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verlangten sic, ihre Tempelsteuer nach Jerusalem abführen zu dürfen. Wo sie Gleichberechtigung erstritten hatten, sollte man ihnen die Del- oder Mehlgaben, die jeder Bürger im griechischen. Stadtwesen erhielt, in Geld aushändigen, weil sie mit heidnischen Producten nichts anzufangen wüßten. 2

Bei dem Zug zur Uniformität, die dem Römer in solchen Dingen, die der Staat ein Mal an sich genommen hatte, allerdings eigenthümlich war, entwickelte sich bald eine gereizte Stimmung gegen diese Menschenclasse, die mit keinerlei absonderlichen Verdiensten eine solche Ausnahmsstellung zu verdienen schien. 3

Seit Pompejus fand sich nun aber immer nähere Gelegenheit, die jüdischen Sitten in ihrer ganzen Unbequemlichkeit kennen zu lernen. Er und noch mehr Cassius und Antonius hatten die jüdischen Kriegsgefangenen unter den Hammer gebracht. Der Sklavenmarkt jener Jahre brachte eine Unzahl Juden, allein die Käufer machten mit ihnen schlechte Geschäfte und wußten in Bälde nicht, was sie mit dieser Waare beginnen sollten. Weder gute Worte, noch Schläge vermochten dieselben, sich den Ordnungen des Hauses zu fügen; sie aßen nicht von den Speisen ihrer Herrn; sic arbeiteten nicht am Sabbath, scheuten zurück vor der Berührung alltäglicher Dinge, und keine Macht der Welt vermochte diesen Starrsinn zu brechen. Wenn es auch nicht alle so weit trieben, wie später jene gefangenen Freunde des Josephus, die lediglich von Feigen und Nüssen lebten, weil sie die römische Küche in keinem Stück für rein erachteten, so waren doch alle sicher unbequeme Hausgenossen, die man um niedern Preis frei ließ, da sie sich als liberti vielleicht nüglicher machen konnten. So gab es bald auch Juden mit römischem Bürgerrecht. Die Zahl der großen jüdischen Geschäfte fing an sich zu mehren und bald hatte man diese große Judengemeinde unter die unerträglichsten Plagen des hauptstädtiichen Lebens zu rechnen.

1. Ant. XIV, 10.

2. Philo Leg. ad Caj. Mang. II, 569.

Frankf.

Ausg. 1015. 3. Ap. 2, 14. 4. Cic. pro Flacco 28, 69. Bell. I; 11, 2. Apion 1, 7. Philo, leg. Mang. 1014. 5. Vita 3. vita 3. Hor. Sat. I; 9, 61. Mart. 11, 94.

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6. Juv. 6, 545. Jos.

2. Römische Ansichten über die jüdische Religion.

Je mehr die Judenschaft der Hauptstadt sich in den Vordergrund drängte, um so schärfer begann man auf die eigenthümlichen Gebräuche des fremden Volks zu achten, und da dem Abendländer diese Enthaltungen, Nuhetage und Festgebräuche gänzlich sinnwidrig und unverständlich schienen, über den Ursprung und die Bedeutung derselben herumzuhören. Die nächste Auskunft vermochten die im Morgenland besser bewanderten Hellenen zu geben, und unter diesen zuvörderst die Literaten Alexandriens, die im täglichen Verkehr und als Nachbarn die Juden hinlänglich kennen gelernt haben mußten. An eine trübere Quelle hätte man nun freilich überhaupt nicht ge= rathen können. Bereit, von dem lästigen Volk das Häßlichste zu glauben, wurden die Römer gläubige Nachbeter all der alexandrinischen Judenmährchen, die die Rivalität der hellenischen Stadtviertel mit den jüdischen erzeugt hatte, und die von der Gasse in die Schulen der Sophisten übergegangen waren.

Die Heimath der Juden, so ließ man sich belehren, ist Kreta. "Den Beweis, sagt Tacitus, nimmt man von dem Berge Jda auf Kreta her. Seine Bewohner hießen Jdäer und durch fremdartige Dehnung des Namens Judäer."2 Wie diese Jdäer nach Aegypten gekommen seien, wußte man sehr verschieden zu erzählen, dagegen war man um so einiger über die Veranlassung des jüdischen Auszugs aus diesem Lande. Kräße, Aussat und andere ekelerregende Krankheiten hatten nämlich so sehr unter ihnen um sich gegriffen, daß Göttersprüche ihre Vertreibung verlangten. So wurden 80,000 Aussäßige, die man bald als geborene Aegypter, bald, wie Tacitus, als eingedrungene Fremde betrachtete, unter einem Pharao, der von den Einen Amenophis, von den Andern Bokchoris genannt wird, aus Aegypten verjagt. An ihre Spite stellte sich Moses.

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Ueber die Person dieses Mannes wurden sehr gelehrte Vermuthungen vorgetragen.

Strabo, der etwas vor Anfang unserer Zeitrechnung Denkwürdigkeiten über die Thaten des Pompejus und seiner Legaten in

1. Ap. 1, 25. 2. Histor. 5, 2. 3. So Manetho, Lysimachus, Apion .. Jos. Ap. 1, 26, 34; 2, 2.

Syrien verfaßt und die Juden am genauesten kennen gelernt hatte, huldigte auch in dieser Frage, wie sonst, einer sehr gemäßigten Ansicht. Er hält Moses für einen mit dem ägyptischen Gößendienst unzufriedenen Priester, der wirklich den Beruf zur Religionsstistung gehabt habe, und vergleicht ihn Tiresias, Orpheus und andern Sehern. So gab es bei den Jndern die Gymnosophisten, bei den Perjern die Mager und Todtenbeschwörer, ferner die Schüssel- und Wasserwahrsager, bei den Assyrern die Chaldäer, bei den Römern die etruskischen Horoskopen. Von der Art war Moses und seine Nachfolger."1

Gehässiger sind die ägyptischen Angaben, die den Gesetzgeber der Juden zu einem abgefallenen Osirispriester, Osarsiph aus Heliopolis, machen. 2 Sie berichten, er habe als Reformator die Gebete, die die Aegypter unter freiem Himmel darbringen, in geschlos= sene Räume verlegt, welchen er durchgängig die Richtung gegen den Ostwind gab, wie denn dieß die Lage von Heliopolis ist. 3 Hauptgebote schärfte er den Ausziehenden ein, gegen keinen Menschen wohlwollende Gesinnung zu hegen, Niemanden den besten, sondern Jedermann den schlechtesten Rath zu geben und vor Allem die Tempel überall zu zerstören, weßhalb man später auch ihre Stadt Hierosyla, d. i. Tempelraub nannte. Alle Thiere, die die Aegypter heilig hielten, schlachteten die Juden jetzt ihnen zum Tort. Des Schweins aber enthielten sie sich, in Erinnerung an die Verheerungen, die der Aussat, dem dieses Thier gleichfalls unterworfen ist, unter ihnen angerichtet hatte. Ebenso geschieht ihr häufiges Fasten zum Gedächtniß der knappen Rationen zur Zeit der Wanderung, während der Genuß ungesäuerter Brode an den Raub der Feldfrüchte erinnern soll. Am sechsten Tag ihres Marsches hatte das ganze Heer sich wundgelaufen; man ruhte deßhalb am siebenten Tage, den man nach dem ägyptischen Wort Sabbo, das eine solche Art von Wunden bezeichnete, fortan Sabbath nannte und stets als Ruhetag beging. Dieß der Ursprung der „nichtswürdigen und dummen Einrichtung“ des Sabbaths. „Hernach, als die Unthätigkeit behagte, wurde auch das siebente Jahr dem Müßiggang geweiht."8

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1. Geogr. 16, 2. 2. Manetho bei Jos. Ap 1, 26.

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3. Apion, bei

4. Lysimachos bei Jos. Ap. 1, 34, und Apion bei Jos. 2, 11.

5. Tac. Histor. 5, 3.

8. Tac. Histor. 5, 4.

6. Ap. 2, 2.

7. Agatharchides, Ap. 1, 22.

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Auch die Beschneidung ward mit jener Krankheit des Heers in Beziehung gebracht. Während dieser Rast in der Wüste, so fährt die Erzählung fort, litt das ganze Heer an Durst und war dem Verschmachten nahe. Da sah Moses, wie eine Heerde wilder Esel von der Weide auf einen waldbeschatteten Felsen zulief. Fr folgte der Spur des grasigen Bodens und fand reiche Brunnquellen. 2 Von da an galt ihnen der Esel als ein heiliges Thier. 3 Im Allerheiligsten, berichtet Apion, haben sie einen Eselskopf aufgestellt; den beten sie an, und ihm gilt der ganze Gottesdienst.“ Daß Pompejus ihn nicht fand, rührt daher, daß Antiochus Epiphanes ihn wegen seines bedeutenden Metallwerths an sich genommen und eingeschmolzen hatte, nachdem ihn schon zuvor ein Mal ein schlauer Jdumäer aus Jerusalem entführt hatte. Auch andern geheimen Gräueln ihres Tempels ist. Antiochus auf die Spur ge kommen, denn als er in den Tempel eindrang, fand er in einem Gemach einen Menschen, vor dem ein Tisch voll Leckerbissen, Seefischen und Geflügel hingestellt war. Sobald der Unbekannte den König erblickte, flehte er ihn verzweifelnd um Befreiung an. (Fr sei ein Grieche, erzählte er, und sei von den Juden hieher geschleppt und lange gemästet worden. Ein Diener habe ihm zuletzt ver rathen, er würde auf einen bestimmten Tag in einen Wald geführt und dort unter herkömmlichen Feierlichkeiten geopfert werden. Das ganze Volk werde dann von seinen Eingeweiden essen, und Mann für Mann dabei den Hellenen ewigen Haß geloben. Solche Feier aber finde jährlich an einem festgesezten Tage statt.

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Derart waren die Erzählungen, aus denen man sich die Entstehung der jüdischen Bräuche, Sabbathfeier, Beschneidung, Speisegebote und Tempelcultus erklärte. Selbst ein Mann wie Tacitus glaubte an solche albernen Mährchen. Jehovah mit Bachus zujammenzustellen, scheint ihm viel zu viel Ehre für die Juden. „Weil die Priester, sagt er, Flöten- und Paukenspiel gebrauchen, Epheu= fränze tragen, auch eine goldene Weinrebe im Tempel sich fand (über dem Tempelthor), glaubten Einige, Vater Liber, des Morgenlands Bändiger, werde verehrt, was feineswegs zu ihren Sayungen paßt. Denn des Bachus Gebräuche sind festlich und froh; die jüdischen widersinnig und finster."6

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Die Billigsten ließen noch dahingestellt, wer dieser bildlose Gott der Juden sei, während ihr Gönner Strabo meint, „die Juden bezeichnen als Gott, was wir Himmel und Weltgebäude und die Natur der Dinge nennen," wovon man allerdings vernünftigerweise kein Abbild zu machen vermöge. 2 In diesem Sinn spottet auch Juvenal:

„Einige, wenn sie gezeugt ein Sabbath ehrender Vater,

Beten die Wolken allein und des Himmels göttliche Macht an.“ 3

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Ein unsichtbares Wesen zu verehren schien den Römern ein monströser Aberglaube und eine unerhörte Leichtgläubigkeit. „Credat Judaeus Apella!" sagte darum das Sprüchwort. Auch Cicero nennt ihre Religion in rhetorischer Entrüstung eine barbara superstitio. Selbst, daß die Juden Vorbedeutungen gegenüber keine Schutzmaßregeln ergreifen, veranlaßt Tacitus zu dem Ausfall: Wunderzeichen durch Schlachtopfer zu fühnen, hält dieses dem Aberglauben ergebene und der Religion abgeneigte Volk für unerlaubt." 6

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So erschien das Volk, das jein ganzes Leben in den Dienst seines Glaubens gestellt hatte, wie kein anderes, den Römern als religionslos, weil es sich jeder Analogie mit heidnischen Religionen entzog. Man konnte wohl andere Götter ertragen, aber die Verachtung aller Götter schien unerträglich, weßhalb Plinius ihren Glauben geradezu eine Beschimpfung der Gottheit nennt. 7

Dazu konnte man die Absonderung der Juden, ihre Furcht vor der Berührung mit heidnischem Leben, ihre wunderliche Vorsicht im Verkehr sich nicht anders erklären als aus einem furchtbaren Gelübde, alle Menschen zu hassen und nur Glaubensgenossen hülfreich und gewärtig zu sein.

„Keinem zu zeigen den Weg, der nicht anbetet Dasselbe
Und nur Beschnittene hin zur gesuchten Quelle zu führen.">

„Hyrkan und Aristobul zerfielen über das Priesterthum
οὗτος ἐστιν." 2. 16, 2. 3. Sat. 14, 95.
5. Pro Flacco 28. 6. Tac. Hist. 5, 13.

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1. Dio Cass. 37, 17. ibres Gottes: ὅς τίς ποτε 4. Hor. Sat. 1; 5, 100. 7. Dem großen Naturforscher schienen sie namentlich darum eine „gens contumelia deorum insignis“ zu sein, weil sie die Art von Tatteln, die man in den Tempelu brauchte, Chydäen", Dreckdatteln nannten. Hist. nat. 13, 9. Daß übrigens die Juden wirklich dem Polytheismus mit scharfer Zunge zusetzten, und darum mit einem gewissen Grund Feinde der Götter genannt wurden, ist aus den Apokryphen hinlänglich klar. Vgl. auch die Erzählung Ap. 1, 22. 8. Juv. Sat. 14, 103.

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