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war, das Gesetz zu erforschen, zu erfüllen und es das Volk zu lehren, und die sich zu einem eigenen Stand zusammengeschlossen hatten, da die Erforschung des Gesetzes den ganzen Menschen verlangte und nicht als Nebengeschäft getrieben werden konnte. „Die Weisheit des Schriftgelehrten, sagt der Siracide, 2 gedeiht in glücklicher Muße, und wer in seinen Geschäften erleichtert ist, wird weise. Wie kann weise werden, wer den Pflug führet und sich des Stachelsteckens rühmet, Ochsen treibet und in ihrer Arbeit lebt und webt, und dessen Gespräch nur von jungen Stieren ist? Seinen Sinn richtet er darauf, Furchen zu ziehen und seine Sorgfalt auf's Futter für die Rinder. Also jeglicher Werkmeister und Baumeister, die Stecher der Siegelringe, der Schmied, welcher am Ambos sigt, der Töpfer, der mit den Füßen die Scheibe umdreht. Diese alle verlassen sich auf ihre Hände, und jeglicher beweiset bei seiner Arbeit seine Kunst. Ohne sie kann keine Stadt erbaut werden, und Niemand kann darin wohnen, noch verkehren. Aber in der Gemeinde ragen sie nicht hervor, sigen nicht auf dem Richterstuhle, erforschen das Gesetzbuch nicht, noch können sie Recht und Gerechtigkeit an den Tag bringen; und in Sprüchen werden sie nicht erfunden."

Dieses in der Sache begründete Verhältniß hatte es ganz von selbst so gebracht, daß die Schriftgelehrten sich zu einem eigenen Stand organisirten, der ebenso die Pflege der Gesezeskunde besorgte, wie den Leviten die Pflege des Heiligthums überlassen war. Namhafte Gesetzeskundige versammelten Schüler um sich, deren sie aus jedem Lebensalter, verheirathete 3 und unverheirathete, fanden. Der Meister ertheilte seinen Unterricht in der Synagoge oder im eigenen Hause. In Jerusalem, wo die zahlreichsten Schulen bestanden, waren in den Vorhöfen des Tempels mehrere Räume diesem Zweck vorbehalten. Der Lehrer saß auf einem erhöhten Sit, die Schüler zu seinen Füßen. Die Lehrart war disputatorischkatechetisch, wobei auch Zuhörer und Schüler mitunter dem Lehrer Fragen vorlegten. 7 War ein Schüler durch mehrjährigen Unterricht so weit gekommen, daß der Lehrer ihn für würdig hielt, selbst mitzusprechen, so weihte er ihn zum Chaber, zum Genossen. Als solcher saß er zur Rechten des Meisters und betheiligte sich bei dem Un

1. Esra, 7, 10.

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3. So Hillel nach b Sota 21 a 5. Sanh. 2, 2. Luc. 2, 46. 6. Act.

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terricht. Wollte er selbst eine Schule gründen, oder auf eigene Hand im Land auftreten, so mußte er erst durch die Semichah zum Rabbi geweiht werden. Diese Weihe wurde mit Feierlichkeit in der Synagoge vorgenommen. Der Ordinandus wurde auf das Lehrgerüste gestellt, es wurde ihm der Schlüssel, das Symbol der Schriftauslegung, übergeben, und durch feierliche Handauflegung ihm die Würde eines Rab ertheilt.

Damit war er zu all den Geschäften befähigt, zu denen man einen Rabbi brauchte. So schulmäßig somit in dieser Zeit die Selbstergänzung des Gelehrtenstandes stattfand, so wuchs er doch seinem Wesen nach aus dem Volk selbst hervor, indem es nur eine Art der Gelehrsamkeit gab, nämlich die Geseßeskunde, deren elementare Grundlage Gemeingut Aller war; so kommt es, daß manche Israeliten erst in reifen Jahren diesen Beruf ergreifen konnten, wie denn verheirathete Rabbinenschüler keine Seltenheit sind. 2 Es verstieß demnach gegen keine Gewohnheit, wenn Jesus Matthäus von der Zollstätte weg, oder Simon und Andreas von ihren Negen, zu seiner Nachfolge aufforderte, wie er ja selbst in reiferem Alter das Zimmermannsbeil zur Seite gestellt hatte, um zuerst in der Synagoge die Botschaft des Gottesreichs zu verkünden. Ein bürgerliches Gewerbe wenigstens gelernt zu haben, war ja selbst für die Rabbinen von Fach erforderlich, damit sie jederzeit, wenn ihnen andere Mittel nicht zur Verfügung standen, mit ihren eigenen Händen sich ihren Unterhalt verschaffen konnten. Denn die Geseßeskunde für Geld mitzutheilen, hätte der Vorstellung, die man von der Hoheit des Gesezes hatte, wenig entsprochen. „Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst sollt' ihr's auch geben", sagt Jesus, und blühender drücken die Lehrer dasselbe aus mit Rabbi Zadoks Wort: „Mache das Gesetz nicht zur Krone, damit zu prangen, auch zur Haue nicht, damit zu ackern."3 So mußte jeder Rabbi für seinen Unterhalt durch der eigenen Hände Arbeit besorgt sein. Rabbi Hillel war Taglöhner, ein R. Josua Nadelmacher, R. Jaak Schmied, R. Juda Bäcker, R. Simeon Teppichmacher, R. Jochanan Schuster, Paulus Grobweber u. s. f. Ihrer Autorität that das keinen Eintrag,

1. Mth. 23, 2. 13. Luc. 11, 52. Vgl. die Ausleger zu der Stelle und Jost, a. a. O., auch Schöttgen, horae hebr. II, 894. Gfrörer, Urchr. I, 155. -2. Herzfeld a. a. O. 3. Pirke, Aboth 4, 5. Vgl 1, p. 266. 4. Stellen bei Gfrörer, Urchr. I, 161.

2.

vielmehr trug das Volk die Verehrung, die es für sein nationales Gesetz empfand, erklärlicher Weise gern auf die Gesezeslehrer über. Man grüßte sie auf den Straßen, nannte sie ehrfürchtig Rabbi, 1 oder auch, wenn man einem gefeierten, von allen als Meister anerkannten Lehrer sich gegenüber sah, Rabban; man wies ihnen die ersten Stühle der Synagoge an, und da es zur frommen Sitte gehörte, Tischgespräche über die Torah zu führen, fehlte der Rabbi bei keinem Gastmahl, wo ihm dann der oberste Play an der Tafel vorbehalten war. Eine gemessene Feierlichkeit bezeichnete das Auftreten des Schriftgelehrten dieser Zeit, dem die Abzeichen des orthodoren Juden, Schaufäden und Tephillin, nie fehlten. Schon der Siracide hat die Bemerkung gemacht, daß Gott die Glücksgüter verschieden vertheile, auf das Angesicht des Schriftgelehrten aber lege er die Würde. Jesus, der den eigenen Jüngern untersagte, sich nach Rabbinenweise Meister nennen zu lassen, hat auch das gespreizte Wesen der Sopherim vielfach gegeißelt, und seine Reden geben ein unübertreffliches Bild der Gravität, mit der dieser Stand im öffentlichen Leben sich darstellte. Im Allgemeinen aber war das Volk sehr stolz auf seine Lehrer und erklärte sie für die Krone Israels, die dem erwählten Volk den Vorzug vor allen Nationen verleihe. „Lerne du nun, sagt das Buch Baruch, wo Verstand, Kraft und Einsicht ist. In Kanaan hört man nichts von ihr, zu Theman sieht man sie nicht. Die Kinder Hagars forschen dem Verständniß zwar nach, desgleichen die Kaufleute von Meran und Theman, und die Mythologen und Ergründer des Sinns, aber sie treffen doch den Weg der Weisheit nicht und gedenken ihrer Pfade nicht. Gott hat den ganzen Weg der Wissenschaft gefunden und gab sie seinem Diener Jakob und Israel, seinem Geliebten." 7 Der eigentliche Sitz der Weisheit der Sopherim war natürlich Jerusalem, wo das Synedrium ihnen Gelegenheit gab, ihre Theorien zu praktischer Geltung zu bringen. Doch fehlen sie in der Provinz keineswegs ganz, wenn sie auch dort vorwiegend als Gäste aus

8.

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3. Mth. 23, 5.

4. R. Jose ben bestaube Dich mit

1. Mth. 23, 7, 2. Mr. 10, 51. Joh. 20, 16. Luc. 20, 2. 46. 4. Pirk. Ab. 3, 3. Vgl. auch 1, Joezer: Dein Haus diene zu einer Versammlung der Weisen; dem Staub ihrer Füße und trinke mit Durst ihre Rede. 5. Mth. 23, 6. 6. Sir. 10, 5. Vgl. V. 27 u. 38, 24-39, 11. 7. Baruch, 3, 22 ff. XX; 2, 4. Mth. c. 5-7. 9, 1 ff. 11 ff. 34. 12, 1 ff. 15, ff.

8. Ant.

Jerusalem erscheinen, die die Landschulen bereisen, um durch Lehre und Ansprache einzugreifen.' In solcher Thätigkeit schildert sie das Targum zu Richt. 5, 9, das Deborah im Liede sagen läßt: „Ich bin gesandt zu preisen die Schriftgelehrten Israels, welche, solang die Verfolgung währte, nicht aufhörten, das Gesetz auszulegen. Schön war's, wie sie da saßen in den Synagogen und das Volk lehrten die Worte des Gesetzes, wie sie den Segen sprachen und die Wahrheit bekannten vor Gott. Sie sehten ihre eigenen Geschäfte hintan und ritten auf Eseln im ganzen Land herum und saßen zu Gericht." So wenig diese Paraphrase auf die Zeit der Richter paßt, so trefflich zeichnet sie die Thätigkeit der Rabbinen in unserer Periode.

5. Tendenzen des Rabbinismus.

Troz aller Auswüchse der Praris war es unläugbar ein großer Gedanke, von dem das Rabbinenthum lebte und für den es wirkte. Die Reinerhaltung der mosaischen Religion war das Ziel seiner Arbeit, der es unter schwierigen Verhältnissen mit einer bewundernswerthen Energie oblag. In erster Reihe war deßhalb kraftvolle Predigt des Gesezes die Aufgabe des Rabbi. Wie er dieselbe dem Volk gegenüber löste, läßt sich aus den Jubiläen erkennen, die alle Rhetorik aufbieten, um dem Leser Gehorsam gegen das Gesetz an's Herz zu legen. Für alle Lebenslagen von der Wiege bis zur Bahre predigt der Verfasser in gleichem Pathos die Vorschriften der Torah.

„Am achten Tage sollst Du Deinen Knaben beschneiden, denn an diesem Tage wurde beschnitten Abraham und die Leute seines Hauses. Und man darf die Tage nicht ändern, noch einen von den acht Tagen übergehen, denn eine ewige Satzung ist es, festgesetzt und aufgeschrieben auf den himmlischen Tafeln. Und wer es nicht thut, der gehört nicht zu den Kindern der Stiftung, sondern zu den Kindern des Verderbens. Die Beliarsöhne werden es nicht thun.“

Die Mutter des Kindes aber soll sieben Tage oder zwei Mal sieben Tage unrein sein, denn in der ersten Siebend ward Adam

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1. Mr. 3, 22.

erschaffen und in der zweiten Siebend Eva. Deßwegen wurde das Gebot gegeben, sieben Tage für ein Knäblein, für ein Mägdlein aber zweimal sieben Tage zu halten." 1 Seinem Sohn soll der Israelite keine Samariterin, seiner Tochter keinen Heiden freien. So er das thut, soll er des Todes sterben und man soll ihn mit Steinen steinigen."2 Jeder gebe den Zehnten, denn es ist festgesezt als ein Gesetz im Himmel, daß man den zweiten Zehnten gebe, daß man ihn esse vor dem Herrn an dem Orte, der erwählt ist. Und für dieses Gesez gibt es kein Ende der Tage." 3

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„Wenn Du schlachtest, so schlachte zu einem Friedensopfer, das wohlgefällig ist; schlachte es und das Blut davon gieße an den Altar, mit Mehl und Fruchtopfern, mit Del gemengt, nebst Trankopfer.“ „Und es soll nichts für den dritten Tag übrig bleiben, denn es ist nicht angenehm und nicht wohlgefällig, und es soll nicht mehr gegessen werden. Alle, die es thun, laden eine Sünde auf sich.... Auf deine Fruchtopfer sollst Du Salz legen und der Salzbund soll nicht verachtet werden. . . und in Betreff des Opferholzes sollst Du Dich hüten, anderes Opferholz dazu herzubringen als von edlen Bäumen, auch kein Zerrissenes, Hartes, kein Altes, dessen Geruch vergangen."

„Und jedesmal sei rein an Deinem Leibe und wasche Dich mit Wasser, ehe Du hingehst, auf dem Altar zu opfern; wasche Hände und Füße, ehe Du herankommst zum Altar. Und, wenn Du fertig bist mit dem Darbringen des Opfers, wasche Dich wiederum an Händen und Füßen, daß keine Blutspur sich an Euch zeige, noch an euern Kleidern. Hüte Dich sehr mein Sohn, mit dem Blute hüte Dich sehr; vergrabe es in der Erde, und esset kein Blut, denn es ist die Seele. Iß durchaus kein Blut."

Das Wichtigste aber von Allem ist die Feier des Sabbaths: „Jedermann, der diesen Tag entweiht, oder davon spricht, daß er an ihm eine Reise machen wolle, oder von allerlei Kauf und Verkauf, und der Wasser schöpft und es sich nicht am sechsten Tag zubereitet hat, und wer eine Last aufhebt, um sie aus seiner Hütte oder aus seinem Hause zu schaffen, der soll sterben. Ihr sollt keinerlei Geschäft am Sabbathtag thun, das Ihr euch nicht am sechsten Tag zugerüstet habt, um zu essen und zu trinken und auszuruhn

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