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1. Sadducäer und Pharisaer.

Es ist ein wunderbarer Contrast zwischen diesem jüdischen Volk und zwischen allen seinen Nachbarn.

An der Küste fertigen sie Wolle, Glas, Purpur. Im Norden werben sie Schiffe und Freibeuter, ringen um die Herrschaft über das Mittelmeer und machen sich die Karavanenstraßen zinsbar und im Süden erwächst ein Welthandel, der alle Vortheile der neuen römischen Organisation für den Verkehr rasch erkennt und energisch ausnüßt: dieses Volk aber discutirt in den Schulen über sein Gesetz und hält es für seinen einzigen Beruf, die Idee der Theokratie im Leben zum gewissenhaftesten Ausdruck zu bringen, damit eine Verheißung sich erfülle, die nicht von dieser Welt ist.

So gruppiren sich denn auch innerhalb des Judenthums die einflußreichen Kreise nicht nach Gesichtspunkten der äußeren Politik, der dynastischen Interessen oder den Fragen des Wohlstands und der Volkswirthschaft, sondern nach religiösen Gesichtspunkten, hinter denen man erst mittelbar die Gegensäße der Stände und die bürgerlichen Ziele verschiedenartiger Lebenskreise erkennt.

Denn allerdings verbirgt sich hinter jenen theokratischen Formen doch auch nur der allbekannte Gegensatz einer conservirenden und einer reformirenden Partei, den die Geschichte in stets wechselnden Formen immer wieder neu producirt. Dieser Gegensatz heißt bald nach der Krieger- und Priesterkaste, er heißt Demokratie und Aristokratie, Plebs und Gentes, Zünfte und Patriciat, es ist aber stets dieselbe Antithese, in der das Leben sich wieder erzeugt.

Die Sadducäer waren es, die im jüdischen Staat den Besitz und die Herrschaft, den Bestand und das Geset repräsentirten. Sie

gehören zu den ersten Ständen, d. h. zu den Priesterclassen, denen die Anwartschaft auf die höchsten Tempelämter zugefallen ist. Den Namen mag ihnen die altberühmte Familie der Zadoksöhne gegeben haben, die nach Ezechiel 40, 46 „allein unter den Kindern Levi's vor den Herrn treten sollten, ihm zu dienen." Auch Josua ben Jozadak, der Genosse Serubabels, war ein Zadokite gewesen, so daß dieses Geschlecht nach der Restauration, wie zuvor, als die bevorzugte Familie unter den Priesterfamilien betrachtet ward. 2 Jedenfalls sind die Sadducäer zur Zeit des Josephus und der Apostelgeschichte die Inhaber der höchsten Tempelämter und repräsentiren das reinste jüdische Blut. Da erhoben sich, heißt es Apostelgeschichte 5, 17, der Hohepriester und Alle, die mit ihm waren, welches ist die Sekte der Sadducäer."

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Wie sonst, so waren freilich auch hier die obersten Priesterclassen nicht diejenigen, die gerade den brennendsten Eifer für das Heiligthum besaßen, mit dem sie umgingen. Dieser Tempeladel zählte unter seinen Ahnen nicht blos Hohepriester wie Josua und Simon, sondern auch Apostaten und Landesverräther wie Manasse und Onia. Schon zu Esra's und Nehemia's Zeiten hatte er zu der Klage Veranlassung gegeben, daß im Bruch der theokratischen Bestimmungen die Hand der Obersten die erste gewesen sei und hatte allezeit eine Neigung gezeigt, sich im Heiligthum selbst häuslich niederzulassen. Wie die Geschlechter als Zadokiten um die Gunst der Ptolemäer und Seleuciden gebuhlt, wie sie als Hellenisten sich im Krieg mit den Syrern zweideutig gezeigt, so hatten sie auch als Sadducäer das Interesse ihrer Stellung, sich mit dem heidnischen Procurator oder mit dem halbheiðnischen König zu vertragen, damit ihre Privilegien nicht der Macht der Lehnsherrn zum Opfer würden. So hatten sie die Sippe des Herodes unter ihre priesterlichen Geschlechter aufgenommen und standen nicht an, der Treue gegen Rom das Wort zu reden. Aus der Hauptstadt holten sie ihre Mandate, und ihr hinschauen nach dem Adler so gut wie ihr politischer Ueber

1. Ant. XVIII; 3, 4. Vita 1. Act. 4, 1-3; 5, 17. 2. Ez. 43, 19, 44, 15; 48, 11; 1 Chr. 12, 28; 27, 17. 2 Chr. 13, 16. Vgl. Geiger, Urschr. u. Uebers. d. Bibel. Breslau 1857. 101 ff. Esra 2, 2. 3, 2. 3. Ant. XVIII; 3, 4. Act. 4, 1-3; 5, 17. 4. Esra 9, 2. 5. Neh. 15, 7. 6. Ant. XV; 9, 3.

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blick über die allgemeine Weltlage erschien den Strenggesinnten als unjüdisch und gesinnungslos. 1

Hatte sich so in den obersten Schichten der Nation ein bevor= zugter Kreis ausgeschieden, so waren anderseits auf dem Boden dez Volkslebens Bewegungen eingetreten, die auch dort die Ausscheidung einer bestimmten Richtung beförderte.

In welcher Stimmung sich die Bevölkerung nach errungenem Sieg über die Syrer fand, darüber sind wir durch die zahlreichen maktabäischen Psalmen unterrichtet. 2 In dankbarem Staunen schaute man zurück auf die Großthaten, die Jehovah im heiligen Kriege gethan hatte, und suchte jezt, nachdem der Tempel wieder gereinigt und die Theokratie wieder aufgerichtet war, auch ganz Ernst zu machen mit den Forderungen des Gesetzes. Waren doch während des Kriegs die größten Heldenthaten vollbracht worden in der Observanz des Sabbaths, waren doch die furchtbarsten Martyrien erduldet worden für die Geltung der Speisegebote: um so energischer wendete sich jetzt aller Eifer auf diese Aeußerlichkeiten, und es wurde jene Frömmigkeit ausgebildet, deren bedenkliche Tendenz zum Kleinlichen und Aeußerlichen wir in den Schulen bereits kennen lernten. Was im Kriege groß gewesen war, das war im täglichen Leben peinlich, denn im Kampf wehrt man sich auch um Aeußerlichkeiten mit Ehren, im Frieden aber wird eine gleiche Hochschäßung derjelben zur Frage. Ueberdieß mußte sich auch das Maaß der Forderungen, die, die Schule an das Volk stellte, als unerfüllbar für die Masse erweisen. Je mehr man begann, sich wieder für Handel und Erwerb einzurichten, um so deutlicher stellte es sich heraus, daß der ganze Umfang dieser Reinheits-, Sabbaths- und Speisegebote in einem arbeitsvollen bürgerlichen Leben nicht vollständig eingehalten werden konnte, zumal bei einem Volk, das zwischen die Heiden eingefeilt an der Heerstraße der Völker lag. Der Kampf mit dem alten. Stammfeind war freilich eine heiße Schule der Gesezestreue gewesen, aber mit der Zeit verkühlte der glühende Eifer bei der Menge, und nur eine Minderheit fuhr fort, dem Gesetz nach dem hohen Maaßstab der lezten Jahre zu genügen. Diese Vortreter waren ohne Zweifel

1. Vita 5 Bell, 11; 17, 3. Wie aufmerksam man aber in diesen obern Kreisen von Jerufalem die Weltereignisse auch des Westens, Gallien und Spanien nicht ausgenommen, verfolgte, darüber vgl. 1 Mac., cap. 8, 1-17. F. Hitzig, Psalmen Leipzig 1865. Zu Ps. 2, 138, 139, 143 u. a. O.

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2. Vgl.

die Männer, deren fromme Begeisterung den Sieg errungen hatte, und die jetzt, geschaart um die Schulen, ihre Kenntniß des Gesetzes zur Praxis des Lebens zu machen strebten. Je ernster sie es damit nahmen, um so unvermeidlicher sahen sie sich gezwungen, sich von der befleckenden Berührung derer zurückzuziehen, die nach ihren Begriffen aus dem Zustand der Unreinheit nie heraustraten. So kam für diese Frommen strengerer Observanz der Name Peruschim auf, die Abgesonderten, Pharisäer. Wie sehr nun aber diese strengere Richtung sich in der Theokratie als das wahre Israel fühlen mochte: die thatsächliche Macht lag in andern Händen. Eben jene vornehmen Geschlechter, deren schielende Haltung während des Kampfs den Frommen ein Acrgerniß gewesen, blieben auch nach dem Kriege, vermöge ihres priesterlichen Bluts, ihrer alten heiligen Namen und vermöge der Geseze eben der Theokratie, die sie mit Füßen getreten hatten, auch jetzt noch die Ersten an Würde." Der Zauber ihrer alten Namen verfehlte auch jetzt nicht seine Wirkung, und die Männer. aus dem Volke, die den Sieg gewonnen hatten, sahen sich die Früchte desselben vor dem Mund hinweggenommen.

So standen sich die strenggesinnten, fanatischen Volksführer der Synagoge und der kühle, vornehme Tempeladel feindlich gegenüber. Was ursprünglich nur eine Verschiedenheit des Temperaments gewesen war, ward jezt Anlaß zur Parteibildung, da die Verwirk lichung des pharisäischen Ideals nur von den Obersten der Theofratie, den Sadducäern, hätte ausgehen können. So entstand jene Spaltung zwischen den Häuptern des Tempels und den Sprechern. der Schule, die als Gegensatz der Sadducäer und Pharisäer durch die letzten Jahrhunderte des jüdischen Staats hindurchzieht.

Den sich häufenden Zumuthungen der pharisäischen Schriftgelehrten gegenüber zogen sich die Sadducäer auf das geschriebene Gesetz zurück, da sie keine Neigung in sich verspürten, von den Rabbinen der Dorfsynagoge sich lehren zu lassen, was theokratisch sei. Sie waren ja die Inhaber der obersten Tempelämter, und ihre Namen reichten bis in die Zeiten des Salomonischen Tempels zu-rück; sie brauchten nicht erst zu lernen, was in Israel Rechtens jei, und fühlten feinen Beruf, sich den spisfindigen Entdeckungen der Demokratie zu fügen. So lag es in ihrer Stellung, den Auf

1. Ant. XIII; 10, 6; XVIII; 1, 4.

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