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irgend einer von den Römern begangenen Gesetzesverletzung in Aufregung zu halten. Bald sollte es die Reinheit der Feste beeinträchtigen, wenn die hohenpriesterlichen Gewänder in der Antonia von den Römern bewacht wurden, bald hatte man ein römisches Feldzeichen in Jeru salem, 2 oder ein heidnisches Emblem am Tempel oder gar eine Votivtafel an der Zionsburg, oder ein heidnisches Relieff an einem öffentlichen Gebäude entdeckt, was die Reinheit des Landes bedrohte und Zusammenrottungen oder gar Aufstände herbeiführte. Dann ward wieder mit Entseßen vernommen, daß ein Procurator sich am Tempelschat vergriffen habe," oder es hatte ein römischer Soldat das Gesetzbuch zerrissen, 7 oder ein Heide den Zwinger überschritten,s oder ein anderer war über unehrbares Verhalten im Tempel ergriffen worden, oder irgend ein hellenischer Junge hatte in kindischen Spielen seiner Meinung von der unsaubern Herkunft der Juden Ausdruck verliehn. 10 Alle solche Vorkommnisse wurden mit einer unglaublichen Leidenschaft aufgegriffen, und selbst Josephus hat dieselben keineswegs der Vergessenheit übergeben, auf die sie die gerechtesten Ansprüche hatten, sondern seiner Geschichte einverleibt, weil die Tumulte und Aufstände, die sich an solche alberne Veranlassungen knüpften, oft Hunderte, ja Tausende von Opfern kosteten.

In der That waren solche Vorgänge denkwürdige Symptome der Volksstimmung. Freilich geben diese sprühenden Funken kaum eine Vorstellung von der Bluth, die im Innern wogte. Wie es in dieser feurigen Esse selbst aussah, das lehren uns erst die religiösen Schriften dieser Zeit, die unmittelbar aus dem Zeitbewußtsein geschöpft sind.

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5. Die messianische Hoffnung.

Es gehörte zu den Eigenthümlichkeiten des jüdischen Volkes, das ein leidenschaftlich tiefes Gefühl und eine südlich brennende Phantasie besaß, sich seine nationalen Leiden mit den grellsten Farben vorzumalen und den nationalen Schmerz durch die übertriebenste Rhetorik zu steigern.

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Die Zeit des Antiochus hatte der Verfasser des ersten Makkabäerbuchs einst in den drastischen Worten geschildert: „Es fam große Trauer über Israel in allen seinen Wohnsitzen. Und es jammerten Oberste und Aelteste; Jungfrauen und Jünglinge er: krankten, und die Schönheit der Frauen war entstellt. Jeglicher Bräutigam erhob Klage, und die in der Brautkammer saß, war in Trauer und das Land bebte unter seinen Bewohnern." 1 Aehnliche Schmerzenslaute schlagen auch jezt wieder an unser Ohr und be= zeugen, daß die Stimmung in den Gemüthern einen nahen Sturm wie den gegen die Syrer erwarten ließ und darum auch selbst er= wartete und voraussagte. Der beste Gradmesser hiefür sind die messianischen Erwartungen, die bei großem äußern Druck immer den höchsten Stand weisen. Früherer Spuren nicht zu gedenken, hatte zuletzt die bewegte und doch auch durch des Königs starken Arm schriftstellerische Mußze sichernde Zeit des Johannes Hyrkan noch vor Kurzem erst dieser messianischen Hoffnung zu literärischem Auzdruck verholfen.

Damals hatte der Verfasser des ersten Makkabäerbuchs darauf hingewiesen, daß Judas Makkabäus die Theokratie nur geordnet 2 und Simon das Fürstenthum nur angenommen habe, bis der zuver lässige Prophet" komme, von dem Moses selbst geweissagt hatte: Propheten, wie ich bin, wird der Herr erwecken. Mit stärferen Farben aber hat ein Unbekannter, dessen Buch ein fast kanonisches Ansehen gewann, der Verfasser der „Segensworte des Henoch“ das Bewußtsein zum Ausdruck gebracht, daß die Zeit der definitiven,

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3. 1 Mac. 14, 14. 4. 5 Mos.

1. 1 Mac. 1, 25 ff. 2. 1 Mac. 4, 46. 18, 15. 5. Vgl. die Benützung desselben in den eschatologischen Stellen der Evangelien und die Citate Jud. 14. 2 Petri 4, 11.

das ist der messianischen Ordnung der Theokratic nunmehr nahe bevorstehe. Er schildert, wie Hyrkan, das Schaf mit dem großen Horn, die griechischen Adler, die syrischen Naben, die ägyptischen Weihen, die arabischen Geier und die philistäischen Hunde verscheucht, welche die verlornen Schafe vom Hause Israel zerfleischten, und stellt für die nächste Zukunft eine große Entscheidungsschlacht in Aussicht, in der Israel der Sieg über alle Heiden gegeben wird. ' Dann wird ein Thron aufgerichtet in dem lieblichen Lande," und der Herr der Schafe sezt sich, um die versiegelten Bücher zu öffnen. Alle Verführer Israels unter den Engeln, alle Dränger Israels unter den Fürsten, alle Verführten in Israel selbst werden hinabgestoßen in einen tiefen Ort, voll von Feuer, flammend, und voll von Feuersäulen." Jehovah selbst erneuert dann den Tempel und alle die zersprengten und verschmachteten Schafe sammeln sich um ihn. Dann wird der neue Adam geboren, den der Verfasser gleich dem ersten Adam als einen weißen Farren darstellt: der Messias, „den alle Thiere des Feldes und alle Vögel des Himmel fürchten. und zu ihm flehen alle Zeit." 2

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Aber nicht in dieser einen Stelle blos, sondern in gar zahlreichen Variationen schilderte der Verfasser die Zeit, da die Pflanze der Gerechtigkeit“ erscheinen,3 da der „ewige große Himmel hervorsprossen wird aus der Mitte der Engel,“ da „das glänzende Licht aufgeht und der Ruf vom Himmel erschallt,“ der Tag des Gerichts, „da das Blut der Sünder dem Roß bis an die Brust gehen wird und der Tag der Herrlichkeit, da Legionen Engel am Himmel sichtbar werden und die Gerechten erwachen von ihrem Todesschlaf.“ 6

Daß dieses etwa vierzig Jahre vor dem ersten Auftreten der Römer in Palästina geschriebene Buch zur Zeit Jesu bereits Gemeingut des Volkes war, das beweist der Vorstellungskreis, den die Evangelien überall voraussetzen und die Gangbarkeit seiner Stichworte und seiner Verheißungen. Man muß in den Fischerdörfern am See Genezareth sich eindringlich mit der äußern Ausstattung des messianischen Reichs vertraut gemacht haben, wenn die Jünger Jesu die Plähe und Sitze in demselben unter sich vertheilen wollten, eine Auffassung des Gottesreichs, die ihnen ja nicht von Jesu zugekommen jein kann. Auch die detaillirte Eschatologie der Apokalypse läßt sich

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nur aus einem intimen Umgang des Johannes mit diesen und ähnlichen Büchern erklären. 1

In noch höherem Maße gilt das freilich von dem Buche Daniel, von dem uns ausdrücklich bezeugt wird, daß es das Lieblingsbuch dieser Zeit war,2 und die lebhaften Schilderungen, die Josephus gerade von diesem Propheten macht, würden ohnedem beweisen, welche Vorliebe er selbst für Daniel hatte. Er nennt ihn „den auserwählten Freund Gottes.“ „Alles, sagt er, ging bei ihm als einem der größten Propheten in's Außerordentliche, und so ward ihm nicht nur während seines Lebens die höchste Auszeichnung, sondern auch nach seinem Tode ein unsterbliches Andenken. Die Schriften, die er hinterließ, werden noch jezt bei uns vorgelesen, und wir gewinnen noch jezt die Ueberzeugung, wie innig er mit Gott verkehrt habe. Er entfaltet nämlich nicht blos die Zukunft vor uns, wie andere Propheten, sondern bestimmt genau die Zeit, wann seine Verkündigung eintreffen wird; und während die übrigen Propheten Unglück verhießen, und deßwegen bei Fürsten und Volk verhaßt waren, ward Daniel ein Bote des Friedens für sie, so daß er durch die frohen Aussichten, die er eröffnete, bei Allen beliebt war; weil aber der Erfolg seine Vorhersagungen krönte, erlangte er beim Volk Glauben und göttliche Verehrung in gleichem Maaß.“ 3

Diese Auseinandersetzung zeigt recht deutlich, wie man aus den Propheten eben nur Tag und Stunde des Endgerichts herauslesen wollte, und eben darum „haßt" das Volk die übrigen Propheten und liebt Daniel, weil er bestimmte Anhaltspunkte zu jener Berechnung gibt, während man aus dem religiösen und sittlichen Inhalt der andern die wahrsagerischen Stellen mühsam heraussuchen muß, um dann weit häufiger Strafe und Züchtigung als solche Aussichten verkündet zu finden, wie Daniel sie zeigt, den man wegen seiner εvæηuía als den süßesten der Propheten werth hält.

In ihm nun las die Schule, deren Ansichten der Römerfreund Josephus gewiß nur zögernd sich anschloß, daß Rom das lette Reich vor dem messianischen sei, das vierte Thier fürchterlich und schrecklich und ausnehmend stark. Große eiserne Zähne

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Jud. 14, 2. 2 Petr. 2, 4. 11. und die häufigen Reminiscenzen 10. 11 a. O. 2. Ant. X; 10.

hatte es, fraß und zermalmte, und das Uebrige zertrat es mit seinen Füßen."1

εὐφημία

Nach seiner evoquia fügte aber der Prophet sofort hinzu, daß dieses eiserne Reich Füße von Lehm habe und ein Stein herabrolle nicht von Menschenhand", um es zu zertrümmern. Dann kommt das Reich, das in Ewigkeit nicht zerstört und dessen Herrschaft keinem andern Volk überlassen wird. 2 Am Himmel erscheint Einer wie eines Menschen Sohn, dem Herrschaft, Heiligthum und Königthum gegeben wird, damit alle Völker und Namen und Zungen ihm dienen. 3 In seinem Reich werden die Verständigen „glänzen wie der Glanz der Veste, und die, welche die Vielen zur Gerech= tigkeit geführt, wie die Sterne ewiglich und immerðar.“ 4

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Wenn Josephus sich der gefährlichen Aufgabe, auch diese Prophezeiung Daniels seinen römischen Lesern auszulegen, mit der eleganten Wendung entzog, er sei, ein Geschichtschreiber des Vergangenen, nicht des Zukünftigen“, so beweist dieses verlegene Verstummen erst recht deutlich, wie nahe er selbst mit seinen Zeitgenossen sich den Untergang des eisernen Reiches dachte. Eine wunderbare Gewalt des allgemeinen Volksglaubens auch über ein weltliches und entartetes Gemüth! 6

Daß man unter dem Menschensohn des Buches Daniel den Messias verstand, dafür ist das Buch Henoch der älteste, und der Gebrauch, den Jesus von diesem Namen macht, der stärkste Zeuge.»

Außerdem 4 Esra 11, 38 ff. Indirect bezeugt ist diese Auf

1. Ant. X, 11, 7. Bell. VI; 5, 4, und 10, 4. Vgl. Gerlach, die Weissag des A. T. in den Scl.r. des Josephus p. 53 ff. Mose Proph. Cap. 8. Bei Volkmar pag. 42. fassung durch Tac. Histor. 5, 13 und Suet. Vesp. 4. 2. Dan. 2, 44.

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6. Vgl.

3. Dan. 7, 13. 4. Dan. 12, 3. 5. Ant. X, 10, 4, vgl. 11, 7. auch Ant. IV; 6, 5. 6. und IV; 8, 44. Bell. V; 9; 3. 7. bes. Cap. 46. Sib. 3, 652 gehört nicht hieher, da die Stelle nicht Daniel, sondern Jesaja 41, 2 im Auge hat. 8. Daß Daniel selbst uuter dieser Gestalt den Messias verstanden, läugnet Colani. „La symétrie de la vision exige nécessairement que ce soit un empire.. qui doit remplacer les quatre autres Solche pedantische Symmetrie findet sich freilich in andern Apokalypfen nicht, allein die Frage, was der Verfasser mit der Gestalt gewollt habe, hat neben der Thatsache, wie man ihn verstand, nur noch eine exegetische, keine geschichtliche Bedeutung. Jesus jedenfalls sah in ihr nicht das messianische Reich, sondern den Messias. Hätte übrigens der Verfasser in dem Menschensohn das Symbol und nicht den Repräsentanten des messianischen Reichs zeichnen wollen, so würde gerade die Symmetrie verlangen, daß er auch dieser Gestalt verschiedene symbolische Attribute verliehen, was er nicht thut.

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