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nicht um hier zu beten, sondern um zu essen, besuche ich die Judengasse

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Du hast uns nie geliebt, Don Isaak . . ." "Ja" fuhr der Spanier fort „ich liebe eure Küche weit mehr als euren Glauben; es fehlt ihm die rechte Sauce. Euch selber habe ich nie ordentlich verdauen können. Selbst in euren besten Zeiten, selbst unter der Regierung meines Ahnherrn David's, welcher König war über Juda und Israel, hätte ich es nicht unter euch aushalten können, und ich wäre gewiss eines frühen Morgens aus der Burg Zion entsprungen und nach Phönicien emigriert oder nach Babylon, wo die Lebenslust schäumte im Tempel der Götter . . .“

„Du lästerst, Isaak, den einzigen Gott," murmelte finster der Rabbidu bist weit schlimmer als ein Christ, du bist ein Heide, ein Gößendiener...

"Ja, ich bin ein Heide, und eben so zuwider wie die dürren, freudlosen Hebräer sind mir die trüben, qualsüchtigen Nazarener. Unsere liebe Frau von Sidon, die heilige Astarte, mag es mir verzeihen, dass ich vor der schmerzenreichen Mutter des Gekreuzigten niederknie und bete... Nur mein Knie und meine Zunge huldigt dem Tode, mein Herz blieb treu dem Leben!

Aber schau nicht so sauer," fuhr der Spanier fort in seiner Rede, als er sah, wie wenig dieselbe den Rabbi zu erbauen schienschau mich nicht an mit Abschen. Meine Nase ist nicht abtrünnig geworden. Als mich einst der Zufall um Mittagszeit in diese Straße führte, und aus den Küchen der Juden mir die wohlbekannten Düfte in die Nase stiegen, da erfasste mich jene Sehnsucht, die unsere Väter empfanden, als sie zurückdachten an die Fleischtöpfe Ägyptens; wohlschmeckende Jugenderinnerungen stiegen in mir auf; ich sah wieder im Geiste die Karpfen mit brauner Rosinensauce, die meine Tante für den Freitagabend so erbaulich zu bereiten wusste; ich sah wieder das gedämpfte Hammelfleisch mit Knoblauch und Mairettig, womit man die Todten erwecken kann, und die Suppe mit schwärmerisch schwimmenden Klößchen... und meine Seele schmolz, wie die Töne einer verliebten Nachtigall, und seitdem esse ich in der Garküche meiner Freundin Donna Schnapper-Elle!"

Diese Garküche hatte man unterdessen erreicht; Schnapper-Elle selbst stand an der Thüre ihres Hauses, die

Messfremden, die sich hungrig hineindrängten, freundlich begrüßend. Hinter ihr, den Kopf über ihre Schulter hinauslehnend, stand der lange Nasenstern und musterte neugierig ängstlich die Ankömmlinge. Mit übertriebener Grandezza nahte sich Don Isaak unserer Gastwirthin, die seine schalkhaft tiefen Verbeugungen mit unendlichen Kniren erwiderte; darauf zog er den Handschuh ab von seiner rechten Hand, umwickelte sie mit dem Zipfel seines Mantels, ergriff damit die Hand der Schnapper-Elle, strich sie langsam über die Haare seines Stußbartes und sprach:

"

Sennora! Eure Augen wetteifern mit den Gluthen der Sonne! Aber obgleich die Eier, je länger sie gekocht werden, sich desto mehr verhärten, so wird dennoch mein Herz nur um so weicher, je länger es von den Flammenstrahlen Eurer Augen gekocht wird! Aus der Dotter meines Herzens flattert hervor der geflügelte Gott Amur und sucht ein trauliches Nestchen in Eurem Busen... Diesen Busen, Sennora, womit soll ich ihn vergleichen? Es giebt in der weiten Schöpfung keine Blume, feine Frucht, die ihm ähnlich wäre! Dieses Gewächs ist einzig in seiner Art. Obgleich der Sturm die zartesten Röslein entblättert, so ist doch Euer Busen eine Winterrose, die allen Winden trogt! Obgleich die faure Citrone, je mehr sie altert, nur desto gelber und runzlichter wird, so wetteifert dennoch Euer Busen mit der Farbe und Zartheit der süßesten Ananas! O Sennora, ist auch die Stadt Amsterdam so schön, wie Ihr mir gestern und vorgestern und alle Tage erzählt habt, so ist doch der Boden, worauf sie ruht, noch tausendmal schöner . .

Der Ritter sprach diese leztern Worte mit erheuchelter Befangenheit und schielte schmachtend nach dem großen Bilde, das an Schnapper-Elle's Halse hing; der Nasenstern schaute von oben herab mit suchenden Augen, und der belobte Busen sezte sich in eine so wogende Bewegung, dass die Stadt Amsterdam hin und her wackelte.

„Ach!" seufzte die Schnapper-Elle „Tugend ist mehr werth als Schönheit. Was nüßt mir die Schönheit? Meine Jugend geht vorüber, und seit Schnapper todt ist er hat wenigstens schöne Hände gehabt was hilft mir da die Schönheit?"

Und dabei seufzte sie wieder, und wie ein Echo, fast unhörbar, seufzte hinter ihr der Nasenstern.

"

Was Euch die Schönheit nüßt?" - rief Don Isaak „D, Donna Schnapper-Elle, versündigt Euch nicht an der Güte der schaffenden Natur! Schmäht nicht ihre holdesten Gaben! Sie würde sich furchtbar rächen. Diese beseligenden Augen würden blöde verglasen, diese anmuthigen Lippen würden sich bis ins Abgeschmackte verplatten, dieser keusche, liebesuchende Leib würde sich in eine schwerfällige Talgtonne verwandeln, die Stadt Amsterdam würde auf einen muffigen Morast zu ruhen kommen -"

Und so schilderte er Stück vor Stück das jezige Aussehn der Schnapper-Elle, so dass der armen Frau fonderbar beängstigend zu Muthe ward, und sie den unheimlichen Reden des Ritters zu entrinnen suchte. In diesem Augenblicke war sie doppelt froh, als sie der schönen Sara anfichtig ward und sich angelegentlichst erkundigen konnte, ob sie ganz von ihrer Ohnmacht genesen. Sie stürzte sich da bei in ein lebhaftes Gespräch, worin sie alle ihre falsche Vornehmthuerei und echte Herzensgüte entwickelte, und mit mehr Weitläufigkeit als Klugheit die fatale Geschichte erzählte, wie sie selbst vor Schrecken fast in Ohnmacht gefallen wäre, als sie wildfremd mit der Trefschuite zu Amsterdam ankam, und der spizbübische Träger ihres Koffers sie nicht in ein ehrbares Wirthshaus, sondern in ein freches Frauenhaus brachte, was sie bald gemerkt an dem vielen Brannteweingesöffe und den unsittlichen Zumuthungen . . . und sie wäre, wie gesagt, wirklich in Ohnmacht gefallen, wenn sie es während der sechs Wochen, die sie in jenem verfänglichen Hause zubrachte, nur einen Augenblick wagen durfte, die Augen zu schließen...'

„Meiner Tugend wegen" sezte sie hinzu „durfte ich es nicht wagen. Und das Alles passierte mir wegen meiner Schönheit! Aber Schönheit vergeht, und Tugend besteht."

Don Isaak war schon im Begriff, die Einzelheiten dieser Geschichte kritisch zu beleuchten, als glücklicherweise der schele Aron Hirschkuh von Homburg an der Lahn, mit der weißen Serviette im Maule, aus dem Hause hervorfam, und ärgerlich klagte, dass schon längst die Suppe aufgetragen sei und die Gäste zu Tische fäßen und die Wirthin fehle.

(Der Schluss und die folgenden Kapitel sind, ohne Verschulden des Autors, verloren gegangen.)

Aus den Memoiren

des

Herrn von Schnabelewopski.

Erstes Buch.

(1831.)

Heine. X1

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