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und in der umliegenden Gegend auf allen Seiten. Die Partet derer, die auf den Krieg drangen, verübte gegen diejenigen, die zum Frieden riethen, die größten Gewaltthätigkeiten. Mit ihnen verband fich, unter der Anführung des Eleazar, ein Haufe Räuber, die sich den Namen der Zeloten oder Eiferer für die Religion beilegten, und beging unter diesem Vorwande die größten Grausamkeiten, wobei nicht nur zwei Hohepriester, sondern noch zwölf tausend von den Vornehmsten des Volks umkamen. Die geångsteten Einwohner ließen hierauf ein neues Heer von Räubern in die Stadt, um durch fie jene ungeheuer zu bekämpfen. Allein dadurch wurde es noch schlimmer; denn nun bekriegten sich drei verschiedene råuberische Haufen unter einander aufs heftigste, fie mordeten und plünderten alles, was ihnen in den Weg kam, verdarben durch Raub und Brand alle Vorräthe von Lebensmitteln, und legten dadurch den ersten Grund zu der bald darauf erfolgten schrecklichen Hungersnoth. Titus, dem sein Vater Vespasian die Fortseßung des Kriegs aufgetragen hatte, wollte durch die Eroberung der Hauptstadt demselben ein Ende machen. Im Jahre 70 schloß er Jerusalem mit einem mächtigen Heere ein, gerade zur Zeit des Osterfestes, wo die Stadt mit einer ungeheuern Menge Menschen angefüllt war. Bei dem Anfange der Belagerung vereinigten sich zwar die drei aufrührerischen Rotten, die sich in Jerufalem befanden, zum tepfersten Widerstande gegen die Römer, und fügten ihnen auch durch ihre öftern Ausfälle nicht selten großen Schaden zu. Allein das gute Vernehmen zwischen diesen Parteien dauerte nicht lange, sondern sie bekriegten sich bald wieder von neuem unter einander selbst. Nachdem Titus die Juden vergeblich ermahnt hatte, fich zu ergeben, wurde die Belagerung angefangen. Der untere Theil der Stadt wurde erobert. Titus glaubte, ißt wenigstens würden die Juden mit ihm in Unterhandlung treten; doch alle Vorstellungen, die er ihren verblendeten Anführern machen ließ, blieben fruchtlos, und wurden sogar mit Schimpfreden und Pfeilen zurücks gewiesen. Viele Einwohner suchten ihre Rettung in der Flucht, und fanden sie durch die Gelindigkeit des Titus, wenn sie der Wachsams ` keit der Soldaten entgangen waren. Diejenigen aber, welche als Gefangene den Römern in die Hände fielen, wurden gemeiniglich im Angesichte der Stadt, und zum Schrecken der Belagerten gefreuziget. Gewiß ein sehr merkwürdiger und bedeutender Anblick für eine Stadt, deren Bewohner die Kreuzigung Jesus, des Welterlösers, mit so vielem Ungestum dem Pilatus abgedrungen hatten! Der sonst so gütige Titus ließ diese Grausamkeit zu, weil er hoffte, er würde dadurch die Hartnäckigkeit der Belagerten endlich besiegen und in Nachgeben verwandeln. Aber weder diese Strenge, noch die einreißende Hungersnoth, noch die wiederholten Warnungen von Seiten des römischen Feldherrn vermochten etwas über die Verstockten; fie erklärten mit Troß, daß sie lieber sterben, als sich ergeben wollten, and beriefen sich dabei noch immer mit frecer unverschämtheit auf den Eus Gottes. Von nun an wurde Jerusalem völlig, nach römischer Art, mit einem aufgeworfenen Wall oder Mauer von Erde eingeschlossen, so daß nun gar keine Lebensmittel mehr in die Stadt

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gebracht werden konnten. Hierdurch nahm die Hungersnoth auf eine schreckliche Art überhand, und das Elend wurde unbeschreiblich. Ausgezehrte Menschen schlichen allenthalben umber, und fielen oft. todt auf der Straße nieder, indem sie ihre Freunde begraben wollten. Die bewaffneten Räuber fielen in die Häuser, bemächtigten sich aller Nahrungsmittel, und quälten diejenigen auf das grausamste, welche fie wegen Verbergung der Lebensmittel in Verdacht hatten. Die Eltern rissen ihren Kindern, und diese den Eltern und Geschwistern den lehten Bissen aus dem Munde. Viele, die diesem Jammer durch die Flucht zu entgehen hofften, wurden von den römischen Soldaten aufgefangen und lebendig aufgeschnitten, weil man glaubte, sie hätten Gold verschlungen. Man suchte durch die unnatürlichsten Mittel den Hunger zu stillen; man zernagte Gürtel, Schuhe und das Leder an den Schilden; man brauchte Heu zur Speise, und verkaufte eine Hand ́ voll davon sehr theuer. Alle Straßen waren mit Leichen bedect; mehr als hundert tausend wurden von Hunger und Krankheit aufs gerieben. Das waren die schrecklichen Lage, von denen Jesus gefagt hatte: Das sind die Tage der Mache, daß erfüllet werde alles, was geschrieben ist; denn es wird große Noth auf Erden seyn, und ein Zorn über dieses Volk; es wird alsdann große Trübsal seyn, als nicht gewesen ist, vom Anfange der Welt bisher, und auch nicht werden wird!" Doch auch dadurch wurden die Verblendeten nicht zum Nachdenken gebracht. Titus bezeugte mit zum Himmel gehobenen Hånden, er sey nicht Schuld an diesem unaussprechlichen Elende. Er ließ nun die feste Burg Antonia in der Stadt bestürmen, und eroberte sie. Noch einmal forderte er die Juden zur Uebergabe der Stadt auf das beweglichste auf, aber vergeblich. Nun griff man auch den Tempel an, der ebenfalls durch seine Lage sowohl, als durch seine Mauern sehr befestigt war. Gerne håtte åbrigens Titus den Tempel gerettet, zumal, da er eine nicht geringe Ehrerbietung für dieses herrliche Gebäude, und überhaupt für den Gottesdienst der Juden hegte.. Allein, da alle feine Warnungen, Ermahnungen und Anerbietungen nichts fruchteten: so sah er sich gezwungen, den Tempel mit seinen Kriegsmaschinen anzugreifen, und an die Thore desselben Feuer zu legen, welches auch bald die bedeckten Gånge um den Tempel herum ergriff. Noch wollte er wenigstens das Hauptgebäude desselben, oder das Heilige mit dem Allerheiligsten retten, und befahl daher, das entstandene Feuer zu löschen. Dies geschah nun zwar, aber keine menschliche Vorsicht konnte den Rathschluß Gottes hindern; denn als fich den folgenden Tag ein Gefecht mit den Juden in die Nähe des Tempels 30g, warf ein römischer Soldat einen Feuerbrand durch ein Fenster in diejenigen Zimmer, die an den Tempel angebauet waren Sogleich breitete sich das Feuer von neuem aus, und alle Bemühungen, das Innere dieses Tempels zu erhalten, waren vers geblich. Das ganze Tempelgebäude, welches über sechs hundert Jahre gestanden hatte, wurde verbrannt, und zwar am zehnten August des fiebenzigsten Jahres nach Christus Geburt, an eben dem Tage, an welchem ehemals der erste Tempel von den Babyloniern war zerstört worden. Hier wurde Jesus Vorherverkündigung wahr gemacht:

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» Euer Haus soll euch wüste gelassen werden!" Hier wurde erfüllt, was er zu seinen Jüngern sprach: ,, Wahrlich! ich sage euch, es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. Die erbitterten Kriegsheere fielen nun mit der größten Wuth über alles her, mordeten und plünderten alles, was ihnen in die Hande fiel; Kinder und Greife, Volk und Priester, alles wurde ohne Unterschied niedergemacht. Die untere Stadt, die Burg Antonia und der befestigte Tempel waren nun erobert. Die belagerten Aufrührer begaben sich in den obern Theil der Stadt, und verlangten noch eine Unterredung mit dem Feldherrn Titus. Dieser erbot sich, ihnen das' Leben zu schenken, wenn sie die Waffen sogleich niederlegen würden. Allein da sie einen freien Abzug verlangten, und seine Geduld ohnes dem schon lange genug gemißbraucht hatten: 10 versagte er ihnen nun alle Gnade. Er übergab den untern Theil der Stadt sogleich der Plünderung, griff nun den obern Theil derfelben mit seiner ganzen Macht an, und in Monatsfrist war auch dieser erobert und verbrannt, wobei abermals die entseßlichste Niederlage unter den Einwohnern angerichtet wurde. Dies geschah am achten September des sieben. zigsten Jahres nach Christus Geburt. Von diesem unglücklichen Volke find während der Belagerung der Stadt Jerufalem elfmal hundert taufenb auf mancherlei Art umgekommen, sieben und neunzig, tausend wurden gefangen fortgeführt, zu schweren Arbeiten verurtheilt, als Sklaven verkauft, oder zu Gefechten mit wilden Thieren aufbewahrt; überdem sind noch außer der Stadt und im jüdischen Lande während des ganzen Krieges viele Tausende getödet worden. So hatte Jesus es vorausgefagt: Sie werden fallen durch des Schwertes Schärfe, und gefangen weggeführt unter alle Völker, und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllet wird." Daß aber bei dieser gänzlichen Zerstörung Jerusalems eine höhere Hand mitwirkte, erkannte selbst Titus ; denn als er in die völlig eroberte Stadt ging, als er befahl, daß alles, außer dret Thurmen und einem Theile der Mauer, dem Erdboden gleich gemacht werden sollte, und bei dieser Gelegenheit die ungemeine Festigkeit der Mauern und Thürme bewunderte, legte er das Geständniß ab: Wir haben mit Gottes Beistande Krieg geführt; es ist Gott, der die Jaden aus diesen Festungen herausgetrieben hat; denn was würden menschliche Hände und Maschinen gegen solche Thürme vermögen!

Und so müsse denn die Rückerinnerung an die Zerstörung Jerusa lems uns in dem hohen Glauben befestigen, daß Jesus Christus, der alle diese Ereignisse vorhersah und so genau vorherverkündigte, der Sohn Gottes und der von Gott gesandte Heiland der Welt sey, der Deswegen auf die Erde kam, deswegen lebte, litt und starb, damit alle, die an ihn glauben, durch ihn selig werden möchten.' Wir wollen die Weisheit Gottes darinnen erkennen, daß der Umsturz dēs Judenthums die Verbreitung der christlichen Religion erleichterte, und das gåttliche Ansehen ihres Stifters recht augenscheinlich bes festigte. Wir wollen aber auch bedenken, daß die Verachtung Jesus und seiner befeligenden Lehre, daß Lasterliebe und Sittenlosigkeit,

daß bürgerliche Zwietracht und Widerfehlichkeit dem heiligen Gott mißfallen, und für die Menschheit die schlimmsten und traurigsten Folgen haben. Mit demüthigem Danke wollen wir die herrlichen Vorzüge schäßen, die auch uns durch die Bekanntmachung der Lehre Jesus zu Theil worden sind; wir wollen uns der bessern Belebruns gen, Verheißungen und Hoffnungen freuen, die wir dadurch erlangt haben; aber auch durch vorzügliche Heiligkeit des Herzens, durch strenge Reinigkeit der Sitten, und durch einen unbescholtenen Mandel uns auszeichnen. Wir wollen durch den sanfter. Geist der christlichen Duldung und Menschenliebe, besonders gegen die unglücks licen Nachkommen jenes Volks, das einst Jefus verwarf, und durch Unglauben und Laster den Untergang seiner Hauptstadt beschleunigte, dem Christenthume Ehre machen. Ja, wir alle wollen ein stilles, frommes, geruhiges Leben führen in aller Gottseligkeit und Ehrbars teit; denn Gerechtigkeit erhöhet ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben.

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Biblische Begeisterung

in

heiligen Ge fången.

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