ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

von Wort und Sacrament in Einem Gottesdienste wieder hergestellt, dieselbe jedoch unter der Ungunst der Zeiten in ihrer Integrität nicht erhalten können. Wie tief dieselbe aber im christlichen Bedürfniß wurzele, brauche ich nicht erst nachzuweisen. Denn was gibt es Höheres für ein Christenherz, als der Gemeinschaft von Leib und Blut seines Herrn theilhaftig zu werden! Und jede Verkündigung des Wortes dient nur dazu, dieses Bedürfniß lebendiger wieder zu erwecken! Daß diese Sitte nicht minder auch im Wesen des christlichen Gottesdienstes selbst begründet sey, ist von uns oben im theoretischen Theile bereits erwiesen worden.

Hiermit steht ein zweiter Punct, der uns in dieser Sache aus der Geschichte entgegentritt, in engster Verbindung, der nämlich, daß das Abendmahl wesentlich eine Feier der ganzen Gemeinde, der Gemeinde als solcher sey. Auch dieß sehen wir in der apostolischen Kirche bereits urbildlich verwirklicht. Und in den folgenden Jahrhunderten erhielt sich diese herrliche Sitte. Aber in Folge der durch das Eindringen der unbekehrten Massen in die Kirche entstandenen Erschlaffung des christlichen Glaubens und Lebens entschwand dieselbe allmählich. Die reformirte Kirche, in ihrem directen und ausschließlichen Rückgang zu dem in der Bibel gezeichneten Bilde der ersten Gemeinden, nahm diese Sitte wieder auf. Und sie hat wohl daran ge= than. Denn sollte die Gemeinde nur in der Gemeinschaft des Wortes Ein Ganzes vor dem Herrn seyn, und nicht auch, ja nicht vor Allem in der des Sacramentes? Und widerstreitet es nicht dem tieferen christlichen Gemeindege= fühl, daß die zur Betrachtung des Wortes versammelte Gemeinde vor der Feier des Abendmahls sich bis auf wenige Rückbleibende zerstreue?

Wollen wir deßhalb den evangelischen Gottesdienst auf biblischem Grunde und nach seiner historischen Entwickelung erneuern, so müssen wir bemüht seyn, diese doppelte christ

liche Grundidee zu verwirklichen: daß der Gottesdienst im Sacrament des heiligen Abendmahls gipfelt, und daß die Gemeinde als solche demsel ben beiwohnt. Aber wie diese Vereinigung der beiden Momente durchführen, da die Erfahrung uns sagt, daß nicht einmal jeden Sonntag überhaupt Abendmahlsgåste fich einfinden, geschweige die ganze Gemeinde dazu zu vermögen sey? Dieß ist die schwierige Frage.

So viel liegt am Tage: diefe gottesdienstliche Idee zur vollen Darstellung gegenwärtig zu bringen, darauf müssen wir verzichten. Aber es wäre doch schon für einen Gewinn zu achten, wenn wir sie auch nur zur theilweisen Darstellung bråchten und durch die Macht der Sitte bis zu immer vollerer Verwirklichung im evangelischen Gemeindebewußtseyn festhielten. Und dieß scheint ́uns nicht unausführbar zu feyn. Wir gehen hiebei von der Betrachtung aus, daß jeder einzelne Sonntag nicht bloß für sich stehe, sondern zugleich ein Glied im Cyklus des Kirchenjahres sey. Wenn nun auch nicht jeden Sonntag die vollständige, Wort und Sacrament in sich befaf= sende, gottesdienstliche Feier von der Gemeinde gehalten wird, wenn sie aber doch an einzelnen ausgezeichneten Tagen des Jahres stattfindet, zu welchen die übrigen Sonntage in einem untergeordneten Verhältnisse stehen, so erhält die Idee des vollständigen christlichen Gottesdienstes als sacramentaler Gemeindefeier in der Gemeindesitte ihre Verwirklichung. Es würde hiermit ein ähnliches Verhältniß wiederkehren, wie es in den ersten Jahrhunderten bestanden hat. Anfänglich wurde in der christlichen Kirche die Communion tåglich, spåter bloß sonntåglich gefeiert. Dennoch hat diese Aenderung die Sitte der Gemeinde-Communion als des vollståndigen Hauptgottesdienstes nicht aufgehoben, sondern von nun an wiesen die werktäglichen unvollkommenen Gottesdienste auf den Sonntagsgottesdienst als ihre Vollendung, ihren Abschluß hin. In derselben Weise nun, wie also einst

die Gemeinde - Communion aus einer alltäglichen zu einer fonntåglichen geworden, so könnte sie jezt (um mich erst dieses allgemeinen Ausdrucks zu bedienen) aus der früheren sonntåglichen eine festtägliche werden, d. h. es würden im Jahre bestimmte Tage festgestellt, an welchen der Gottesdienst in seiner vollkommenen Gestalt, in der Einheit von Wort und Sacrament, begangen wird und die Gemeinde fich als solche ebenso an der Feier des Sacra: mentes als des Wortes betheiligt (mithin auch nach der Predigt zu jener als Ganzes versammelt bleibt). Die sonntäglichen Predigtgottesdienste aber, wo also nur Gemeinschaft im Wort, nicht auch im Sacrament besteht, würden als relativ unvollständige Gottesdienste auf jene großen Gemeinde-Communiontage als auf ihr Ziel, ihre Vollendung hinweisen, - was auch (wie wir unten noch zeigen werden) durch die Art ihrer Feier ausgesprochen werden kann. Zu solchen Tagen der Gemeindecommunion bieten sich am naturgemäßesten die hohen Festtage, Weihnachten, Ostern mit Charfreitag und Pfingsten, dar; und eben die sacramentale Gemeinschaft der Gemeinde mit ihrem Herrn würde. die entsprechendste Gedächtnißfeier an Ihn, den im Fleisch erschienenen, gestorbenen und wiedererstandenen, den gen Himmel gefahrenen und seine Segnungen ausgießenden Heiland bilden. Es håtte dann an diesen Tagen die Vormittagspredigt (schon aus Rücksicht auf die Dauer der ganzen Feier) die Geschichte des Tages nur in großen Zügen der Gemeinde vor die Seele zu führen, was im Grunde die Macht der Erbauung nur erhöhen würde, und dem Nachmittagsgottesdienste, sowie dem zweiten Feiertage bliebe die weitere Ausführung und subjective Anwendung ter Heilsgeschichte in der Predigt überlassen. Durch eine modificirte Weise der Distribution aber wofür in der Brúdergemeinde und in einzelnen reformirten Ländern Vorbilder gegeben sind würde die Ausführung solcher Ge= meindecommunionen innerhalb eines beschränkteren Zeitrau

[ocr errors]

mes möglich gemacht werden. Ein Anknüpfungspunct für diese Sitte ist in der Gegenwart bereits dadurch gegeben, daß in den meisten Gegenden an Charfreitag und Ostern wirklich bereits fast die ganze Gemeinde, wenn auch nicht als solche, zur Communion zu gehen pflegt. Von jenen feften Puncten der drei Hauptfeste aus, welchen sich als vierter noch der allgemeine Bußtag im Herbst anreihen ließe, könnten dann mit der Zeit die Tage der Gemeindecommunion sich nach den besonderen Verhältnissen und Bedürfnissen noch vermehren, wenn gleich freilich nicht zu erwar= ten ist, daß vor Aufrichtung der Herrschaft Chrifti in den lehten Zeiten die Vermehrung bis zur allsonntäglichen Abhaltung sich fortsehen werde a).

Man möchte vielleicht einwenden, daß durch diese Fest= stellung einer eigentlichen Gemeindecommunion dem Einzelnen 3wang angethan und das Abendmahl zu einer außerlichen Handlung abgesch wách t werde. Doch ist dem nicht also. Könnte man dann doch in ähnlicher Weise sagen, daß durch den sonntåglichen Pre

a) Theilweise aus dem gleichen Bedürfniß und Gefühl entsprungen und verwandt mit unseren Gedanken ist das beachtenswerthe Wort von Nitsch: „Allein vorzuziehen ist doch, daß die Com= munion nicht als ein Accidenz und Anhang des Predigtgottesdienstes, sondern als das Größte und Feierlichste der vor dem Herrn handelnden Gemeinde erscheine; vorzuziehen, daß, wenn das Umt Communion bietet und hålt, eine große, volle Ge= meinde sich nahe, damit nicht, was das Amt thut, als ein Werkdienst erfolge und der Ausfall der wirklichen Communion nur wie ein zufällig Zusammentreffen individueller Entschließungen anzusehen scy. Daher sind denn in weniger zahlreichen Gemeis nen lieber einzelne Tage des Herrn im Kirchenjahr, allmonatlich, allvierteljährlich, oder in den vorzüglich geeigneten Zeiten gegen Ostern und bis Pfingsten zahlreicher, gleichsam zu Com= munionfesten angesegt worden, eine Einrichtung, mit welcher der Gebrauch der Reformirten übereinstimmt." (Praktische Theologie II. 2. 2.: „Der evangelische Gottesdienst" S. 407.)

digtgottesdienst dem Einzelnen Zwang angethan werde. Dem Gläubigen aber ist der sonntågliche Predigtgottesdienst kein Zwang, noch ein Zuviel, und der Ungläubige bleibt weg. Das gleiche Verhältniß tråte bei den ständigen festtäglichen Communionen der Gemeinde ein. Sollte denn bei einer christlichen Gemeinde nicht vorauszusehen seyn, daß sie nach dem Leib des Herrn wirklich auch ein Verlangen habe, und ist ein dreimaliger Genuß im Jahre ein zu hẩus figer, so daß von daher eine Profanation des Heiligen zu besorgen wäre? Die seltene Begehung des heil. Abends mahls verleiht ihm nur eine abstracte Feierlichkeit; ein håufigerer Genuß mit frommen Gemüth dagegen führt großen Segen für die Gemeinde mit sich, ohne der Feier von ihrer heiligen Macht etwas zu nehmen. Insonderheit ist auch diese, wie andere heilige Sitten, eine angemessene stete Mahnung für die Gemeinde, als solche heilig vor dem Herrn zu wandeln; und der sonntågliche Predigtgottesdienst, welcher als unvollkommene Feier an das Postulat der sonntäglichen Gemeindecommunion erinnert, würde eben hiermit diese Mahnung unterstüßen, indem er der Gemeinde ihre Schwäche im Glauben factisch vorhielte.

-

Uebrigens ist hiermit keineswegs gemeint, daß sich die Abendmahlsfeier bloß auf diese Gemeindecommunionen be schránken solle. Sondern neben denselben behalten die Abendmahls feiern der jeweiligen kleineren Kreise von Communicanten (wie sie bisher bei uns bestanden haben) ihre fernere Bedeutung. Ja es kann hier womit einem tiefen Bedürfniß Vieler Genüge geschähe je nach dem Stand des Gemeindelebens die heilige Sitte bis zu jener Höhe fich fortbilden, daß allsonntäglich Abendmahl für kleinere Kreise stattfindet, was so lange weniger ausführbar gewesen, als diese Feiern die Bedeutung einer eigentlichen Gemeindefeier tragen sollten. Diese besondern Communionen (man könnte sie im Unterschied von der Ges meindecommunion Abendmahlsfeier nennen) würden sich

[ocr errors]
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »