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ich nicht alle in der Weise, wie sie hier hingestellt sind, für gehörig begründet halten kann. So, wenn es S. 313. heißt, daß Christus als die nächste historische Epoche seines Reiches die Zerstörung Jerusalems bezeichnet habe, håtte der Verfasser sich dafür wenigstens nicht auf Matth. 24. berufen sollen, sondern vielmehr auf Luk. 21., da bei dem ersteren Evangelisten auf bestimmte Weise von der Zerstörung Jerusalems nicht die Rede ist, sondern nur von der des Tempels und einer großen, über Judda kommenden Trübsal, und daran unmittelbar die Parusie des Herrn angeknüpft ist. Und wenn es dann weiter heißt, Christus habe an dieser Epoche (der Zerstörung Jerusalems) die allgemeinen Geseke der Geschichte, wornach sein Reich auf Erden sich in ungemessener Zukunft epochenmäßig entwickeln und vollenden werde, in einem gegebenen Falle anschaulich zu machen gesucht, es habe aber in den Verhältnissen gelegen, daß dieses Verhältniß des Reiches Gottes selbst von den Aposteln nur sehr nach und nach verstanden wurde, daß diese nur sehr nach und nach aus dem Geiste Christi begriffen, wie das Wiederkommen des Herrn ein fortwåhrendes in der Zeit, ein geistiges, unsichtbares und geschichtlich wahrnehmbares zugleich sey bis an das Ende der Lage, und daß, wie jeder Kampf feines Reiches den Sieg, so jede Unruhe und Angst desselben in der Welt die Sabbath= ruhe, jedes Leiden die Herrschaft und Herrlichkeit mitten in der Welt in sich schließe; wir könnten dieses Verständniß, diese substantielle Wahrheit der Weissagung Christi, selbst aus den Schriften der Apostel mit Hülfe der geschichtlichen Erfahrung und des entwickelten Geistes Christi in der Kirche erkennen, den Aposteln aber und ihren nächsten Jüngern fey nur gegeben gewesen, diese Wahrheit in einem dunklen Worte zu ahnen": so scheint des Verfassers Meinung die zu seyn, daß Christus von seiner Parufie immer nur in dem Sinne gesprochen habe, daß es ein fortwährendes, durch die ganze Geschichte seiner Kirche sich hindurchziehendes

Kommen seyn werde. Davon kann ich aber nur das für wahr oder höchst wahrscheinlich halten, daß Christus von seinem zukünftigen Kommen in verschiedenen Beziehungen gesprochen hat, und nicht immer von seiner letztendlichen Wiederkehr zur vollen Inauguration seines Reiches auf Erden, wo die Jünger seine Worte in dieser bestimmten Beziehung gefaßt haben. Auch hier aber hätte ich sehr gewünscht (s. oben S. 992 f.), daß es dem Verfasser gefallen hätte, was er hier so kurz andeutet und was gerade für das Verständniß und die Beurtheilung der Apokalypse von großer Bedeutung ist, genauer darzulegen und zu begründen, namentlich auch, wie seine Ansicht in den Schriften der Apostel selbst Bestätigung findet. Daß die neute= stamentliche Apokalypse,,das himmlische Jerusalem erst nach dem tausendjährigen Reiche in der verklärten Welterneuerung eintreten läßt, Cap. 21.", kann ich nicht mit dem Verfasser (S. 315.) an sich für wichtig halten, da sich der gleiche ethische und geistige Charakter der eschatologischen Vorstellung bei der Combinirung des neuen Jerusalems mit dem tausendjährigen Reiche denken läßt, wie bei der zeitlichen Trennung und Aufeinanderfolge beider. Und so möchte ich auch nicht gerade das als Beweis einer confusen, träumerischen, Irdisches und Himmlisches vermischenden Denkweise der etwas späteren Zeit bezeichnen (S. 317.), daß sie das himmlische Jerusalem in das diesseitige tausendjährige Reich mit aufnahm. Im Allgemeinen aber scheint mir, was hier über die nach dem glücklichen Anfange einer geistigeren Auffassung der chiliastischen Vorstellung in der kanonischen Apokalypse" doch sehr bald herrschend werdende ungeistigere, fleischlichere Weise der Auffassung dieser Vorstellung und den langen Kampf, den es kostete,,,ehe man nur wieder auf den Anfang der geistigeren Auffassung in der kanonischen Apokalypse zurückkam“, mitgetheilt wird, deßhalb nicht ganz an seinem Orte zu feyn, weil der geistigere Charakter der Vorstellung in unse

1002 Lücke, Verf. ein. Einl. in d. Offenb. d. Joh.

rer Apokalypse doch vorher sollte nachgewiesen seyn, wåhrend er hier nur behauptet oder vorausgesetzt wird. So auch z. B. S. 319., wo es heißt, daß von jener Be schränktheit und Ungeistigkeit nur eine richtigere Auslegung der kanonischen Apokalypse und ein Verständniß des chiliastischen Gedankens derselben aus dem Princip und Zusammenhange des gesammten christlichen Glaubens befreien konnte, wobei eben die Frage ist, was hier ohne Weiteres vorausgesezt erscheint, ob und wie weit der chiliastische Gedanke der Apokalypse dem Principe des gesammten christlichen Glaubens wirklich ganz entsprechend ist. Dasselbe möchte auch von dem weiter Folgenden zu urtheilen seyn, wo sonst sehr Lehrreiches und Schäßbares über den Montanismus und dessen Einfluß auf die Entwicklung des Chiliasmus, so wie über die Vertreter der geistigeren Richtung, die Alexandriner Origenes und Dionysius, über den Lactanz und den Augustin vorgetragen wird (S. 321-333.). Um Schlusse des Paragraphen, wie des ersten Buches überhaupt, bespricht der Verfasser dann noch nachtragsweise“, wie er selbst mit Recht sagt, denn als ganz passend erscheint die Stellung allerdings nicht, welche diesem Gegenstande hier hinter dem übrigen Inhalte des Paragraphen gegeben ist, „zwei der apokalyptischen Litteratur mittelbar und theilweise angehörige litterarische Erscheinungen aus dem zweiten Jahrhunderte", die Testamente der zwölf Patriarchen und den Hirten des Hermas (S. 333–342.). Diese Schriften sollen, nach dem Verfaffer, deutlich zeigen,,,wie die apokalyptische Vorstellungsund Darstellungsweise die Litteratur dieser Zeit, besonders die judenchristliche, beherrschte und sich auch in anderen Litteratur zweigen geltend machte." Diese Behauptung lautet aber doch zu allgemein, deßhalb, weil diese beiden Schriften schwerlich als Repräsentanten der „anderen Litteraturzweige" betrachtet, vielmehr der apokalyptischen Litteratur selbst gar füglich beigezählt werden können,

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wenigstens dieser weit eher, als irgend einem anderen Litteraturzweige. Hinsichtlich des Hirten des Hermas urtheilt übrigens der Verfasser ohne Zweifel richtig, daß derselbe nicht später zu sehen sey, als in die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts; eher möchte er noch etwas früher fallen, in den Anfang dieses Jahrhunderts oder gegen das Ende des ersten, Bleek.

(Fortsegung folgt.)

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2.

Real Encyklopädie für die protestantische Theologie und Kirche, in Verbindung mit protestantischen Theologen und Gelehrten herausgegeben von D. Herzog, ord. Prof. der Theologie zu Halle. I. Band: A bis Beichtzettel. Hamburg (Rudolf Besser), 1854. 787 Seiten. gr. 8.

Das Werk, welches hier in seinem ersten Bande vorliegt und wovon auch der zweite nächstens zu seinem Abschluß gelangt seyn wird, gehört zu den Unternehmungen, die nicht nur über die Kräfte des Einzelnen, sondern auch, was ihre Ausführung in der Zeit betrifft, möglicherweise über die Schranken eines Menschenalters hinausgehen. Im Gegensatz zu den auf das Tagesbedürfniß berechneten Schriften müssen solche Werke einen monumentalen Charakter haben, der bedingt ist durch ihre universelle, nationale und über die Parteiinteressen hinausstrebende wissenschaftlich- kirchliche Bedeutung. Wohl hat das gegenwärtige Schriftwerk und soll es haben ein confeffionelles Gepråge, aber nicht in dem engen und verengenden Sinne, in dem heut zu Tage Viele das Wort nehmen, sondern einerseits wird es bei allem Festhalten an den protestantischen Principien fein Interesse an der katholischen Kirche nicht

verleugnen, insofern es auch das in ihren Bereich Gehörige berücksichtigt, andrerseits aber auch zu den confessionelten Gegenfäßen innerhalb des Protestantismus keine aus schließliche Stellung einnehmen. Es will aber auch nicht Unvereinbares vereinigen, sondern bei aller Mannichfaltigkeit der theologischen Ansichten und Richtungen an dem Grunde der einen Wahrheit festhalten, deren Lichtstrahl in verschiedenen Farben sich bricht, und so an seinem bes scheidenen Theile dazu beitragen, daß die Gott und Christo entfremdete Zeitbildung zur einigen Quelle der Wahrheit zurückgeführt werde".

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Der Gedanke an die Gründung eines solchen umfassenden Werkes ist auch nicht von gestern her. So weit Referent die Geschichte seiner Entstehung und Ausbildung kennt, so war der Plan dazu schon längere Zeit vorbereitet; es waren alle Einleitungen getroffen, schon eine beträchtliche Anzahl von Mitarbeitern gewonnen und schon mehrere Artikel ausgearbeitet, auch von solchen Theologen, die seither aus der Zeitlichkeit sind abberufen worden (wie de Wette, Rettberg), unter ihnen auch der Mann, der sich an die Spite des Unternehmens gestellt hatte (Schneckenburger), als die politischen Stürme des Jahres 1848, wie in vielen Dingen, so auch hier eine Stockung herbeiführten, die leicht das gänzliche Aufhören des Unternehmens zur Folge håtte haben können. Um so erfreulicher ist es, daß mit der Rückkehr des geschäftlichen Vertrauens auch hier die zerstreuten Kräfte sich wieder zusammengefunden und neue sich ihnen angeschlossen haben, das begonnene Werk wieder aufzunehmen, und um so dankenswerther, daß ein allgemein geachteter Theologe, dessen Leistungen auf dem kirchenhistorischen Gebiete alle Gewähr geben, mit seinem Namen, seiner Zeit und seiner Kraft als Redactor einzustehen sich entschlossen hat. Gebe Gott, daß nicht neue Störungen dem Sprüchwort rufen: Inter arma silent Musae.

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