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Liege, gebe ich gern zu und werde später derartige Lieder anführen. Smend schließt somit das Individuum von der Empfindung in den Psalmen aus, und macht die (nacherilische) Gemeinde zur ausschließlichen Trägerin der Religion. Das Subjekt der Psalmen ist bei ihm

die eine unzerlegbare Größe a.

Wenn Smend Recht hätte, so würden wir es bei den Ichpsalmen durchweg mit erfundener (Werner, Lyrik S. 235) oder Rollenund Maskenlyrik (Scherer, Poetik S. 244) zu thun haben, da sich vom Standpunkt der S.schen Exegese aus mit Leichtigkeit zeigen läßt, daß auch die wenigen Lieder, die S. als eigentliche Individuallieder noch betrachtet, Gemeindelieder sein müssen.

In gewissem Sinne ist auch die Typisierung eines Einzelfalles eine Annahme einer Maske oder Rolle. Der Dichter spricht nicht durchweg im eigenen Namen, sondern er sucht wie alle anderen zu denken und zu reden. Aber er macht sich nur zum Sprecher der Gesamtheit, seine Erlebnisse sind vorbildlich für die Übrigen. Der Lyriker kann indessen auch ähnlich dem Dramatiker aus einer fremden Individualität heraus sich äußern. Er kann nicht bloß sein eigenes Inneres belauschen, sondern auch andere beobachten und erforschen. Er kann sich unter Absehen seiner Person ausmalen, wie ein Vorgang auf andere gewirkt habe oder wirken würde u. dergl. Reizt ihn solche Beobachtung anderer zur Behandlung im Liede, so entsteht eine in

dramatischer Form gehaltene Lyrik mit indirekten Erlebnissen. Das wirksamste Mittel der Darstellung ist auch hier die Rede per Jch. Das Ich kann teils eine einzelne Person, teils eine Zusammenfassung mehrerer Individuen sein. Wenn der Dichter dabei selbst hinter der redenden Person hervorschauen will, so nennt Scherer solche Lieder Maskenlieder; will er sich ganz verleugnen, Rollenlieder. Oft ist es bei dem einzelnen Liede schwer zu unterscheiden, ob es ein Rollenoder Maskenlied sei, ja, ob es im eigenen oder fremden Namen gesprochen werde.

Auf Grund des eben Gesagten ließen sich vielleicht die Überschriften von David“ u. a. in den Psalmen erklären. Die Dichter schrieben unter der Maske oder in der Rolle Davids, indem die eigene Situation mit der D.3 eine gewisse Ähnlichkeit zu haben schien. Oder die Überschrift sollte etwa besagen: so würde David gesprochen haben, wenn er sich in der Lage des Dichters befunden hätte (s. auch Ps. 90,

S. XLII). Die Form war eine leichte Maske, hinter der der Dichter selbst hervorblickte, wie etwa Goethe aus der Maske Hatems, die er sich selbst in den Suleika-Liedern vindiziert. Rollenpoesie ist z. B.

ferner Hiob. In der Rolle des Hiob schildert der Dichter das Leiden des frommen Israeliten resp. des Menschen. Auch die ganze Chokmahlitteratur gehört hierher. Es sind keine neuen Produkte, die auf alte Namen gefälscht, sondern aus der Rolle der Alten herausgedichtet wurden. Wir würden so der Notwendigkeit entgehen, die Überschriften in den Psalmen als müßige Erfindungen der Redaktoren oder Leser anzusehen.

Etwas andres ist es aber, wenn mit Smend angenommen werden müßte, daß die Psalmisten unter der Maske oder der Rolle des Ichs schlankweg die Gemeinde selbstredend einführten. Bei dieser Interpretation der Psalmen scheint S. vor allem durch die Ansicht beeinflußt zu sein, die er sich über das Wesen der nacherilischen Frömmigkeit gebildet hat. Darnach stehe nämlich der Begriff der Gemeinde im Vordergrunde des religiösen Bewußtseins dieser Zeit. Am Schlusse der allgemeinen Untersuchung komme ich darauf zurück, und will zunächst die äußeren Motive prüfen, durch die die Psalmisten zu obigem Verfahren veranlaßt sein sollen.

Smend beruft sich für seine Annahme, daß die Gemeinde in den Jchpsalmen rede, auf die Analogie von Stellen in prophetischen und geseglichen Büchern des A. T.3 (Z. A. T. W. 88, S. 60 ff.), in denen deutlich die Gemeinde in der Einzahl von sich rede oder angeredet werde. Doch kommt diesen Parallelstellen keine Beweiskraft zu. Denn das sind gelegentliche Personifikationen, wie sie auch bei den Dichtern. und Prosaikern anderer Völker vorkommen. Auch kann nach dem Zusammenhang dort kein Zweifel sein, wen der Autor mit der redenden oder angeredeten Person meine. In den Psalmen müßte sie meist erst erraten werden. Wenn der Dichter die Gemeinde der Frommen z. B. Ps. 3, 9; 5, 12; 7, 11b; 30, 5 gelegentlich in sein Empfinden mit hineinzieht, so braucht er diese doch nicht gleich zum ausschließlichen Subjekt der Rede zu machen. In Ps. 49 wendet sich der Dichter V. 2 an alle Völker der Erde, V. 3b an Arme und Reiche; darum find aber keine von beiden selbst am Worte.

Auch weder der 727 D. Jes.s (3. A. T. W. 88 S. 64) noch Hiob sind eine Parallele zu der Personifikation der Gemeinde in den

Ichpsalmen. Für den ersteren sehe ich von der Hypothese Duhms (Kom. 92) ab, die am besten von Smend (L. A. R., S. 260 Anm. 1) widerlegt ist, daß die 'v Lieder erst spätere Einschiebsel seien; vielmehr dienten sie dem Verfasser von Jes. 40-66 selbst schon als Vorlage für seine Paränejen. E mente auctoris ist der in letter Hinsicht ein Ideal, das der Dichter mit den Zügen aus dem Leben der Dulder des Exils, vielleicht eines besonders hervorragenden Märtyrers ausgestattet hat, und welches er der Gesamtheit und jedem einzelnen Frommen zur Nacheiferung vorhält. Es ist das Israel, der Idee nach. Als Ideal schwebt es aber über der Gemeinde, nur in einzelnen Frommen ist es bereits teilweise verwirklicht. Hiob ist eine von der Überlieferung gegebene Gestalt. Er ist weder eine Personifikation der Gemeinde der Frommen, noch Israels als Volkes. Alle drei Figuren haben in dem Buche ihre besondere Physiognomie. Aber wenn auch der Dichter des Hiob seinen Helden zunächst als Einzelnen leiden läßt, so verallgemeinert er doch die Züge derart, daß die ganze Schilderung zu einem Spiegelbilde für die Leiden des frommen Israeliten, ja des Menschen überhaupt wird (s. bes. Kuenen Theol. Tijdschrift 1873, S. 534: de persoon van Job is hem niets meer dan middel, of, juister nog: vertegenwoordiger van eene bepaalde klasse (de lijdende vromen) en van een problem (de rampspoed van den rechtvaardige en Gods gerechtigheid); auch Kleinert, St. u. Krit. 86, S. 271; Dillm. Hiob, S. XV u. Smend, L. A. R., S. 476.)

Für die Personifikation der Gemeinde in den Psalmen beruft sich Smend weiter (3. A. T. W. 88 S. 60 Anm. 2) auf den griechischen Chor, der öfter per Ich redend eingeführt werde. Doch auch dieses Beispiel beweist wenig. Denn einmal ist es fraglich, ob überall der ganze Chor gesprochen habe, oder zuweilen auch der Chorführer. Sodann benüßen die griechischen Tragiker, besonders Euripides, den Chor als Prediger ihrer Weltanschauung. Das Jch ist das des Dichters, der damit aus der Maske des Chors hervorschaut. wäre der Vergleich für den kultischen Vortrag der Psalmen zutreffend. Doch ist auch hier fraglich, ob überall die ganze Sängerklasse oder der einzelne Vorbeter gesprochen habe. Repräsentierte der per Jch Sprechende die ganze Gemeinde oder jeden Einzelnen in ihr?

Eher

Da die Pfalmisten überall an die Gemeinde als redendes Subjekt dachten, so bedienten sie sich nach Smend einer möglichst farblosen,

eine ganz andere Erklärung Kennen wir auch nicht die

aller individuellen Züge entbehrenden Darstellung (3. A. T. W. 88 S. 79, 93 u. ö., s. auch Reuß2 Gesch. § 478); konnten sie doch darauf rechnen, daß die vorausgesezte aber nicht weiter beschriebene Situation der Gemeinde den Zeitgenossen bekannt sei. Daß dieser Mangel an konkreten Einzelheiten in den Psalmen auch zuläßt, ist S. LXXXI ff. gezeigt worden. besonderen Umstände, unter denen der Psalmist dichtete, so doch er selbst. Der Psalmist dichtet aber zu allererst aus innerem Bedürfnis. Für sich selbst braucht er seine eigene Lage nicht zu exponieren oder detaillieren; und die übrigen, die er erbauen will, darf er nicht damit unterhalten, daß er ihnen mitteilt, ob er seine religiösen Empfindungen sigend oder liegend, zu Hause oder im Felde, bei der Arbeit oder Muße gemacht habe.

Schließlich glaubt Smend z. B. bei Pf. 6, 9; 7, 11; 13, 6; 22, 26; 28, 6; 30, 12; 31, 22, daß auch der Wechsel in der Stimmung, das plögliche Umschlagen von Klage in Jubel, sich nur durch die Annahme erklären lasse, daß hier überall die Psalmisten an die Leiden und Freuden der Gemeinde dachten. Diese falsche Annahme S. scheint mir wieder teils aus einer Nichtberücksichtigung allgemeiner lyrischer Geseze (doch f. Z. A. T. W. 88 S. 73), teils aus der Ansicht herzurühren, daß in den in Frage stehenden Stellen überall die messianische Zukunftshoffnung zum Durchbruch komme, deren Trägerin eben nur die Gemeinde sei. Daß auch der Einzelne als Glied der Gemeinde an dem messianischen Heil partizipiere, werde ich unten noch zeigen; ich habe es daher hier nur mit dem ersten Punkte zu thun. Nicht bloß das Angenehme sondern auch der Schmerz, das Unangenehme kann Gegenstand der Lyrik sein. Gerade die Psalmenpoesie ist besonders reich an Klagepsalmen. Das Aussprechen und Mitteilen des Traurigen zieht erfahrungsmäßig von der Empfindung des Schmerzes ab, zerstreut, erweckt die Teilnahme anderer und bringt so Linderung und Trost. Wenn der Dichter seinen Schmerz schildert, so befreit er sich von dem Reiz der Unlust und tauscht dafür das Gefühl der Erholung und Lust ein. So liegt in den Klagen ein Element des Vergnügens; es ist ein selbsterzeugter Phantasiegenuß, der eine vorläufige Stillung der Sehnsucht bringt (s. Scherer Poetik S. 84, 96). Wenn der leidende Fromme sich im Gebet zu Gott erhebt, so geschieht es nicht in logisch fortschreitenden Gedankenreihen,

sondern er verseßt sich unmittelbar an sein Ziel. Der lebendige Glaube durchbricht mit elementarer Gewalt die Schranken des logischen Denkens. Mit der Schilderung seiner Not appelliert der Gläubige an das Herz Gottes. Indem er ihm sein Anliegen ausspricht, wird er sich seiner Teilnahme und Hilfe gewiß. An der Verheißung, daß Jahwe das aufrichtige Gebet der Seinigen erhöre, findet diese Hoffnung noch eine besondere Stüße. Das geahnte Glück erscheint dem Betenden bereits als wirklich. In dieser Vorspiegelung künftiger Lust findet er einen reichen Ersaß für die traurige Gegenwart, in der er lebt. Je größer die Not, desto näher die göttliche Hilfe. Er sieht sich diese bereits zu teil geworden, und antezipiert so schon den Dank dafür. Die Klage löst sich in Jubel auf. Begann der Psalm mit der Darstellung von Unlustreizen, so klingt zum Schluß der anfänglich disharmonische Akford in einen harmonischen aus; das Gedicht schließt mit einem versöhnenden Endzustande, mit einem Ausbruch in hellen Lobgesang z. B. Pf. 22, 23 ff.; 69, 31 ff.; das Gemüt kehrt in die Gleichgewichtslage zurück (s. Dilthey S. 377, 381). Veranlaßt umgekehrt erfahrene Hilfe den Psalmisten zum Dank, so knüpft er daran bereits die Bitte, ihn in ähnlichen Nöten, wie die eben bestandenen, oder in noch vorhandenen anderen nicht zu verlassen und stimmt somit die Töne der Freude zur Demut herab. So macht das Gefühl des Dichters eine Metamorphose durch, und durch diese Umbildung wird ein wohlthuender Einklang des Ganzen erzielt. Die verschiedenen Schwingungen in der Seele des Dichters klingen wie auf einem Resonanzboden in der Seele des Hörers fort. Seine Phantasie bildet aus den Worten das Erlebte nach und wird so in ähnlichem Maße wie die des Dichters erschüttert und beruhigt. Unter diesen lyrischen Gesezen stehen auch die Psalmen. Darauf beruht es, daß die individuellen Klagepsalmen auch auf jeden Frommen von heute die eben beschriebene psychologische Wirkung haben, wie dies z. B. von Baethgen, der sonst meist der kollektivistischen Theorie Smends folgt, bei Pf. 6 sehr richtig anerkannt wird.

Smend läßt die Personifikation der Gemeinde ungeheuer oft angewendet werden (ca. 50%). Er ist darum genötigt, den ganzen Psalter allegorisch auszulegen und erblickt in der grundsäßlichen Abwendung von der allegorischen Exegese eine Verirrung zu einer falsch historisierenden und andererseits zu einer rationalisierenden Psalmen=

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