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ein göttliches Wesen hervorgehen. Die vorhandene Form des Naturgebäudes ist das optische Glas, und alle Thätigkeiten der Geister nur ein unendliches Farbenspiel jenes einfachen göttlichen Strahles!" Und die Theosophie fährt fort: Die Anziehung der Elemente brachte die körperliche Form der Natur zu Stande; die Anziehung der Geister, in's Unendliche vervielfältigt und fortgeseht, müßte endlich zur Aufhebung jener Trennung führen oder darf ich es aussprechen? Gott hervorbringen. Eine solche Anziehung ist die Liebe. Also Liebe ist die Leiter, worauf wir emporklimmen zur Gottähnlichkeit; ohne Anspruch, uns selbst unbewußt, zielen wir dahin!"

Wer sieht hier nicht den offenen sonnenklaren Spinozismus?

Ein Epigramm der Anthologie auf Spinoza lautet: „Hier liegt ein Eichbaum umgerissen, sein Wipfel thät die Wolken küssen; er liegt am Grund warum? Die Bauern hatten, hör ich reden, sein schönes Holz zum Bau vonnöthen, und rissen ihn deswegen um."

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Selbst die Laura-Oden wurzeln in dieser pantheistischen Grundlage. Suchen wir den Schwulst dieser Oden, in denen allerdings, um einen ihnen selbst entlehnten Ausdruck auf sie anzuwenden, die Gedanken oft des Verstandes Schranken überwirbeln, auf einen festen Wortlaut zurückzuführen, so ergiebt sich, daß all' das phantastische Hereinziehen des ewigen Ringganges der Planeten und aller Naturkräfte in diese Liebe (Phantasie an Laura), und all' das Erklären des Gluthverlangens aus dem Bewußtsein früherer Zusammen= gehörigkeit in anderen Welten (Geheimniß der Reminiscenz) nichts ist als die verzerrte Anwendung der Säße und Gedanken, welche jene Theosophie über Gott, Welt, Liebe und Aufopferung aufgestellt hat. Den Schlüssel der Laura - Oden enthalten die Worte, welche Schiller am 14. April 1783 ganz im Sinn seines Julius an Reinwald schrieb: Gleichwie keine Vollkommenheit einzeln existiren kann, sondern diesen Namen nur in einer ge= wissen Beziehung auf einen allgemeinen Zweck verdient, so kann keine denkende Seele sich in sich selbst zurückziehen und mit

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sich begnügen. ... Der ewige innere Hang, in das Nebengeschöpf überzugehen oder dasselbe in sich hineinzuschlingen, es anzureißen, ist Liebe. Und sind nicht alle Erscheinungen der Freundschaft und Liebe vom sanften Händedruck und Kuß bis zur innigsten Um-armung so viele Aeußerungen eines zur Vermischung strebenden Wejens ?“

Keine Frage, daß Schiller diese Spinozistische Sinnesweise erst aus zweiter Hand hatte. Dies beweist die ganze Art sowohl der wissenschaftlichen wie der dichterischen Darstellung, die nur sprunghaft, nicht folgerichtig durchgebildet, nur ahnende Anempfindung, nicht tief innerliches Besißthum ist. Auch zeigt Schiller's Briefwechsel mit Körner, daß er noch im Jahre 1787, als er Herder's Werk über Gott" kennen lernte, von Spinoza nur sehr allgemeine, undeutliche Vorstellungen hatte.

Ein fernerer, für die Erkenntniß von Schiller's philosophischer Denkweise wichtiger Umstand ist, daß das Thema der religiösen Denk- und Gewissensfreiheit sich jezt mehr und mehr in seine dramatischen Pläne drängte.

Als sich Schiller in Bauerbach aufhielt, schwankte er zwischen einem Trauerspiel „Friedrich Imhof“ und „Maria Stuart“. Wir haben keinen Anhalt, welche Persönlichkeit unter Friedrich Imhof gemeint ist; aber sicher ist, daß es ein religionsgeschichtlicher Stoff war. In einem Briefe vom März 1783 bittet Schiller seinen Freund Reinwald um Bücher über „Jesuitenwesen, Bigottismus und Religionsveränderungen, über seltene Verderbnisse des Charakters und unglückliche Opfer des Spiels, über Inquisition und Bastille", mit dem Zujah, er brauche diese Bücher, weil er nunmehr mit starken Schritten auf seinen Imhof losgehe. In der Geschichte Maria Stuart's liegt der Gegenjaz des Protestantismus und Katholicismus offen vor Augen; dieser Gegensah würde jezt vom jungen Dichter in einer ganz anderen Weise zum Nerv seiner Dichtung gemacht worden sein als es von ihm auf der Höhe einer Kunstbildung geschah, auf welcher er mit den politischen und religiöjen Kämpfen seiner stürmenden Jugendzeit nichts mehr gemein

hatte. Ueber Imhof und Maria Stuart siegte zulezt Don Carlos. Der erste Entwurf von 1783, ein mit zwingender Logik und scharfer Berechnung aufgestelltes Schema, hat sich erhalten. Wir befinden uns hier noch ganz in der polemischen Richtung der vorangegangenen Jugenddramen; nur nach der Seite des Religiösen und Kirchlichen. Die unglückliche Liebe des Infanten zur Königin sollte nur die Unterlage bilden zur farbenvollen Schilderung der geistlichen Tyrannei, wie sie in Spanien unter Philipp II. wüthete. Carlos sollte schuldlos als das Opfer pfäffischer Intrigue und Bosheit fallen, wie Ferdinand in Kabale und Liebe schuldlos als das Opfer staatlicher und gesellschaftlicher Tyrannei fällt. Noch nicht der Kampf weltbewegender geistiger Mächte, sondern das traurige Erliegen des Einzelnen unter roher Gewalt! Am 14. April 1783 schreibt Schiller an Reinwald, er wolle es sich in diesem Drama zur Pflicht machen, in der Darstellung der Inquisition die prostituirte Menschheit zu rächen und ihre Schandflecken fürchterlich an den Pranger zu stellen. Schiller sezt hinzu: „Ich will, und sollte mein Carlos auch für das Theater verloren gehen, einer Menschenart, welche der Dolch der Tragödie bis jezt nur gestreift hat, auf die Seele stoßen."

Tiefgreifende innere und äußere Verwicklungen änderten allmählich den Plan des Don Carlos von Grund aus. Es ist leicht zu sehen, daß Vieles von den Ideen und Studien, die ursprünglich für Imhof und Don Carlos bestimmt waren, später in Schiller's Geisterscher übergegangen ist.

2. Freigeisterei der Leidenschaft.

die Freude.

Resignation. An

Seit Schiller's Flucht aus Stuttgart, am 22. September 1781, war sein Leben ein sehr gedrücktes und unstetes. Der bunteste Wechsel der Aufenthaltsorte; zuerst in Mannheim, dann in Eggersheim, dann in Bauerbach bei Meiningen, zuletzt als Theaterdichter wieder in Mannheim. Mitten unter den begeistertsten und auf

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regendsten Arbeiten die quälendsten Nahrungssorgen; mehr mal standen düstere Selbstmordgedanken vor seiner Seele. bei unläugbar alle Leichtfertigkeiten genialer Jugend. Auf die Mannheimer Zeit bezieht es sich, wenn Schiller, als ihm Goethe die ersten Bücher von Wilhelm Meister's Lehrjahren schickte, am 9. December 1794 an Goethe schreibt, daß er die Treue des Ge= mäldes der theatralischen Wirthschaft und Liebschaft mit voller Competenz beurtheilen könne, da er leider mit beiden besser bekannt jei als er zu wünschen Ursache habe.

Und eben jezt sah sich der fünfundzwanzigjährige Jüngling wieder in neue Stürme geworfen, die sein tiefstes Leben durchschütterten.

Am 9. Mai 1784 lernte Schiller in Mannheim Charlotte v. Kalb kennen. Eine junge Frau von zartester und anmuthigster Schönheit; feinsinnig, geistvoll, schwärmerisch. Von herzlosen Ver= wandten war sie zur Heirath mit einem ungeliebten Mann ge= zwungen worden; er stand in der benachbarten Festung Landau in Garnison. Bald wurden Schiller und Charlotte v. Kalb von der innigsten Leidenschaft erfaßt. Schiller kämpfte den Kampf Werther's.

Das Gedicht „Freigeisterei der Leidenschaft“ stammt aus der ringenden Zeit dieser Liebe, obgleich es erst 1786 in der Thalia veröffentlicht und dort absichtlich in Bezug zu den phantastischen Laura-Oden gestellt wurde. In der Gedichtssammlung führt es die Ueberschrift „Der Kampf“. In der jezigen Fassung, die alles Verfängliche und Anstößige ängstlich ausgetilgt hat, ist es völlig farblos und unverständlich; in der ursprünglichen Fassung ist es wild und trogig, ganz im Sinn der Sturm- und Drangperiode nur das Recht der Leidenschaft gegen alle beschränkende Sagung behauptend.

Auch der Plan des Don Carlos gewann unter der Gewalt dieser Leidenschaft ein durchaus verändertes Ziel. Dieser zweite Plan liegt offen vor in den Bruchstücken, welche in der Thalia von 1785 und 1786 veröffentlicht wurden. Die Hauptbedeutung liegt nicht

mehr in den satirischen Angriffen auf Inquisition und Pfaffenthum, sondern auf der Liebe des Prinzen, „deren leisseste Aeußerung Verbrechen ist, die mit einem unwiderruflichen Religionsgesetz streitet und die sich ohne Aufhören an der Grenzmauer der Natur zerschlägt“, und auf der Liebe der Fürstin, „deren Herz, deren ganze weibliche Glückseligkeit einer traurigen Staatsmarime hingeschlachtet worden“. In der „Freigeisterei der Leidenschaft“ heißt es: „Woher dies Zittern, dies unnennbare Entsehen, wenn mich Dein liebevoller Arm umschlang? Weil Dich ein Eid, den auch schon Wallungen verlegen, in fremde Fesseln zwang? Weil ein Gebrauch, den die Geseze heilig prägen, des Zufalls schwere Missethat geweiht? Nein - unerschrocken trog' ich einem Bund entgegen, den die erröthende Natur bereut. zittre nicht Du hast als Sünderin geschworen, ein Meineid ist der Reue fromme Pflicht. Das Herz war mein, das Du vor dem Altar verloren; mit Menschenfreuden spielt der Himmel nicht!" Fast gleichlautend sagt Carlos: „Die Rechte meiner Liebe sind älter als die Formel am Altar.“ Der freigeistige Prinz wurde das Ebenbild des freigeistigen Dichters, die Königin Elisabeth erhielt die Züge Charlotten's. Die Tragödie wurde der Kampf des zügellosen Herzens gegen die Tyrannei der Ehe. Für Schiller, der überall auf die schärfften und schroffsten dramatischen Gegensäße ausging, mochte es etwas ganz besonders Verlockendes haben, daß dieser tragische Kampf zwischen Herz und Gesez zugleich ein Kampf zwischen Sohn und Vater war.

Mit diesen Richtungen und Stimmungen auf's engste zu= sammenhängend ist das Gedicht „Resignation“, das ebenfalls zuerst in der Thalia von 1786 erschien. Unter dem vorsichtig abge= messenen Ausdruck kommt der Gedanke nicht zu voller Durchsichtig= keit. Daher geschieht es wohl, daß Manche, durch den schlecht ge= wählten Titel verleitet, in diesem Gedicht die Forderung schmerzlicher Entjagung erblicken. Nicht aber eine Empfehlung, sondern eine Verwerfung der Entsagungslehre ist es, ein Aufruf zu Glück und Genuß. Eine abgeschiedene Seele, der des Lebens Mai abgeblüht ist, tritt vor den Thron der ewigen Vergeltung. Sie fordert den

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