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Nachrichten und Sagen

über die fernere Geschichte Paulus und einiger andern Apostel.

Paulus hatte zu Rom schon eine christliche Gemeinde gefunden, and suchte diese, da sich die Juden so wenig für die neue Lehre geneigt zeigten, nun aus den Heiden zu vermehren, welches ihm auch glückte, indem selbst Philosophen und Hofleute, welce des Judenthums spot: teten, im Christenthum manches Anziebende fanden; denn so schreibt er an die Philipper, 1, 12. 13.: „Ich lasse euch wissen, daß, wie es um mich stebet (meine jezige Lage), das ist nur mehr zur För: derung des Evangeliums gerathen, also, daß meine Bande offenbar worden sind in Christus in dem ganzen Richthause (Lager der kais ferlichen Leib w ache) und bei den andern allen, “ und 4, 22.: ‚1⁄2 Ei grüßen euch alle Heiligen (Christen), sonderlich aber die von des Kaisers (Nero) Hause (Hofe)." Mehr fast als die Juden machten ihm die Judenchristen mit ihrer Anhänglichkeit am mossischen Cerez monialgeseß zu schaffen (Philivp. 1, 15. 16.); aber auch standen ihn viele treue und muthige Gehülfen bei, da er Philipp. 1, 14. selbst sagt: ,, daß viele Brüder in dem Herrn (, die) aus meinen Banden Zuvers ficht (Muth) gewonnen, desto durstiger (entschloßner) geworden, das Wort zu reden (die Religion zu verkündigen) ohne Scheu." Unter diesen Hülfslehrern zeichneten sich aus Timotheus, Lukas, Aristarch, Tychikus, Epaphroditus, Johannes Markus, Jesus mit dem Zunamen Justus, Epaphras, Demas u. a. in. Auch verlor Paulus die andern christlichen Gemeinden nicht aus dem Herze und Auge, und schrieb von Rom aus Briefe der Belehrung, Ermahnung und Tröstung an die Gemeinden zu Ephe= fus, Kolossen, an den Philemon, und wahrscheinlich auch an die Hebrder, oder die in Valåstina zerstreuten Christen aus dem Judenthume, in deren Denk- und Sprechart sich darin weislich gefügt ist. Nach zwei Jahren wurde Paulus endlich aus seiner Gefangens schaft entlassen, hielt sich noch einige Zeit in Italien auf, und reiste dann in andere Gegenden, als nach der Insel Kreta, nach Judda, Kolossen, Macedonien (von wo aus er an den Titus schrieb, den er auf Kreta zurückgelassen hatte, deren Einwohner als lügenhafte, falsche, üppige und trage Menschen geschildert werden), und nach Korinth, worauf er wieder nach Italien und Rom zurückkehrte, woselbst er aber die Lage der Christen sehr verschlimmert fand, indem sie nun außer von den Juden auch von den Priestern und Großen des Heidenthums verfolgt und bedrückt wurden, und er selbst sogleich wieder verhaftet und auch strenger behandelt wurde. Es war wenig Hoffnung, daß er dem Tode entgehen würde, und daher verließen ihn viele aus Furcht oder Nothwendigkeit, und er mußte ein scharfes Verbör allein, doch glücklich, aushalten; denn so sagt er in dem von hieraus geschrie benen zweiten Brief an den Timotheus, 4, 10. 11. 16. 17.:,, Demas bat mich verlassen und diese Welt lieb gewonnen, und ist gen ThessaIonich gezogen, Crescens in Galatien, Titus in Dalmatien; Lukas ist allein bei mir. In meiner ersten Verantwortung (Vernehmung)

Hand Niemand bei mir, sondern sie verließen mich alle. [Es sev ihnen ́ nicht zugerechnet!] Der Herr aber stand bei mir, und stärkte mich, auf daß durch mich die Predigt bestätiget würde, und alle Heiden sie höreten; und ich bin erlöset von des Löwen Rachen (aus der mir drohenden Gefahr errettet)."

Lukas, sich vorzüglich nur mit dem Heidenavostel Paulus, dessen Begleiter er war, beschäftigend, hat in seiner Apostelgeschichte der andern Apostel nur wenig gedacht, und überhaupt ist uns von deren Arbeiten und Schicksalen wenig überliefert worden, selbst über den ersten Apostel der Juden, Petrus. Nachdem dieser in Judda des Herrn Lehre verbreitet hatte, reiste er in gleicher Absicht durch mehrere heidnische Länder, und kam endlich nach Babylon, wo noch seit dem Eril viele Juden lebten, und von wo aus er seinen ersten Hirtens brief an verschiedene Gemeinden schrieb; wenn und von wannen aber der zwette erlassen worden, ist nicht mit Gewißheit zu bestimmen. Später traf er mit Paulus in Rom zusammen; aber wie lang er daselbst geblieben sey und was er gewirkt habe, ist unbekannt. Šein 、 Reisegefährte und Gehülfe war Markus, und dieser schrieb unter seiner Leitung und wahrscheinlich mit Benazung des Matthaus sein Evangelium zunächst für die Heiden-Christen,

Am långsten scheint der jüngere Jakobus zu Jerufalem geblieben zu seyn, und er zeichnete sich als einen sehr rechtschaffenen Mann und thätigen Apostel aus, der nicht nur für die Gemeinde zu Jerusalem treu sorgte, sondern auch den auswärtigen durch ein recht im Geiste Jesus abgefaßtes Rundschreiben müßlich zu werden suchte. Die Zeit, wo kein römischer Statthalter in Judáa war, benußte der Hohepriester Ananias, um ihn und mehrere andere Christen als Verachter des mosaischen Gesezes steinigen zu lassen.

Des vorgenannten Jakobus Bruder, Judas mit dem Zunamen Lebbaus, obwohl von seinem Wirken nichts aufgezeichnet worden, war gewiß nicht unthätig für Jesus Sache, wenigstens unter den Juden. Deß ist sein Brief Zeuge, der besonders gegen diejenigen eifert, welche die von Paulus verkündigte Freiheit vom Zwange des Ceremonialgefeßes auf ein ungebundenes Verhalten in Ansehung des Sittengeseßes auszudehnen wagten.

Wir fehren zu Paulus und Petrus zurück. Durch religiösen und politischen Verdacht war die Lage der Christen immer bedenklicher geworden. Zum Unglück verzehrte jeßt eine fürchterlice Fenersbrunst fast ganz Mom. Der abwesende Kaiser Nero gerieth in den Verdacht, diesen Brand selbst veranstaltet zu haben, aus Eitelkeit, um Nom schöner wieder aufbauen, und dann nach seinem Namen benennen zu lassen; diesen Verdacht aber suchte er auf die ihm verhaßten Christen zu wälzen, zwar nicht mit gewünschtem Erfolg; doch gab es ihm eine Art von Scheinrecht zu größerer Hårte gegen diese verhaßte Sekte, die ihre Gegner als Feinde der Götter und Menschen bezeichneten. So brach die Wuth endlich schrecklich aus, und viele wurden aufs

schauderhafteste umgebracht. Auch die Häupter der verhaßten Lebre entgingen natürlich diesem Loose nicht; Haulus, als römischer Bürs ger, wurde enthauptet; Petrus aber, der kein solcher war, mußte den Tod eines Sklaven am Kreuze erduiden.

Noch ist von einigen andern Aposteln das Wenige, was die Kirchengeschichte über sie nicht ganz unglaubwürdig berichtet, zu erwähnen. Andreas, Petrus Bruder, früher ein Schüler Johannes des Táu: fers, Apostel in Scythieu und Griechenland, ist endlich zu Patras in Achaja, nachdem er viele Wunderthaten verrichtet, und die Gemahlin und den Bruder des dortigen Proconfuls oder Statthalters zum Chris steatbume bekehrt hatte, auf des lehtern Befehl gekreuzigt worden. Philippus, Apostel in Phrygien, ist zu Hierapolis in Syrien, nachdem er und Johannes am längsten gelebt, nach Einigen eines natürlichen, nach Andern aber eines gewaltsamen Todes gestorben. — Thomas, Apostel in Parthien, Medien, Persien, Aethiopien und Indien, soll auch eines gewaltsamen Todes gestorben seyn; wo? ist unbekannt. Bartholomäus, d. i. Sohn des Tholmat, vielleicht eigentlich Nathanael, Apostel in Indien, starb als Martyrer. Matthaus, der Evangelist, wirkte in Aethiopien und den Nach, -barländern, und fand auch da seinen Tod. Simon, mit dem Zunamen Zelotes, war Apostel in Afrika und Persen, wo er zu Sunir gekreuzigt worden seyn soll. - Matthaus, an Judas Iscarioths Stelle zum Avostel gelangt, ist wahrscheinlich in Judda als Opfer gefallen. Von den Schülern und Gehülfen der Apostel sind die ausgezeichnetsten folgende: Barnabas oder eigentlich Jose, des Paulus Gefährte, der auf der Insel Cypern, seinem Vaterlande, ums Leben gebracht worden seyn soll. Timotheus, des Paulus Gebülfe, foll erster Biscoff zu Ephesus, und daselbst auch, als er den Ausschweifungen des Gößendienstes bei einem wollustigen Feste Einhalt thun wollen, vom rasenden Pòbel erschlagen worden seyn. Titus, auch Paulus Amtsgenosse, foll in Kreta gestorben seyn. Lukas, der Arzt und Evangelist, auch bei Paulus, soll nach dessen` Lode nach Griechenland zurückgekehrt, und dafelbst 84 Jahre alt gestors ben, nach Andern gekreuzigt worden seyn. Markus, der Evangelist und Petrus Gefährte, soll in Afrika gelehrt, und zu Alexandrien. sein Leben ruhig beschlossen haben. - Klemens, dessen nur Phil. 4, 3. als eines treuen Gebülfen des Paulus gedacht wird, welcher zuleht die wichtige Stelle eines Aufsehers bei der großen Christengemeinde zu Rom bekleidete. Von Ignatius, Polykarpus, Hermas und mehr andern that das N. L. keine Erwähnung. Mehrere dieser Apostelsæüler haben auch Evangelien und Briefe theils wohl wirklich geschrieben, theils aber sind sie ihnen auch wohl später untergeschoben worden. Johannes, der jüngste Schüler und der Liebling Jesus, fcheint in der Sanftheit seines Gemüths mehr nur in der Stille für die Religion der Liebe gewirkt zu haben, und zwar zuerst in Palästina, dann aber auch, vielleicht durch den nahen Ausbruch des jüdischen Kriegs vertrieben, in Kleinasien, wo er sich Ephesus zum Wohnsize wählte. Der römische Kaiser Domitian, nach Andern Nero, verwies

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ihn auf die Insel Patmos. *) Sein Charakter stimmte am meisten mit dem des Herrn überein, und sein steter vertrauter Umgang mit diesem sezte ihn in den Stand, manches aus Jesus Lebensgeschichte mitzutheilen, das andern nicht bekannt geworden, wie aus seinem Evangelium erhellt. Seine Briefe, oder vielmehr Abhandlungen, athmen ganz den Geist feines großen Meistere; sanfte Wehmuth über Unglaube und Sittenverderbuiß, und berzergreifende Ermahnungen Zu Liebe und Frieden machen ihren Hauptinhalt aus, so wie er in der Begeisterung seines Glaubens die heitersten Aussichten für Jesus Religion und ihren herrlichen Sieg über Juden: und Heidenthüm eröffnete in seiner hohen Offenbarung. Er starb, nachdem er, frei, gelassen, von Patmos wieder nach Ephesus zurückgekehrt war, daselbst in hohem Alter (angeblich 90 Jahre alt, und überlebte also sämmtliche Apostel, so wie er dann auch selbst das von seinem göttlichen Lehrer vorher verkündigte Strafgericht über das jüdischė Volk erlebt hätte.

Geschichte der Zerstörung der Stadt Jerusalem.

Die Zerstörung der Stadt Jerusalem ist eine der merkwürdigsten und lehrreichsten Begebenheiten der Welt. Sie war nicht das Werk des Zufalls, und eben so wenig das Werk eines Menschen, sondern ein unleugbares, aber schreckliches Verhängniß Gottes über ein ungläubiges und unbußfertiges Volk. Mehr als einmal und auf das bestimmteste hatte es Jesus bei seinem Leben auf Erden vorausgefagt. Mit Thränen sprach er, als er einst diese Stadt ausah :,, Es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden um dich und Deine Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich belagern und an allen Orten ängstigen, und werden dich schleifen, und keinen Stein auf dem andern lassen, darum, daß du nicht erkennet bast die Zeit, darinnen du beimgesucht bist." Eine Menge Umstände vereinigten sich, dieses von Jesus vorhergesehene Unglück zu beschleunigen und zur Erfüllung seiner Weissagungen mitzuwirken. Die Juden beharrten nicht nur in ihrer Verachtung gegen Jesus, sie suchten nicht nur auf alle Art die Ausbreitung seiner Lehre zu bindern, sondern sie wurden durch die zunehmende Sittenlosigkeit auch immer geneigter, sich gegen die Römer, unter deren Oberherrschaft sie damals standen, zu empören. Unzählige Unordnungen und Zerrüttungen unter allen Klassen und Ständen nahmen überband; Jerusalem und das ganze Land war von allen Seiten mit Räubern und Unrubftiftern angefüllt; Niemand gehorchte mehr den Gefeßen. Das verblendete Volf ließ sich, gerade wie es Jesus mehrmals vorhergesagt hatte, von Verführern hintergehen, die sich für den Messias ausgaben, und ihm mit der

*) Die Tradition, daß er vorher zu Rom in siedendes Del gewors fen aber unbeschädigt wieder heraus gezogen worden sey, ist

unerwiesen.

Hoffnung einer gänzlichen Befreiung von der Oberherrschaft der Römer schmeichelten. Die von den römissen Kaisern zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Elderheit abgesandten Statthalter begünstigten aus Gewinnsucht diese Unordnungen, und reizten durch unaufhörliche Bedrückungen das Volk zur Empörung rect geflissentlich. Ja, der Statthalter Florus trieb seine Gewaltthätigkeiten so weit, daß die durch innerliche Unruhen und Partheien ohnedem schon zur Empörung geneigten Juden den Römern allen Gehorsam aufsagten, und die Waffen gegen sie ergriffen. Der Ausbruch eines Krieges war nun unvermeidlich. Die Klugen und Verständigen unter den Mitgliedern des jüdischen hohen Raths sahen die traurigen Folgen einer solchen Empörung vorber, und versuchten alles, die Aufråbrer auf andere Gedanken zu bringen, allein vergebens. Wenn der Same der Zwietracht einmal ausgestreut ist, dann helfen oft die vernünftigsten Vorstellungen nichts, und die Verblendeten lassen sich durch nichts abhalten, wenn sie auch ihr Verderben offenbar vor sich sähen. Um die in Judaa entstandenen Unruhen alsbald zu dämpfen, drang der römische Statthalter in Syrien, Cestius Gallus, mit einem Heere ins jüdische Land ein, und belagerte Jerusalem. Alein die Juden, die sich unter der Zeit sehr verstärkt hatten, nöthigten ihn, die Belagerung wieder aufzuheben. Hier war es, wo die, in und um Jerusalem wohnenden Christen Gelegenheit gewannen, theils in, die jüdischen Gebirge, theils über den Jordan in die kleine Stadt Vella zu fliehen, eingedeük der Erinnerung Jesus :-,, Wenn ihr sehen werdet Jerusalem belagert mit einem Heere, so merket, daß herdei gekommen ist ihre Verwüstung! Alsdann, wer in Judda ist, fliehe auf das Gebirge, und wer mitten drinne ist, weiße heraus, und wer auf dem Lande ist, der komme nicht hinein." Die aufrührischen Inden, durch den Rückzug der Römer noch dreister gemacht, rüsteten sich nun desto mehr zum Kriege, und fingen in vielen Gegenden die Feindseligkeiten selbst an; doch mehrentheils mit sehr großem Ver=" Inste, wie denn allein bei Askalon achtzehn taufend Jaden ihr Leben einbüßten. Der Kaiser Nero, von dem allgemeinen Aufstande der Juden benachrichtigt, übertrug dem Feldherrn Vespasianus die Führung des Kriegs wider die Juden. Dieser drang in Galilda ein, zerstreute das Kriegsbeer der Juden, und eroberte die Festung Jotapata, worein sich der Reßt desselben geworfen hatte, wobei vierzig faufend Juden erschlagen, und ihr Auführer, Josephus, gefangen genommen wurde; der aber, auf Fürbitte des Titus, sein Leben und seine Freiheit behielt. Vespasian bemächtigte sich von nun an der ganzen Provinz Galilda, wobei ebenfalls eine große Anzahl Juden nach und nach theils umkam, theils in die Sklaverei geführt wurde. So ließ er sechszig tausend junge Männer nach Achaja abführen, um an der Meerenge des Isthmus zu graben; dreißig tausend ließ er als Sklaven verkaufen, und fünf tausend stürzten sich selbst aus Verzweiflung von einem Felsen herab. Ueberhaupt aber wüthete das Kriegsvolk, von Galilda bis nach Judáa zu, so sehr, daß es nicht einmal der Schwangeru und der Kinder in der Wiege schonte. Während dieses Krieges in Galilåa häufte sich das Elend in Jerusalem

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