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So hat auch Tacitus ihre Absonderung aufgefaßt. „Unter ihnen selbst, jagt er, herrscht hartnäckiges Zusammenhalten und bereit willige Freigebigkeit, aber gegen alle Andern feindseliger Haß. Nie speisen, nie schlafen sie mit Fremden . . . . . . Wer zu ihnen übertritt, den unterrichten sie in Verachtung der Götter, Verläugnung des Vaterlandes, Geringschäzung der Eltern, Kinder, Geschwister." Noch pathetischer ließ während des jüdischen Kriegs Apollonius von Tyana sich vernehmen. „Die Juden, orakelte er, waren längst abgefallen, nicht von den Römern allein, sondern von den Menschen überhaupt, denn ein Volk, das ein ungeselliges Leben erfand, sich des gemeinsamen Tischs mit Andern enthält, sowie der Trankopfer, der Gebete, der Rauchopfer, ein solches Volk steht weiter von uns ab als Susa und Baktra und die noch weiter hin wohnenden Inder." 1

Man sieht, den Römern war dies jüdische Wesen im tiefsten Innern zuwider. Diese Gebräuche, „an denen Männer und Weiber mit gleicher Hartnäckigkeit hingen," 2 die ganze idiótηs tegi Tov ßióv, schien nur da, um das jüdische Volk mit jedem andern zu entzweien. Um sich des Volks in's Künftige zu versichern, gab Moses ihnen neue, aller menschlichen Sitte zuwiderlaufende Gebräuche. Bei ihnen ist unheilig, was bei uns heilig, dagegen gestattet, was bei uns abscheulich ist."3 Den Sabbath vermochte man sich noch aus der natürlichen Neigung des Menschen zum Müssiggang zu erklären. So entschuldigt Juvenal die jungen Juden:

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„Der Vater ist Schuld, der stets am siebenten Tage Faul war und vom Geschäfte auch nicht das Geringste berührte." * Alle andern Sitten aber schienen dem Römer lediglich abge= schmackt, das Volk unverständlich und Judäa das Land der Narren: .,,wo das Sabbathfest nacktfüßige Könige feiern

Und man dem alternden Schwein von jeher Gnade gewährte,“ oder auch:

„wo sie halten für gleich mit menschlichem Fleisch das der Schweine." Der Widerwille gegen diese dem römischen Verstand durchaus unbegreiflichen Einrichtungen steigert sich bei Einzelnen, wie bei

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Tacitus, zu einem fast dämonischen Haß gegen die ganze Rasse. Bei der Erzählung der Annalen, daß Tiberius den zu Soldaten ausgehobenen Juden der Hauptstadt, nach seiner boshaften Weise, die ungesundesten Stationen angewiesen habe, fügt er die gehässigen Worte hinzu: „Si ob coeli gravitatem interissent, vile damnum."

So tarirte auch Apollonius von Tyana den Werth der Juden. „Wenn Einer, sagte er in Alexandrien zu Vespasian, vom Kriegsschauplatz kam und von dreißigtausend Juden erzählte, die durch Dich gefallen wären und wiederum von fünfzigtausenden in der folgenden Schlacht, nahm ich den Erzählenden bei Seite und fragte ihn mit Vorsicht: was aber macht der Mann, denkt er nicht auf Wichtigeres als dieses ?"2 Noch drastischer freilich ist und der höchste Gipfel des Judenhasses, was bereits nach Ablauf unserer Zeit Ammianus Marcellinus von Mark Aurel erzählt: „Ille cum Palaestinam pertransiret, Aegyptum petens, foetentium Judaeorum et tumultuantium. saepe taedio percitus dolenter dicitur exclamasse: Oh Marcomanni! Oh Quadi! Oh Sarmatae! tandem vobis alios deteriores inveni!" 3

Indem so den Römern jedes Verständniß für die jüdischen Sitten abging, konnten sie auch unmöglich das Verhalten der jüdischen Bevölkerung richtig würdigen. Man kann sich kein schieferes Urtheil denken, als das, das beispielsweise Tacitus über den heroischen Kampf der Makkabäer gegen den tollen Antiochus und über die glänzende Zeit der Makkabäerherrschaft fällt. „Antiochus, sagt er, strebte den Juden ihren Aberglauben zu benehmen und griechische Sitten zu geben, ward aber an Verbesserung dieses häßlichen Volks durch den Partherkrieg verhindert." Weil nun die Macedonier geschwächt, die Parther noch nicht zu Kräften gelangt und die Römer entfernt waren, sezten die Judäer selbst sich ihre Könige, welche sich erkühnten, Bürger zu verjagen, Städte zu erobern, Brüder, Gattinnen, Eltern zu ermorden und Anderes bei Königen Ge= wöhnliches zu verüben; den Aberglauben jedoch begünstigten sie, weil sie die priesterliche Würde zugleich an sich gerissen hatten.“ ^ Unter so bewandten Umständen findet Tacitus es ganz selbstver

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1. An. 2, 85. Vgl. Ant. XVIII; 3, 5. Ap. 6, 33. 3. Anim. Marcell. 23, 2.

Sueton Tib. 36. 4. Hist. 5, 5.

2. Philostr.

ständlich, daß Pompejus jure belli" den Tempel betreten habe und findet auch kein Wort des Lobes dafür, daß die Juden lieber ihr Leben hingegeben, als Caligula's Bildniß in ihrem Heiligthum geduldet hätten. 1

3. Die ersten Conflicte.

Wie wir die religiöse Empfindlichkeit der Juden haben kennen lernen, fonnte ein Auftreten, das solche Gesinnungen gegen ihre Heiligthümer auch nur von ferne durchblicken ließ, sie nur zum leidenschaftlichsten Widerstand herausfordern.

In Israel stand man von Haus aus keineswegs mit dem gleichen Widerwillen den Römern gegenüber. Der Orientale, wenn ihm auch im tiefsten Grund seines Wesens die römische Zucht und Disciplin des Gedankens sowohl als der Verwaltung unerträglich war, hatte doch eine hohe Achtung vor den römischen Leistungen. Die Makkabåer hatten es sich zur Ehre gerechnet „amici et socii populi romani“ zu heißen.2 Noch zu Johannes Hyrkans Zeiten (135–106) war man in Israel voll Anerkennung für die Thaten der Römer. "Judas hörte von den Römern, schrieb damals der Verfasser des ersten Makkabäerbuchs, 3 daß sie tapfer wären, und wie sie Gefallen hätten an Allen, die sich zu ihnen hielten, und denen, welche zu ihnen fåmen, Freundschaft versprächen, und daß sie tapfer wären. Und man erzählte ihm ihre Kriege und die tapfern Thaten, die sie gegen die Gallier gethan, und sie überwältigt und unter Zinsbarfeit gebracht, und was sie im Lande Spanien gethan, daß sie sich der Gold- und Silberbergwerke daselbst bemächtigt, und wie sie das ganze Land überwältigt durch ihre Klugheit und Standhaftigkeit, obschon das Land sehr weit entfernt von ihnen sei, und die Könige, die vom Ende der Erde gegen sie gekommen, bis sie sie aufgerieben . . . . und bei all dem hätte sich keiner von ihnen die Krone aufgesezt und den Purpur angethan, um darin zu stolziren."

1. Hist. 5, 9. 2. 1 Mac. 15, 15. 3. 1 Mac. 8, 1 ff.

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Die Judenschaft Alexandriens freilich hatte sich die römische Freundschaft schon damals mehr aus der Nähe besehen, und jener Dichter der Sibylle, der ungefähr um's Jahr 140 der Städtejungfrau drohte, ihre Haare würden verschnitten und sie selbst zur Erde geworfen werden und dann in die denkwürdigen Worte ausbrach: „Kai Pœuŋ óvμŋ“,2 er würdigte die Sachlage richtiger als unser makkabäischer Historiograph, der in Rom nur den mächtigen Partner der gegen Syrien gerichteten Politik seines Hofes verehrte. Spätere Geschlechter machten es auch den Makkabäern zum schweren Vorwurf, daß sie sich überhaupt mit den Römern eingelassen hatten. * Daß in Israel selbst ein gleicher Umschlag der Ansichten so rasch eintrat, ist die Schuld des Pompejus, der das Land in einer verrätherischen Weise überfiel und besezte, um dann in plumpem Uebermuth das Heiligthum der Nation zu schänden, und, begierig einen Wagen weiter in seinem Triumphzug aufzuführen, die Königsfamilie, die sich vertrauensvoll in seinen Schuh begeben hatte, dem römischen Pöbel in Ketten vorführte. Unter dem Eindruck dieser Gewaltthaten dichtete ein Patriot jene jogenannten salomonischen Psalmen, die die Art, wie Pompejus sich einschlich und das verrätherische Doppeltspiel seiner Politik mit Entrüstung zeichnen. '

"Kriegsnoth und Kriegsgeschrei hörte mein Ohr, ruft der Verfasser, den Klang der schmetternden Tuba, Mord und Verderben! Das Rauschen eines großen Kriegsvolks wie eines stark brausenden Sturmes, wie einer durch die Steppe hinlaufenden breiten Feuersäule! Einen gewaltigen Kriegsmann führt Jehovah herauf von den Enden der Erde. Beschlossen hat er Krieg über Jerusalem und über sein Land! Die Fürsten des Landes gingen ihm entgegen mit Freude und sprachen zu ihm: Der Weg ist für Dich bereitet, kommet und zichet ein in Frieden. Geebnet hatten sie die schwierigen Wege vor dem Einzug der Fremden, sie öffneten die Thore Jerusalems, bekränzten seine Mauern. Wie ein Vater in das Haus seiner Söhne zog er ein: Sein Fuß trat auf in tiefem Frieden. Da besetzte er ihre Thürme und die Mauern Jerusalems, denn Gott hatte ihn sicher

1. Sib. III, 295-488. 2. Sib. III, 364 bei Friedlieb p 66. Vgl. auch die Einschaltung III, 464–470. 3. Mose Proph. 8. Bei Volkmar p. 29. 4. Vgl. De la Cerda, Adversaria sacra. Lugd. 1626. Darunter das Psalt. Salom. Auch bei Fabricius, cod. apocr.

geleitet in ihrem Wahn. Er vernichtete ihre Fürsten und alle Weisen des Synedriums, das Blut der Bewohner Jerusalems vergoß er wie schmutziges Wasser. In's Eril führte er ihre Söhne und Töchter, die sie gezeugt zur Zeit ihrer Unreinheit. Sie handelten nach ihrer Unreinigkeit wie ihre Väter, befleckten Jerusalem und die Heiligthümer seines Namens.“ 2

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Beide Makkabäer, Hyrkan und Aristobul, hatten die Vermitt lung des Römers angerufen, Hyrkans Anhänger hatten die Römer sogar in Jerusalem eingelassen und die Stadt sie, wie der Psalmist berichtet, mit Festschmuck begrüßt. Wie ein Vater war Pompejus eingezogen, aber kaum sah er Mauern und Thürme in seiner Gewalt, so wüthete er verleitet von einem verworfenen Mitglied des Synedriums gegen die Fürsten und Rathsherrn. Ihre Söhne und Töchter werden als Kriegsgefangene verkauft und wandern in den Westen. Die Versammlungen der Synagogen zerstäuben, wie Sperlinge auseinanderflattern aus einem bedrohten Nest; der Widder aber beginnt seine Stöße gegen die Mauern des Tempels. Wie groß, meint der Psalmist, muß Israels Sünde sein, daß Jehovah Solches duldet! „Als der Sünder frech auftrat mit seinem Widder, als er die festen Mauern einstieß, hast Du Gott es nicht gehindert!"7 Wohl schwankt noch eine Weile der Kampf, und der Sänger hofft, der Sieg werde der Besatzung des Tempels bleiben. „Weiche nicht von uns, Herr, damit nicht über Euch frohlocken, die uns hassen ohne Grund. Da Du sie zurückgeschlagen hast, möge ihr Fuß Dein heiliges Erbe nicht betreten. Strafe uns Herr freundlich und gib uns nicht dahin den Heiden.“ s Die Hoffnung war eitel, wie ein andrer Psalm gesteht. „Hinaufgestiegen sind die fremden Völker zum Altar und legten übermüthig die Schuhe an heiliger Stätte nicht ab, weil die Söhne Jerusa= lems selbst die Heiligthümer Jehovah's befleckt und die Gaben Gottes entweiht hatten mit Ungerechtigkeit." So steigt aus tiefer Noth das Gebet zum Himmel empor: Blick herab, o Herr, und erwecke ihnen ihren König, einen Sohn Davids, auf die Zeit, welche Du ersehen, daß er herrsche über Jsrael Deinen Knecht!“ 10

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1. Πάντα σοφὸν ἐν βουλῇ Ps. 8, 23. 2. Ps. 8, 1. 2; 16-26.

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1, 7,
4 Ps. 6. 5. Ps. 17, 14.
8. Ps. 7, 1-7. Auch 5, 4. 8.

3. Bell.

7. Ps. 2,

10. 17, 5. 23.

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