Las vnser werd geraten wol, was ein jeder ausrichten sol, Das vnser arbeit müh vnd vleis gereich zu deim lob, ehr vnd preis! Amen. 2. Der Abend-Segen. In Tono eodem. HJnunter ist der Sonnenschein, die finstre nacht bricht starck herein: Leucht vns, HErr Christ, du wares liecht, las vns im finstern tappen nit! Dir sey dand, das du vns den tag Womit wir han erzurnet dich, Durch deine Engel die wach bestell, VII. Aus M. Behe's Gesangbüchlin vom Jahre 1537. 1. Ein geystlich Bitlied gezogen aus dem Psalmen, De profundis clamaui ad te dom. Auß herßem grundt schrey ich zu dir, Deyn ohren Herr nehg du zu mir, Vnd meine bitt offnymme Denn so du wilt des haben acht, Wie vil der mensch hat sund vollbracht, Beh dir ist Herr der gnaden vill Die funden zuuergeben Herr dein gefaß ists rechte zhell Nach dem wir sollen leben Dein heylges wort ist allzeht war Mein feel daruff hat tröstet sich Dann Herr bey dir dem waren Gott Ist seer vil barmherzigkeyt Zuhelffen vns auß aller nott Byst du willig vnd bereht Du bist alleyn das höchste gutt Das Israel erlösen thut Auß seinen sunden allen. 2. Bff den heylig Pfingstag Kom heyliger geyst Herre Gott hehlges liecht won vns bey höchster tröster vnd heylgste lieb Durch dein gnaden vns vergyb In der Literatur gilt seit 1520 die Losung: Für oder gegen Luther. Die literarischen Bundesgenossen, die sich um den Reformator scharen, bezeichnen Namen wie Hutten und Hans Sachs; der Haß der Gegner erscheint verkörpert in dem ehrgeizigen und streitlustigen Franziskanermönch, der, überhäuft mit Ehren und Würden, von Kaiser Maximilian mit dem Lorbeer des Dichters gekrönt ward. Thomas Murner, seinem innern Wesen nach mit einem Kaisersberg, Brant u. a. eng verwandt, übertraf als Volksschriftsteller seine Vorbilder durch eine nicht selten dramatische Lebendigkeit der Darstellung sowie Kraft des Wizes und künstlerischer Gestaltung", aber er überbot sie auch an Derbheit. Murner wurde 1475 zu Straßburg geboren, studierte Theologie und die Rechte und wurde Guardian des FranziskanerKlosters seiner Vaterstadt. Sein vielbewegtes Leben führte ihn nach Frankreich, Polen, Italien und der Schweiz. In den von Seb. Brant gegebenen oder ähnlichen Formen dichtete er (1512-19) Satiren auf alle Stände. In der „Badenfahrt“ (1514) stellt er ganz in der Weise Kaisersbergs in einem durchgeführten Gleichnisse den Prozeß der christlichen Heiligung als ein Bad des Sünders dar, " wobei Christus als Bader wirkt. Von dem Narrenschiff Brants find die Schelmenzunfft" und die „Narrenbeschweerung" beeinflußt. Daß Murner bei Luthers erstem Auftreten die Refor mation mit einer gewissen Sympathie begrüßte, ist nicht unwahrscheinlich; aber sobald ihm der furchtbare Ernst der reformatorischen Bewegung klar wurde, da verwandelte er sich, der so keck Mißbräuche der alten Kirche und die Sünden ihrer Diener verspottet hatte, in den rüstigsten, aber auch derbsten Kämpen für die alte Kirche gegen die Neuerer. Jezt sah er in Luther nur den Revolutionär und überschüttete ihn mit einer Flut von Streitund Schmähschriften. Er verdeutschte 1522 Heinrichs VIII. gegen Luther gerichtetes Werk, unter dem Titel „von Bekennung der süben Sacramenten". In demselben Jahre erschien seine Streitschrift: „Ob der künig vsz engelland ein lügner seh oder der Luther" und in dem Gedichte „von dem großen Lutheri schen Narren", in dessen Eingang jedoch Murner ausdrücklich „Martin Luthers grose Sachen" anerkennt, schuf er die wirksamste, bissigste und einschneidendste Satire, die je gegen die Reformation erschien. Er „beschwor darin den großen lutherischen Narren“ und schnitt ihm aus seinem Leibe all die kleinen lutherischen Narren heraus, um sie dann als Luthers Bundesgenossen, mit dem Bundschuh voran, ihre Heldentaten verrichten zu lassen. Wie er stets eines Vorbildes bedurfte, benußte er auch hier für die Einkleidung die 1521 erschienenen „Fünfzehn Bundesgenossen" des christlich sozialen Volkspredigers Joh. Eberlin aus Günzburg, der, gleich Luther und Hutten, vom Gedanken der nationalen Unabhängigkeit Deutschlands von Rom erfüllt, als furchtloser Kämpe ebenso gegen geistliche Bedrückung wie den rücksichtslosen Feudalismus der weltlichen Herren aufgetreten war. Hier sowie in seinen anderen polemischen Schriften zeigt sich die persönliche Gereiztheit des von seinen Gegnern ebenso heftig angegriffenen Mannes und eine Roheit der Sprache, welche sein großes dichterisches Talent beinträchtigt. Aber dennoch wirkt M.'s Satire so sehr, weil sie nicht gegen rein Ersonnenes und Erlogenes |