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des Kirchenjahres überhaupt eingeführt werden, und in jedem neuen Jahre würde sie bei der Wiederkehr der einzelnen Zeiten davon wieder eigenthümlich und als von etwas Bekann= tem und Willkommenem in ihrem Gemüthe bewegt werden.

Dazu kommt ein weiterer, nicht gering anzuschlagender Gewinn. Auf diesem Wege nämlich würde der reiche Schatz von Liedern und Melodien, welchen unsere Kirche sich im Laufe ihrer geschichtlichen Entwickelung erworben hat, erst recht flüssig gemacht werden können, Von den herrlichen Liedern und Choralen, welche wir be sigen, sind die wenigsten im gottesdienstlichen Gebrauch, und sie würden es selbst dann nicht, wenigstens nur in geringem Maße seyn, wenn sie in unserm Gesangbuche, in unserm Choralbuche stånden. Denn in unserm sonntåglichen Gottesdienste finden je nur zwei Lieder, das Eingangs- und Predigtlied, hiermit auch nur zwei Melodien ihre Stelle; und wie beschränkt ist überdieß der Kreis der Eingangslieder! Als Predigtlied aber kann, da dasselbe in unmittelbarer Beziehung zum Inhalt der Predigt stehen soll, eine große Menge kaum gebraucht werden, unter ihnen zum Theil die schönsten, die wir haben, unsere Bet- und Loblieder, Dieß würde in Folge der Einführung von responsorischen und liturgischen Liedern anders werden. Denn außer dem Predigtlied bestånden dann liturgische Eingangslieder (meist von anderm Inhalt als die jezt üblichen) und an drei und mehr Stellen würden responsorische Liederverse gesungen. Indem nun diese Eingangs- und Responsorienlieder oder Lieders verse nach ihrem Inhalt und ihrer Melodie möglichst in Uebereinstimmung mit dem Charakter der jeweiligen Kirchenzeit gewählt sind, so erhellt, welch eine viel ausgedehntere Benutzung unser Lieder- und Melodienschat dadurch wird erfahren können. Dann würde es auch möglich werden, die herrlichen, uns jet leider abhanden gekommenen Grundgefänge der christlichen Kirche, wie das „Herr Gott, dich loben wir", das Magnificat, die Litanei u. f. w., in

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ihren alten, ergreifenden responsorischen Weisen unsern Got tesdiensten wieder einzuverleiben. Und es geschähe dieß Alles auf eine ganz natürlich sich ergebende, für die Gemeinde faßliche und unschwer auszuführende Weise.

Während aber auf diesem Wege unserer Kirche das Eigenthümlichste, was sie besitt, erst zu einem wahrhaft le= bendigen Gut erhoben wird (worin Niemand einen ge= sunden Fortschritt ihrer liturgischen Entwickelung verkennen wird), so bietet andererseits eben derselbe Weg uns die Möglichkeit dar, zugleich in eine lebendigere Gemeinschaft mit der ganzen alten Kirche zu treten. Denn nur theilweise sind die Responsorien in Liedform auszufüh, ren; zum großen Theile bestehen sie auch in kurzen Sprúchen, vor Allem in den Heilsgrundworten der Schrift, wie oben etliche sind angeführt worden. Da nun steht es in unserer Macht, von den liturgischen Formen der alten Kirchen, worin uns zum Theil Herrliches, worin uns Unvergängliches vorliegt, und zwar, wie von ihren Responsorien, so von den hiermit in Verbindung stehenden Gebeten freien Gebrauch nach dem Bedürfniß unserer Kirche, obwohl freilich auch nur im Sinne und Geiste unserer Kirche, zu machen. Ist nicht auch dieß für einen Gewinn zu achten? Und geziemt unserer Kirche nicht diese Freiheit und Weitherzigkeit, nach welcher sie, ohne ihren concreten, individuellen Boden zu verlassen, alles Wahrhaft-Christliche als zugleich auch ihr eigen betrachtet und, so weit es sich naturgemäß ihr einfügt, zu ihrem reicheren Aufbau in Dienst nimmt?

Diese Refponforien werden nun im Allgemeinen, wie gesagt, von der Gemeinde selbst gesungen, welche hierin ihren lebendigen Wechselverkehr mit dem Geistlichen vollzieht, Doch schließt dieß nicht aus, ja es ist zur Belebung, so wie zu reicherer Fülle und höherer Feierlichkeit, namentlich an Festtagen, zu wünschen, daß auch ein Chor, wie wohl nur mit Gesang, nicht mit Instrumenten, es seyen denn beglei

tende Posaunen, eingreife. Denn auch die heilige Kunst des Gesanges foll, so weit sie wirklich heilig und speciell kirchlich ist, eine Stätte in unserer Kirche haben. Eben durch die von uns vorgeschlagene Liturgie aber wird der Chor sich hinfort auch organisch dem Ganzen eingliedern können, während in unserm gegenwärtigen Gottesdienste Chorgesånge immer wie angeflickt stehen und leicht den Charakter einer Production annehmen, was nimmermehr seyn darf, wenn wir nicht den Kunstgenuß an die Stelle der Erbauung in der Kirche sehen wollen.

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Die responsorische Mitthätigkeit der Gemeinde mit dem Geistlichen ist also der eine Punct bezüglich der liturgischen Ausführung, auf welchen unsere Aufmerksamkeit sich richten muß. Ein zweiter ist die rechte, in evangelischem Geiste gehaltene Verbindung des gottesdienstlichen Symbols mit dem Worte. Diesen Punct will ich nur andeuten, und ich kann mich um so mehr hierauf beschränken, als ich vor Theologen rede, denen ich nicht erst die tiefe Bedeutung des Symbols und feine fegensreiche Wirkung auf das menschliche Gemüth darzuthun habe. Wenn die reformirte Kirche zur Zeit der Reformation so heftig gegen allen Gebrauch des Symbols geeifert und nicht bloß die symbolischen Handlungen und das Symbolische in Person und Sache, sondern selbst in Ort und Zeit zu tilgen gesucht hat, so läßt sich hiefür Manches zur Entschuldigung fagen; denn es ist bekannt, daß eben hieran der Werkdienst und selbst gößendienerische Neigung der katholischen Kirche sich vorzugsweise gehångt hat. Aber nachdem nun drei Jahrhunderte zu ruhigerer Betrachtung vorübergegangen, so sollten wir nicht fortfahren, wegen möglichen Mißbrauchs jede heilige Kunst von unseren Gottesdiensten ausgeschieden zu halten. Denn was entgeht dem Mißbrauch! Müßten wir dann im Grunde nicht selbst das Wort Gottes ausscheiden, mit welchem fürwahr der größte Mißbrauch auf den Kanzeln getrieben worden ?

Thöricht wäre es freilich und gefährlich, wenn wir uns wieder mit einem symbolischen Ballast beladen wollten. Eine weise Beschränkung hierin wird immer Sache unserer Kirche bleiben müssen. Und nie darf durch das Symbol das Wort zurückgedrängt werden oder gar das Symbol sich an die Stelle der Sache selbst sehen wollen. Aber diese Gefahr liegt unserer Kirche wahrlich so nahe nicht. Denn wo denkt ein Lutheraner, um es nur an Einem Puncte zu zeigen, wenn er von ,,Altar" redet und sich den Altar mit Crucifir und Lichtern schmückt, wo denkt er daran, eis nen Opferaltar im alttestamentlichen oder katholisch-priesterlichen Sinne darin zu sehen oder das Crucifir zum äußern Gegenstand seiner Verehrung zu machen! Und wenn die Abendmahlselemente mit aufgehobenen Hånden und dem Kreuzeszeichen gesegnet werden, wo verbindet er damit die katholische Unschauung, daß der Priester durch eine persönlich ihm inhärirende Kraft die Verwandlung des Brodes in Christi Leib bewirke! Wohl aber dient es seinem Ge müth zu wesentlicher Erhebung, wenn er das Bild seines Heilandes, den seine Seele liebt, auch sichtbar vor sich hat, und wenn ihm die Mittheilung des facramentalen Segens, nach dem sich seine Seele sehnt, zugleich durch die segnende Form der Handlung versinnbildlicht wird. Halten wir es doch auch sonst so, daß wir, was wir lieben, uns im Bild zu vergegenwärtigen suchen, daß wir unsere Rede mit der entsprechenden Geberde begleiten, daß wir den Ort unseres Handelns dem Charakter desselben gemäß zurichten u. f. f. Warum soll auf dem Gebiete des Heiligen diesem naturgemåßen innern Bedürfniß Gewalt angethan werden! Oder wäre das Heilige nur durch Abstraction und Unnatur als Heiliges zu bewahren? Ich muß sagen: mir scheint für unsere evangelische Kirche die größere Gefahr vielmehr nach dieser Seite der Vernüchterung zu liegen, wornach sie das Heilige von seinem natürlichen Boden des Rein - Menschlichen in abstracter Weise loslöst und aus der demselben we

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fentlichen Sphäre des Gemüthes (welcher das Leben der Phantasie nicht fremd ist) in die Sphäre des bloßen reflectirenden Verstandes verseht. Nothwendig entweicht hiermit die wohlthuende Wärme, die stille Innerlichkeit und die gesunde Triebkraft der Frömmigkeit. Hat doch selbst die reformirte Kirche hierin nicht confequent zu seyn vermocht und mit der Zeit viel Weggeworfenes an Symbolen wieder aufgenommen, ja bei dem ihr Liebsten von Anfang an des Symbols nicht entrathen können, wenn Zwingli nach Verlesung des Evangeliums ein Küssen des Buches anordnete. So ist auch in unserer Landeskirche einzelnes Symbolische als gottesdienstliche Sitte verblieben, indem wir uns zum Gebet erheben und die Hånde falten, indem das Vorgebet vom Altar, nicht von der Kanzel gesprochen wird und Aehnliches. Aber warum sich hierin geflisfentlich auf das Allerdürftigste beschränken und so die eingerissene Bernüchterung sanctioniren wollen! Warum, wenn man das Vorgebet vom Altar spricht, nicht auch das Gebet nach der Predigt dahin verlegen, warum, wenn man stehend zum Danke die Hände faltet, nicht auch zum Bußgebet auf die Kniee sinken, warum, wenn man an der Kanzel die Bilder der Evangelisten anbringt oder an der Orgel fingende Engel, warum es anstößig finden, daß auf dem Altar das Bild des gekreuzigten Heilandes stehe, welches Symbol doch auf jedes Christenherz die tiefste erbauende Wirkung ausübt, warum das Sprechen des Segens nicht auch mit einer segnenden Bewegung der Hand begleiten u. f. f.? Doch nicht deßhalb, weil es also Sitte der katholischen Kirche ist? Dieß wäre fürwahr ich weiß, Sie geben mir Alle Recht eine thōrichte Opposition. Ich bin weit entfernt, unseren Gemeinden Formen und Symbole aufzu nöthigen, welche sie nicht verstehen oder nicht wollen. Das Symbol hat seine erste Bedeutung als Ausdruck, als innerlich nothwendiger Ausdruck der frommen Bewegung des Gemüthes, und nicht als äußeres Mittel zum Zweck der

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