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Gedanken und Bemerkungen.

1.

Ueber Zweck und Veranlassung des ersten
Thessalonicherbriefs.

Von

D. R. A. Lipfius.

Wenn es als ein Hauptverdienst der durch Baur begründeten neuen kritischen Schule betrachtet werden muß, daß sie die historische Situation, aus welcher die ältesten christlichen Documente und die neutestamentlichen Schriften insbesondere hervorgegangen sind, sorgfältiger, als bisher geschehen, zu erforschen suchte, so ist dem ersten Thessalonicherbriefe von allen diesen Arbeiten bisher am wenigsten zu Gute gekommen. Denn außer Baur selbst, welcher im Paulus auch diesen Brief in den Kreis seiner Erörterungen gezogen hat, hat noch Niemand denselben einer genauern kritischen Prüfung gewürdigt. Der Grund hiervon ist wohl einmal darin zu suchen, daß unser Brief eine vergleichungsweise geringe dogmatische Ausbeute gewährte, sodann aber auch darin, daß er für die neuerdings so vielseitig besprochene Frage über das Verhältniß des Judenchristenthums und des Heidenchristenthums im apostolischen und nachapostolischen Zeitalter so wenig Anhaltspuncte darzubieten schien, welche seine genauere Prüfung erheischt hätten. Baur selbst, der noch am meisten auf die Besprechung des Briefes eingegangen ist, faßt sein Urtheil über ihn mit den Worten zusammen, daß es in der ganzen Sammlung

der paulinischen Briefe keinen gebe, welcher allen, andern in Hinsicht der Eigenthümlichkeit und Gewichtigkeit des Inhalts so sehr nachstehe, als der erste Thessalonicherbrief a). Und in demselben ungünstigen Vorurtheile ist wohl auch der Grund zu suchen, warum unser Brief von den Kritikern und Exegeten aller Farben so auffällig vernachlässigt worden ist. Allerdings hat auf den ersten Anschein der Vorwurf der Unbedeutendheit und geringeren Planmäßigkeit, den man so ziemlich allgemein dem Briefe gemacht hat, eine nicht abzuleugnende Berechtigung. Allein mir scheint, als ob auch wieder umgekehrt die geringe Aufmerksamkeit, welche man bisher unserm Briefe geschenkt hat, den größten Theil der Schuld davon trage, daß man seinen Plan und seine historische Situation bisher wenig oder gar nicht durchschaut hat b). Und von diesem Standpuncte aus betrachtet, ist die von Baur ausgesprochene Verwerfung seiner Echtheit die gerechte Strafe, welche die geringe Sorgfalt der Ausleger getroffen hat. Wir wollen unferer= seits den Versuch wagen, die lange niedergelegte Untersu= chung aufs Neue aufzunehmen, und wenn wir hierbei zu einem von Baur abweichenden Urtheile über die Echtheit des Briefes gelangen, so wird uns wenigstens der Tadel nicht berühren können, daß wir auf die gewöhnliche apologetische Manier hier und da den baur'schen Ausstellungen etwas erwidert hätten, ohne doch diese Ausstellungen in ihrer Gesammtwirkung zu berücksichtigen.

Faffen wir unser Urtheil in einem Worte zusammen, so ist es dieses, daß man bisher die polemischen Spuren

a) Paulus, S. 480.

b) Mit einziger Ausnahme des scharfsinnigen Forschers Ritschl, in seiner Recension von Baur's Paulus, hall. allg. Literaturz. 1847, Nr. 125. Leider hat aber Ritschl nur Andeutungen gegeben, die die neuern Ausleger des Briefes nicht zu beachten verstanden.

gegen den Judaismus, welche der Brief in reicher Zahl darbietet, noch lange nicht in das gehörige Licht gestellt hat.

Der Brief hebt nach auch sonst bekannter paulinischer Weise mit einer Danksagung gegen Gott an für das glückliche Gedeihen der thessalonicensischen Gemeinde. Specieller wird 1, 4 ff. der segensreiche Erfolg seiner apostolischen Wirksamkeit unter den Thessalonichern hervorgehoben. Die geflissentliche Art und Weise, mit welcher dieser Gedanke bis in die Mitte des zweiten Cap. (bis 2, 12.) fortgespon= nen wird, ist schon von Baur mit Recht bemerkt worden. Eben dieß scheint aber eine besondere Veranlassung zu er heischen, wenn anders nicht Baur recht behalten soll, welcher hierin nur eine aus der Apostelgeschichte oder aus einer andern Quelle genommene gedehnte Auseinandersehung von Dingen findet, welche den Thessalonichern doch ohnehin schon bekannt seyn mußten a). Allein diese geflissentliche Auseinanderseßung erklärt sich sehr natürlich, wenn wir annehmen, daß die apostolische Würde des Paulus angegriffen oder wenigstens bedroht war. Als das beste Zeugniß für seinen apostolischen Beruf betrachtet Paulus aber auch anderwärts, (vgl. 1 Kor. 9, 2.; 2 Kor 3, 2.) den gedeihlichen Zustand des christlichen Lebens innerhalb der von ihm gestifteten Gemeinden selbst. · - Die von Baur b) mit Recht beachtete Recapitulation von Dingen, welche den Lesern schon bekannt waren, die immer wiederkehrende Formel ihr wißt ja“, „ihr erinnert euch" u. f. f. (1, 4. 2, 1. 2. 9. 11. 3, 3. 4. 4, 2.) kann gerade vom Verfasser im Interesse persönlicher Vertheidigung beabsichtigt seyn. Dieß wird besonders wahrscheinlich durch 1,5.: οἴδατε, οἷοι ἐγενήθημεν ἐν ὑμῖν δ' ὑμᾶς. Sieburd soll aufmerksam gemacht werden auf die Art und Weise seiner apostolischen Verkündigung, speciell auf die heilige

a) a. a. D. G. 481.

b) a. a. D. S. 481.

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