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auszusprechen, daß die Reden Jesu bei Johannes, so weit fie das A. T. berühren, mit der Darstellung in den drei ersten Evangelien im Wesentlichen übereinstimmen und durchaus keine Zweifel gegen die Glaubwürdigkeit des Evangelisten in Wiedergebung der Reden Jesu begünstigen.

6. Endlich schließen wir noch eine vergleichende Bez merkung an in Beziehung auf die Lehre des Apostels Paulus.

In der Wissenschaft ist die Ansicht stark vertreten, daß das Wesen des Christenthums, als etwas wirklich Neues, mit den beiden Folgerungen daraus, der Abrogation des mosaischen Gesetzes und der Universalität des messianischen Heils, eine Errungenschaft sey, die wir dem Apostel Paulus verdanken (vergl. z. B. Schwegler, Gesch. d. nachapost. Zeitalters. I, 152.). Ausgesprochen oder nicht, liegt die Voraussetzung zu Grunde, daß Jesus seine eigene Perfon und sein Werk noch ganz als innerhalb des Mosaismus und der israelitischen Nation fallend betrachtet habe. Allein dem widerspricht, was wir bisher gefunden haben, geradezu, und wir haben vielmehr alle wesentlichen Grundlagen der allerdings entwickelteren Lehre des Apostels Paulus in den oben erörterten Reden Jesu vor uns liegen.

Wir hoffen, auf keinen Widerspruch zu stoßen, wenn wir behaupten, die Hauptgedanken des Paulus in Bezie hung auf das A. T. und Gefeß bestehen in folgenden drei Puncten:

a. Die Relativität des mosaischen Gesetzes oder die Erkenntniß, daß das Gesetz, obwohl in sich selbst geistig, heilig, Liebe Gottes und des Nächsten als Centralgebot aufstellend (Röm. 7, 12. 14. 13, 9f.: λnowμα vóμov ý άɣáлn, vergl. Gal. 5, 14.), doch nicht im Stande ist, einen Menschen gerecht und selig zu machen (Gal. 3, 10f. 21: ἐν νόμῳ οὐδεὶς δικαιοῦται παρὰ τῷ θεῷ, ὁ νόμος οὐ δύναται ζωοποιῆσαι), vielmehr δίe boppelte Bestimmung hat, zur Erkenntniß der Sünde zu bringen

und, mittelst dessen, auf Chriftum vorzubereiten und zu ibm au treiben (tom. 3, 20: διὰ νόμου ἐπίγνωσις ἁμαρ τίας. Gal. 3, 24: ὁ νόμος παιδαγωγὸς εἰς Χριστόν). Daß das Gesetz nicht schlechthin vollkommen und zur Seligkeit ausreichend sey, beweist der Apostel besonders durch Hinweisung darauf, daß die Verheißung an Abraham, den Vater aller Gläubigen, noch ålter und ursprünglicher sey, als das mosaische Gesetz, welches lettere zwischen den Sündenfall und die Gnade, zwischen Verheißung und Erfüllung mitten eingekommen sey (Rôm. 5, 20: vóμos naQuiñε, vgl. 4, 13 ff., Gal. 3, 17 ff.).

b. Die Universalität der Heilsgnade in Christo Jesu. Paulus geht davon aus, daß Juden und Heiden gleichermaßen Sünder find, und daß in Hinsicht der Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit alle Menfen gleid fino (πάντας ὑφ ̓ ἁμαρτίαν εἶναι, Rom. 3, 9. 23.), wornach Israel, ungeachtet es den Bund, das Gesez, die Verheißung besißt, doch keinen wesentlichen Vorzug vor den Heiden hat (Róm, 2, 11 f.). Sodann führt er weiter aus, daß auch in Hinsicht der Gnade kein wesentlicher Unterschied zwischen Juden und Heiden sey (Róm. 10, 12: οὐκ ἔστιν διαστολὴ Ἰουδαίου καὶ Ἕλληνος, vergl. 3, 22, Gal. 3, 28.); denn das Evangelium ist eine Heilskraft Got tes für Juden wie für Heiden, Gott beruft zur Seligkeit die Heiden so gut als die Juden (Róm. 1, 16, 9, 24.), durch Christi Tod sind Juden und Heiden versöhnt und in seiner Gemeinde zu einer Gesammtperson vereinigt (Eph. 2, 13 ff.; 1 Kor. 10, 17. Ev 6ãμα).

c. Die evangelische Freiheit oder die Freiheit von Sünde und Gesetz durch die Gnade in Christo Jesu, welcher, unter das Gefeß gethan, uns davon erlöst und bes freit hat, so daß er des Gesetzes Ziel und Ende ist (Róm. 10, 4: τέλος νόμου Χριστός. Gal. 4, 4 f., 5, 1., φergl. 3, 23 ff.). Die Gläubigen, vom Geiste Chrifti erfüllt, stehen nicht mehr unter dem Gefeß, sind nicht mehr Knechte, son=

850 Lechler, das alte Testament in den Reden Jesu.

dern Kinder (Gal. 5, 18: ovn kotè vñò vóμov. Róm. 8, 15.; Gal. 4, 7.).

Für alle diese Gedanken nun finden wir in den oben erörterten Reden Jesu die Unknüpfungspuncte und wesentlichen Grundlagen. Daß das Geset (als dessen Summa Jesus selbst Liebe Gottes und des Nächsten erkennt, Matth. 22, 40.) nicht an sich schon vollendet und ein vollkomme nes Mittel des Heils sen, besagt der Ausspruch Joh. 5, 39., daß man nicht in der Schrift selbst, sondern nur in Jesu, von dem die Schrift zeugt, das ewige Leben habe, wie denn auch bei den Synoptikern Jesus das Gefeß als einen Weg zur Erkenntniß der Sünden und zu Christo selbst be= nußt, sich selbst dagegen als Erfüller des Geseßes, d. h. als Ziel desselben, bekennt (Luk. 18, 18 ff., bes. 22.; Matth. 5, 17.). Zudem geht Jesus über Mose hinaus auf åltere und ursprünglichere Ordnungen und Stiftungen Gottes in Ehe, Sabbat und Beschneidung zurück (Matth. 19, 8 f.; Mark. 2, 27.; Joh. 7, 22.), womit er das Gesek als Zwischenanstalt bezeichnet; und selbst Strauß hat anerkannt (Leben Jesu. I, 501. 1. Aufl.), daß in der Hinweisung Jesu auf bie von Gott beim Gefeé berudi&tigte σκληροκαρδία Ifraels,,derselbe Gedanke im Keim liegt", welchen Paulus (vóμos лαidaɣwyós) weiter ausgebildet hat. Zweitens ist die Universalität des Heils unverkennbar bezeugt in der Aeußerung über die Vielen (Heiden), welche von Morgen und von Abend kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tische siten werden, während die Kinder des Reichs ausgestoßen werden (Matth. 8, 11.; vgl. 21, 43.; Joh. 10, 16.). Drittens ist auch die evangelische Freiheit darin verheißen und angedeutet, daß Jesus es ist, der das Gesez erfüllt und seinen Jüngern eine ganz andere, viel geistigere, reinere und freiere dinaiooúvŋ zumuthet, als die der Pharisåer war (Matth. 5, 17. 20.); als ein Beispiel der von Jesu angedeuteten evangelischen Freiheit dürfen wir das Verhalten zum Sabbat an=

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führen, wie der Herr es Mark. 2, 27 f. auseinanderseht: ,,der Mensch um des Sabbats willen" das ist die knechtische, gefeßliche dixaιóóóvn,,,der Sabbat um des Menschen willen" das ist die kindliche, freie dinaloovvy der Jünger Jesu, welcher Herr auch des Sabbats ist. Wir schließen mit den Worten des seligen Neander (über die christliche Sonntagsfeier. Deutsche Zeitschrift, 1850, 26. S. 204.):,,Gewiß hat Paulus nichts Underes gethan, als die göttliche Wahrheit, welche dem Keim nach in den Worten, die Christus auf Erden gesprochen, schon enthalten war, nur noch in prophetischer Verhüllung, zum klaren Bewußtseyn zu entwickeln, wie dieß als Geschäft des heil. Geistes durch die Apostel von Christus selbst (Joh. 16, 13. 25.) bezeichnet worden.“

2.

Ueber die Lage von Bethel,

und über den Gebrauch von

Rama und Gilgal by und in geo7

graphischer Hinsicht im A. E.

Von

K. H. Graf,

Éicent. d. Theol., Prof. an der kön. Landesschule in Meißen.

In den Biblischen Studien von Geistlichen des Königreichs Sachsen, Jahrg. 2. (1843), S. 127 ff., hat Thenius zu beweisen gesucht, die gewöhnliche Annahme, nach welcher Bethel ungefähr vier Stunden nördlich von Jerusalem an der Stelle gelegen haben soll, wo seine Ueberreste in dem heutigen Beitîn von Robinson wieder erkannt worden sind, sey falsch und man müsse das

südwestlich von Seilun (Silo), südlich von Lubban (Lebona), in unmittelbarer Nähe von beiden gelegene Singil für das alte Bethel halten. Diese Ansicht hat Thenius seitdem auch in seinem Commentar zu den Buch. d. Könige (f. zu 2 Kön. 2, 1.) mit Berufung auf jenen Auffah festgehalten. Muß aber dagegen schon das bestimmt widersprechende Zeugniß des Eusebius und Hieronymus, auf welchem die gewöhnliche Annahme beruht, gegründetes Bedenken erregen, so scheint sich mir aus der Erwägung der dahin einschlagenden Stellen des A. T. die Unhaltbarkeit der thenius'schen Ansicht unzweifelhaft zu ergeben.

Während von Silo nach dem Eril keine Rede mehr ist, sehen wir, daß Bethel fortbesteht; es wird von Benjaminiten wieder bewohnt (Esra 2, 28.; Neh. 7, 32.); Eu: sebius bemerkt in seinem Onomastikon an zwei Stellen, daß es noch vorhanden sey: ktɩ võv μévei, und: Baidǹ'λ nai vvv kotɩ xóun, und fügt zweimal hinzu, es liege ungefähr zwölf römische Meilen von Jerusalem, links von der Straße von Sichem dahin, also in der Entfernung, in welcher Robinson den Flecken Makrun oder Beitîn fand. Bei Josephus wird Bethel Ant. Iud. XIII, 1, 3. in der Makkabderzeit neben Jericho, Emmaus, Bethhoron u. a. unter den Städten erwähnt, welche Bakchides um Jerusalem herum befestigte, und Bell. Iud. IV, 9, 9. nennt er Bethel mit dem auch Joh. 11, 54. erwähnten Ephraim zusammen als noλixvia; jene Stelle aber, so wie die weni gen Andeutungen, die sich für die Lage des Städtchens Ephraim vorfinden (f. Winer, Realm. S. 334.), führen in die Gegend, in welcher Bethel nach Eusebius liegt, und nach dem Itiner. Hieros. lag Sichem 28 Meilen von Bes thel, was auch wieder mit der von Eufebius angegebenen Lage übereinstimmt. Von einem andern Bethel weiß Eu sebius nichts, dieses sieht er als die alte, durch ihr Heilig thum bekannte und vielfach erwähnte Stadt an, ob mit Recht oder Unrecht, lassen wir noch dahingestellt; jedenfalls

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