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wenigstens theilweise und annähernd, zu erheben? Seld Ihr Seulinge in der Welt, oder find Eure Erfahrungen von so anglücklicher Art, daß Ihr nicht wahrnehmen konntet, wie dem Sittlich – Guten, eben weil es dieß ist, alle Tage millionenmal thatsächlich Anerkennung und Bewährung zu Theil wird, auf eine Weise, die nur der Alwissende schaut und billigt? Daß die Menschheit, auf den richtigen Standpunct versezt, immer bereit ist, dem Vortrefflichen und Heiligen nicht bloß das Ihrige, sondern sich selbst zum Opfer zu bringen? indem auch das, was Ihr mit Recht als Verderben bezeichnet, den Stachel zur Überwindung seines unseligen Zustandes in sich trägt, anderntheils aber das Gute nicht ohne Sorgsamkeit, Entschluß und Kampf sich gelten macht? Was verlangt Ihr mehr, wo Ihr auf Freiheit haltet? Und endlich: mögt Ihr Euch überreden, daß wahre Tugend anders, als für die Ewigkeit, angelegt sei? Daß ohne Glauben an eine persönliche Fortdauer vollendete, reine Sittlichkeit, die immer individuell bleibt und in einer persönlichen Grundlage wurzelt, Bedeutung habe? Vergänglichkeit sehen wir überall nicht. Es ist zu Viel gesagt mit diesem Wort. Wir erblicken nur Veränderung. Aber das Wandelbare ist noch kein Nichtiges. Es ist ein unbesonnener Sprung, der gemacht wird, von dem Was zum Nichts. Den Übergang von dem ersten, das gegeben ist, zum zweiten, das nicht ge= geben ist, könnte nur die Almacht bewirken, welche, weil sie eine göttliche ist, am Wenigsten berechtigt zu so wunderlicher Annahme."

§. 5. Der religiöse Glaube bedarf des strengen Wissens nicht, oder, richtiger gesprochen, er ist über das jeweilige Wissen einer Zeit allemal hinaus. Demgemäß würde zwischen dem Glauben und Wissen nimmer ein Widerstreit ausbrechen, vielmehr könnte jener in seiner Welt frei und unbeeinträchtigt wohnen, wenn er nicht selber theils ein überkommenes eigene Wissen in sich trüge, theils ein neues, oder doch um= gestaltetes Wissen immer frisch aus sich erzeugte und, mit Berücksichtigung des weltlichen Wissens, zur Wirklichkeit brächte. Denn obgleich der religiöse Glaube die Subjectivi= tat seiner Gemüthsstimmungen, wie seines Wissens und Thuns,

weder verleugnen kann, noch mag; so ist er doch kein müßiger Prunk und Auswuchs des Geistes; sondern einerseits fich auf die Objectivität des weltlichen Wissens stüßend, anderseits eine höhere Objectivität der eigenen Wahrheiten in Anspruch nehmend und bewährend, greift er in die gegebene Welt ein, um diese mit seinen Lehren in Einklang und dadurch in Beziehung zu einer überschwenglichen nicht gege= benen Welt zu bringen. Eine Wechselwirkung zwischen dem gläubigen Wissen und dem strengen Wissen, welches leytere ganz und gar auf dem Gegebenen der gegenwärtigen Welt ruht und sich innerhalb der Schranken desselben sorgsam hält, kann darum nicht ausbleiben. Macht das Wissen im Glauben sein übernatürliches höhere Princip als ein im eigentlichen Sinne gegebenes gelten; so verfährt das strenge weltliche Wissen mit dem Glaubenswissen nach dessen eigenen Zugeständnissen, und es wird nicht fehlen, daß die Unhaltbarkeit also gerüsteter Ansprüche sich herausstellt. Übersieht dagegen das weltliche Wissen seinestheils die ihm gesteckten Grenzen, indem es selbstgenügsam nur sich anerkennt und stehen läßt; so greift es in die Rechte des Glaubens und erfährt von diesem einen Gegenstoß. Auf solche Weise entsteht der Kampf des Glaubens mit dem Wissen, von welchem die Geschichte Zeugniß giebt. Jederzeit geht der Glaube über das Wissen hinaus, während er in die Einheit alles Wis= sens zusammengefaßt und darnach gerichtet wird, so doch, daß die Grenzen des Wissens kraft des Glaubens stets wieder überschritten werden. So gleicht das Verhältniß des Glaubens und Wissens dem Verhältniß einer Curve zu ihrer Asymptote: keins ist ohne das andere, und dennoch nicht eins das andere; beide in einer nothwendigen Beziehung, in's Unendliche wachsend und sich nähernd, ohne jemals zusammenzufallen. Oder leistet die Transscendenz der religiösen Begriffe, was die Immanenz derselben, für die gegenwärtige Welt, offenbar versagt? -Durch die Wechselwirkung zwischen Glauben und Wissen erhält sich der Glaube in seiner Reinheit, Kraft und Wahrheit, das strenge Wissen aber in der eigenen, obgleich beschränkten Gewißheit. Die Grenzen des Wissens und die Berechtigung des Glaubens begriffsmäßig

zu bestimmen, ist die Aufgabe der Religionsphilosophie.

§. 6. Wie der religiöse Glaube, hat auch das speculative Wissen, das ein strenges sein will, seine objective und fubjective Seite. Gelang es der Speculation, die Principien beider Seiten in ihrem Gegensag und Zusammenhang als verläßliche Erkenntniß darzulegen, so war die Welt des Wissens von der Welt des Glaubens gesondert. Darauf drängte der Glaube mit seinen Ansprüchen an das Wissen. Begriffs= mäßige Scheidung beider Welten war die ausgesprochene Aufgabe der kritischen Philosophie, das Ergebniß aber dieß, daß die Welt der Erscheinung oder Vorstellung eine Welt des Wissens abgebe, über welche hinaus dem Glauben ein offenes freie Gebiet unbenommen bleibe 1). Für eine Eonderung der Art hatten bereits andere Philosophen mitgewirkt. Locke und Leibniz find die eigentlichen Vorgän= ger Kant's, dessen Bekanntschaft mit Locke Hume entweder bloß vermittelt, oder höchstens die Aufmerksamkeit des großen Denkers auf die Unzulänglichkeit und Einseitigkeit des Socke'schen Empirismus geschärft hat.

1) Kr. d. r. V. S. XVI. ¿¢.

§. 7. Locke faßte vor Kant den Gedanken einer Bestimmung des Ursprungs, der objectiven Gewißheit und des Umfangs oder der Grenzen der Erkenntniß. Davon zeugt die Ausführung seines berühmten noch immer nicht gehörig gewürdigten Werks über ten menschlichen Verstand, und die Einleitung zu demselben spricht das Vorhaben geradezu aus 1). Was den Ursprung der Erkenntniß betrifft, so giebt es, nach Eecke, keine sogenannte angeborene oder ursprüngliche Begriffe a priori, mittelst deren es möglich wäre, höhere Gewißheit, als welche die Erfahrung in der unmittelbaren Evidenz gegebener Begriffe darbietet, zu erwerben, oder die Erkenntniß davon selbstständig zu erweitern 1). Von Grundsägen, wie von dem Sahe der Identität und des Widerspruchs wissen Kinder, wilde oder unkundige Leute nichts: soll das Angeborensein derselben soviel bedeuten, als, daß man durch Vernunft von ihrer Giltigkeit Kenntniß mhme, so finde das bei aller Wahrheit statt, die, nur im

Wege der Vernunftthätigkeit gewonnen, mit gleicher Überzeugung behauptet werde, wie jene: sollte aber jede Wahrheit aus Grundsägen abgeleitet sein, und fich auf solche stüßen, so müßten die Grundsäge ihrer eigenen Entdeckung schon voraufgehen, was ungereimt ist 3). Die Grundsäße. der Einerleiheit und Verschiedenheit haben keinen Inhalt; wird dieser gegeben, dann bedarf es zur Einsicht in die Iden= tität und Nichtidentität desselben der Grundsäge nicht: daß Süß nicht Bitter, Weiß nicht Schwarz, jedes Ding das ist, was es ist, 2+2=4 und dergl. begreift das_Kind_und der rohe Mensch schlechthin, sobald sie die Dinge und Worte verstehen. Sind die Grundsäße angeboren, muß folgerecht angenommen werden, daß alle Begriffe und Urtheile, in welchen sie erkennbar, ebenfalls angeboren seien, also alle Vorstellungen von Farben, Tönen, Figuren wc. 4). Wie von theoretischen, gilt das Nämliche von practischen Grundsäßen; fie find ebensowenig angeboren 5). Auch der Gottesbegriff ist es nicht 6). Vielmehr bilden sich aus besonderen und einzelnen Begriffen höhere und höchste Allgemeinheiten; jene find Jedermann klar, diese nur den im Abstrahiren Geübten. Was hat also das Allgemeine ohne das Individuell-Gegebene für eine Bedeutung? 7) Unsere Vorstellungen gründen fich theils auf Empfindung äußerer Gegenstände, wie die Vorstellungen von finnlichen Beschaffenheiten, theils stammen fie aus der Reflerion über innere Geistesthätigkeiten, wie die Begriffe vom Vorstellen, Denken, Zweifeln, Glauben, Schließen, Erkennen, Wollen. Diese doppelte Quelle giebt den Grundstoff des Vorstellens her, der in alle Gedanken und Begriffe eingeht, und den sie nimmer verleugnen können 8). Der Verstand hat für all sein Thun keine andere Gegenstände, als seine Vorstellungen 9). Wahrnehmen verhält er sich leidend 10), durch Unterschei= den, Trennen, Verbinden des eingesammelten Vorraths ein= facher Vorstellungen selbstthätig 11). Einfach find alle Vorstellungen, die, sei es durch äußere Empfindung oder durch innere Reflerion gewonnen, sich nicht weiter auflösen lassen 12). Dichtheit, Ausdehnung, Größe, Gestalt, Bewegung, Ruhe, Zahl, find einfache objectiv gegebene Vorstellungen,

Beim

weil fie, ob man sie wahrnehme oder nicht, den Körpern blei= bend anhaften 13). Farben, Töne, Geruchs-, Geschmacks-, Gefühlsempfindungen find einfache subjective Zustände des Auffassenden, indem sie auf einem veränderlichen Verhält= niß desselben zu den Körpern beruhen, in welchen eine nicht näher bestimmbare Kraft oder Fähigkeit vorhanden ist, der= gleichen relativ wandelbare Erregungen zu bewirken 14). Kräfte nennt man diejenigen Eigenschaften der Dinge, vermöge deren fie in anderen Dingen Veränderungen þervor= bringen: Kräfte find lediglich Verhältnißbegriffe, ohne objective Bedeutung 15). - Alle zusammengesezte Vorstellun= gen lassen sich auf Modi, Substanzen und Verhältnisse zurückführen 16). Raum, Dauer (Zeit), Zahl, Bewegung find bloße Modi (simple Modes). Der Begriff des bloßen Raums ist der Begriff von einem solchen Modus, vermöge dessen nichts Widerstand leistet oder bewegt wird, in welchem aber aller Widerstand und alle Bewegung vor sich geht 17). Seine Theile sind unzertrennlich und stetig zusammenhangend; desgleichen unbeweglich. Darum ist er auch kein Körper; denn dieser ist theilbar, befißt Dichtheit und übt Widerstand gegen die Bewegung; nicht so der Raum: Raum und Körper find wesentlich verschiedene Begriffe. Dennoch giebt es einen leeren Raum, wie die Möglichkeit der Eristenz der Körper und deren Bewegung beweist. Ob er Substanz oder Accidenz, bleibt solange unentschieden, als es an einem bestimmten Begriff von dem, was man Substanz nennt, mangelt 18). Überhaupt ist sein Begriff so ein= fach, daß er nur im Wege der Erfahrung, durch Gesicht und Gefühl, kann erworben werden 19). Unermeßlichkeit, Figur, Ort find Modificationen des Raums, oder frei durch Selbstthätigkeit des Vorstellens daraus zusammengesezte und unterschiedene Gebilde 20). Dauer ist der Grundbegriff der Zeit. Er entsteht durch Reflerion auf die Folge unserer Vorstellungen, während andere beharren 21). Mit der äußeren Bewegung hat die Dauer unmittelbar nichts zu thun, oder hangt zunächst nicht von ihr ab; sondern sie wird durch jede einförmige und regelmäßige Folge von Vorstellungen bestimmt, welche ihr zum Maaßstab dient. Die

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