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Haß, der die Juden kennzeichnet, läßt sie auch hier als die schuldigeren und unversöhnlicheren erscheinen. Der samaritische Charakter hatte vergleichungsweise mildere Seiten, wie Jesus sie in den Erzählungen vom dankbaren und barmherzigen Samariter heraushebt.' Schon ihr ungebundener Verkehr mit den Völkern der Küste und die gemischte Bevölkerung ihrer Ansiedelungen hatte ihnen ein ge= schmeidigeres Wesen anerzogen. Dennoch waren auch sie Kinder der syrischen Sonne, in deren Adern ein heißes Blut kochte. Nicht selten spannen sie Raufhändel mit den um Feste durchziehenden Juden an, denen Menschenleben zum Opfer fielen. Ihre Hütten waren jüdischen Pilgern verschlossen, und selbst der Trunk fühlen Wassers wird dem jerusalemfahrenden Juden verweigert. „Sie nahmen ihn nicht an, heißt es von Jesu, darum daß er sein Angesicht gewendet hatte, gen Jerusalem zu ziehen.“ „Wie bittest Du, fragt das Weib am Jakobsbrunnen den Dürstenden, der Du ein Jude bist, um einen Trunk von mir, die ich ein samaritisches Weib bin?" Dabei war ihr früherer Zug zum Tempel Jehovahs seit ihrer Abweisung in Spott und Hohn verwandelt, der sich in allerlei Neckereien erwies. In älterer Zeit pflegten die Priester zu Jerusalem die im Lande Wohnenden durch Feuerzeichen auf den Bergen an den Osterneumond zu erinnern, die Samariter aber brachten. durch frühere oder spätere Signale die Landbevölkerung so in Verwirrung, daß man schließlich eine andere Weise der Mittheilung ersann. In ähnlicher Weise äfften sie die jüdische Gemeinde am Passahfest des Jahres 10, indem sich Einige nach Jerusalem stahlen und nach Anbruch des Festes, als die Priester, Gewänder und Gefäße bereits allen Reinigungen unterworfen worden waren, in den Hallen des Tempels menschliche Gebeine ausstreuten, so daß man des Morgens die festfeiernde Menge an den Thüren des Vorhofs abweisen und die Feier einstellen mußte, um die Bevölkerung nicht unrein zu machen. Die Wuth der Juden war um so größer, als Prokurator Coponius die Tempelschändung ungestraft ließ.

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Während sich so die Gesinnung der Samariter in dieser Neigung zum Spott und zu Reibereien kund that, erfüllte dagegen die Juden ein blutiger Haß gegen die Kuthäer und unter der römischen

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2. Ant. XX; 6, 1. Bell. II; 12, 13. 3. Luc. 5. De Sacy, Chrestom. 158. 6. Ant. XVIII; 2, 2.

1. Luc. 17, 17; 10, 30.
4. Joh. 4, 9.

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9, 53.

Prokuratur büßte mancher Mann am Kreuz seine Betheiligung an den Mordzügen nach Akrabbi, die die Bewohner Jerusalems noch immer nicht lassen konnten.1

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Schon Jesus Sirach hatte gesagt: Zwei Völker haßt meine Seele und das dritte, das ich hasse, ist gar kein Volk: die da sitzen auf dem Gebirge Seir, die Philister und das thörichte Volk, das zu Sichem wohnt" 2 und mit jeder Generation war dieses thōrichte Volk zu Sichem den Juden verhaßter geworden. Schon ihr Name galt für ein Schimpfwort „Wir wissen, daß Du ein Samariter bist und hast den Teufel," sagen die Juden bei Johannes zu Jesu.3 Auf Umwegen zogen die Galiläer zu den Festen nach Jerusalem, denn wie der Heiden Straßen, so sind der Samariter Städte unrein und verboten, bei ihnen Unterkunft zu suchen oder Speise von ihnen anzunehmen.

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Die Samariterin am Brunnen hatte darum ganz Recht mit ihrer Frage: Wie magst du, da du ein Jude bist, zu trinken fordern von mir, da ich ein samaritisch Weib bin," denn die jüdischen Lehrer sagten: „Ezra, Zorobabel, Josua bannten und verfluchten die Samariter, daß keiner aus Israel den Bissen eines Samariters esse. . . Wer das Brod eines Samariters nimmt, ist wie Einer, der Schweinefleisch ißt . . . Kein Israelite nehme einen Samariter als Proselyten auf: sie sollen nicht Theil haben an der Auferstehung der Todten". Jeder Vertrag, dem ein Kuthäer beigezogen wird, ist ungültig. Während der Heide Judengenosse werden kann, ist das dem Samariter verboten. Er ist ein alloyɛvýs, 7 und wenn Jesus auch nur ein Wort mit einer Samariterin spricht, so wundern sich darüber selbst seine Jünger. s

So war es denn auch eine spitze Streitfrage der jüdischen Schulen geworden, wie weit die Produkte des samarischen Bodens zu genießen, dem Juden erlaubt sei. Feld- und Baumfrüchte waren sicher rein, ob aber auch das bereitete Mehl, der gekelterte Wein? Das Ei, wie das Huhn es legt, verunreinigt keinen, aber das gesottene Ei, die fertige Speise: Hin und wieder neigten sich die An= sichten und im Allgemeinen galt das Wort: „Wer das Brod eines Kuthäers genießt, ist, als ob er Schweinefleisch äße."

4, 9. 4, 27.

1. Bell. II; 12, 6. Ant. XX, 6. 2. 50, 27.
5. Pirk. R. El. c. 38.

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6. Ibid.

7. Luc. 17, 18.

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9. Vgl. die Stellen bei Sepp, Thaten u. Leben Jesu. 1864.

S. 115.

Unter solchen Umständen waren die Berge jenseits Akrabbi den Samaritern ein fremdes Land geworden, und wenn die Juden hinaufwollten nach dem Oberland, umgingen sie in weiten Bogen den Jakobsbrunnen, wo vor Zeiten die Stämme Ephraim und Juda gemeinsam ihre Heerden getränkt hatten. In Beeroth oder Gophna pflegten sie noch zu übernachten, lebten während der beschleunigten Wanderung von ihren Vorräthen und tranfen die Quellen abseits der Städte, bis sie wieder erleichterten Herzens zur Ebene Jesreel niederstiegen und froh waren, ihren Fuß auf jüdische Erde niederzusetzen, denn es hatten die Juden mit den Samaritern keinen Umgang." 2

Wie in der letzten Periode des jüdischen Staats das Verhältniß der Galiläer zu den Samaritern war, ersehen wir aus den drastischen Worten des Tacitus: „Gegenseitige Plünderungen, Räuberbanden wider einander ausgesandt, Aufstellung von Hinterhalt, zuweilen regelmäßige Gefechte, nach denen man Beute und Gewinn zu den Prokuratoren brachte." „Denn beide Stämme, längst entzweit, hielten jest wegen Verächtlichkeit des Regiments den Haß weniger zurück als früher." 3

Aehnlich haben aber auch milder gesinnte und fromme Juden dieses Verhältniß zu Samarien aufgefaßt; es ersieht sich das sehr deutlich aus den Jubiläen, die den ganzen Haß dieser jüngsten Zeit in die Patriarchengeschichte zurückdatiren. Dem Verfasser ist schon in den Tagen Jakobz Samarien der Boden, wo Verrath und Hinterhalt hinter den Bäumen lauert und das Volk von Sichem schon damals der Abschaum der Menschheit. In grellen Farben malt er die Schandthat Sichems, des Sohnes Hemors an Dina aus, „die ein kleines Mädchen war von zwölf Jahren", und schildert, ganz wie einen der üblichen Streifzüge nach Akrabbi, Simeons Einbruch in Sichem, wo sie tödteten alle sichemitischen Männer und ließen feinen Einzigen übrig. . . . und sie führten ihre Schwester heraus aus dem Hause Sichems. Und sie führten als Beute fort Alles, was in Sichem war, ihre Schafe und Rinder und Esel und all' ihre Habe und all' ihre Heerden, und brachten es zu ihrem Vater Ja= fob". 5 „Den Söhnen Jakobs aber, die die Sichemiten tödteten,

1. Jos. Bell. III; 5, 1. Vgl. Euseb. Onom. Art. Bnow. Robinson, Pal. 2, 347. Sepp 1. c. 2. Joh. 4, 9. 4. Jubil. cap. 34. Jahrbücher 1850, 45.

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5. Jub. 30 (p.

3. Ann. 12, 54.

38).

ward es aufgezeichnet im Buch des Himmels, daß sie Gerechtigkeit und Recht und Rache geübt haben an den Sündern und ward ihnen. geschrieben zum Segen." Und wie sie ihre Schwester Dina keinem Sichemiten geben wollten, so soll Keiner aus Jsrael seine Tochter einem Samariter geben: „dem Mann, der das thut, komme Plage auf Plage und Fluch auf Fluch und alle Strafen und Plagen und Flüche".1

3. Judäa.

Der südliche Theil Palästinas ist am wenigsten reich von der Natur ausgestattet. Wie es nach den Schilderungen des Josephus scheint, war allerdings das unfruchtbare Kalkgebirge Juda wirth licher als jest, allein während man schon in der ältesten Zeit von den Cedern des Libanon, von den Eichen Bajans, von den waldgekrönten Höhen Samariens redete, ist aus Judäa nie eine ähnliche landschaftliche Schönheit sprüchwörtlich gewesen. Felsig und wenig beneidenswerth 2 hat doch auch Strabo schon die Gegend von Jerusalem gefunden und die Landschaft unfruchtbar, trocken und steinig: „so daß sich wohl Niemand ihretwegen in einen ernstlichen Kampf einlassen möchte."3

Eine natürliche oder geologische Grenze zwischen dem Gebirge Ephraim und Juda gibt es nicht; selbst die geschichtliche war verschoben, insofern die Juden den südlichen Theil des Gebirges Ephraim in Besitz genommen hatten. Um so mehr ließe sich von einer landschaftlichen Grenze reden. Das felsige Tafelland wird breiter, die Abhänge sind schroffer, die ganze Landschaft strenger, kahler, unwirthlicher, der Absturz gegen das Jordanthal und todte Meer wüst und einöd. Während gegen Südwesten das Gebirge sich zum Hügelland verslacht, nimmt sein südöstlicher Abhang mehr und mehr den Charakter der Wüste an.

Freilich machen von dieser allgemeinen Physiognomie Judäas beträchtliche Strecken eine Ausnahme. Von der Küste gesehen bietet

1. Jub. 30 (p 37). 2. Geogr. 16, 2, χωρίον οὐκ ἐπίφθονον, πετρώδες u. f. w. 3 Geogr. 16, 2. (pag. 761.)

das von frischer Seeluft umfächelte Hügelland, das sich im Norden an das Gebirge Ephraim, im Süden an das Gebirge Juda anlehnt und dessen Thäler in die fruchtbare Ebene Sephela herabführen, einen so freundlichen Anblick als irgend eine Landschaft in Israel. 1 Das Blachfeld unter diesen Hügeln war der campus trojanus der jüdischen Geschichte gewesen, auf dem die Helden der Vorzeit sich mit den Philistern maßen. Hier liegt das Thal Ajalon, über dem Josua einst die Sonne still stehen hieß, um die Niederlage der Amoriter zu beleuchten. Hier sind die Weinbergsteige, durch welche Simson, der fröhliche Held, nach Thimna hinabstieg, um die Töchter der Philister zu besehen, 2 die heimlichen Schluchten, durch die er seine Füchse hinabtrug, um die Saaten, Garbenhaufen und Delgärten der Ebene zu verbrennen, und über die er auf breiter Schulter die Thore von Gaza hinaufschleppte, um sie auf dem Berge bei Hebron aufzustellen. 3 Hier auch das Terbinthenthal, in dem der sechs Ellen lange Philister aus Gath dem Sohne Jsai's aus Bethlehem unterlag. Zu unserer Zeit war diese Ebene zum guten Theil in jüdische Hände übergegangen, und der rege Verkehr mit den syrischen Städten und der nicht verdrängten phönizischen Bevölkerung brachte hier mehr Leben, als wir sonst wo in Judäa finden.

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Ganz anders aber stellt sich Land und Volk dar, wenn wir oben auf dem breiten Rücken des Gebirges denselben Weg von Süden nach Norden wandern. Die Hochebene dehnt sich einförmig gegen Südwesten hin, durchschnitten von tiefen und rauhen Thälern. Die Berge sind breit, gewölbt und kahl, und erheben sich meist einsam aus den weit gedehnten Tafelflächen. Der dunkelgraue Kalkstein, der häufig aus den Feldern hervorragt, gibt der ganzen Gegend einen wüsten und öden Anstrich. Dafür aber ist der Weg von der Grenze Samariens bis nach Jerusalem eine große Wallfahrtstraße. Silo begegnet zuerst dem frommen Wanderer, wohin einst die Mutter Samuels zur Stiftshütte wallfahrtete, um Kindersegen zu er bitten, und Gilgal, wo ihr großer Sohn dem Volke Recht ge= sprochen. Weiter führt der Weg durch das öde, felsige Thränenthal, von dem der Dichter sang: „Heil dem Menschen, der der

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