizes erkannte ich diesen Blick, nicht in ihren Augen, denn diese waren geschlossen. In immer leiseren Klängen verhallte die Musik; die Trommelmutter und der Zwerg, allmählich verbleichend und wie Nebel zerquirlend, verschwanden endlich ganz; aber Mademoiselle Laurence stand noch immer und tanzte mit verschlossenen Augen. Dieses Tanzen mit verschlossenen Augen im nächtlich stillen Zimmer gab diesem holden Wesen ein so gespenstisches Aussehen, dass mir sehr unheimlich zu Muthe wurde, dass ich manchmal schauderte, und ich war herzlich froh, als sie ihren Tanz beendigt hatte und wieder even so geschmeidig, wie sie fortgehuscht war, in meine Arme glitt.

Wahrhaftig, der Anblick dieser Scene hatte für mich nichts Angenehmes. Aber der Mensch gewöhnt sich an Alles. Und es ist sogar möglich, dass das Unheimliche diesem Weibe einen noch besonderen Reiz verlieh, dass sich meinen Empfindungen eine schauerliche Zärtlichkeit beimischte genug, nach einigen Wochen wunderte ich mich nicht mehr im mindesten, wenn des Nachts die leisen Klänge von Trommel und Triangel ertönten, und meine theure Laurence plöglich aufstand und mit verschlossenen Augen ein Solo tanzte. Ihr Gemahl, der alte Bonapartist, kommandierte in der Gegend von Paris, und seine Dienstpflicht erlaubte ihm nur die Tage in der Stadt zuzubringen. Wie sich von selbst versteht, er wurde mein intimster Freund, und er weinte helle Tropfen, als er späterhin für lange Zeit von mir Abschied nahm. Er reiste nämlich mit seiner Gemahlin nach Sicilien, und Beide habe ich seitdem nicht wiedergesehen.

Als Maximilian diese Erzählung vollendet, erfasste er rasch seinen Hut und schlüpfte aus dem Zimmer.

Heine. XI.

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Heinrich Heine

über

Ludwig Bö r n e.

(1840.)

Erstes Buch.

Es war im Jahr 1815 nach Christi Geburt, dass mir der Name Börne zuerst ans Ohr klang. Ich befand mich mit meinem seligen Vater auf der Frankfurter Messe, wohin er mich mitgenommen, damit ich mich in der Welt einmal umsehe; Das sei bildend. Da bot sich mir ein großes Schauspiel. In den sogenannten Hütten, oberhalb der Zeil, sah ich die Wachsfiguren, wilde Thiere, außerordentliche Kunst- und Naturwerke. Auch zeigte mir mein Vater die großen, sowohl christlichen als jüdischen Magazine, worin man die Waaren zehn Procent unter dem Fabrikpreis einkauft, und man doch immer betrogen wird. Auch das Rathhaus, den Römer, ließ er mich sehen, wo die deutschen Kaiser gekauft wurden, zehn Procent unter dem Fabrikpreis. Der Artikel ist am Ende ganz ausgegangen. Einst führte mich mein Vater ins Lesekabinett einer der Logen oder Logen, wo er oft soupierte, Kaffe trank, Karten spielte und sonstige Freimaurer - Arbeiten verrichtete. Während ich im Zeitungslesen vertieft lag, flüsterte mir ein junger Mensch, der neben mir saß, leise ins Ohr:

„Das ist der Doktor Börne, welcher gegen die Komödianten schreibt!"

Als ich aufblickte, sah ich einen Mann, der, nach einem Journale suchend, mehrmals im Zimmer sich hin- und herbewegte und bald wieder zur Thüre hinausging. So kurz auch sein Verweilen, so blieb mir doch das ganze Wesen des Mannes im Gedächtnisse, und noch heute könnte ich ihn mit diplomatischer Treue abkonterfeien. Er trug einen schwarzen Leibrock, der noch ganz neu glänzte, und blendend weiße Wäsche; aber er trug Dergleichen nicht wie ein

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