zu ertheilen. Diesem Unheile kann freilich nur vom Staate selbst gesteuert werden und es steht zu ers warten, daß man bei Lehrerstellen, wo die Kenntniß des Hebräischen nothwendig ist, darauf eben so gut sehen werde, als auf das Lateinische und Griechische, wenn man nicht, da Allen Alles zu können unmög= lich ist, besondere Lehrer für dieses Fach anzustellen vorziehen möchte. Für den Theologen ist gewiß das Hebräische eben so nothwendig als Mathematik, und wenn er einmal eins von beiden entbehren soll, so wird Niemand anstehen zu entscheiden, welches? Doch man hat ja bereits in der neuesten Zeit diesem Gegenstande die gebührende Aufmerksamkeit gee schenkt und Verordnungen der königl. preuß. Konsistorien in den Rhein - Provinzen schårften nur erst voriges Jahr allen - Theologie - Studirenden ein, auf das Hebräische allen Fleiß zu verwenden und auch so dem Lehrer und den Lernenden die Lust, wenn es dem Erstern auch in einer Stunde gelungen seyn sollte, lebhaftes Interesse für den Gegenstand zu erwecken. In einigen Schulen fängt man wohl gar zu früh an, und das nüht eben so wenig. Man vers gleiche, was hierüber bereits Hr. Dr. Winer in seinem Programm bemerkt hat: Grundlinien einer Methodik des Elementarunterrichts in der hebr. Sprache. Leipz. 1819. in unfern Schulen werden, zufolge des Befehls des königl. Konsistoriums, die abgehenden Theologen im Hebräischen schriftlich und mündlich geprüft. Diese Konsistorialverordnung ist nun auch die nåhere Veranlassung zur Erscheinung des gegenwärti= gen Übungsbuches, nachdem der Verfasser bereits, in Privatstunden sowohl als bei'm öffentlichen Unterrichte an der Schule, schriftliche Übungen im Hebråischen mit gutem Erfolge veranstaltet und zu diesem: Behufe die evangelischen Perikopen größtentheils, doch nach einem etwas anderen Plane, bearbeitet hatte. Auf den Rath des Herrn Dr. Biner nämlich ließ ich einen zweiten Theil, der die hebr. übersehung für Lehrer, mit Sprachbemerkungen, Vergleichung ähnlicher Stellen u.. saw.・・ versehen, enthalten sollte, wegen des daraus entstehen könnenden Mißbrauchs weg und nahm dafür einige Bemers kungen in die Phrasen unter dem deutschen Texte auf, arbeitete überhaupt das Ganze noch einmal durch. So gebührt also, wenn an dem Buche ets was Gutes ist, ein großer Theil desselben diesem verehrten Manne, für dessen Güte und fernere Unterstühung ich demselben hiemit öffentlich zu danken um so mehr mich verpflichtet fühle, da Er mit eben so großer Bereitwilligkeit auch den schwierigen Druck zu leiten übernommen hat. Daß übrigens ein solches Übungsbuch immer mehr Bedürfniß werde, zeigt die voriges Jahr er= schienene zweite Auflage von Weckherling Materialien zu Übungen in der hebråischen Sprache (die erste erschien 1811). Zweierlei indeß desiderirt man an diesen Materialien, einmal, daß die grammatischen Hinweisungen nur auf den Gebrauch von des Verfassers eigner Grammatik und nicht auch auf die von Gesenius berechnet find, und zweitens, daß sie zu wenig neutestament= liche Stücke enthalten, die doch, aus von selbst sich ergebenden Gründen, die passendsten und zweckmäßig= sten sind, da allerdings die schriftlichen Übungen in der hebr. Sprache eine andere Tendenz haben müssen als die lateinischen und griechischen Stilübungen. Gegenwärtiges Werk enthält daher nur neutestamentliche Stücke, und zwar wählte der Verfasser gerade die jährlichen evangelischen Perikopen, weil die Gewohnheit, sie als geschlossene Ganze zu be= trachten, für diesen Zweck, wo die Auswahl freistand, dieselben am meisten zu eignen schien und es hier nicht darauf wankam, durch den Inhalt der Übungsstücke einen andern Nebenzweck zu erreichen. Ich gestehe übrigens recht gern, daß mich zuerst Hutter durch seine: Lectiones Evangeliorum et Epistolarum Ebraicae etc. Norimbergae 1601, auf diese Idee geleitet hat. Die Luther'sche übersehung zog ich dem griechischen Texte sowohl als andern übersehungen vor, weil die Einfachheit derselben sich am genausten dem he= bräischen Sprachgebrauche anschließt, und ich habe sie aus dem Grunde unverändert gegeben; denn Ausdrücke wie: durchgebracht für umbracht; eiligst statt (auf das Gebirge) endelich; Hof= beamter statt Königischer, ohne Essen für ungessen und dergleichen dürfen wohl kaum als Veränderungen bemerkt werden. Die zum übersehen nöthigen Wörter haben ihren Plak gleich unter dem Texte erhalten und bilden nicht, wie in den Materialien von Weckherlin, ein Lexikon, weil der Verfasser aus Erfahrung weiß, daß auch das extemporåre mündliche Übersetzen sehr nüßlich ist, indem die Form, die laut gesprochen wird, im Gedächtnisse fester haftet, und überhaupt dabei vom Lehrer am besten bemerkt wer den kann, wo es noch nicht recht fort will. Wenn nämlich der Schüler blos schriftlich für sich überseht, wird manche Schwierigkeit geflissentlich von ihm umgangen, der er sich nicht gewachsen glaubt; finden aber neben den schriftlichen auch mündliche Übungen statt, so fällt dies weg, und er gewöhnt sich an Mannigfaltigkeit der Wendungen, in so weit dieß nämlich die kindliche Einfachheit der Sprache gestat= tet. Mündliche Übungen möchten aber auch in so fern nöthig sein, als in zahlreichen Schulklassen die schriftlichen für die Wichtigkeit des Gegenstandes doch zu selten angestellt werden können. Zur gründlichen Erlernung des Hebräischen dient ferner die übung, unpunktirte Såße zu vokalisiren, und deßwegen folgen auf die Perikopen unpunktirte Wörter und Stücke. Was nun zuerst die einzelnen unvokalifirten grammatischen Formen anlangt, so möchte sie der Verfasser als Vorübung zum übersehen aus dem Deutschen betrachtet wissen, da eine andere Stufenfolge von einfachen zu zusammengesetten Übungsstücken wohl für Schüler unterer Classen, die noch gar keinen Begriff vom Baue der Sprachen |