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das Marmorhaus alle unteren Räume und Hallen überragte, ge= währte es für die Umgegend einen stolzen Anblick und war für Stadt und Landschaft weithin sichtbar. Durch das Leben im Tempel hatte die Stadt, so wenig einladend sie auch Fremden erschien, 2 doch in Allem den großartigen Zuschnitt eines Mittelpunktes höchster und heiligster Interessen, der selbst Ausländern imponirte. Als Sit der Theokratie verräth sie sich schon durch die äußere Physiognomie ihrer Bevölkerung. Allein die Priester, deren Zahl Josephus auf 20,000 anschlägt, und die meist in Jerusalem selbst ihren Sitz hatten, bilden einen nicht geringen Theil der Einwohner; daneben Leviten, erkenntlich an der spißen Müße und der Tasche, die das Gesetzbuch umschloß, Pharisäer, die die breiten Gebetriemen und großen Troddeln als Glieder eines religiösen Verbandes bezeichnet, " Essäer in feierlichen weißen Gewändern und prophetischer Haltung, herodäische Höflinge in der Pracht orientalischer Prunksucht, und dazwischen eine römische Besagung von bald größerer, bald ge= ringerer Stärke: das alles zusammen konnte eines gewaltigen Eindrucks auf die Bewohner dieser sonst armen und einförmigen Landschaft nicht verfehlen. Dazu kam denn, daß der Tempeldienst damals der einzige Pulsschlag nationalen Lebens war und der Tempel das Herz, zu dem alles jüdische Blut in dem regelmäßigen Rythmus der Feste auch von den fernsten Peripherien zurückströmte. Schon in sestlosen Zeiten hörte im Heiligthum das Leben nicht auf: in den innern Räumen der Zudrang der Opfernden, der Wöchnerinnen mit ihren Tauben, der vom Aussat Geheilten mit ihren Vögeln oder Lämmern, der Nasiräer mit den langgewachsenen Haaren, das Recitiren der Gebete und Formeln, die Verbeugungen und Ge= behrden, das Hammelschlachten und Brüllen der Rinder und die wirbelnden Rauchsäulen der Brandopfer.

Lebendig schildert 2 Chron. 35, 1-20 das Leben, wie es vollends bei Festen im Innern des Tempels wogte, wenn die Priester und Leviten nach Klassen und Stammhäusern sich aufstellen, Lämmer

1. Ueber den Tempelbau und Tempel berichten Ant. XV, 11, 3 ff. Bell. V, 1-8 und vieles Specielle der Tract. Middoth (Mischua) 5, 10 2. Strab. 16, 2. 3 Strabo 16, 2: „Gleichwohl bestand eine gewisse Pracht ihrer Hauptstadt, die sie nicht als Tyrannensitz verabscheuten, sondern als Tempel Gottes heilig hielten und verehrten " Plin. V; 15, 2.

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Tac. Hist. V, 8
7. Bell. 1; 3, 5.

4. Ap. II, 8. 11; 8, 3. II; 7, 3,

und Ziegen und Rinder zum Opfer leiten, wie sie das Passah am Feuer braten und das Geheiligte kochen in Töpfen und Kesseln und Pfannen, und es eilends den Priestern bringen, weil diese beim Opfern der Brandopfer und Fettstücke bis in die Nacht beschäftigt waren. „Auch die Sänger, die Söhne Assaphs, Hemans und Jeduthuns und die Thürhüter brauchen nicht von ihrem Dienst zu weichen, weil ihre Brüder für sie bereiteten." In den äußern Räumen dagegen finden wir den lebendigen Verkehr der städtischen Bevölkerung und der zahlreichen Fremden. Ueberhaupt hatten alle Lebensthätigkeiten des Volkes auf diesem Hügel ihren Schauplay. Hier ist das Heilige für das Opfer, das Synedrium für das Gericht, der große Vorhof für den Zustrom des Volkes. Hier wird das Tagesopfer für ganz Israel gebracht und die 21 Posaunenstöße, die vom Tempel erschallen, 3 beim Oeffnen der Thore, 9 beim Morgenopfer, 9 beim Abendopfer sind auch für die Bürger der Stadt Mahnrufe zum Gebet, zur Arbeit und zur Ruhe. Nach dem Tempel richtete jeder jüdische Mann sein Auge beim Beten, 2 und, wer fonnte, zog einmal wenigstens zum Feste herauf nach Jerusalem. Dann füllte sich die Stadt und die umliegenden Dörfer. Von Mitternacht an sammelten sich die Festbesucher in den Tempelräumen. Die Diaspora der ganzen Erde war dann vertreten, um die Heimath ihres Volkes, ihres Glaubens, ihres Gottes zu begrüßen. Hören wir nicht alle unsere Sprache, kann die Apostelgeschichte bei der Beschreibung des Pfingstfestes sagen, Parther und Meder und Elamiter, und die wir wohnen in Mesopotamien, und in Judäa und Cappadocien, Pontus und Asien, Phrygien und Pamphylien, Aegypten und in den Gegenden von Lybien gegen Cyrene, und die römischen Fremdlinge, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber." 3 Will doch Josephus an manchen Festen nicht viel weniger als drei Millionen männlicher Gäste gezählt haben! An solche Tage denkt das Lucasevangelium, das den zwölfjährigen Jesusknaben im Festgedränge des Passah verloren gehen läßt, ohne daß die Eltern auch nur einen Versuch machen, ihn wiederzufinden, sondern sich dabei beruhigen müssen, irgend ein Galiläer werde ihn wieder zum Festzug zu

1. Vgl. anch Apion, 2, 8. 2. Selbst im Ausland, wie es z B. von Daniel heißt: er hatte offene Fenster in seinem Obergemach gen Jerusalem hin und drei Mal des Tages kuiete er auf seine Kuice und betcte und lobpreijete vor seinem Gotte. Dan. 6, 11. 3. Act. 2, 8-11. 4. Bell. VI; 9, 3.

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rückbringen. Daß ein solches Heiligthum dem Leben der Stadt, ja der ganzen Landschaft einen specifischen Charakter aufprägte, ist begreiflich. Träge Bigotterie und fanatischer Eifer kennzeichnet stets eine Bevölkerung, die mit all ihren Interessen einem solchen Heiligthum verknüpft ist. Die Bevölkerung Judäas bildet von dieser Regel keine Ausnahme. Vom Zustrom der Pilger lebt sie, und die bedeutenden Summen, die jährlich aus der ganzen Diaspora in den Tempelfond flossen, kommen ihr mittelbar und unmittelbar zu gut. Aber auch sie selbst bringt ihre Habe in den Tempel: Geld zum Gotteskasten, Tauben, Lämmer, Rinder zum Opfer, Holz zum Altar und tausend andere Gaben. Der Ertrag des Heiligthums nährt eine unzählige Priester- und Levitenschaar. Vierundzwanzig Dienstklassen zählt allein die Priesterschaft. 2 Dazu kommt aber noch das untere levitische Personal, das die Tempelwache und Polizei, den Gesang und die Musik, die Reinigung, die Unterhaltung, den Bau und die Reparaturen des Heiligthums, die Beschaffung und Sichtung der Vorräthe, die Anfertigung der Kleider, Gewänder, Geräthschaften und Gefäße zu besorgen, ihre immer erneute Reinigung, Prüfung und Weihe vorzunehmen hatte, Dinge, die so complicirt und vielfältig waren, daß Leviten und Priester ihr Leben lang daran lernten, und eine größere Anzahl allein mit der Unterweisung der Neulinge hinlänglich beschäftigt war. Neben dieser zahlreichen Priesterschaft, die den Tempel bediente, stand in zweiter Reihe die Menge derer, die von ihm lebten, als Quartiergeber bei den Festen, als Lieferanten von Thieren, Holz, Oel, Wein oder Gewandstoffen und hundert andern Dingen; kein Wunder, daß hier neben der Verehrung für den Tempel, die das gesammte Judenthum hegte, sich ein Fanatismus zeigt, der das Volk von Jerusalem und Judäa sehr wesentlich von den doch auch frommen und patriotischen Galiläern unterschied. Dazu war der Siz der Theokratie zugleich der Siz des Synedriums, das die Summe der dem jüdischen Volk verbliebenen öffentlichen Gewalten. repräsentirte. Alle rabbinischen, gelehrten Elemente drängten sich darum hieher zusammen. Nicht weniger als 480 Synagogen zählte die nur mäßig große Stadt, 3 an welche wieder zahllose Sopherim,

1. XVIII; 9, 1. 2. Allein die Gemeinde n Apamea, Laodicea, Adramyttium und Pergamus hatten im Jahr 62 fünf und fünfzigtausend Thaler Tempelsteuer eingesammelt, die Prätor Flaccus confiscirte. Cic. pro Flacco 28 So begreift es sich, daß der Tempel zu Jerusalem für den reichsten Asiens galt. vita 1. 3. Megilla, 73, 4.

2. Jos.

Archisynagogoi, Presbyteroi, Chaberim, Schüler, Vorsänger und Diener sich anschlossen. So war Jerusalem der Sig aller namhaften gelehrten Schulen, der Schauplah der Controversen, die Bildungsstätte der Lehrer, der Kampfplatz der theokratischen Parteien, kurz in so eminentem Sinn eine Hauptstadt der jüdischen Nation, wie sie nur die Ausschließlichkeit des einen Tempels hatte schaffen können. Natürlich daß eine solche Hauptstadt auch auf die Landschaft, die sie zunächst umgab, einen schlechthin bestimmenden Einfluß übte. Die von allen andern Einwirkungen in ihren Thälern abgeschiedene Landbevölkerung kannte nur das eine geistige Interesse, das das Tempelleben gewährte. Schaarenweise zog sie zu jedem Feste dem Tempel zu, denn die Nähe des Heiligthums brachte auch vermehrte Pflichten. „Ein Mann, der nahe ist, sagen die Jubiläen, und nicht kommt zum Passah, so er rein ist, der soll ausgerottet werden." 1 Wie streng man es damit nahm, beweist, daß Proconsul Cestius am Laubhüttenfest 66, trotz des Kriegs, ganz Lydda leer fand, weil die gesammte Einwohnerschaft zu der Tempelfeier nach Jerusalem gezogen war. 2 Aber auch während der festlosen Zeiten führten den Einzelnen die Ereignisse seines Privatlebens zum Tempel hinauf, und die umliegenden Orte sahen Jahr aus Jahr ein die Pilgerzüge Psalmen singend durch ihre Straßen ziehen, so namentlich, wenn die Gemeinden ihre Erstlinge nach dem Tempel brachten, wo die Geber sie selbst verzehren durften. Die Früchte und Thiere wurden dabei in Körben getragen. Vor dem Zug her schritt der zum Friedensopfer bestimmte Stier mit einem Kranz von Delzweigen um die vergoldeten Hörner; die Pfeife begleitete den ganzen Zug, bis man zum Tempelberg gelangte. Beim Aufsteigen kamen die Tempelbeamten dem Zuge entgegen; dieser aber sang: „Unsere Füße stehen innerhalb deiner Thore, Jerusalem." Im Vorhofe empfingen die Lieder der Leviten die Pilger. Solche und ähnliche Bräuche, wie das Holzfest, an dem die Landbevölkerung Holz zum Tempel brachte, um das ewige Feuer zu unterhalten; 3 die Encänien, an denen Jerusalem im Lichterglanz strahlte; die Laubhütten, die Israel unter freiem Himmel verlebte, das Alles umspann das Gemüth des jüdischen Mannes mit weit stärkern Banden als den fern wohnenden Galiläer oder Diasporajuden. Namentlich das letzt= genannte, das Laubhüttenfest, war für die Landschaft, wie schon das

1. Jubil. cap. 49.

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2. Bell. II; 19, 1.

3. Bell. II; 17, 6.

oben erwähnte Beispiel der Einwohner von Lydda bezeugt, ein Volksfest, von dem man sprüchwörtlich zu sagen pflegte: Wer diese Freude nicht gesehen, habe Israels Herrlichkeit nicht gesehen. Der Tempel war des Nachts erleuchtet, im Vorhof wurden Fackeltänze begangen, die ganze Nacht brausten und tönten die Harfen, Zithern, Pauken, Handbecken und Posaunen der Leviten. Mit Tagesanbruch geleitet das Volk die Priester zum Quell Siloah, wo in goldenem Krug Wasser geschöpft wird, das der Priester alsdann im Tempel auf den Altar ausgießt. 1 Von diesem Feste heißt es bei Johannes : „Aber am letzten, dem großen Tage des Festes, stand Jesus da, rief laut und sprach: Wen da dürftet, der komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubet, wie die Schrift sagt, von dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen."

Je ärmer das Leben auf dem unfruchtbaren Hochland der Juden sonst war, um so mehr hüteten sie ihr Heiligthum, das ihnen alle Freuden bot, wie ihren Augapfel. Die wilden und armen Hirten des Gebirges Juda standen stets jedem Wink der jerusalemitischen Priesterschaft zur Verfügung und unbändig brausten sie auf, wenn je eine Beleidigung durch einen Samariter oder eine Entweihung durch einen römischen Soldaten ruchbar ward. 3 Ihre Hochebene war die eigentliche feste Hochburg des Zudenthums, denn sie war nicht wie Galiläa in den Weltverkehr hineingezogen und nicht wie Peräa durchsetzt und gemischt mit fremden Anbauten und so hingen. die Bewohner fest und zäh, wie nur je ein abgeschiedenes Bergvolk an der alten Sitte. Das Leben in diesen unzugänglichen Thälern bestand in einem Haus wie in dem andern darin, der Jugend das überlieferte Gesetz einzuprägen und im Leben es zu üben. „Wir Juden, sagt Josephus, bewohnen weder ein Küstenland, noch haben wir Freude am Handel und dem durch denselben vermittelten Verkehr mit Fremden; sondern unsere Städte liegen fern vom Meere, und es nimmt uns die Bearbeitung des trefflichen Bodens unseres Landes vorzugsweise in Anspruch. Den größten Gifer aber widmen. wir der Kindererzichung und machen die Beobachtung der Gesetze und der ihnen zufolge überlieferten Frömmigkeit zu unserer wichtigsten Lebensaufgabe." „Ebenso sicht man auch in den Lebenseinrichtungen bei uns keine Gegensätze, sondern unser Aller Thun

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2. Joh. 7, 37 f

3. Beil. I; 12, 4. 12, 2; 9, 3. 4.

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