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vornherein für die christliche Gemeinde dichteten, läßt sich annehmen, daß nicht bei allen Psalmen der liturgische Gebrauch seitens der Synagoge von den Dichtern ursprünglich intendiert gewesen sein müsse. Es läßt sich denken, daß viele Lieder erst wegen ihres allgemein religiösen Inhalts zu kultischen Liedern der Synagoge geworden seien. Dies läßt sich durch mehrere äußere Umstände beweisen.

Es ist nämlich eine allgemein anerkannte Thatsache, daß die liturgisch-musikalischen Zwecküberschriften so wenig von den Dichtern der Psalmen selbst herrühren als die Angaben, die sich auf Zeit und Entstehung einzelner Lieder beziehen. Jene liturgischen Anweisungen waren vielmehr gewissermaßen nur die Etikette, die den Liedern aufgeklebt wurde, um sie zur Aufnahme in das Gesangbuch der Ge= meinde geeignet zu machen (s. auch Staerk, Z. A. T. W. 92, S. 146). Wenn es aber solcher äußeren Hinzufügungen bedurfte, um die Psalmen erst als kultische Lieder kenntlich zu machen, so liegt darin implicite die Möglichkeit, daß die betreffenden Lieder zunächst anderen als den bloß kultischen Interessen der Gemeinde dienen sollten. Zu diesem Resultat führen noch einige andere Erwägungen.

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Der Psalter enthält eine Reihe Lieder, die nachweislich nicht im Originalterte überliefert sind; Beweis dafür sind die alphabetischakrostichischen Psalmen, z. B. 9/10, 25, 34, 37. Einzelne Buchstaben des Alphabets stehen hier teils nicht an ihrer ursprünglichen Stelle, teils finden sich Lücken in der Reihenfolge. Zuweilen kehrt innerhalb des Psalters derselbe Psalm in teilweise abweichender Gestalt wieder, z. B. Ps. 14 als 53; 40, 13-17 70; 57, 8 bis 1260, 7 14 108. Bei anderen Liedern ist ihr gegenwärtiger Text teils durch Um- oder Überarbeitung, teils durch Zusammenlötung gleich oder ungleichartiger Elemente, teils durch er= weiternde Zusäße (vielleicht auch durch Streichungen) zu stande gekommen. Auf die erste Weise ist z. B. Ps. 9/10 entstanden. Aus heterogenen Bestandteilen sind z. B. 19 (27+8

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(2

15),

12 18), 127

15) zusammen=

12 + 13 bis

18, 72, 84. Mit er

gesezt. Aus gleichartigen Teilen ist z. B. 7 18) gebildet. Überarbeitete Lieder sind Ps. weiternden Zusäßen sind z. B. Ps. 14 (7), 25 (22), 29 (11), 32 (11?), 34 (23), 51 (20, 21 wohl kaum!), 82 (8), 104 (1a + 35),

106 (1, 47, 48), 130 (7, 8), 131 (3) u. a. versehen. (Für das Einzelne verweise ich auf die Untersuchung der betreffenden Psalmen selbst sowie auf die Kommentare von Now. und Bthg.) Etwas Ähnliches findet sich in assyrisch-babylonischen Hymnen; auch hier sind ursprünglich getrennte Gedichte erst von den späteren Sammlern und Herausgebern verbunden worden, vergl. Zimmern, babyl. Bußpsalm. und Cheyne, the book of psalms 88 3. Ps. 19. Ein gleicher Vorgang begegnet uns auch in den Hymnen der Veden und in den Gādās im Zend-Avesta, cf. Cheyne, the orig. S. 213, Note k. Hat doch auch das evangelische Kirchenlied solche Perioden der Um- oder Überarbeitung erlebt, als man Lieder aus älterer Zeit einem jüngeren und fortgeschrittenen Gemeindebewußtsein nach Form und Inhalt anzupassen strebte. Ps. 45 ist ursprünglich ein weltliches Lied gewesen, wenn auch das religiöse Moment in ihm nicht ganz fehlte; es wurde wahrscheinlich zur Vermählungsfeier eines nicht-israelitischen Königs gedichtet. Wenn ein solches Lied nachträglich gottesdienstlichen Charakter erhielt, so war dies nur durch eine allegorische Umdeutung seines Inhaltes möglich. Außerhalb des

Psalters endlich finden sich vereinzelte psalmartige Lieder, z. B. 2. Sam. 1, 17-27; 23, 1-7; Jef. 38, 9-20; Ex. 15, 1-18; Deut. 32; Richt. 5, die vielleicht wegen ihres allzu starken persönlichen oder zeitgeschichtlich lokalen Tones von den Sammlern dem Psalter nicht einverleibt wurden.

Aus alledem ergiebt sich aber, daß die Psalmen für die erbaulichen Zwecke der Gemeinde ausgewählt, gesammelt und in vielen Fällen erst zurecht gemacht worden sind (s. bes. Stekhoven, Z. A. T. W. 89, S. 131 ff., auch Staerk, 3. A. T. W. 92, S. 146 f.). Das Verfahren der Herausgeber war eklektisch, kompilatorisch und glossatorisch. Bei manchen Liedern war die gottesdienstliche Verwendung erst durch eine allegorische Auslegung möglich. Die Psalmen haben also, ehe sie das Gesangbuch der Gemeinde wurden, eine Entwickelung durchgemacht. Die Lieder sind zum Teil nicht mehr in ihrer Originalgestalt erhalten, sondern kultischen Bedürfnissen konform gemacht, ja vielleicht nach solchen Prinzipien nivelliert worden. Wenn aber für diese Zwecke eine Zurechtstuzung der Lieder erforderlich war, so folgt daraus, daß ihr ursprünglicher Sinn zum Teil ein anderer als der liturgische gewesen sein könne und müsse. Daher läßt sich

daraus, daß die Psalmen beim Kult verwendet wurden, noch nichts über ihren Ursprung und ihre eigentliche Tendenz erschließen. Thora und Propheten wurden auch im Gottesdienst der Synagoge verwendet. Daraus ergiebt sich aber über die ursprüngliche Bestimmung beider noch gar nichts (s. Sellin, de origine carm. quae primus psalterii liber continet 92, . 14). Die christliche Gemeinde singt eine Menge Lieder, die nachweislich mit ihren spezifisch kultischen Interessen ursprünglich nichts zu schaffen haben. Das Urteil Stades, Gesch. Jsr. II, S. 213, daß die Psalmen, wenn sie vom Kulte losgelöst würden, „nach Zweck und Veranlassung in rätselhafter Weise in der Luft schwebten“, ist daher, wenn er es, wie es scheint, auf sämtliche Psalmen angewendet wissen will, nicht zutreffend.

Gewiß sind eine Reihe von Psalmen ursprünglich mit Bezug. auf den Kult der Gemeinde gedichtet worden; ob für den vor oder nacherilischen kommt dabei noch gar nicht in Betracht; ebenso ist die Frage, in welchem Sinne das teilweise hier redende Ich zu verstehen. sei, zunächst irrelevant. So lehrt schon der erste Blick, daß z. B. Psalmen, wie 20, 21, 33, 81 ursprünglich gottesdienstliche Gesänge gewesen seien. Im Allgemeinen gehören hierher auch die Lieder, in denen der Besuch des Tempels und seines Dienstes den Mittelpunkt bilden, um den sich die Gedanken des Liedes bewegen (7 heißt Ps. 137, 3 ein einzelnes solches Lied), z. B. 5 (8), 15 (1), 23 (6), 24 (3, 7), 26 (6 ff.), 27 (4), 28 (2), 36 (9), 42/43, 46 (5), 48 (2, 10), 61 (5), 63 (3, 8), 65 (5), 66 (13), 68 (25), 84 (2, 3), 87, 93 (5), 95 (6), 96 (6), 99 (9), 100 (2, 4), 116 (19), 118 (19), 122 (1 ff.), 133 (3), 134 (1, 2), 135 (2), 138 (2), 140 (14), 147 (12), 150 (1). Die Psalmen ferner, in denen von Bezahlung der Gelübde und von Darbringung der Opfer die Rede ist, hängen irgendwie mit den kultischen Interessen der Gemeinde resp. eines Einzelnen zusammen, z. B. 22 (26), 27 (6), 54 (8), 56 (13), 61 (9), 65 (2), 76 (12), 116 (14, 17, 18). Endlich find die Psalmen, in denen die Gemeinde aufgefordert wird, Gott zu loben und zu danken, oder die am Anfange oder am Ende die Formel 728, und zeigen, als ursprünglich sakrale Lieder anzusehen, z. B. 92, 95-97, 98-100, 103-107, 111 bis 113, 115 (9, 10, 11, 18), 117, 118, 135, 136, 146-150 (f. auch Sellin S. 19). Denn das Amen und Hallelujahsprechen

ist Sache der Gemeinde, die sich zum Dienst am Heiligtum einfindet.

Nun finden sich aber Psalmen, z. B. 40, 7; 50, 7-15; 51, 18, deren Dichter offenbar einer opferfeindlichen Richtung unter den Israeliten angehörten. Solche Lieder sind vielmehr gegen als für den Kult verfaßt worden und sind troßdem in das Gesangbuch der Gemeinde aufgenommen worden. Andere Psalmen enthalten allge= meine religiöse Erfahrungsfäße oder Klagen über Verfolgungen durch Feinde, über die Gottverlassenheit des Sängers u. dergl., z. B. 11 bis 4, 6, 11-13, 16-19, 29, 32, 34, 35, 37-39, 41 u. v. ä. Wer möchte von solchen Liedern ohne Weiteres behaupten wollen, daß sie nur im Zusammenhang mit dem Kultus sich verstehen ließen? Es müßte denn von vornherein feststehen, daß Gottesdienst und Frömmigkeit bei den Israeliten eins gewesen seien.

Welches ist nun der ursprüngliche Sinn der einzelnen Psalmen? Die Frage deckt sich mit der anderen: wer ist das eigentliche Subjekt in den Psalmen? Sie bildet mit der anderen über das Zeitalter der Psalmen den Brennpunkt für die heutige Exegese des Pfalters.

Äußerlich betrachtet ist die in den Psalmen redende erste Person des Pronomens teils singularisch, teils pluralisch, teils wechselt „Ich“ mit „Wir“, resp. „mein“ mit unser". In etlichen Psalmen endlich tritt überhaupt kein selbstredendes Ich oder Wir auf. Zur besseren Übersicht lasse ich hier ein Schema der Psalmen folgen, das nach den eben bezeichneten Gesichtspunkten aufgestellt ist.

I. Jch-Lieder: 2, 3, 5-7, 9, 11, 13, 14, 16, 17 (?), 19 (b), 23, 25-28, 30-32, 35, 37-39, 41-43, 45, 49, 51-54, 56, 57, 61, 63, 64, 69, 70, 73, 77, 83, 86, 88, 91, 101, 102, 104, 109-111, 119-121, 129-31, 138-40, 142, 143, 145, 146.

II. Wir-Lieder: 12 (nach dem verbess. Text V. 8), 21, 33, 46-48, 50, 67, 79, 80, 90, 95, 98-100, 105, 113, 115, 117, 124, 126, 132, 136, 147.

III. Gemischte Lieder: 4, 8, 18, 20, 22, 34, 36, 40, 44, 55, 59, 60, 62, 65, 66, 68, 71, 74, 75, 78, 81, 84, 85, 89, 92, 94, 103, 106, 108, 116, 118, 122, 123, 135, 137, 141, 144.

IV. Lieder, in denen ein Pronomen der 1. Person fehlt: 1, 10, 15, 24, 29, 58, 72, 76, 82, 87, 93, 96, 97, 107, 112, 114, 125, 127, 128, 133, 134, 148-50.

Un

Die Scheidung ist nur nach dem M. T. vorgenommen. erhebliche Abweichungen bei Smend, 3. A. T. W. 88, S. 49 An= merk. 1, sind mit Stillschweigen übergangen.

Am einfachsten fällt die Antwort bei Gruppe II aus. Es ist nirgends hier anzunehmen, wie ich schon vorweg nehme, daß das Wir nur ein großes "Ich" darstelle, der Dichter etwa von sich im Pluralis majestaticus spreche. Das Wir ist überall ein Kollektivum.. zu untersuchen ist aber, ob das Wir das ganze Volk, oder eine Gemeinschaft innerhalb desselben, einen politischen oder einen kultischen Begriff umschreibe, oder ob der Dichter zuweilen die Schranken des Volkstums durchbreche und sich mit der ganzen Menschheit per „Wir“ zusammenfasse.

Spricht hier der

Schwierig ist aber die Frage bei Gruppe I. Redende als Privatperson, als Glied seines Volkes, der Gemeinde oder der ganzen Menschheit? Identifiziert er sich mit irgend einer Mehrheit von Personen und ist nur gewissermaßen ihr Wortführer? Oder führt der Dichter unter der Maske des Jchs ein Kollektivum redend ein?

Alle diese Fragen, die sich zum Teil auch bei Nr. III und IV erheben, müssen sich aufdrängen. Selbst bei den Liedern, die irgendwie mit dem Kult im Zusammenhang stehen, ist die Frage nötig: betet hier ein Einzelner oder die Gemeinde? Es ist klar, daß die Beantwortung dieser verschiedenen Fragen von der einschneidendsten Bedeutung für die gesamte alttestamentliche Religionsgeschichte ist. Denn es macht einen großen Unterschied, ob ich z. B. Ps. 16, 8 ff. auf einen Einzelnen oder auf ein Kollektivum deute, und im ersteren Fall etwa einen Hoffnungsschimmer des Frommen auf Unsterblichkeit, im anderen die Erwartung der Gemeinde, daß sie als solche nie untergehen werde, ausgesprochen finde; oder, um noch ein anderes Beispiel zu wählen, ob in Ps. 32 die Sündenvergebung nur der Gemeinde oder auch dem Einzelnen als Glied der Gemeinde zu teil werde.

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