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sezt er bebend hinzu. jezt muss ich fort nach Spanien. Lebewohl, sieben Jahre sollst du auf mich warten!" Und er stürzt fort, und weinend erzählte die schöne Sara das Alles ihrem Vater... Der tobt und wüthet: Schneid ab dein Haar, denn du bist ein verheirathetes Weib!" und er will dem Abraham nachreiten, um einen Scheidebrief von ihm zu erzwingen; aber Der ist schon über alle Berge, der Vater kehrt schweigend nach Haus zurück, und wie die schöne Sara ihm die Reitstiefeln ausziehen hilft und besänftigend äußert, dass der Abraham nach sieben Jahren zurückkehre, da flucht der Vater: „Sieben Jahr' sollt ihr betteln gehn!" und bald stirbt er.

So zogen der schönen Sara die alten Geschichten durch den Sinn, wie ein hastiges Schattenspiel; die Bilder vermischten sich auch wunderlich, und zwischendurch schauten halb bekannte, halb fremde bärtige Gesichter und große Blumen mit fabelhaft breitem Blattwerk. Es war auch, als murmelte der Rhein die Melodien der Agade, und die Bilder derselben stiegen daraus hervor, lebensgroß und verzerrt, tolle Bilder: der Erzvater Abraham zerschlägt ängstlich die Gößengestalten, die sich immer hastig wieder von selbst zusammenseßen; der Mizri wehrt sich furchtbar gegen den ergrimmten Moses; der Berg Sinai blitt und flammt; der König Pharao schwimmt im rothen Meere, mit den Zähnen im Maule die zackige Goldkrone festhaltend; Frösche mit Menschenantlig schwimmen hintendrein, und die Wellen schäumen und brausen, und eine dunkle Riesenhand taucht drohend daraus hervor.

Das war Hatto's Mäusethurm, und der Kahn schoss eben durch den Binger Strudel. Die schöne Sara ward dadurch etwas aus ihren Träumereien gerüttelt, und schaute nach den Bergen des Ufers, auf deren Spißen die Schlosslichter flimmerten, und an deren Fnß die mondbeleuchteten Nachtnebel sich hinzogen. Plößlich aber glaubte sie dort ihre Freunde und Verwandte zu sehen, wie sie mit Leichengesichtern und in weißwallenden Todtenhemden schreckenhastig vorüberliefen, den Rhein entlang... es ward ihr schwarz vor den Augen, ein Eisstrom ergoss sich in ihre Seele, und wie im Schlafe hörte sie nur noch, dass ihr der Rabbi das Nachtgebet vorbetete, langsam ängstlich, wie es bei todtkranken Leuten geschieht, und träumerisch stammelte sie noch die Worte: Zehntausend zur Rechten,

zehntausend zur Linken; den König zu schüßen vor nächtlichem Grauen

Da verzog sich plöglich all das eindringende Dunkel und Grausen, der düstre Vorhang ward vom Himmel fortgerissen, es zeigte sich oben die heilige Stadt Jerusalem mit ihren Thürmen und Thoren; in goldner Pracht leuchtete der Tempel; auf dem Vorhofe desselben erblickte die schöne Sara ihren Vater in seinem gelben Sabbath= schlafrock und vergnügt mit den Augen lachend; aus den runden Tempelfenstern grüßten fröhlich alle ihre Freunde und Verwandte; im Allerheiligsten kniete der fromme König David mit Purpurmantel und funkelnder Krone, und lieblich ertönte sein Gesang und Saitenspiel selig lächelnd entschlief die schöne Sara.

Kapitel II.

und

Als die schöne Sara die Augen aufschlug, ward sie fast geblendet von den Strahlen der Sonne. Die hohen Thürme einer großen Stadt erhoben sich, und der stumme Wilhelm stand mit der Hakenstange aufrecht im Kahne und leitete denselben durch das lustige Gewühl vieler buntbewimpelten Schiffe, deren Mannschaft entweder müßig hinabschaute auf die Vorbeifahrenden, oder vielhändig beschäftigt war mit dem Ausladen von Kisten, Ballen und Fässern, die auf kleineren Fahrzeugen ans Land gebracht wurden, wobei ein betäubender Lärm, das beständige Hallohrufen der Barkenführer, das Geschrei der Kaufleute vom Ufer her und das Keifen der Zöllner, die in ihren rothen Röcken mit weißen Stäbchen und weißen Gesichtern von Schiff zu Schiff hüpften.

„Ja, schöne Sara" sagte der Rabbi zu seiner Frau, heiter lächelnd „Das ist hier die weltberühmte freie Reichs- und Handelsstadt Frankfurt am Main, und Das ist eben der Mainfluss, worauf wir jet fahren. Da drüben die lächenden Häuser. umgeben von grünen Hügeln, Das ist das Sachsenhausen, woher uns der lähme Gumpert zur Zeit des Laubhüttenfestes die schönen Myrrhen holt. Hier siehst du auch die starke Mainbrücke mit ihren dreizehn Bögen, und gar viel Volk, Wagen und Pferde, geht sicher darüberhin, und in der Mitte steht das Häuschen, wovon die Mühmele Täubchen erzählt hat, dass ein ge

taufter Jude darin wohnt, der Jedem, der ihm eine todfe Ratte bringt, sechs Heller auszahlt für Rechnung der jüdischen Gemeinde, die dem Stadtrathe jährlich fünftausend Rattenschwänze abliefern soll!"

über diesen Krieg, den die Frankfurter Juden mit den Ratten zu führen haben, musste die schöne Sara laut lachen; das flare Sonnenlicht und die neue bunte Welt, die vor ihr auftauchte, hatte alles Grauen und Entseßen der vorigen Nacht aus ihrer Seele verscheucht, und als sie aus dem landenden Kahne von ihrem Manue und dem stummen Wilhelm aufs Ufer gehoben worden, fühlte sie sich wie durchdrungen von freudiger Sicherheit. Der stumme Wilhelm mit seinen schönen, tiefblauen Augen sah ihr lange ins Gesicht, halb schmerzlich, halb heiter, dann warf er noch einen bedeutenden Blick nach dem Rabbi, sprang zurück in seinen Kahn, und bald war er damit verschwunden.

„Der stumme Wihelm hat doch viele Ähnlichkeit mit meinem verstorbenen Bruder," bemerkte die schöne Sara. „Die Engel sehen sich alle ähnlich," erwiderte leichthin der Rabbi, und sein Weib bei der Hand ergreifend, führte er sie durch das Menschengewimmel des Users, wo jezt, weil es die Zeit der Ostermesse, eine Menge hölzerner Krambuden aufgebaut standen. Als sie durch das dunkle Mainthor in die Stadt gelangten, fanden sie nicht minder lärmigen Verkehr. Hier in einer engen Straße erhob sich ein Kaufmannsladen neben dem andern, und die Häuser, wie überall in Frankfurt, waren ganz besonders zum Handel eingerichtet: im Erdgeschosse keine Fenster, sondern lauter offene Bogenthüren. so dass man tief hineinschauen und jeder Vorübergehende die ausgestellten Waaren deutlich betrachten konnte. Wie staunte die schöne Sara ob der Masse kostbarer Sachen und ihrer nie gesehenen Pracht! Da standen Venetianer, die allen Lurus des Morgenlandes und Italiens feil boten, und die schöne Sara war wie festgebannt beim Anblick der aufgeschichteten Pußsachen und Kleinodien, der bunten Müßen und Mieder, der güldnen Armspangen und Halsbänder, des ganzen Flitterkrams, den die Frauen sehr gern bewundern und womit sie sich noch lieber schmücken. Die reichgestickten Sammet- und Seidenstoffe schienen mit der schönen Sara sprechen und ihr allerlei Wunderliches ins Gedächtnis zurückfunkeln zu

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wollen, und es war ihr wirklich zu Muthe, als wäre sie wieder ein kleines Mädchen, und Mühmele Täubchen habe ihr Versprechen erfüllt, und sie nach der Frankfurter Messe geführt, und jezt eben stehe sie vor den hübschen Kleidern, wovon ihr so Biel erzählt worden. Mit heimlicher Freude überlegte sie schon, was sie nach Bacharach mitbringen wolle, welchem von ihren beiden Bäschen, dem kleinen Blümchen oder dem kleinen Vögelchen, der blauseidne Gürtel am besten gefallen würde, ob auch die grünen Höschen dem kleinen Gottschalk passen mögen, - doch plöglich sagte sie zu sich selber: Ach Gott! Die sind já unterdessen großgewachsen und gestern umgebracht worden! Sie schrat heftig zusammen, und die Bilder der Nacht wollten schon mit all ihrem Entseßen wieder in ihr aufsteigen; doch die goldgestickten Kleider blinzelten nach ihr wie mit tausend Schelmenaugen und redeten ihr alles Dunkle aus dem Sinn, und wie sie hinaufsah nach dem Antliß ihres Mannes, so war dieses unumwölft, und trug seine gewöhnliche ernste Milde. „Mach die Augen zu, schöne Sara" sagte der Rabbi, und führte seine Frau weiter durch das Menschengedränge.

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Welch ein buntes Treiben! Zumeist waren es Handelsleute, die laut mit einander feilschten, oder auch mit sich selber sprechend an den Fingern rechneten, oder auch von einigen Hochbepackten Markthelfern, die in kurzem Hundetrab hinter ihnen herliefen, ihre Einkäufe nach der Herberge schleppen ließen. Andere Gesichter ließen merken, dass bloß die Neugier sie herbeigezogen. Am rothen Mantel und der goldenen Halskette erkannte man den breiten Rathsherrn. Das schwarze, wohlhabend bauschige Wams verrieth den ehrsamen stolzen Altbürger. Die eiserne Pickelhaubé, das gelblederne Wams und die klirrenden Pfundsporen verfündigten den schweren Reitersknecht. Unterm schwarzen Sammethäubchen, das in einer Spiße auf der Stirne zusammenlief, barg sich ein rosiges Mädchengesicht, und die jungen Gesellen, die gleich witternden Jagdhunden hinterdrein sprangen, zeigten sich als vollkommene Stußer durch ihre feckbefiederten Barette, ihre klingenden Schnabelschuhe und ihre seidnen Kleider von getheilter Farbe, wo die rechte Seite grün, und die linke Seite roth, oder die eine regenbogartig gestreift, die andre buntscheckig gewürfelt war, so dass die närrischen Burschen aussahen, als wären

sie in der Mitte gespalten. Von der Menschenströmung fortgezogen, gelangte der Rabbi mit seinem Weibe nach dem Römer. Dieses ist der große, mit hohen Giebelhäusern umgebene Marktplaß der Stadt, seinen Namen führend von einem ungeheuren Hause, das „Zum Römer“ hieß und vom Magistrate angekauft und zu einem Rathhause geweiht wurde. In diesem Gebäude wählte man Deutschlands Kaiser, und vor demselben wurden oft edle Ritterspiele gehalten. Der König Maximilian, der Dergleichen leidenschaftlich liebte, war damals in Frankfurt anwesend, und Tags zuvor hatte man ihm zu Ehren vor dem Römer ein großes Stechen veranstaltet. An den hölzernen Schranken, die jezt von den Zimmerleuten abgebrochen wurden, standen noch viele Müßiggänger und erzählten sich, wie gestern der Herzog von Braunschweig und der Markgraf von Brandenburg unter Pauken- und Trompetenschall gegen einander gerannt, wie Herr Walther der Lump den Bärenritter so gewaltig aus dem Sattel gestoßen, dass die Lanzensplitter in die Luft flogen, und wie der lange blonde König May im Kreise seines Hofgesindes auf dem Balkone stand und sich vor Freude die Hände rieb. Die Decken von goldnen Stoffen lagen noch auf der Lehne des Balkons und der spißbögigen Rathhausfenster. Auch die übrigen Häuser des Marktplates waren noch festlich geschmückt und mit Wappenschilden verziert, besonders das Haus Limburg, auf dessen Banner eine Jungfrau gemalt war, die einen Sperber auf der Hand trägt, während ihr ein Affe einen Spieçel vorhält. Auf dem Balkone dieses Hauses standen viele Ritter und Damen, in lächelnder Unterhaltung hinabblickend auf das Volk, das unten in tollen Gruppen und Aufzügen hin- und herwogte. Welche Menge Müßiggänger von jedem Stande und Alter drängte sich hier, um ihre Schaulust zu befriedigen! Hier wurde gelacht, gegreint, gestohlen, in die Lenden gekniffen, gejubelt, und zwischendrein schmetterte gellend die Trompete des Arztes, der im rothen Mantel mit seinem Hanswurst und Affen auf einem hohen Gerüste stand, seine eigne Kunstfertigkeit recht eigentlich auspofaunte, seine Tinkturen und Wundersalben anpries, oder ernsthaft das Uringlas betrachtete, das ihm irgend ein altes Weib vorhielt, oder sich anschickte, einem armen Bauer den Backzahn auszureißen. Zwei Fechtmeister, in bunten

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