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zurückkehren, sind sie groß und herrlich, und beschämen. und überwinden ihre plumpen Dränger. Der tiefsinnige Rosenkranz vergleicht sie mit dem Riesen Antäus, nur dass Dieser jedesmal erstarkte, wenn er die Erde berührte, Jene aber, die Juden, neue Kräfte gewinnen, sobald sie wieder mit dem Himmel in Berührung kommen. Merkwürdige Erscheinung der grellsten Extreme! während unter diesen Menschen alle möglichen Fraßenbilder der Gemeinheit gefunden werden, findet man unter ihnen auch die Ideale des reinsten Menschenthums, und wie sie einst die Welt in neue Bahnen des Fortschrittes geleitet, so hat die Welt vielleicht noch weitere Initiationen von ihnen zu

erwarten

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„Die Natur," sagte mir einst Hegel, ist sehr wunderlich; dieselben Werkzeuge, die sie zu den erhabensten Zwecken gebraucht, benugt sie auch zu den niedrigsten Verrichtungen, 3. B. jenes Glied, welchem die höchste Mission, die Fortpflanzung der Menschheit, anvertraut ist, dient auch zum

Diejenigen, welche über die Dunkelheit Hegel's flagen, werden ihn hier verstehen, und wenn er auch obige Worte nicht eben in Beziehung auf Israel aussprach, so lassen sie sich doch darauf anwenden.

Wie Dem auch sei, es ist leicht möglich, dass die Sendung dieses Stammes noch nicht ganz erfüllt, und namentlich mag Dieses in Beziehung auf Deutschland der Fall sein. Auch Letteres erwartet einen Befreier, einen irdischen Messias mit einem himmlischen haben uns die Juden schon gesegnet einen König der Erde, einen Retter mit Scepter und Schwert, und dieser deutsche Befreier ist vielleicht Derselbe, dessen auch Israel harret. . .

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theurer, sehnsüchtig erwarteter Messias!

Wo ist er jetzt, wo weilt er? Ist er noch ungeboren, oder liegt er schon seit einem Jahrtausend irgendwo vers steckt, erwartend die große rechte Stunde der Erlösung? Ist es der alte Barbarossa, der im Kyffhäuser schlummernd sigt auf dem steinernen Stuhle und schon so lange schläft, dass sein weißer Bart durch den steinernen Tisch durchgewachsen?.. nur manchmal schlaftrunken schüttelt er das Haupt und blinzelt mit den halbgeschlossenen Augen, greift auch wohl träumend nach dem Schwert . . . und nicht wieder ein in den schweren Jahrtausendschlaf!

Nein, es ist nicht der Kaiser Rothbart, welcher Deutschland befreien wird, wie das Volk glaubt, das deutsche Volk, das schlummersüchtige, träumende Volk, welches sich auch seinen Messias nur in der Gestalt eines alten Schläfers denken kann!

Da machen doch die Juden sich eine weit bessere Vorstellung von ihrem Messias, und vor vielen Jahren, als ich in Polen war und mit dem großen Rabbi Manasse ben Naphtali zu Krakau verkehrte, horchte ich immer mit freudig offenem Herzen, wenn er von dem Messias sprach

Ich weiß nicht mehr, in welchem Buche des Talmuds die Details zu lesen sind, die mir der große Rabbi ganz treu mittheilte, und überhaupt nur in den Grundzügen schwebt mir seine Beschreibung des Messias noch im Gedächtnisse. Der Messias, sagte er mir, sei an dem Tage geboren, wo Jerusalem durch den Bösewicht, Titus Vespasian, zerstört worden, und seitdem wohne er im schönsten Pallaste des Himmels, umgeben von Glanz und Freude, auch eine Krone auf dem Haupte tragend, ganz wie ein König. aber seine Hände seien gefesselt mit goldenen Ketten!

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„Was," frug ich verwundert, was bedeuten diese goldenen Ketten?"

„Die sind nothwendig," erwiderte der große Rabbi mit einem schlauen Blick und einem tiefen Seufzer, „ohne diese Fessel würde der Messias, wenn er manchmal die Geduld verliert, plötzlich herabeilen und zu frühe, zur unrechten Stunde, das Erlösungswerk unternehmen. Er ist eben keine ruhige Schlafmüße. Er ist ein schöner, sehr schlanker, aber doch ungeheuer kräftiger Mann; blühend wie die Jugend. Das Leben, das er führt, ist übrigens sehr einförmig. Den größten Theil des Morgens verbringt er mit den üblichen Gebeten, oder lacht und scherzt mit seinen Dienern, welche verkleidete Engel sind und hübsch fingen und die Flöte blasen. Dann lässt er sein langes Haupthaar kämmen, und man salbt ihn mit Narden und bekleidet ihn mit seinem fürstlichen Purpurgewande. Den ganzen Nachmittag studiert er die Kabbala. Gegen Abend lässt er seinen alten Kanzler kommen, der ein verkleideter Engel ist, eben so wie die vier starken Staatsräthe, die ihn begleiten, verkleidete Engel sind. Aus einem großen Buche muss alsdann der Kanzler seinem Herren vorlesen, was jeden Tag passierte Da kommen allerlei Ge

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schichten vor, worüber der Messias vergnügt lächelt, oder auch missmüthig den Kopf schüttelt. . . Wenn er aber hört, wie man unten sein Volk misshandelt, dann geräth er in den furchtbarsten Zorn und heult, dass die Himmel erzittern... Die vier starken Staatsräthe müssen dann den Ergrimmten zurückhalten, dass er nicht herabeile auf die Erde, und sie würden ihn wahrlich nicht bewältigen, wären seine Hände nicht gefesselt mit den goldenen Ketten ... Man beschwichtigt ihn auch mit sanften Reden, dass jezt die Zeit noch nicht gekommen sei, die rechte Rettungsstunde, und er sinkt am Ende aufs Lager und verhüllt sein Antlitz und weint. . ."

So ungefähr berichtete mir Manasse ben Naphtali zu Krakau, seine Glaubwürdigkeit mit Hinweisung auf den Talmud berbürgend. Ich habe oft an seine Erzählungen denken müssen, besonders in den jüngsten Zeiten, nach der Juliusrevolution. Ja, in schlimmen Tagen glaubte ich manchmal mit eigenen Ohren ein Gerassel zu hören wie von goldenen Ketten, und dann ein verzweifelndes Schluchzen

Overzage nicht, schöner Messias, der du nicht bloß Israel erlösen willst, wie die abergläubischen Juden sich einbilden, sondern die ganze leidende Menschheit! O, zerreißt nicht, ihr goldenen Ketten! O, haltet ihn noch einige Zeit. gefesselt, dass er nicht zu frühe komme, der rettende König der Welt.

Fünftes Buch.

-Die politischen Verhältnisse jener Zeit (1799) haben eine gar betrübende Ähnlichkeit mit den neuesten Zuständen in Deutschland; nur dass damals der Freiheitsfinn mehr unter Gelehrten, Dichtern und sonstigen Literaten blühte, heutigen Tags aber unter Diesen viel minder, sondern weit mehr in der großen aktiven Masse, unter Handwerkern und Gewerbsleuten, sich ausspricht. Während zur Zeit der ersten Revolution die bleiern deutscheste Schlafsucht auf dem Volkle lastete und gleichsam eine brutale Ruhe in ganz Germanien herrschte, offenbarte sich in unserer Schriftwelt das wildeste Gähren und Wallen. Der einsamste Autor, der in irgend einem abgelegenen Winkelchen Deutschlands lebte,.nahm Theil an dieser Bewegung; fast sympathetisch, ohne von den politischen Vorgängen genau unterrichtet zu sein, fühlte er ihre sociale Bedeutung und sprach sie aus in seinen Schriften. Dieses Phänomen mahnt mich an die großen Seemuscheln, welche wir zuweilen als Zierat auf unsere Kamine stellen, und die, wenn sie auch noch so weit vom Meere entfernt sind, dennoch plötzlich zu rauschen beginnen, sobald dort die Fluthzeit eintritt und die Wellen gegen die Küste heranbrechen. Als hier in Paris, in dem großen Menschen-Ocean, die Revolution losfluthete, als es hier brandete und stürmte, da rauschten und brausten jenseits des Rheins die deutschen Herzen... Aber sie waren so isoliert, sie standen unter lauter fühllosem Porzellan, Theetassen und Kaffekannen und chinesischen Pagoden, die mechanisch mit dem Kopfe nickten, als wüssten sie, wovon die Rede sei. Ach! unsere armen Vorgänger in Deutschland mussten für jene Revolutionssympathie sehr arg büßen. Junker und Pfäff

chen übten an ihnen ihre plumpften und gemeinsten Tücken. Einige von ihnen flüchteten nach Paris und sind hier in Armuth und Elend verkommen und verschollen. Ich habe jüngst einen blinden Landsmann gesehen, der noch seit jener Zeit in Paris ist; ich sah ihn im Palais Royal, wo er sich ein bisschen an der Sonne gewärmt hatte. Es war schmerzlich anzusehen, wie er blass und mager war und sich seinen Weg an den Häusern weiterfühlte. Man sagte mir, es sei der dänische Dichter Heiberg. Auch die Dachstube habe ich jüngst gesehen, wo der Bürger Georg Forster gestorben. Den Freiheitsfreunden, die in Deutschland blieben, wäre es aber noch weit schlimmer ergangen, wenn nicht bald Napoleon und seine Franzosen uns besiegt hätten. Napoleon hat gewiss nie geahnt, dass er selber der Retter der Ideologie gewesen. Chne ihn wären unsere Philosophen mitsammt ihren Ideen durch Galgen und Rad ausgerottet worden. Die deutschen Freiheitsfreunde jedoch, zu republikanisch gesinnt, um dem Napoleon zu huldigen, auch zu großmüthig, um sich der Fremdherrschaft anzuschließen, hüllten sich seitdem in ein tiefes Schweigen. Sie gingen traurig herum mit gebrochenen Herzen mit verschlossenen Lippen. Als Napoleon fiel, da lächelten sie, aber wehmüthig und schwiegen; sie nahmen fast gar keinen Theil an dem patriotischen Enthusiasmus, der damals mit allerhöchster Bewilligung in Deutschland emporjubelte. Sie wussten, was sie wussten, und schwiegen. Da diese Republikaner eine sehr keusche, einfache Lebensart führen, so werden sie gewöhnlich sehr alt, und als die Juliusrevolution ausbrach, waren noch Viele von ihnen am Leben, und nicht wenig wunderten wir uns, als die alten Käuze, die wir sonst immer so gebeugt und fast blödsinnig schweigend umherwandeln gesehen, jest plößlich das Haupt erhoben, und uns Jungen freundlich entgegen lachten und die Hände drückten und lustige Geschichten erzählten. Einen von ihnen hörte ich sogar singen; denn im Kaffehause sang er uns die Marseiller Hymne vor, und wir lernten da die Melodie und die schönen Worte, und es dauerte nicht lange, so sangen wir sie besser als der Alte selbst; denn Der hat manchmal in der besten Strophe wie ein Narr gelacht, oder geweint wie ein Kind. Es ist immer gut, wenn so alte Leute leben bleiben, um den Jungen die Lieder zu lehren. Wir Jungen werden sie nicht vergessen, und Einige

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