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theoretische, der gegebene Widerspruch des Ich, und die Verlegenheit und Noth, in welcher fie fich dabei befindet, wird ihr zur Moral. Die Moral spricht vielmehr: Hütet Euch vor Verlegenheiten!

1) W. . S. 263 fl.

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§. 199. Alle Bewegungen der W. L. gehen auf den Begriff des Seins als einer reinen Segung (§. 150 fl.), sammt der begriffsmäßigen Beziehung des Rein-Gefeßten mit dem vielgespaltenen wandelbaren Dasein der wirklichen Erscheinungen. Die W. L. kennt den Begriff der reinen Sehung, hält ihn jedoch nicht fest. Fichte sagt: Nach der äußersten Strenge genommen ist das Bild des absoluten Ich ein mathematischer sich selbst durch sich selbst constituirender Punct, in welchem keine Nichtung und überhaupt nichts zu unterscheiden ist; der ganz ist, wo er ist, und desen Inhalt und Grenze (Gehalt und Form) Eins und ebendasselbe ist 1). Dieß ist der Begriff des ReinGesezten. Was Fichte Form nennt, ist der Begriff der reinen Schung, was Gehalt, ist die Qualität, welche gesezt wird (§. 37). Aber dann ist das absolute Jch kein Jch. Im Jch liegt Differenz und Widerspruch! (§. 197 fl.). Das nämliche Bedürfniß der reinen Schung und einer Bestimmung der Wissenschaft durch sie macht sich in allen Fichte'= schen Werken gelten. So heißt es anderwärts: Das Sein als Sein, und bleibend Sein, keinesweges aber etwa aufgebend seinen absoluten Charakter, und mit dem Dasein (der Erscheinungswelt und deren Wandelung) sich vermengend und vermischend, soll dasein 2). Desgleichen wird richtig gelehrt, daß das Sein sich nicht verwandele auf dem Übergang zum Dasein, und daß ebensowenig eine Kluft, oder Trennung, oder des etwas, zwischen beiden liege 3). Woher nun doch die Mannigfaltigkeit in dem an sich einfachen Єcin? Hier fehlt die Antwort. Der absolute Begriff ist wol der eigentliche Weltschöpfer 4), aber er begreift_sich_lei= der selber nicht; vermöchte er nur, bekennt Fichte, sich zu begreifen, so vermöchte er ebensowohl das Absolute zu begreifen; denn in seinem Sein jenseits des Vegriffs ist er das Absolute selber (§. 34).

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S. 200. Im Kampf mit dem reinen Sein ist Fichte untergegangen. Gelang es nicht, dasselbe zu bewältigen, so war auch weder die Vorstellung, noch das Ich, oder irgendetwas von dem, was an Vorstellung und Ich haftet, erklärt und begriffen. Obgleich die W. L. auf Deduction der Vorstellung gestellt ist, spricht sie dennoch gegen sich selbst, wenn fie sagt: Lediglich aus absoluter Spontaneität erfolgt das Bewußtsein des Ich; durch kein Naturgefeß, und durch keine Folge aus dem Naturgeseße, sondern durch absolute Freiheit erheben wir uns zur Vernunft, nicht durch Übergang, sondern durch einen Sprung 1). Das heißt, fürwahr, scheu auf Begriffe verzichten und ein fruchtloses Spiel mit Sprüngen treiben, wenn man, angeregt durch die Probleme der Erfahrung, auf deren Lösung ausgeht, und gleichwol den Entschluß faßt, nicht zu erklären! Bewußtsein, Ich, Freiheit, Vernunft find Vorstellungen; ohne Vorstellen ist kein Denken und Begreifen derselben, keine Thätigkeit in Beziehung auf fie, möglich: was will es also bedeuten, die Möglichkeit der Vorstellung darthun, ohne daß dabei von jenen höchsten und wichtigsten unter allen Vorstellungen und Begriffen die Rede sei, sie vielmehr durch einen Handstreich, völlig blind und begrifflos, sollen erhascht werden? Aber Fichte fügt hinzu: Darum muß man in der Philosophie noth= wendig vom Jch ausgehen, weil dasselbe nicht zu deduciren ist; und darum bleibt das Unternehmen der Materialisten, die Äußerungen der Vernunft aus Naturgesehen zu erklären, ewig unausführbar 2). Gewiß! Wie das gleiche Unternehmen der Spinozisten und absoluten Idealisten; denn beide ziehen mit jenen in nämlicher Richtung dahin.

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§. 201. Welche Anstrengungen Fichte machte, um die boch und steil gelegene Burg des reinen Seins, weil der fichere, aber verhüllte Steig, der hinaufführt, seinen Blicken verborgen blieb, zu erklimmen, dafür geben die nachgelassenen Werke dieses Philosophen einen auffallenden Beleg. Hier half keine Fünffachheit statt der Dreiheit der Subject-Ob

jectivität, indem nämlich ein subjectives und ein objectives Subject Object unterschieden und deren Identität geseht wurde 1); es half keine Quantitabilität und Refleribilität, kein Projiciren, Principiiren, Intuiren, kein Licht und keine absolute Sehe und dergl.—: alle diese Begriffe find verlorene Posten, welche der Feind, das reine Sein, schonungslos über den Haufen rennt. Zugestanden mußte werden, daß, wie aus der Einheit, als bloßen reinen Einheit, ein Ansich und Nicht-Ansich folge, sich nicht erklären lasse 2); daß die Freiheit sich von dem Absolut - Realen losreiße, und durch kein anderes Gesez, als ein Soll, mit demselben zusammenhange 3); daß es kein Begreifen gebe, als das Bild des Begriffs in dem Bilde des Ich, als dessen Accidens, zu ihm, als seiner Substanz 4), was so viel heißt, als, daß der Begriff ein absoluter Unbegriff, der Widerspruch ein Princip des Lebens ist, indem das Princip des Bildens zwischen die absolute Einheit des Seins und den Wandel als vereinigen= des Glied in die Mitte tritt, auch als Eins, aber eben das Mannigfaltige und den Quell deffelben eröffnend 5). Fichte's Speculation ruht in dem Nachlaß weit und breit auf dem Sande: der Leser, wie weiland der Zuhörer, muß dürre Steppen durchwandern, und fich's, um den aufgereg= ten Durst nach Belehrung einigermaaßen zu stillen, an der häufig wiederkehrenden Versicherung einer Klarheit und Vollständigkeit, wie sie nie zuvor erreicht worden, und auch nicht weiter zu überbieten sei, genügen lassen.

1) J. G. Fichte's Nachgelassene Werke B. II. und anderwärts. 2) ib. S. 203. 3) ib. S. 432.

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S. 356

4)

§. 202. Schon die ältere W. L. sucht eine höhere Realität, als die unmittelbar anschauliche der wirklichen Erscheinung, und findet sie in der Moral. Wenn, sagt Fichte, die W. C. doch eine Metaphyfik als vermeinte Wissenschaft der Dinge an sich haben sollte, und eine solche von ihr gefodert würde, so müßte fie an ihren praktischen Theil verweisen; dieser allein redet von einer ursprünglichen Neafität; und wenn die W. L. gefragt werden sollte: Wie find denn die Dinge an sich? so könnte sie nicht anders antworten,

als: So, wie wir sie machen sollen 1). Dem gegenüber lehrt die W. L. anderwärts vom Ich: Sich selbst seßt das Ich schlechthin, und ohne allen weiteren Grund, und es muß sich sehen, wenn es irgendetwas Anderes sehen soll; denn was nicht ist, kann nichts seßen 2). Also, da das myralische Schen oder Handeln ein durch das Ich geseztes ist, so muß die Wissenschaft, unabhängig vom praktischen Sehen, mit dem Sein des Ich in's Reine kommen können, woher dann theoretische und praktische Philosophie verschiedene Wissenschaften wären. - Auch in den späteren Werken Fichte's tönt das praktische Element als Hauptsache überall hindurch und verhilft der Theorie zum Ansehen. Die W. L., heißt es, soll eine Wegbahnung zur Sittlichkeit sein, eine klare Kunst des Sittlichwerdens, und das ist ihre höchste Bestimmung 3). Freilich schreibt sich von Fichte's Vorgang (§. 197 fl.) das groteske Unterfangen her, Moral auf Widersprüche zu bauen, was, wenn nichts Schlimmeres, so doch nichts Besseres ist, als edele Früchte unter dem Unkraut suchen. Leset man auch Trauben von den Dornen? und sammelt man Feigen von den Disteln?

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1) W. L. S. 275. 2) ib. S. 228.-3) Nachlas B. II. S. 491.

Zweites Capitel.

Die Sittenlehre.

§. 203. Wie die besondere theoretische W. L. nichts thut, als daß fie den Begriff der Vorstellung, den die gesammte W. E. deducirt, durch Empfindung und Anschauung in Raum und Zeit näher bestimmt, also eine weitere Entwickelung des allgemeinen Begriffs des Wissens ist 1); in dem nämlichen Verhältniß steht die Fichte'sche Sittenlehre zum praktischen Theil der gesammten W. L. Die Sittenlehre ist nur eine umständlichere Ausführung der Grundbegriffe der W. L., und kann ohne diese nicht gehörig verstanden werden. Es ist dasselbe Ich, welches sich als theoretisch und praktisch offenbart, nur angesehen von ver

fchiedenen Seiten, theils als finnlich beschränkt zufolge eines Naturtriebes, theils als bestimmt durch einen reinen Trieb. Beiden Trieben liegt ein Urtrieb zu Grunde, nämlich jene qualitätslose, aber quantitativ bestimmbare Thätigkeit (§. 194), die als solche schlechthin ist, was sie ist 2). Der Urtrieb spalter sich in sich selbst, und wird reell und ideell für die Erscheinung, ohne daß er davon absteht, auf Einheit auszugehen. Auf diese innige Verbindung der theoretischen und praktischen Philosophie seht Fichte einen Werth, und spricht den Ruhm derselben zum Öftern nachdrücklich aus. Er sagt: Mein Trieb als Naturwesen, meine Tendenz als reiner Geist, sind es zwei verschiedene Triebe? Nein, beides ist vom transscendentalen Gesichtspunct aus Ein und derselbe Urtrieb, der mein Wesen constituirt; nur wird er angesehen von zwei verschiedenen Seiten: nämlich ich bin Subject-Object, und in der Identität und Unzertrennlichkeit beider besteht mein wahres Sein: erblicke ich mich als durch ` die Gefeße der finnlichen Anschauung und des discursiven Denkens vollkommen bestimmtes Object, so wird das, was in der That mein einziger Trieb ist, mir zum Naturtriebe, weil ich in dieser Ansicht selbst Natur bin; erblicke ich mich als Subject, so wird es mir zum reinen geistigen Triebe, oder zum Gefeße der Selbstständigkeit: lediglich auf der Wechselwirkung dieser beiden Triebe, welche eigentlich nur die Wechselwirkung Eines und ebendesselben Triebs mit sich selbst ist (§. 192), beruhen alle Phänomene des Ich: so wird zugleich die Frage beantwortet, wie so etwas ganz Entgegengesettes, als die beiden Triebe find, in Einem Wesen, das absolut Eins sein soll, vorkommen könne; beide sind auch in der That Eins, aber darauf, daß sie als verschiedene erscheinen, beruht die ganze Ichheit; die Grenzscheidung zwischen beiden ist die Neflerion 3). Nun fürwahr, die Reflerion ist der böse Dämon, der Widersprüche in die Welt sezt!

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§. 204. Fichte's Sittenlehre wankt daher immitten der Subject - Objectivität nach entgegengeseßten Richtungen, in

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