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II. Geschichtlicher Überblick über die Deutung des Subjektes in den Psalmen.

Es stehen sich zwei Ansichten über das redende Subjekt in den Psalmen gegenüber. Die Differenz betrifft vor allem die Jch-Lieder.

daß der Psalter

Ihre Anhänger
Dabei ist wieder

Die eine Ansicht geht von der Thatsache aus, als Ganzes schließlich kultischen Charakter hatte. deuten daher das Jch als die Stimme der Gemeinde. eine doppelte Möglichkeit vorhanden: das Ich ist entweder die jüdische Gemeinde oder die Kirche. Diese Ansicht, die ich kurzweg die kollektivistische nennen will, ist die relativ ältere. Sie stammt aus der Zeit, als die heiligen Schriften für ihre Bekenner ausschließlich praktisch-religiöse Bedeutung hatten.

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Die andere Ansicht geht auf den Ursprung der Lieder zurück. Ihre Vertreter deuten daher was das äußerlich zunächstliegende ist das Ich vorzugsweise auf die Person des Dichters. Ich nenne diese Theorie die individualistische. Die Anfäße zu derselben würden sich schon in dem Psalter selbst finden, wenn es ganz sicher wäre, daß das den überschriften ein sogenanntes auctoris sei. Im Allgemeinen aber kam diese Theorie erst in Aufnahme, als man sich, besonders seit der Reformation, um ein geschichtliches Verständnis der Bibel bekümmerte. So gelangte man auf Grund der Verfasserüberschriften dahin, das Ich überall individuell zu deuten, indem man diese Theorie auch auf die anonymen Lieder anwandte (s. Smend, Z. A. T. W. 88, S. 57). In neuester Zeit wurde diese Auslegung der Psalmen besonders von Ewald, Hißig, Hupfeld (Nowack), Kamphausen, Delißsch, Graez u. A. aufrecht gehalten.

Die Anfänge der kollektivistischen Theorie reichen bis auf die LXX zurück. So überseßen sie z. B. Pf. 56 (LXX 55) die Überschrift: - mit ὑπὲρ τοῦ λαοῦ τοῦ ἀπὸ ἁγίων μεμακ ovuμévov, verstanden also unter der „Taube“ Israel vergl. Ps. 74,

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haben. Ähnlich wie LXX verfährt das Targum (z. B. bei Pf. 38, 56) und der Midrasch (vergl. Midr. Tehillim, A. Wünsche, Trier 92, z. B. bei Ps. 6, 13, 22, 23). Von der Synagoge wurde die kollektivistische Auslegung des Psalters in die Kirche verpflanzt. Ihr galten die Psalmen als von David im Geiste Christi und seiner Gemeinde gesprochen. In diesem Sinn haben Tertullian, Eusebius, Athanasius, Chrysostomus u. A. den Psalter ausgelegt, während der berühmte Ereget der antiochenischen Schule, Theodor von Mopsuestia, mehr der Deutung auf die jüdische Gemeinde zugethan war (vergl. Bthg. 3. A. T. W. 84, S. 93 ff. (Über einen Syrer, der auf Theodors Exegese fußt, s. Rahlfs und S. 31 ff.). Jm Mittelalter waren es die Koryphäen der hebräischen Sprachwissenschaft Raschi († 1105), Aben-Esra († 1167) und Kimchi († ca. 1235), die die Psalmen als Bekenntnisse der jüdischen Nation, in Vergangen= heit und Gegenwart, auffaßten.

Während unter den protestantischen Erklärern vor allem Calvin (1557) die individualistische Theorie begründete, wurde die andere von dem früheren Kollegen Melanchthons in Wittenberg, Esrom Rudinger 1580/81, wieder aufgenommen. Ihm folgten in neuerer Zeit unter anderen Rosenmüller und de Wette. Mit ihnen berührt fich in der Methode Hengstenberg, wenn er die Psalmen aus dem Herzen des idealen Gerechten gesprochen sein läßt, dabei aber vorzugsweise an die Kirche denkt. Mit aller Entschiedenheit hat es dann Olshausen in seinem auch in anderer Beziehung Epoche machenden Kommentar zu den Psalmen, Lpzg. 53, als seine Überzeugung ausgesprochen, daß in den Psalmen „nicht individuelle Verhältnisse und Empfindungen zum Grunde liegen, sondern die jedesmalige äußere oder innere Lage Israels, der israelitischen Gemeinde, zumal die des wahrhaft gottesfürchtigen Teils der Nation, der Gemeinde der From= men," Einl. S. 3.

Smend (3. A. T. W. 88, S. 49-147: Über das Ich der Psalmen) gebührt das Verdienst, daß er im Anschluß an Olshausen zum ersten Male die Theorie von der Deutung des Psalters auf die jüdische Gemeinde wissenschaftlich zu begründen und an dem konkreten Material durchzuführen sich bemüht hat. Er gelangt zu dem Ergebnis, daß weitaus die meisten Psalmen Gemeindefieder ab ovo, „höchstens Ps. 3, 4, 62, 73 und zulezt wohl auch diese Lieder

nicht“ Individuallieder seien (S. 142). Er urteilt richtig über Olshausen, wenn er sagt, daß dieser bei seiner Annahme, daß der Psalter makkabäisch sei und fast lauter Gemeindelieder enthalte, mehr von subjektiven Eindrücken sich leiten ließ, als daß er den positiven Nachweis für seine Annahme erbrachte (S. 59). Um seine Theorie zu rechtfertigen, weist Smend auf die zahlreichen Parallelen in den prophetischen, geschichtlichen und gesetzlichen Stellen des A. T.3 hin, in denen Israel als Individuum vorgestellt ist. Auch auf das Analogon des griechischen Chors macht S. für das Ich der Psalmen aufmerksam (S. 60), woran allerdings schon, wie ich finde, A. Mery, Joel 1879 S. 107 erinnert hat. Ohne daß Smend davon wußte, waren vor, zum Teil gleichzeitig mit ihm, ebenfalls unter dem Einflusse Ols= hausens, Ed. Reuß (le psautier ou le livre de cantiques de la synagogue Par. 75, 2. Ausg. 79 in seinem französ. Bibelwerk; vergl. jezt auch Reuß 2, Gesch. d. hl. Schriften A. T. § 478) und T. K. Cheyne (the book of Psalms 84 u. 88) im Wesentlichen zu demselben Resultat wie Smend gekommen, ohne im Einzelnen, besonders der lettere, und in der Ausdehnung, in der Sm. jene Anschauung konsequent durchgeführt wissen will, mit ihm übereinzustimmen. In seinem glänzend geschriebenen Werk: the origin and religious contents of the psalter, London 1891, hat Cheyne neuerdings sich wiederum zu seiner, unabhängig von Sm. gefundenen, Theorie bekannt und sie durch eine geschichtliche Untersuchung über die Entstehung des Psalters zu begründen gesucht, S. 258 ff. Er weist für das Jch der Psalmen auf den 2 bei Jes. 40—66, bes. 52, 13—53, 12 und Hiob hin, der ihm ein symbol of humanity, and especially of Israel S. 275 Note h ist. Im Allgemeinen teilt Chey. den Standpunkt Sm.3, tadelt aber an ihm die Übertreibung eines richtigen Prinzips S. 277, Note o; er will durchaus nicht alle persönlichen Momente in den Psalmen ausgeschlossen haben; ja für Stellen wie Ps. 6, 5 f.; 30, 10; 88, 11 ff. bemerkt er geradezu such expressions could not have been assigned to the nation, if they had not first been uttered by individuals . 385. Daß in den Psalmen die Gemeinde rede, ist auch die Ansicht Stades, Gesch. Jsr. II, S. 213 f.; er glaubt, daß dies besonders aus der Verwendung der Lieder im Kulte hervorgehe. S. 214 giebt Stade aber zu, es sei denkbar, „daß individuelle Lieder unter ihnen seien,

wie ja eine Gesamtheit sich das Lied eines Einzelnen aneignen kann, wenn dasselbe für das rechte religiöse Empfinden jedes Einzelnen in der Gesamtheit typisch ist." Ähnlich äußert sich Stade in seinem hochwichtigen Aufsatz in der Zeitschr. f. Theol. u. K. 92, S. 369 ff., die messianische Hoffnung im Psalter (einer weiteren Ausführung des von ihm in s. Gesch. Jsr. II, S. 215 ausgesprochenen Sazes „der Psalter ist das messianischste Buch des alten Testamentes"). Er faßt die Psalmen als Bekenntnisse des Gemeindeglaubens auf, obwohl es nicht unmöglich sei, daß in ihnen individuelle Frömmigkeit zum Ausdruck komme. Für die Einzeleregese der Psalmen sind die Gedanken Olsh.s und Sm.3 in besonnener Weise von Baethgen in seinem Kommentar zu den Psalmen 1892 verwertet worden, indem er zugleich auch auf Theod. v. Mops. zurückgreift. Smend endlich selbst hat in seinem genial entworfenen Lehrbuch der alttestamentlichen Religionsgeschichte 1893 S. 376 sich im Wesentlichen mit den Ausführungen Cheynes einverstanden erklärt, vermißt aber bei ihm die Anerkennung seiner Personifikations- (Masken oder Rollen) Theorie. Im Einzelnen scheint Smend seine eigenen früheren Annahmen in etwas modifizieren zu wollen, so z. B. wenn er Hiob jezt unter dem Kapitel „der jüdische Individualismus“ behandelt S. 473 ff., während er noch 3. A. T. W. 88, S. 54 hinter Hiob ein Fragezeichen sezte, also n. d. Zuschg. nicht abgeneigt schien, in Hiob etwa eine Verkörperung der Nation ähnlich dem Ich der Psalmen anzunehmen; oder wenn er S. 257 vergl. mit 3. A. T. W. 88, S. 64 (ähnlich wie Duhm), Jes. 53 jezt von einem einzelnen Märtyrer verstanden haben will.

Aber die Ansicht Sm.s, daß in den Psalmen überall nur die Gemeinde rede, ist von vornherein auch auf lebhaften Widerspruch gestoßen. So hat Nowack in der 3. Auflage von Hupfelds Psalmenkommentar Einl. S. X f. besonders hervorgehoben, daß der Einzelne in den Psalmen sich oft genug von der Gemeinde unterscheide. Richtig sei nur, daß das Ich zur Zeit, da der Pfalter das Gesangbuch der Gemeinde war, auf diese bezogen wurde. Mit Recht bemerkt ferner Stekhoven Z. A. T. W. 89, S. 131-35, daß die Psalmen in vielen Fällen für den Gemeindegebrauch erst äußerlich nugbar gemacht worden seien (vgl. auch Staerk, 3. A. T. W. 92, S. 146), daß Smend den Psalter wohl als das Gesangbuch der Synagoge erkläre, aber den ursprünglichen Sinn vieler Lieder vergewaltige. Als zwei schwerwiegende Fehler in der Hypothese

Sm.3 (zugleich damit Re.s und Chey.s) erkennt Sellin, de origine carminum quae primus psalterii liber continet 1892, S. 26 f., daß Smend es unterlassen habe, seinen Begriff „Gemeinde“ näher zu explizieren; soll er eine ecclesiola in ecclesia, die Gemeinde der Frommen, das Volk als politische Einheit oder dergl. umschreiben? Mit diesem Fehler hat Sellin in der That entdeckt, daß der ganzen Theorie Sm.s die methodische Unterlage fehle. Als den andern Fehler bezeichnet Sell., daß Sm. von der unbewiesenen Vorausseßung ausgehe, daß sämtliche Psalmen von vornherein kultische Lieder gewesen seien. Treffliche Winke für ein richtiges Verständnis des Jchs in den Psalmen giebt Boussets Schrift, Jesu Predigt in ihrem Gegensage 3. Jdtm. Gött. 92, S. 16 Anm. Auch Rahlfs, * und 3 in den Psalmen 92, S. 82 Anm. 1, will nicht, daß in den Psalmen alles Individuelle ausgeschlossen werde. König, Einl. i. A. T. 93, S. 400 Anm. 1 läßt in vielen Fällen das Ich sich nicht auf die Gemeinde selbst, sondern auf jeden einzelnen jahwetreuen Israeliten beziehen; in anderen Fällen könne das Ich ursprünglich nur vom Dichter gemeint sein. Die Stellen aus Gesez und Propheten, in denen das Ich der Gemeinde syntaktisch gehörig vorbereitet sei, seien keine Analógie zu den Psalmen, in denen das Ich der Gemeinde meist ganz unvorbereitet auftreten würde. Cornills Einleitung (1. Aufl.) läßt leider das ganze Problem unberücksichtigt. Driver, Introd. to the literature of the old Testam. 91, S. 366 f., erkennt an, daß die Personifikation von Völkern, abgesehen vom Psalter, im A. Testament ziemlich verbreitet und darum gewiß auch zuweilen in den Psalmen angewendet sei. Aber in vielen Fällen sei der Sprecher ein Repräsentant seiner frommen Glaubensgenossen; er rede mit Ich im eigenen Namen und zugleich in dem der Übrigen. Sehr fein endlich bemerkt Smith 2, the old Testam. i. the Jewish Church 92, S. 189, daß die Dichter in vielen Psalmen ihre persönlichen religiösen Erfahrungen zum Ausdruck bringen, aber sie mit Absicht derartig verallgemeinern, daß jeder andere Fromme sich ihre Empfindungen ohne weiteres aneignen könne.

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