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Neben diese älteren Bücher, die man jetzt mit jolcher An= dacht hervorholte und die in der Phantasie des Volkes eine so große Bewegung unterhielten, traten nun aber auch neue Prophetien, wie die zur Zeit der ersten römischen Invasion unter Pompejus gedichteten „Salomonischen Psalmen.“ „Verkündet, ruft der elfte Psalm, Jerusalem frohe Botschaft, denn Gott hat sich Israels erbarmt bei seiner Heimsuchung. Stelle Dich Jerusalem auf einen hohen Platz und sich Deine Söhne und Töchter von Morgen und Abend, zujammengebracht von Jehovah." "Sa reinigen wird Jehovah Jerusalem, fährt der siebzehnte Psalm fort, daß von den Enden der Erde die Völker kommen, um seine Herrlichkeit zu sehen. Kein Unrecht wird in jenen Tagen unter ihnen herrschen, denn alle sind sie heilig und ihr König ist der Gesalbte, der Herrscher. Der wird das Volk Gottes segnen mit Weisheit und Güte, und selbst rein von Sünde wird er das Volk beherrschen, die Fürsten zurechtweisen und die Sünder hinausschaffen durch die Macht seines Wortes. Weidend die Hürden des Herrn mit Treue und Gerechtigkeit wird er sie hüten, daß sie nicht schwach werden auf seiner Weide." Aus der tiefen Noth taucht die zuversichtlichste Erwartung des Messias empor, und die Losung des Psalmisten ist: Basiλɛía tov dɛov ἡμῶν εἰς τὸν αἰῶνα!4

Wie hier im Lärm des Kriegsschauplatzes, so finden wir in der Stille der Gelehrtenstube diese Hoffnung lebendig. Sie schlüpfte Onkelos aus der Feder, als er in seinem zur Zeit Jesu gefertigten Targum in den Worten: Gen. 49, 10: „Nicht weichet das Scepter von Juda, noch der Herrscherstab von seinen Füßen, bis Schilo kommt", Schilo mit Meschicha übersetzte, eine Wendung, die in einer Zeit, in der das Scepter schon von Juda genommen war, lediglich die Nähe des messianischen Reiches andeuten konnte. Er sowohl als Jonathan verstehen ferner eine Reihe von Stellen, die nicht nothwendig oder gar nicht messianisch zu fassen sind, dennoch in diesem Sinn, zum Beweis, wie sehr die Köpfe von diesem einen Gedanken beherrscht waren und so sagen die Rabbinen schließlich geradezu: „Alle Propheten weissagten nicht anders als von den Tagen des Messias.“ 3

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1. Ps. 17, 4. 2. 4 Mos. 24, 17. Jon. Jes. 9, 4. Vgl. Langen, das Judenth. in Pal. zur Zeit Christi. Freiburg. 1864. p. 419. 3. B. Berac.

f. 34, 2. 4 Weitere Stellen dies. Art. Gfrörer 2, S. 198.

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Von dieser Voraussetzung aus hatte man sich sogar eine Reihe ganz individueller Züge aus den Propheten zusammengetragen, die Näheres über die Person des Messias besagten. Daß derselbe aus dem Hause Davids kommen solle, stand fest, obwohl das legte Königsgeschlecht der Makkabäer aus Levi's, nicht aus Juda's Stamm entsprossen war. Aber auch, daß er zu Bethlehem werde geboren werden, hatte man in dem Propheten Micha entdeckt, 2 daß er in dem Galiläa der Heiden sein Licht werde leuchten lassen, schien aus dem Propheten Jesaja, daß er einen neuen Tempel bauen werde aus Sacharja hervorzugehen. So speciell waren diese Forschungen, daß man in den Schulen sogar dem Wort des Jesaja: „Nicht spreche der Eunuch: Ich bin ein dürrer Baum", einen messianischen Sinn untergeschoben hatte, und eine ganz bestimmte Persönlichkeit, Bagoas, ein Verschnittener des Herodes, darin eine Hinweisung auf sich sehen konnte, wie später der Sternensohn" Barkochba seine Messianität in Num. 24, 17 geweissagt fand: „Es tritt hervor ein Stern aus Jakob, es steiget ein Scepter aus Israel und zerschmettert Moab nach allen Seiten." Auch Philo, der vielleicht von allen Gleichzeitigen am wenigsten nach den Tagen des Messias ausgeschaut, schweigt doch nicht ganz von denselben. Er schildert sie als die Zeit, in der die mißhandelte Erde unter dem Segen der Sabbathruhe und des Sabbathjahrs wieder aufathmen und sich befreit fühlen wird von dem sündigen Wesen, das sie ertragen mußte. „Dann wird sie aufleben und sich erholen, wie ein Athlet seine Kräfte zusammennimmt nach der Erschlaffung. Wie eine liebende Mutter wird sie sich der verlornen Söhne und Töchter erbarmen, mit neuer Zeugungskraft wird sie ein besseres Geschlecht gebären, wie der Prophet sagt, „die Unfruchtbare wird viele Kinder zählen.“

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.. Auch die in die fernsten Lande verschlagen und Sklaven ihrer Sieger sind, werden wie durch ein Edict zumal befreit werden, indem die Herrn bewundern, wie einträchtig ihre Sklaven die Laster ablegen und der Tugend anhangen, und sich schämen, Solchen zu gebieten, die besser sind als sie selbst. Im Besitz der unerwarteten Freiheit werden sie sich alle, die zerstreut waren über Länder und Inseln Griechenlands und der Barbaren, im selben Augenblick auf

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machen und von allen Seiten herzuströmen zu dem verheißenen Lande. Geführt aber werden sie von einer göttlichen, übermenschlichen Gestalt, die nur für die Geretteten sichtbar, für die Uebrigen aber unsichtbar. ist. . . . Sind sie dann da angelangt, wohin sie wollten, dann werden sich die Städte aus den Ruinen und Trümmern erheben, neu bebaut wird das Land, das Unfruchtbare wieder fruchtbar, und das Volk wird blühen, den Feinden zum Troß.“

Noch lebendiger hat der Philosoph Alerandriens in einer andern Stelle das messianische Reich als das Reich der Tugend be schrieben, in dem, nach des Propheten Wort, der ewige Friede herrschen wird. Löwen, Bären, Panther, indische Elephanten und Tiger werden allmälig ihre Wildheit ablegen und die Menschen als ihre Lehrer betrachten. Skorpionen und Schlangen werden ihr Gift verlieren, selbst Krokodile und Nilpferde werden in heiliger Scheu den Tugendhaften nicht berühren. Sollten aber Feinde dieses Reich des Friedens angreifen, so werden sie furchtbare Schrecken erleben und auf vielen Wegen auseinanderlaufen, die auf einem herbeizogen. Denn kommen wird ein Mensch, sagt die Verheißung, der als ihr Herrscher und Feldherr viele und große Völker unterwerfen wird, indem Gott den Frommen die verheißenen Hülfstruppen schickt. Diese aber sind die unerschütterliche Seelenstärke und große Körperkraft, deren jede für sich den Feinden Furcht einjagt, wo aber beide sich vereinen, da kann Niemand widerstehen." So werden die Frommen nicht nur einen unblutigen Sieg erringen, sondern auch weit und breit die Herrschaft über die Völker ausdehnen, die sie unterwerfen durch Schrecken, durch Beschämung oder durch Güte. 1 Wann freilich dieses Reich der Tugend auf Erden sich lagern soll, davon redet Philo nicht. Es liegt ihm in einer dämmernden Ferne, wenn nicht überhaupt in einer neuen Welt.

Um so deutlicher hat der Verfasser der Jubiläen seine Verheißungen angeknüpft an die Noth der Römerzeit in deren trübsten Tagen, vielleicht kurz nach König Agrippa's Tod, er schrieb. Zur Strafe seines Ungehorsams ist das Volk den Heiden überantwortet, zu Gefangenschaft und zum Strick und zur Vernichtung."2 Ihre Herrn sind „böse und mächtige Leute, damit sie böser handeln als alle Menschenkinder und Gewalt üben gegen

1. De praem. et poeu. Franks. Ausg. 925. 2. Cap. I, p. 232 d. G. Jahrb. 1850.

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Israel und Schuld begehen gegen Jakob und viel Blut vergossen werde auf Erden. In jenen Tagen werden sie schreien und rufen und beten, daß sie befreit werden von der Hand der sündigen Heiden, aber Niemand wird sein, der rettet." Dann aber kommt die Erlösung. Die Tage werden anfangen zu wachsen, und die Menschenkinder werden älter von Geschlecht zu Geschlecht, und von Tag zu Tag, bis daß ihre Lebenszeit sich tausend Jahren nähert. Und keinen Alten und Lebenssatten wird es mehr geben, sondern sie alle werden wie Kinder und Knaben sein, und werden. alle ihre Tage in Frieden und Freude vollenden, und leben, ohne daß ein Satan oder sonst ein böser Verderber da wäre. Denn alle ihre Tage werden Tage des Segens sein." 1

An die Jubiläen reiht sich der Zeit nach Josephus. Matt und feig, wie er war, hat er die Hoffnung auf Erfüllung der Verheißungen, an die er, wie wir schon oben aus seiner Benütung Daniels sahen, für seine Person allerdings glaubte, nur auf einen sehr schwachen Ausdruck gebracht. Vielleicht magst Du einst wieder

zu Ehren kommen, ruft er über den Trümmern von Jerusalem aus, wenn Du den Gott, der Dich vernichtete, versöhnt hast“ — aber, sezt er, als habe er schon zu viel gesagt, hinzu, „die Aufgabe der Geschichtsschreibung setzt dem Gefühle Schranken, und mir kommt nicht zu, die Heimath zu betrauern, sondern die Ereignisse zu erzählen."2 Ganz so sehen wir ihn in den Antiquitäten abbeugen, wo er den Stein im Traum Nebukadnezars deuten soll, er sei kein Geschichtsschreiber des Zukünftigen, sondern des Vergangenen. Er hatte gelernt leise zu sprechen im Palast der Flavier und wohl auch das Gegentheil von dem, was er dachte, und dennoch geschicht es ihm, daß, wo er Bileams Verheißungen über Israels Zukunft berichtet, die Worte seiner Feder entschlüpfen, sein Volf, dem bestimmt sei, über die ganze Erde sich auszubreiten, werde auch Sieg und Macht erwerben, selbst gegen die, welchen es Gewohnheit ge= wesen sei, siegreich heimzukehren. 3 Auch wenn er Daniel den Propheten nennt, der nur Gutes verkündet hat, der ein Bote des Friedens für Israel sei und frohe Aussichten eröffne, so läßt sich unschwer errathen, daß die Unterjochung und Vernichtung des Volkes durch die Römer" nicht das Leyte gewesen sein kann, was er in ihm

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1. Cap. 23. Jahrb. 1861. p. 24. 2. Bell. V; 1, 3.

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las, mag er nun unter dem Stein des Nebukadnezar, der dem vierten Weltreich folgt, das messianische Reich oder den Messias selbst verstanden haben. 1

So war diese Erwartung durch der Hände lange Kette bis zu der jüngsten Generation gelangt und eng genug schließt sich die Reihe. Henoch reicht dem Psalter Salomonis die Hand, dieser den Targumisten, Philo den Jubiläen, diese Josephus. Daß es sich aber bei diesem Glauben keineswegs um eine unfruchtbare Schultradition, sondern um eine starke Ueberzeugung der Massen handelte, das haben die Römer, zumal in den letzten Entscheidungskämpfen erfahren, und ihre Historiker würdigten eingehender, als Josephus es wagte, die messianische Hoffnung als Motiv der jüdischen Siegesgewißheit. Im ganzen Orient, meldet Sueton, hatte ein alter und fester Glaube allgemeine Verbreitung gewonnen, daß nach einem Schicksalsschlusse um diese Zeit Leute, welche von Judäa ihren Ausgang nähmen, sich der Weltherrschaft bemächtigen würden." Diese Weisjagung, die, soweit man das später aus dem Erfolge sehen. konnte, auf einen römischen Kaiser ging, bezogen die Juden auf sich und standen gegen Rom auf. Sie ermordeten den Landpfleger und schlugen obenein den Legaten von Syrien in die Flucht." Aus dem gleichen Motiv leitet auch Tacitus den hartnäckigen Widerstand Jerusalems her: „Den Meisten wohnte die Ueberzeugung bei, in den alten Schriften der Priester stehe, zu derselben Zeit werde geschehen, daß das Morgenland aufblühe und von Judäa die Weltherrschaft ausgehe; welche Andeutung auf Vespasian und Titus ging. Aber das Volk, nach Art menschlicher Begehrlichkeit, deutete dies erhabene Schicksal auf sich und ließ sich nicht ein Mal durch Widerwärtigkeiten zur Wahrheit bekehren.“ 3

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Die Deutung der messianischen Verheißung auf Vespasian stammt bekanntlich von Josephus, der in einer besonders schamlosen Stunde die heiligste Verheißung seines Volkes, an die er selber doch glaubte, ein zweideutiges Orakel" genannt hat. Immerhin beweist diese Anwendung auf einen einzelnen Kaiser, daß man entschieden einen persönlichen Messias und nicht bloß eine messianische Zeit erwartete.

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