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1. Bürgerliche und geißtliche Gewalten.

Der Zerfall des Seleucidenreichs, der zwischen dem mittelländischen Meer und dem Euphrat so vielen Raubfürsten zu territorialer Selbstständigkeit verholfen hatte, war auch der nationalen Arbeit der makkabäischen Dynastie zu gut gekommen. Bei den glänzenden Erfolgen seines Königthums vergaß das jüdische Volk gern, daß die monarchische Regierungsform dem Gesetz im Grund zuwider war, und man beruhigte seine religiösen Bedenken leicht damit, daß das Königthum nur gelte: „bis ein glaubhafter Prophet aufstehen werde."

Die auf Zion aufgestellte Verfassungstafel übertrug dem Fürsten (Nassi, Hegumenos) in Person des Makkabäer Simon, die Sorge für das Heiligthum, den Oberbefehl über das Heer und die Festungen und die Ausfertigung aller öffentlichen Urkunden in des Königs Namen und Auftrag. „Er allein, heißt es, soll sich in Purpur kleiden und eine goldene Spange tragen und Keinem von dem Volk und den Priestern soll es erlaubt sein, seinen Befehlen zu widersprechen und eine Versammlung zu halten ohne ihn."2 Mit Stolz sah man zur Abfassungszeit des ersten Makkabäerbuchs, am Hofe Hyrkan's, auf die wiedergewonnene Souveränetät und erzählte sich davon, daß fremde Gesandte mit Staunen die Herrlichkeit Simonis“, „den Schenktisch mit goldenem und silbernem Geschirr und den großen Hofstaat" gesehen hätten. 3

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Gern kehrten die Gedanken zu jener ersten makkabäischen Zeit zurück, die man jetzt in dem idealsten Lichte sah. „Damals, sagt der Verfasser des ersten Makkabäerbuchs, bauete man das Land in Frieden und das Land gab seinen Ertrag und die Bäume des Feldes ihre Früchte. Aelteste saßen in den Straßen, alle redeten miteinander vom gemeinen Wohl und die Jünglinge bekleideten sich mit den Ehren des Kriegs. Den Städten schaffte der König Lebensmittel und rüstete sie aus mit Festungsmaterial, so daß sein Name genannt ward bis an das Ende der Erde. Er gab dem Lande Frieden und Israel war sehr fröhlich. Und es saß ein Jeder unter seinem Weinstock und Feigenbaum, und Niemand war, der sie schreckte. Und Simon half allen Elenden in seinem Volk auf, befliß sich des Gesetzes und vertilgte alle Gottlosen und Bösen. Das Heiligthum schmückte er und vermehrte das heilige Geräthe.“1

Wie so gänzlich war von dem Allem die Herodäische Königsherrschaft das Widerspiel. Die Jdumäer hatten allerdings aus den Händen der Römer das Scepter mit den gleichen Machtbefugnissen erhalten, wie sie Cäsar im Jahr 48 durch verschiedene Verfügungen dem lezten Makkabäer zugestanden hatte; 2 aber nicht wie die Makkabäer mit den Trophäen der gewonnenen Schlachten in der Faust, sondern durch die Gunst des Landesfeinds hatten sie den Thron auf Zion bestiegen. Sie waren weder die Schußherrn des theokratischen Lebens, noch die Repräsentanten der nationalen Macht, sondern die Landvögte des heidnischen Kaisers, die sich über die Leichen der tapfersten Patrioten und eines ruhmvollen Königshauses den Weg zur Herrschaft gebahnt hatten. Statt ehrenvollen Frieden zu genießen, mußte Israel jezt die Kriege der Römer führen, aber Niemand geizte danach, der Herodäer „Kleid zu tragen" und sich „mit ihren Ehren des Kriegs zu schmücken." Auch im Ausland hatte der jüdische Name, wenn wir den ersten Herodes ausnehmen, nicht mehr denselben Klang wie zu den Zeiten des makkabäischen Simon. Der Tyrann von Jerusalem oder die Tetrarchen Galiläas waren von den Römern kaum so hoch geachtet, wie ein andrer rex socius des Morgenlands, dessen „nacktfüßige Könige“ der stolze Quirit ohnedem mit souveräner Verachtung betrachtete. Gerade die Herodäer aber waren durch ihre besondere Devotion und orienta

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1. 1 Mac. 14, 8-15. 2. Ant. XIV, 10. Sat. 6, 159.

3. 1 Mac. 15, 15. 4. Juv.

lische Selbstwegwerfung der Gegenstand des römischen Spottes, während sie doch zugleich als Lehrer morgenländischer Despotie für die Prinzen und als servile Höflinge der Cäsaren nicht ganz unbedenklich erschienen. 1

1

In ihren eigenen Grenzen aber waren diese devoten Höflinge des Kaiserhofes unbeschränkte Herren über Leben und Tod, nur daß zu Zeiten ein quos ego des syrischen Proconsuls oder ein Wink des Kaisers sie daran erinnerte, daß ihnen ein Herr gesezt sei, der ohne viel Bedenken über ihre Krone, ja über ihre Freiheit und ihr Leben verfügen könnte. 2

Ein so geartetes Königthum war wenig geeignet, die Nation um sich zu sammeln. Um so mehr wandte sich wieder alle nationale Sympathie dem Tempel zu, dessen Leben die Freude und der Stolz des Volkes war. In ihm hatte die Nation ihren Mittelpunkt und gern hätte sie in dem Hohenpriester jest wieder das Haupt des Landes verehrt. Man empfand das Königthum jetzt als eine gänzlich untheokratische Einrichtung und bedauerte ganz unumwunden, dasselbe überhaupt jemals zugelassen zu haben. 3

Unter solchen Umständen hob sich auch die hohenpriesterliche Würde von selbst in der öffentlichen Meinung, und das Interesse, das das ganze Volk am Tempeldienst nahm, verlieh dem Träger des höchsten Tempelamts eine ideale Bedeutung, mit der freilich seine thatsächliche Bedeutungslosigkeit nur um so mehr contrastirte. Der in den Zeiten der beginnenden syrischen Knechtschaft schreibende Siracide hat uns unter ähnlichen Verhältnissen geschildert, worin das Geheimniß dieser hohenpriesterlichen Autorität bestehe. Er feiert sie als den Abglanz der heiligen Functionen, deren Schein auf den Träger des Amts zurückstrahlte und ihm die Glorie ächter Hoheit verlieh.

„Wenn Simon, Onias' Sohn, sagt er in einem Rückblick auf die Vergangenheit, aus dem Vorhang hervorging, so leuchtete er wie der Morgenstern durch die Wolken, wie der volle Mond, wie die Sonne, wenn sie auf den Tempel des Höchsten strahlt und wie der Regenbogen, der in den prächtigen Wolken leuchtet, wie Feuer im Rauchfaß, wie ein Gefäß von gediegenem Gold mit allerlei Edelsteinen verzieret. Wenn er das prächtige Kleid

1. Strabo, 16, 2. Ant. XVI; 9. XIX; 8,

1.

Cass.

Dio, 59, 24. 2, Bell. III; 10, 10. I; 7, 4. 3. Ant. XIV; 3, 2. XVII; 11, 1.

anzog und die höchste Zier anlegte, so erleuchtete er beim Aufsteigen zum heiligen Altar den Umfang des Heiligthums. Wenn er aber die Opferstücke aus den Händen der Priester nahm, und er selbst am Herde des Altars stand, rings um ihn der Kreis seiner Brüder, so war er wie ein Cedern-Sprößling auf dem Libanon und sie umringten ihn wie Palmzweige. Und alle Söhne Aaron's waren in ihrem Schmucke und hatten das Opfer des Herrn in ihren Händen vor der ganzen Gemeinde Israels. Und zur Vollendung des Dienstes auf dem Altar, und um zu krönen das Opfer des höchsten Weltbeherrschers reckte er seine Hand aus nach der Opferschale und spendete vom Blute der Traube; er goß es aus auf den Boden des Altars zum lieblichen Geruche dem Höchsten, dem All-König. Dann riefen die Söhne Aaron's mit lauter Stimme und töneten mit gestreckten Trommeten; sie ließzen laut ihre Stimme erschallen zum Gedächtniß vor dem Höchsten. Dann fiel eilend das ganze Volk auf's Angesicht zur Erde, um anzubeten vor ihrem Herrn dem Weltbeherrscher, Gott, dem Höchsten. Und die Psalmsänger lobten ihn mit ihren Stimmen und im ganzen Tempel erscholl der süße Gesang. Und das Volk betete zum Herrn, dem Höchsten, mit Gebeten vor dem Barmherzigen, bis die Ehre des Herrn vollbracht war, und sie seinen Dienst vollendet hatten. Dann stieg er herab und erhob seine Hände über die ganze Gemeinde der Söhne Israels, um den Herrn zu preisen mit seinen Lippen und seinen Namen zu rühmen. Und er wiederholte die Anbetung, um ihnen den Segen des Höchsten zu ertheilen." ↑

Wie der Siracide unter den Syrern fühlte, so empfand auch jezt noch das Volk, und es sind genug Zeugnisse dafür zu finden, welchen Eindruck der Tempeldienst jederzeit auf die Menge machte und mit welcher Ehrfurcht sie vor ihren Priestern sich beugte. 2 Als beim Laubhüttenfest des Jahres 35 v. Chr. zum ersten Mal wieder ein Makkabäer, der jugendliche Aristobul, als Hoherpriester fungirte und er alle Ceremonien pünktlich verrichtet hatte, und strahlend in seiner, von dem stolzen Ornat gehobenen, Jugendschöne aus dem Tempel hervortrat, jauchzte die Menge so ungestüm ihm zu und begrüßte ihn mit solch unbändigem Jubelruf, daß Herodes sich gezwungen meinte, den selbsterwählten Hohenpriester und Bruder seines Weibes aus dem Weg zu räumen, damit es

1. Sir. 50. vgl. auch 45, 7 ff.

2. Vgl. Bell. II; 15, 2. 4; 17, 4.

nicht bei fünftigen Festen zu weiter gehenden Unruhen komme. 1 Das war auch der Grund, weßhalb die Römer die hohenpriesterlichen Gewänder in der Burg Antonia unter strengem Verschluß hielten als einen Talisman, der seinem Träger einen mächtigen Zauber und gefährlichen Einfluß auf die Gemüther verlieh und den sie nur zum Gebrauch bei den Festen jeweils herausgaben, um ihn dann sofort wieder in Verwahrung zu nehmen. Gerade aber dieser Glanz des höchsten Tempelamts, das der König oder Procurator zu vergeben hatte, war freilich auf der andern Seite ein mächtiges Mittel, den Tempeladel zu corrumpiren und die ersten Familien der Theokratie, durch Aussicht auf höhere Würden in Abhängigkeit zu erhalten. Darum hatte die nationale Idee nirgends so kühle Anhänger als gerade in den obersten Priesterklassen, die sie vor Allem repräsentiren sollten. Das war so schon seit der Zeit, als Herodes den Boethusen Simon, dessen schöne Tochter er zum Weibe begehrte, zum Hohenpriester ernannte 2 und in dessen Sippe einen Neuadel schuf, der sich neben den alten Priestergeschlechtern durch seine Verwandtschaft mit dem königlichen Hause. im Besitz der obersten Stellen erhielt. Ein besonders verhaßter und unwürdiger Zweig desselben waren die Söhne des Simon Kanthera, die in den letzten Jahren des Staats sich mit der Familie des Hannas um die Hohenpriesterwürde stritten. 3 Neben diesem Hause des Hannas, dessen fünf Söhne das höchste Amt der Theokratie der Reihe nach bekleideten, und das sich weder bei Jojephus, noch in den Evangelien, noch im Talmud eines sonderlichen. Rufes erfreut, spielten die Söhne Phabi in den hohenpriesterlichen Annalen eine hervorragende Rolle. Allein, Herodianer oder nicht, waren sie doch alle Hohenpriester durch der Procuratoren oder der Herodäer Gnade. Fünf Hohepriester hatte Herodes ein- und abgesezt, drei Archelaus, Valerius Gratus wieder fünf und so ging das fort, gewiß nicht zum Vortheil des hohen Amtes. Selten hat eine Aristokratie eine dauernde Fremdherrschaft ertragen, ohne Schaden zu nehmen an ihrem Patriotismus und ihrem sittlichen Adel, so kam es denn auch hier, daß das Volk oft eben die Personen haßte, die es doch wieder als Repräsentanten des Heiligthums

1. Ant. XV; 3, 3. 4. Aut. XX; 9, 1. Hausrath, Zeitgeschichte. I.

2. Ant. XV; 9, 3. 3. Ant. XIX; 6, 2. 4. 8, 1. 5 XX; 8, 8; XV; 9, 3. XVIII; 2, 2.

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